Ich glaube je länger die Texte werden, desto größer wird das Missverständniss. Die Texte habe ich mir mehrfach durchgelesen und sehe das so, dass Ihr im Großen und Ganzen derselben Ansicht seit.
Oder ich seh nicht mehr durch :-)
Gruß Giesbert
@ Torsten:
Also wenn ich ein Bild betrachte, mache ich es eigentlich immer aus dem Bauch heraus, emotional. Und da gibt es Bilder - wie dieses - da ist es Liebe auf den ersten Blick. Erst als zweiten Schritt fange ich an zu analysieren, ob es auch technisch ok ist - Tonwerte, Farben usw. Dieses aus dem Bauch heraus ist aber immer auch mit den Informationen und Erfahrungen verknüpft, die sich im Kopf befinden. Nun kenne ich das Objekt dieses Fotos sehr gut, wie schon weiter oben gesagt, habe ich die Website des Gasthofes Lichtenhainer Wasserfall gestaltet (dort kann man sich auch das Umfeld anschauen, in dem sich der Wasserfall befindet). Der Lichtenhainer Wasserfall ist ein traditionelles Ausflugsziel für die Dresdner, also an Wochenenden rettungslos überlaufen (meistens jedenfalls). Der eigentliche Wasserfall befindet sich hinten in einer Art kleiner Schlucht und wird durch Ziehen eines Wehrs gebildet - also eigentlich eine Jahrmarktsrummelszene. Licht ist dahinten auch nur zu bestimmten Tageszeiten. Also man hat ca. 30 sek, umgeben von Bockwurst kauenden Touristen und vor die Linse wuselnden Kindern, um das Spektakel festzuhalten. Dann muß man warten, bis das Wehr wieder voll ist.
Wenn man dieses Umfeld nicht kennt, sondern nur dieses Foto, wird man beim ersten Anblick des Originals sicher enttäuscht sein. Auf der anderen Seite enthält es so viel träumerisches .... Es gibt ein Buch von Werner Liersch über das Elbsandsteingebirge mit dem Titel "Das romantische Gebirge", mit vielen Abbbildungen von alten Stichen und Gemälden (C.D. Friedrich, Adrian Zingg usw.). Diese Stimmung wird doch hier wunderbar getroffen. Die alten Maler haben doch auch schon die Natur verfremdet dargestellt - schau Dir nur den "Wanderer über dem Nebelmeer" von Friedrich an. Ein wunderbares Bild, aber wie stellt es die Gegend dar ? Ein Stück vom Gamrig, die Wolfsbergaussicht seitenverkehrt - wir machen das heute mit Fotoshop und Co.
Ach so - und wenn Du Deinen verregneten Ausflug ins Kirnitzschtal mal wiederholen willst, ich stelle mich gern als Reiseführer zur Verfügung.
Und dann scheue ich mich nicht, für den Gasthof (und alle Gasthöfe im Kirnitzschtal) etwas Werbung zu machen - kommt alle her, die können es gebrauchen. Erst hatten sie Ausfälle durch das Hochwasser, jetzt baut man seit Monaten die Straße durchs Kirnitzschtal. Das geht schon an die wirtschaftliche Substanz.
@Torsten
Jetzt weiß ich wenigstens wie ein blaues Bild aussehen muss, damit es dich vom Hocker haut ;-))
Manche wollen malen mit Farben und Licht, manche Natur dokumentieren wie sie zu sehen war und manche bewegen sich irgendwo dazwischen. Das wird sich wohl immer beissen, wenn anderes nicht tolleriert wird. Schlimm finde ich nur wenn jemand sagt - Da wurde 100% gepanscht, so habe ich Natur noch nie gesehen - und man den Fotografen kurzerhand als Lügner stehen läßt, ja gar noch andere mitreißt. Nicht unter diesem Bild, aber unter einigen Anderen.
Nachtrag : Meine nicht Dich damit, falls das jetzt jemand denkt :-)
@Alle
Wer als Vergleich mal eine Version ohne Blaustich sehen will, kann das doch unter PS ohne Mühe mal testen. Entweder mit Farbbalance in Richtung Gelb oder per Auto(Stimmungskiller)farbkorrektur, oder....
Hab's dann auch mal vergilbt und wie zu erwarten war sind die eisigen Träume verschwunden und für mich somit weniger interessant.
ein sehr interessantes Foto, das mit seinem "leuchtenden blauen" Wasser seinen Eindruck nicht verfehlt. Bzw. es ist das Leuchten, dass das Bild eigentlich so richtig macht. Sicher wäre es auch sonst ein sehr schönes Wasserfallbild, so ist es nun aber fast eine magische Quelle, die hier im Sternenlicht ihren Weg die Steine hinab sucht.
Hmm, wie sieht das Dia dagegen aus? Fallen da die Schatten oben links und rechts auch so ab, oder wurde dies durch den Scan verstärkt? Der Velvia ist ja so schon sehr kontrastig - den zu scannen macht eigentlich keinen Spass ;-)
Der untere Stein rechts mit seinen Flechten und Moosen scheint so gar nicht in die Komposition zu passen. Dadurch, dass er das einzig "richtig" belichtete bzw besser, hell und klar sichtbare, Grün trägt und auch sonst in Schärfe und Detailiertheit einzigartig im sonstigen Bildausschnitt gegenüber dem Restdunkel einerseits bzw die sanft leuchtende Weichheit des Wassers andererseits ist, wirkt er auf mich wie ein Fremdkörper und zieht ständig den Blick ungebührlich auf sich.
Schade auch, dass äussere Zwänge verhinderten, dass man oben den Anfang des Wasserfalles mehr in den Ausschnitt nehmen konnte.
Eine Anmerkung, die ich mir in diesem Zusammenhang nicht verkneifen kann: Wenn der Velvia knallige Farben liefert oder bei so einer Aufnahme hoffnungslos verblaut, beim Scannen absichtlich oder unabsichtlich dieser Effekt evtl. noch verstärkt wird, dann ist das ein "ehrliches Bild" und man kann sich gut dabei fühlen. Wenn ein Digitalkamerafotograf (oder Analogfotograf mit neutral zeichnendem Film, evtl. Korrekturgefiltert um ein optimales Ausgangsbild zu erhalten) dies normal fotografiert, und hinterher in Photoshop das Bild wieder blau macht und die Gradationskurve aufsteilt, ist das ein"gefaktes Bild" und der Fotograf könnte ja ohne EBV nicht mal ein Passfoto in Automatenqualität machen ;-)))
Nichts gegen Dich oder dieses Bild im speziellen, Sandra. Nur mal wieder Anlass für mich, daran zu erinnern, dass das Ausgangsmaterial weder Bild noch Fotografen besser oder schlechter macht. Wesentlich ist immer die Gestaltung und die Aussage des fertigen, präsentierten Bildes nach der Intention des Fotografen.
Wenn der meint, er müsse z.B. (nur ein Beispiel) die Bereiche oben links und rechts neben dem Wasserfall zeigen, weil es das ist, was er entweder gesehen hat, und nur der hart zeichnende Velvia nicht rüberbringen konnte, oder was er gerne zeigen möchte - ja, dann hat er alle Optionen. Er könnte einen Negativfilm wählen, der einen hohen Kontrastumfang hat und diesen entsprechend scannen und weiterbearbeiten. Er könnte evtl. s/w aufnehmen mit dem Zonensystem und einen exakt kontrollierten Print anfertigen, wo er Papiergradation, Tonung Entwicklungsdauer etc. genau auf das gewünschte Ergebnis abstimmt, Teilbereiche bei der Entwicklung abwedelt etc. Oder er könnte zwei Dias aufnehmen, eins für die Lichter und eins für die Schatten, und es im Rechner kombinieren. Oder er nimmt direkt die Digitalkamera und macht dies. Oder er wartet einfach einen sehr bedeckten Tag ab damit die Schatten nicht ganz so hart sind oder irgendeine Kombination von alledem. Und wie der aufmerksame Leser festgestellt hat, sind entsprechend gewünschte Ergebnisse über verschiedene Wege möglich und nicht davon abhängig, ob digital gearbeitet wird oder nicht.
Und ein Bild stellt niemals die absolute "ehrliche" Wahrheit dar, auch wenn es auf Diamaterial aufgenommen wurde. Durch Standpunkt, Ausschnittwahl, Belichtung und Filmmaterial sowie Scanumsetzung kann ja, wie man hier sehr schön an einem gelungenen Beispiel sieht, die "wahre" Zivilisationsumgebung ausgeblendet werden, kompositionsstörende Details im Dunkel gelassen werden und profan spritzendes Wasser in märchenhaften Zauber verwandelt werden.
Nicht, dass mir jetzt jemand ein Strick aus dem letzten Absatz dreht, und meint, "jaja, so muss man's machen, diese Digital und PS-Fuzzis können sowas nämlich bei der Aufnahme nicht und müssen's am Rechner hinbiegen" ;-)
Selbstverständlich geht nichts über sauberes Ausgangsmaterial und sauberes Gestalten vom Start weg. :-)
Das nur mal so am Rande, von jemandem, der zwar auch kein Meisterfotograf ist, der aber schon lang genug fotografiert, um zu wissen, dass Abwedeln, Filtern und Kontrastwahl nach Gusto (entweder durch Film- oder Papierwahl) schon vor der Erfindung des Computers für "ehrliche" und faszinierende Fotos genutzt wurde und allein die Tatsache, dass man heutzutage komplett im Computer arbeitet, am Ergebnis und den Arbeitsgängen im Prinzip nichts ändert.
Ohoh, da hab' ich ja die Besprechung des Bildes thematisch etwas verlassen. Naja, irgendwie müssen wohl solche Bilder und latente Diskussionsansätze bei mir alle paar Wochen ein mentales Kopfschütteln abbauen.
Ein mentales Kopfschütteln; ausgelöst durch immer wieder zu findende, eher durch Unkenntnis über grundlegende fotografische Techniken gekennzeichnete, diffuse Abwertung von Bildern oder Fotografen bei denen EBV vermutet werden.
Zeugnisse (kurze Auswahl):
- Man sieht ein Foto, wo der Hintergrund sehr faszinierend ausgeleuchtet ist. Man grübelt ein bisschen: Hmmm, müsste eigentlich so oder so gemacht worden sein. Beispielsweise Softbox von oben, farbig gefilterter Spot von hinten durch Transparentpapier. Fragt nach, kommt raus: stimmt.
Es ist aber mindestens ein Kommentar zu finden: "Hättest Du da nicht diesen künstlichen PS-Hintergrund eingesetzt, wäre das auch nur ein 08/15 Foto"
- Oder: Ein Bild aus einer Kompaktdigicam. Deren Standardeinstellung nur die Wahl lässt zwischen "heftig geschärft und sehr bunt" und "extrem heftig geschärft und knallig bunt".
Bildunterschrift: "Ohne EBV". Ein Klassiker.
- Mein Favorite: Ein Analoges Bild. Scan mit Billigscanner vom 9x13 Massenlaborprint. Der Print war schon im Farbergebnis eher zufällig, in der Belichtung Einheitsbrei und in der Wiedergabe soft. Der Scan hat daran nichts verbessert - im Gegenteil. Auf Vorschläge und Tipps zur Verarbeitung des Scans und Nachschärfen kommt die Antwort: Ich schärfe nicht, das wäre doch Bildverfälschung...
Naja, sorry, dass ich Dein Bild mit diesem "Von der Seele" schreiben belästige. Daher zum Schluss nochmal - Ein schönes Bild.
Übrigens ist leider mein einzigster Film, der vom Labor verschludert wurde, ausgerechnet Einer von einem sehr schönen (und total verregneten) Ausflug ins Kirnitzschtal gewesen. :-(
Der Wasserfall kommt in der Struktur sehr schön rüber, der Blaustich macht das ganze aber unnatürlich hinsichtlich der normalen Farb-Wahrnehmung.
Wäre mal schön, dieses Motiv ohne Blaustich zum Vergleich zu sehen.
Schliesse mich den positiven Kommentaren an. Mehr als die andern schon sagten kann ich beim besten Willen auch nicht sagen. Einfach fabelhaft.
lg reinhold
Habe zwar schon eine Votinganmerkung geschrieben - aber das Bild gefällt mir so, da kanns ruhig doppelt dastehen. Der Lichtenhainer Wasserfall wird schon seit 150 Jahren fotografiert - ich behaupte, das ist das beste Bild seitdem. Der alte Walter Hahn hätte seine Freude daran, und der Nationalparkhoffotograf Richter hat's auch nie so gut hinbekommen. Und meine mickrigen Bilder auf http://www.lichtenhainer-wasserfall.de gefallen mir jetzt auch nicht mehr, aber vielleicht zeigen sie etwas das Umfeld ...
Mag ich mal wieder. Besonders das weiche, verträumte Leuchten und den mehrfach aufgefächerten Wasserfall der zu beiden Bildecken ausläuft und das er oben außermittig beginnt. Da war ja nicht mal Zeit für Belichtungsreihen und dennoch stimmt die Belichtung bei diesem heiklen Motiv. Die eisige Stimmung tut gut beim derzeitigen Winter :-) Rechts neben dem mittigen Fels könnte noch mehr Wasser interessant sein, um den Eindruck der Teilung des Wasserfalls etwas zu betonen. Ist aber eher ein Wunschdenken, da das ja wieder ein größeren Ausschnitt erfordern würde. Wie man am Drahtzaun merkt, sind Schnittvorschläge die das Bild ausweiten, dann real nicht immer umsetzbar. Konnte man sicher vorher auch schlecht abschätzen welchen Weg sich das Wasser suchen wird, oder? Doch, von oben nach unten. Zumindest das Stativ hätte ich in der Zeit einsatzbereit gehabt ;-)
Wegstempeln - wenn man sich danach das Dia anschaut, hat man sich irgendwie selbst betrogen. Geht mir zumindest so. Wer ein Bild nur Digital kennt sieht das sicher anders.
Gefällt mir persönlich besser, als das angesprochene Glanzlichterbild.
Zu finden hier. http://natur-fotografie.de/gl2002/s10509.htm
Das ganz unten rechts war gemeint. Das verträumte Leuchten fehlt mir da.
Frank Waßerführer 06/02/2004 14:28
man kann auch mit langen Worten einer Meinung sein...:-)
Ronald Schneider 06/02/2004 11:19
@ Giesbert:Meine Meinung kurz und knapp : Bild ist super !
Hab schon pro gestimmt ;-))
Giesbert Kühnle 06/02/2004 11:09
Ich glaube je länger die Texte werden, desto größer wird das Missverständniss. Die Texte habe ich mir mehrfach durchgelesen und sehe das so, dass Ihr im Großen und Ganzen derselben Ansicht seit.Oder ich seh nicht mehr durch :-)
Gruß Giesbert
Ronald Schneider 06/02/2004 10:17
@ Torsten:Also wenn ich ein Bild betrachte, mache ich es eigentlich immer aus dem Bauch heraus, emotional. Und da gibt es Bilder - wie dieses - da ist es Liebe auf den ersten Blick. Erst als zweiten Schritt fange ich an zu analysieren, ob es auch technisch ok ist - Tonwerte, Farben usw. Dieses aus dem Bauch heraus ist aber immer auch mit den Informationen und Erfahrungen verknüpft, die sich im Kopf befinden. Nun kenne ich das Objekt dieses Fotos sehr gut, wie schon weiter oben gesagt, habe ich die Website des Gasthofes Lichtenhainer Wasserfall gestaltet (dort kann man sich auch das Umfeld anschauen, in dem sich der Wasserfall befindet). Der Lichtenhainer Wasserfall ist ein traditionelles Ausflugsziel für die Dresdner, also an Wochenenden rettungslos überlaufen (meistens jedenfalls). Der eigentliche Wasserfall befindet sich hinten in einer Art kleiner Schlucht und wird durch Ziehen eines Wehrs gebildet - also eigentlich eine Jahrmarktsrummelszene. Licht ist dahinten auch nur zu bestimmten Tageszeiten. Also man hat ca. 30 sek, umgeben von Bockwurst kauenden Touristen und vor die Linse wuselnden Kindern, um das Spektakel festzuhalten. Dann muß man warten, bis das Wehr wieder voll ist.
Wenn man dieses Umfeld nicht kennt, sondern nur dieses Foto, wird man beim ersten Anblick des Originals sicher enttäuscht sein. Auf der anderen Seite enthält es so viel träumerisches .... Es gibt ein Buch von Werner Liersch über das Elbsandsteingebirge mit dem Titel "Das romantische Gebirge", mit vielen Abbbildungen von alten Stichen und Gemälden (C.D. Friedrich, Adrian Zingg usw.). Diese Stimmung wird doch hier wunderbar getroffen. Die alten Maler haben doch auch schon die Natur verfremdet dargestellt - schau Dir nur den "Wanderer über dem Nebelmeer" von Friedrich an. Ein wunderbares Bild, aber wie stellt es die Gegend dar ? Ein Stück vom Gamrig, die Wolfsbergaussicht seitenverkehrt - wir machen das heute mit Fotoshop und Co.
Ach so - und wenn Du Deinen verregneten Ausflug ins Kirnitzschtal mal wiederholen willst, ich stelle mich gern als Reiseführer zur Verfügung.
Und dann scheue ich mich nicht, für den Gasthof (und alle Gasthöfe im Kirnitzschtal) etwas Werbung zu machen - kommt alle her, die können es gebrauchen. Erst hatten sie Ausfälle durch das Hochwasser, jetzt baut man seit Monaten die Straße durchs Kirnitzschtal. Das geht schon an die wirtschaftliche Substanz.
Gruß, Ronald
Giesbert Kühnle 06/02/2004 9:15
@TorstenJetzt weiß ich wenigstens wie ein blaues Bild aussehen muss, damit es dich vom Hocker haut ;-))
Manche wollen malen mit Farben und Licht, manche Natur dokumentieren wie sie zu sehen war und manche bewegen sich irgendwo dazwischen. Das wird sich wohl immer beissen, wenn anderes nicht tolleriert wird. Schlimm finde ich nur wenn jemand sagt - Da wurde 100% gepanscht, so habe ich Natur noch nie gesehen - und man den Fotografen kurzerhand als Lügner stehen läßt, ja gar noch andere mitreißt. Nicht unter diesem Bild, aber unter einigen Anderen.
Nachtrag : Meine nicht Dich damit, falls das jetzt jemand denkt :-)
@Alle
Wer als Vergleich mal eine Version ohne Blaustich sehen will, kann das doch unter PS ohne Mühe mal testen. Entweder mit Farbbalance in Richtung Gelb oder per Auto(Stimmungskiller)farbkorrektur, oder....
Hab's dann auch mal vergilbt und wie zu erwarten war sind die eisigen Träume verschwunden und für mich somit weniger interessant.
Gruß Giesbert
Torsten Frank 06/02/2004 3:49
Hallo Sandra,ein sehr interessantes Foto, das mit seinem "leuchtenden blauen" Wasser seinen Eindruck nicht verfehlt. Bzw. es ist das Leuchten, dass das Bild eigentlich so richtig macht. Sicher wäre es auch sonst ein sehr schönes Wasserfallbild, so ist es nun aber fast eine magische Quelle, die hier im Sternenlicht ihren Weg die Steine hinab sucht.
Hmm, wie sieht das Dia dagegen aus? Fallen da die Schatten oben links und rechts auch so ab, oder wurde dies durch den Scan verstärkt? Der Velvia ist ja so schon sehr kontrastig - den zu scannen macht eigentlich keinen Spass ;-)
Der untere Stein rechts mit seinen Flechten und Moosen scheint so gar nicht in die Komposition zu passen. Dadurch, dass er das einzig "richtig" belichtete bzw besser, hell und klar sichtbare, Grün trägt und auch sonst in Schärfe und Detailiertheit einzigartig im sonstigen Bildausschnitt gegenüber dem Restdunkel einerseits bzw die sanft leuchtende Weichheit des Wassers andererseits ist, wirkt er auf mich wie ein Fremdkörper und zieht ständig den Blick ungebührlich auf sich.
Schade auch, dass äussere Zwänge verhinderten, dass man oben den Anfang des Wasserfalles mehr in den Ausschnitt nehmen konnte.
Eine Anmerkung, die ich mir in diesem Zusammenhang nicht verkneifen kann: Wenn der Velvia knallige Farben liefert oder bei so einer Aufnahme hoffnungslos verblaut, beim Scannen absichtlich oder unabsichtlich dieser Effekt evtl. noch verstärkt wird, dann ist das ein "ehrliches Bild" und man kann sich gut dabei fühlen. Wenn ein Digitalkamerafotograf (oder Analogfotograf mit neutral zeichnendem Film, evtl. Korrekturgefiltert um ein optimales Ausgangsbild zu erhalten) dies normal fotografiert, und hinterher in Photoshop das Bild wieder blau macht und die Gradationskurve aufsteilt, ist das ein"gefaktes Bild" und der Fotograf könnte ja ohne EBV nicht mal ein Passfoto in Automatenqualität machen ;-)))
Nichts gegen Dich oder dieses Bild im speziellen, Sandra. Nur mal wieder Anlass für mich, daran zu erinnern, dass das Ausgangsmaterial weder Bild noch Fotografen besser oder schlechter macht. Wesentlich ist immer die Gestaltung und die Aussage des fertigen, präsentierten Bildes nach der Intention des Fotografen.
Wenn der meint, er müsse z.B. (nur ein Beispiel) die Bereiche oben links und rechts neben dem Wasserfall zeigen, weil es das ist, was er entweder gesehen hat, und nur der hart zeichnende Velvia nicht rüberbringen konnte, oder was er gerne zeigen möchte - ja, dann hat er alle Optionen. Er könnte einen Negativfilm wählen, der einen hohen Kontrastumfang hat und diesen entsprechend scannen und weiterbearbeiten. Er könnte evtl. s/w aufnehmen mit dem Zonensystem und einen exakt kontrollierten Print anfertigen, wo er Papiergradation, Tonung Entwicklungsdauer etc. genau auf das gewünschte Ergebnis abstimmt, Teilbereiche bei der Entwicklung abwedelt etc. Oder er könnte zwei Dias aufnehmen, eins für die Lichter und eins für die Schatten, und es im Rechner kombinieren. Oder er nimmt direkt die Digitalkamera und macht dies. Oder er wartet einfach einen sehr bedeckten Tag ab damit die Schatten nicht ganz so hart sind oder irgendeine Kombination von alledem. Und wie der aufmerksame Leser festgestellt hat, sind entsprechend gewünschte Ergebnisse über verschiedene Wege möglich und nicht davon abhängig, ob digital gearbeitet wird oder nicht.
Und ein Bild stellt niemals die absolute "ehrliche" Wahrheit dar, auch wenn es auf Diamaterial aufgenommen wurde. Durch Standpunkt, Ausschnittwahl, Belichtung und Filmmaterial sowie Scanumsetzung kann ja, wie man hier sehr schön an einem gelungenen Beispiel sieht, die "wahre" Zivilisationsumgebung ausgeblendet werden, kompositionsstörende Details im Dunkel gelassen werden und profan spritzendes Wasser in märchenhaften Zauber verwandelt werden.
Nicht, dass mir jetzt jemand ein Strick aus dem letzten Absatz dreht, und meint, "jaja, so muss man's machen, diese Digital und PS-Fuzzis können sowas nämlich bei der Aufnahme nicht und müssen's am Rechner hinbiegen" ;-)
Selbstverständlich geht nichts über sauberes Ausgangsmaterial und sauberes Gestalten vom Start weg. :-)
Das nur mal so am Rande, von jemandem, der zwar auch kein Meisterfotograf ist, der aber schon lang genug fotografiert, um zu wissen, dass Abwedeln, Filtern und Kontrastwahl nach Gusto (entweder durch Film- oder Papierwahl) schon vor der Erfindung des Computers für "ehrliche" und faszinierende Fotos genutzt wurde und allein die Tatsache, dass man heutzutage komplett im Computer arbeitet, am Ergebnis und den Arbeitsgängen im Prinzip nichts ändert.
Ohoh, da hab' ich ja die Besprechung des Bildes thematisch etwas verlassen. Naja, irgendwie müssen wohl solche Bilder und latente Diskussionsansätze bei mir alle paar Wochen ein mentales Kopfschütteln abbauen.
Ein mentales Kopfschütteln; ausgelöst durch immer wieder zu findende, eher durch Unkenntnis über grundlegende fotografische Techniken gekennzeichnete, diffuse Abwertung von Bildern oder Fotografen bei denen EBV vermutet werden.
Zeugnisse (kurze Auswahl):
- Man sieht ein Foto, wo der Hintergrund sehr faszinierend ausgeleuchtet ist. Man grübelt ein bisschen: Hmmm, müsste eigentlich so oder so gemacht worden sein. Beispielsweise Softbox von oben, farbig gefilterter Spot von hinten durch Transparentpapier. Fragt nach, kommt raus: stimmt.
Es ist aber mindestens ein Kommentar zu finden: "Hättest Du da nicht diesen künstlichen PS-Hintergrund eingesetzt, wäre das auch nur ein 08/15 Foto"
- Oder: Ein Bild aus einer Kompaktdigicam. Deren Standardeinstellung nur die Wahl lässt zwischen "heftig geschärft und sehr bunt" und "extrem heftig geschärft und knallig bunt".
Bildunterschrift: "Ohne EBV". Ein Klassiker.
- Mein Favorite: Ein Analoges Bild. Scan mit Billigscanner vom 9x13 Massenlaborprint. Der Print war schon im Farbergebnis eher zufällig, in der Belichtung Einheitsbrei und in der Wiedergabe soft. Der Scan hat daran nichts verbessert - im Gegenteil. Auf Vorschläge und Tipps zur Verarbeitung des Scans und Nachschärfen kommt die Antwort: Ich schärfe nicht, das wäre doch Bildverfälschung...
Naja, sorry, dass ich Dein Bild mit diesem "Von der Seele" schreiben belästige. Daher zum Schluss nochmal - Ein schönes Bild.
Übrigens ist leider mein einzigster Film, der vom Labor verschludert wurde, ausgerechnet Einer von einem sehr schönen (und total verregneten) Ausflug ins Kirnitzschtal gewesen. :-(
ciao, Torsten
Ulrich Oestringer 05/02/2004 23:27
ein Stück phantastische Natursuper dargestellt, auch wenn es
nur dieser eine Ausschnitt ist.
lg, Uli
Johannes Lechner 05/02/2004 23:18
Wow..das ist einfach unglaublich......ein Traum!!!!!ganz liebe Grüße!!!
Joe
DPhi 05/02/2004 23:08
Der Wasserfall kommt in der Struktur sehr schön rüber, der Blaustich macht das ganze aber unnatürlich hinsichtlich der normalen Farb-Wahrnehmung.Wäre mal schön, dieses Motiv ohne Blaustich zum Vergleich zu sehen.
fotoworxs 05/02/2004 23:01
@Reinhold: ich auch nicht, mein Favorit. Gratuliere Sandra, und pro natürlich.Gruß Gerhard
Reinhold Bauer 05/02/2004 22:44
Schliesse mich den positiven Kommentaren an. Mehr als die andern schon sagten kann ich beim besten Willen auch nicht sagen. Einfach fabelhaft.lg reinhold
† Ralf Scholze 05/02/2004 22:38
Hallo Roland,danke für den Link
gruß
ralf
Ronald Schneider 05/02/2004 21:47
Habe zwar schon eine Votinganmerkung geschrieben - aber das Bild gefällt mir so, da kanns ruhig doppelt dastehen. Der Lichtenhainer Wasserfall wird schon seit 150 Jahren fotografiert - ich behaupte, das ist das beste Bild seitdem. Der alte Walter Hahn hätte seine Freude daran, und der Nationalparkhoffotograf Richter hat's auch nie so gut hinbekommen. Und meine mickrigen Bilder auf http://www.lichtenhainer-wasserfall.de gefallen mir jetzt auch nicht mehr, aber vielleicht zeigen sie etwas das Umfeld ...Dirk Herminghaus 05/02/2004 20:33
Wow ! Manche schreiben ganz viel dazu, mache gaaanz wenig ... ich bin einfach hin und weg ! Ein traumhaftes Bild !!! DANKESCHOEN ! LG DirkGiesbert Kühnle 05/02/2004 20:16
Mag ich mal wieder. Besonders das weiche, verträumte Leuchten und den mehrfach aufgefächerten Wasserfall der zu beiden Bildecken ausläuft und das er oben außermittig beginnt. Da war ja nicht mal Zeit für Belichtungsreihen und dennoch stimmt die Belichtung bei diesem heiklen Motiv. Die eisige Stimmung tut gut beim derzeitigen Winter :-) Rechts neben dem mittigen Fels könnte noch mehr Wasser interessant sein, um den Eindruck der Teilung des Wasserfalls etwas zu betonen. Ist aber eher ein Wunschdenken, da das ja wieder ein größeren Ausschnitt erfordern würde. Wie man am Drahtzaun merkt, sind Schnittvorschläge die das Bild ausweiten, dann real nicht immer umsetzbar. Konnte man sicher vorher auch schlecht abschätzen welchen Weg sich das Wasser suchen wird, oder? Doch, von oben nach unten. Zumindest das Stativ hätte ich in der Zeit einsatzbereit gehabt ;-)Wegstempeln - wenn man sich danach das Dia anschaut, hat man sich irgendwie selbst betrogen. Geht mir zumindest so. Wer ein Bild nur Digital kennt sieht das sicher anders.
Gefällt mir persönlich besser, als das angesprochene Glanzlichterbild.
Zu finden hier.
http://natur-fotografie.de/gl2002/s10509.htm
Das ganz unten rechts war gemeint. Das verträumte Leuchten fehlt mir da.
Gruß Giesbert