"Das Buch ist als Teil der kritischen Theorie zu betrachten und greift die ethische Frage nach der „Lehre des guten Lebens“ auf, die auch ein zentrales Thema der griechischen und hebräischen Quellen ist. Adorno behauptet, ein gutes, ehrliches Leben sei nicht mehr möglich, da wir in einer unmenschlichen Gesellschaft leben. „Das Leben lebt nicht“, wird in der Einleitung formuliert. Adorno zeigt dies anhand von kurzen Aphorismen und Reflexionen. Er fragt: „Wie lebt man unter allen Umständen richtig?“, und die Antwort lautet: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Welchen Begriff des Lebens hat die Philosophie? „Was einmal den Philosophen Leben hieß, ist zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden, die als Anhang des materiellen Produktionsprozesses, ohne Autonomie und ohne eigene Substanz, mitgeschleift wird. Wer die Wahrheit übers unmittelbare Leben erfahren will, muss dessen entfremdeter Gestalt nachforschen, den objektiven Mächten, die die individuelle Existenz bis ins Verborgenste bestimmen.“ In das Werk eingestreut sind alltägliche Erfahrungen und Erkenntnisse über die späte industrielle Gesellschaft. Themen wie der Zerfall der Familie und der Verfall der Bildung werden behandelt, wobei Verfall auch im Sinne intellektueller Abklärung zu deuten ist. Der Aufruf, als Intellektueller Selbsthass zu empfinden, steht im Zusammenhang mit den katastrophalen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und wird bei heutiger Lektüre von manchen Philosophen missverstanden."
Was Du hier aufwirfst, liebe Kerstin, könnte die Frage danach sein, inwiefern der Mensch tatsächlich in der Lage ist, ein eigenbestimmtes Leben zu führen. Das würde voraussetzen, dass er in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ich bin der Meinung, dass der Mensch dazu durchaus in der Lage ist, sofern er Wege dazu aufgezeigt bekommt.
Es muss dann allerdings andere Menschen geben, die bereit sind, diese Wege zu öffnen.
Und diese Menschen, Lehrer, Vorbilder, Politker, etc., müssen sich ihrer Aufgabe bewusst sein.
Und es gehört, zu einem gewissen Teil, auch die Rücknahme der unbedingten Individualität dazu, denn der Mensch ist zwar auch individuell, aber vielleicht noch stärker, auch immer ein Teil einer Gemeinschaft.
Lieber Eckhard, vielen Dank für die ausführliche Antwort auf meine Anmerkung. Die gewisse Scheu, Menschen in einer Kirche zu fotografieren, habe ich auch; und nicht nur in der Kirche. In der Ausstellung, die ich heute besuchte, hätte es einige interessante Motive mit Personen gegeben. Ich konnte sie nicht fotografieren, nicht einmal mit dem Teleobjektiv, da ich immer meine, in eine Privatsphäre einzugreifen. Deshalb gibt es auch in meinem Portfolio so wenige Bilder, auf denen Menschen zu sehen sind. Oder ich bearbeite die Fotos mit einem Filter, sodass sie kaum zu erkennen sind.
Was das Fragen nach den tiefsten Quellen des Lebens und das Reflektieren betrifft, nützt es in meinen Augen allerdings nichts, wenn nur einige Menschen zu solchen Einsichten gelangen und andere, die sich solche Fragen nie vorgelegt haben, weil sie dazu beispielsweise keine Gelegenheit hatten, geistig nicht in der Lage sind oder einfach viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich und ihre Familien am Leben zu erhalten (global gesehen), sich sogar negativ beeinflussen lassen, weil man diese Situation von anderer Seite erkannt hat und ausnutzt.
Allein, wenn ich mir vorstelle, welche Hassgefühle jungen Männern überall auf der Welt bewusst eingepflanzt werden (und sich Generation für Generation immer wieder einpflanzen lassen), damit sie aus ihrem Inneren heraus überzeugt sind, dass der andere, der vielleicht gestern noch der nette Nachbar oder der Freund war, nun ein Feind ist, dem man das Leben nehmen kann, kann ich nicht glauben, dass sich mit dem Wissen um eine Sache und dem Reflektieren auch automatisch eine Überzeugung ergibt, zum Nutzen aller zu handeln. Gerade in Kriegssituationen muss das Unterbewusstsein der einfachen Soldaten durch die Vorgesetzten doch massiv manipuliert werden, damit Handlungen "aus der Tiefe" heraus geschehen können. Und da sehe ich auch einen Zusammenhang zum Lied von James Taylor und ein grundlegendes, weil wahrscheinlich nicht zu lösendes Problem.
Mit tiefen Einsichten kann man für sich selbst und in Bezug auf die Allgemeinheit viel Positives bewirken. Vielleicht hilft vielen Menschen der Glauben, diesen Weg zu finden. Vielleicht ist es auch einfach eine Frage, wie stark die Menschlichkeit in jedem Einzelnen verwurzelt ist.
Diese Kenntnisse lassen sich aber ebenso für negative Zwecke nutzen. Die Einflussnahme auf das Unterbewusstsein im Supermarkt, den Käufer durch musikalische Beschallung und Farben zu verleiten, mehr zu kaufen als notwendig wäre, ist ja noch ein harmloses Beispiel und eher oberflächlich zu sehen.
Andere Menschen jedoch tief in ihrer Seele so zu beeinflussen, dass sie es selbst nicht reflektieren können und dass sie für einen bestimmten Zweck funktionieren ("aus der Tiefe") - das muss nicht allein im Namen einer Religion geschehen, sondern kann vielfältige Hintergründe haben - gehört zu den schlimmsten Untaten der zivilisierten Welt.
"Aus der Tiefe" erscheint mir als Thematik also äußerst interessant, nicht allein, was den Glauben betrifft.
Was die dargestellte Szene betrifft, wurde bereits sehr viel Interessantes angemerkt. Ich möchte deshalb vielleicht nur am Rande noch ein paar Gedanken meinerseits ergänzen.
Bei etwas genauerer Analyse des Bildaufbaus erscheint mir zunächst interessant, dass sich im Blickfeld der Frau nicht der Altar oder das Kreuz zu befinden scheinen
, was einen direkten Bezug zum Glauben schaffen würde, wobei das, ob gewollt oder zufällig, der Perspektive geschuldet sein dürfte, sondern dass die Frau auf das sonnenbeschienene Taufbecken schaut, das in diesem Bild einen fast übergroßen Raum einnimmt und in dieser Darstellung den einzelnen Menschen, auch sinnbildlich, in seiner Endlichkeit überragt.
Über die Bedeutung des Achtecks hatten wir uns zwar bereits an anderer Stelle unterhalten, hier aber doch noch einmal ein kleiner Auszug aus W. I. Kipedia zur Verdeutlichung: "In der christlichen Zahlensymbolik des Mittelalters ist die Acht die Zahl des glücklichen Anfangs, des Neubeginns, der geistigen Wiedergeburt oder der Taufe und der Auferstehung, Symbol des Neuen Bundes und Symbol des Glücks." http://de.wikipedia.org/wiki/Acht
Neben den grundlegenden Gedanken, die man sich nun diesbezüglich im Zusammenhang mit dem Glauben machen kann, ist der Ansatz in Doris' Interpretation, einen möglichen Witwenstand der Person und einen damit verbundenen Neuanfang betreffend, als Beispiel sehr anschaulich. So könnte jeder für sich auch im privaten Bereich wahrscheinlich Situationen benennen, in denen er oder Personen aus dem nahen Umfeld mit entsprechenden Veränderungen nach positiver oder negativer Erfahrung tangiert waren.
Je nach Bedeutung und Tragweite eines notwendigen und/oder gewollten Neubeginns wird der Mensch nicht nur aus rationalen Gesichtspunkten entscheiden, sondern in sich gehen und in die Tiefe seiner Seele blicken wollen bzw. müssen, um den für ihn richtigen Weg einzuschlagen.
Soweit ein erster Eindruck. Aus diesem heraus möchte ich das "De profundis"-Motiv hier auch nicht allein als eine Art Hilferuf deuten, sondern es etwas weiter fassen. In sich gehen bedeutet reflektieren
, nachdenken, nachsinnen, abwägen - in die Tiefe gehen. - Kein anderer Ort könnte den Eindruck innerer Einkehr wohl glaubhafter vermitteln als der Blick in ein Gotteshaus. Trotzdem ist dies auch in jeder anderen Umgebung möglich, selbst in einem überfüllten Bus, und aus diesem Grund in meinen Augen stellvertretend aufzufassen. Die Konzentration auf sich selbst ist hier sehr schön dargestellt, da die Frau allein, nicht im Kreise anderer Menschen mit ihren vielfältigen Gedanken, abgebildet wurde. - Entscheidungen, die auf einer solchen Basis getroffen werden, kommen stets "aus der Tiefe" des Menschen, im positivsten Sinne. Im jeweils vorgegebenen Kontext muss das zwar nicht immer richtig sein, aber der Ansatz als solcher ist entscheidend. Würden Menschen grundsätzlich denken (im menschlichen Sinne), bevor sie handeln, wären sie wohl kaum bereit, die Waffe auf andere zu richten, sie (oder auch die Natur) bewusst auszubeuten, hinters Licht zu führen, hungern zu lassen etc.. Auf die gesamte Menschheit projiziert, erscheint mir ein solcher Ansatz wünschenswert und notwendig, jedoch eine nicht umsetzbare Idealvorstellung zu sein.
Natürlich muss man sich bewusst sein, dass "aus der Tiefe" handeln auch ohne bewusste Reflexionen funktioniert. Das Unterbewusstsein spielt dabei bekanntlich eine große Rolle. Es lässt sich trainieren und steuern, auch unbemerkt für den Betreffenden, nachweislich leider auch zum Nachteil anderer Menschen bzw. des Umfeldes, von dem wir alle abhängig sind.
Carsten Mundt 26/10/2008 18:42
"Das Buch ist als Teil der kritischen Theorie zu betrachten und greift die ethische Frage nach der „Lehre des guten Lebens“ auf, die auch ein zentrales Thema der griechischen und hebräischen Quellen ist. Adorno behauptet, ein gutes, ehrliches Leben sei nicht mehr möglich, da wir in einer unmenschlichen Gesellschaft leben. „Das Leben lebt nicht“, wird in der Einleitung formuliert. Adorno zeigt dies anhand von kurzen Aphorismen und Reflexionen. Er fragt: „Wie lebt man unter allen Umständen richtig?“, und die Antwort lautet: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“Welchen Begriff des Lebens hat die Philosophie? „Was einmal den Philosophen Leben hieß, ist zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden, die als Anhang des materiellen Produktionsprozesses, ohne Autonomie und ohne eigene Substanz, mitgeschleift wird. Wer die Wahrheit übers unmittelbare Leben erfahren will, muss dessen entfremdeter Gestalt nachforschen, den objektiven Mächten, die die individuelle Existenz bis ins Verborgenste bestimmen.“ In das Werk eingestreut sind alltägliche Erfahrungen und Erkenntnisse über die späte industrielle Gesellschaft. Themen wie der Zerfall der Familie und der Verfall der Bildung werden behandelt, wobei Verfall auch im Sinne intellektueller Abklärung zu deuten ist. Der Aufruf, als Intellektueller Selbsthass zu empfinden, steht im Zusammenhang mit den katastrophalen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und wird bei heutiger Lektüre von manchen Philosophen missverstanden."
http://de.wikipedia.org/wiki/Minima_Moralia
Schwerer Tobak.
Was Du hier aufwirfst, liebe Kerstin, könnte die Frage danach sein, inwiefern der Mensch tatsächlich in der Lage ist, ein eigenbestimmtes Leben zu führen. Das würde voraussetzen, dass er in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ich bin der Meinung, dass der Mensch dazu durchaus in der Lage ist, sofern er Wege dazu aufgezeigt bekommt.
Es muss dann allerdings andere Menschen geben, die bereit sind, diese Wege zu öffnen.
Und diese Menschen, Lehrer, Vorbilder, Politker, etc., müssen sich ihrer Aufgabe bewusst sein.
Und es gehört, zu einem gewissen Teil, auch die Rücknahme der unbedingten Individualität dazu, denn der Mensch ist zwar auch individuell, aber vielleicht noch stärker, auch immer ein Teil einer Gemeinschaft.
Dieser Konflikt ist schwer zu lösen.
Kerstin Stolzenburg 26/10/2008 18:04
Lieber Eckhard, vielen Dank für die ausführliche Antwort auf meine Anmerkung. Die gewisse Scheu, Menschen in einer Kirche zu fotografieren, habe ich auch; und nicht nur in der Kirche. In der Ausstellung, die ich heute besuchte, hätte es einige interessante Motive mit Personen gegeben. Ich konnte sie nicht fotografieren, nicht einmal mit dem Teleobjektiv, da ich immer meine, in eine Privatsphäre einzugreifen. Deshalb gibt es auch in meinem Portfolio so wenige Bilder, auf denen Menschen zu sehen sind. Oder ich bearbeite die Fotos mit einem Filter, sodass sie kaum zu erkennen sind.Was das Fragen nach den tiefsten Quellen des Lebens und das Reflektieren betrifft, nützt es in meinen Augen allerdings nichts, wenn nur einige Menschen zu solchen Einsichten gelangen und andere, die sich solche Fragen nie vorgelegt haben, weil sie dazu beispielsweise keine Gelegenheit hatten, geistig nicht in der Lage sind oder einfach viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich und ihre Familien am Leben zu erhalten (global gesehen), sich sogar negativ beeinflussen lassen, weil man diese Situation von anderer Seite erkannt hat und ausnutzt.
Allein, wenn ich mir vorstelle, welche Hassgefühle jungen Männern überall auf der Welt bewusst eingepflanzt werden (und sich Generation für Generation immer wieder einpflanzen lassen), damit sie aus ihrem Inneren heraus überzeugt sind, dass der andere, der vielleicht gestern noch der nette Nachbar oder der Freund war, nun ein Feind ist, dem man das Leben nehmen kann, kann ich nicht glauben, dass sich mit dem Wissen um eine Sache und dem Reflektieren auch automatisch eine Überzeugung ergibt, zum Nutzen aller zu handeln. Gerade in Kriegssituationen muss das Unterbewusstsein der einfachen Soldaten durch die Vorgesetzten doch massiv manipuliert werden, damit Handlungen "aus der Tiefe" heraus geschehen können. Und da sehe ich auch einen Zusammenhang zum Lied von James Taylor und ein grundlegendes, weil wahrscheinlich nicht zu lösendes Problem.
Mit tiefen Einsichten kann man für sich selbst und in Bezug auf die Allgemeinheit viel Positives bewirken. Vielleicht hilft vielen Menschen der Glauben, diesen Weg zu finden. Vielleicht ist es auch einfach eine Frage, wie stark die Menschlichkeit in jedem Einzelnen verwurzelt ist.
Diese Kenntnisse lassen sich aber ebenso für negative Zwecke nutzen. Die Einflussnahme auf das Unterbewusstsein im Supermarkt, den Käufer durch musikalische Beschallung und Farben zu verleiten, mehr zu kaufen als notwendig wäre, ist ja noch ein harmloses Beispiel und eher oberflächlich zu sehen.
Andere Menschen jedoch tief in ihrer Seele so zu beeinflussen, dass sie es selbst nicht reflektieren können und dass sie für einen bestimmten Zweck funktionieren ("aus der Tiefe") - das muss nicht allein im Namen einer Religion geschehen, sondern kann vielfältige Hintergründe haben - gehört zu den schlimmsten Untaten der zivilisierten Welt.
"Aus der Tiefe" erscheint mir als Thematik also äußerst interessant, nicht allein, was den Glauben betrifft.
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 25/10/2008 20:41
Was die dargestellte Szene betrifft, wurde bereits sehr viel Interessantes angemerkt. Ich möchte deshalb vielleicht nur am Rande noch ein paar Gedanken meinerseits ergänzen.Bei etwas genauerer Analyse des Bildaufbaus erscheint mir zunächst interessant, dass sich im Blickfeld der Frau nicht der Altar oder das Kreuz zu befinden scheinen , was einen direkten Bezug zum Glauben schaffen würde, wobei das, ob gewollt oder zufällig, der Perspektive geschuldet sein dürfte, sondern dass die Frau auf das sonnenbeschienene Taufbecken schaut, das in diesem Bild einen fast übergroßen Raum einnimmt und in dieser Darstellung den einzelnen Menschen, auch sinnbildlich, in seiner Endlichkeit überragt.
Über die Bedeutung des Achtecks hatten wir uns zwar bereits an anderer Stelle unterhalten, hier aber doch noch einmal ein kleiner Auszug aus W. I. Kipedia zur Verdeutlichung: "In der christlichen Zahlensymbolik des Mittelalters ist die Acht die Zahl des glücklichen Anfangs, des Neubeginns, der geistigen Wiedergeburt oder der Taufe und der Auferstehung, Symbol des Neuen Bundes und Symbol des Glücks." http://de.wikipedia.org/wiki/Acht
Neben den grundlegenden Gedanken, die man sich nun diesbezüglich im Zusammenhang mit dem Glauben machen kann, ist der Ansatz in Doris' Interpretation, einen möglichen Witwenstand der Person und einen damit verbundenen Neuanfang betreffend, als Beispiel sehr anschaulich. So könnte jeder für sich auch im privaten Bereich wahrscheinlich Situationen benennen, in denen er oder Personen aus dem nahen Umfeld mit entsprechenden Veränderungen nach positiver oder negativer Erfahrung tangiert waren.
Je nach Bedeutung und Tragweite eines notwendigen und/oder gewollten Neubeginns wird der Mensch nicht nur aus rationalen Gesichtspunkten entscheiden, sondern in sich gehen und in die Tiefe seiner Seele blicken wollen bzw. müssen, um den für ihn richtigen Weg einzuschlagen.
Soweit ein erster Eindruck. Aus diesem heraus möchte ich das "De profundis"-Motiv hier auch nicht allein als eine Art Hilferuf deuten, sondern es etwas weiter fassen. In sich gehen bedeutet reflektieren , nachdenken, nachsinnen, abwägen - in die Tiefe gehen. - Kein anderer Ort könnte den Eindruck innerer Einkehr wohl glaubhafter vermitteln als der Blick in ein Gotteshaus. Trotzdem ist dies auch in jeder anderen Umgebung möglich, selbst in einem überfüllten Bus, und aus diesem Grund in meinen Augen stellvertretend aufzufassen. Die Konzentration auf sich selbst ist hier sehr schön dargestellt, da die Frau allein, nicht im Kreise anderer Menschen mit ihren vielfältigen Gedanken, abgebildet wurde. - Entscheidungen, die auf einer solchen Basis getroffen werden, kommen stets "aus der Tiefe" des Menschen, im positivsten Sinne. Im jeweils vorgegebenen Kontext muss das zwar nicht immer richtig sein, aber der Ansatz als solcher ist entscheidend. Würden Menschen grundsätzlich denken (im menschlichen Sinne), bevor sie handeln, wären sie wohl kaum bereit, die Waffe auf andere zu richten, sie (oder auch die Natur) bewusst auszubeuten, hinters Licht zu führen, hungern zu lassen etc.. Auf die gesamte Menschheit projiziert, erscheint mir ein solcher Ansatz wünschenswert und notwendig, jedoch eine nicht umsetzbare Idealvorstellung zu sein.
Natürlich muss man sich bewusst sein, dass "aus der Tiefe" handeln auch ohne bewusste Reflexionen funktioniert. Das Unterbewusstsein spielt dabei bekanntlich eine große Rolle. Es lässt sich trainieren und steuern, auch unbemerkt für den Betreffenden, nachweislich leider auch zum Nachteil anderer Menschen bzw. des Umfeldes, von dem wir alle abhängig sind.
Kerstin
Carsten Mundt 25/10/2008 17:41
Protestantisch ?? !!Na, da muss ja jede Interpretation daneben gehen...
:)