Lieber Eckhard, danke für die schöne und ausführliche Erwiderung.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich das verlinkte Bild, das auf den ersten Blick eine Litfaßsäule zeigt, in Bezug auf seine Interpretationsmöglichkeiten äußerst interessant finde. Ich kann mich, beiläufig gesagt, nicht erinnern, in Baden-Baden je ein unbeklebtes Exemplar gesehen zu haben. Das ist für einen Fotografen natürlich ein schöner Zufall.
Die Großherzigkeit ist eine Thematik, die mich in ihren Möglichkeiten und Grenzen derzeit noch nicht ganz loslässt. Das ist ja nicht nur eine Vorstellung, die man mit dem Sohn Gottes oder der Figur der Giselle verbindet, sondern es gibt sie ja auch im realen Leben.
Nicht zuletzt bei dem schlimmen Ereignis, das mit dem Bild
angesprochen wurde, gab es einen solchen Fall. Eine junge Lehrerin, selbst noch Referendarin, stellte sich mutig vor einige Schüler, um sie zu schützen und wurde dafür vom Amokschützen kaltblütig erschossen. Sich mit seinem Leben vor einen anderen zu stellen, ist eine unglaublich, ja heldenhafte Tat.
Ein großes Herz zu haben, ist eine wunderbare Eigenschaft von Menschen. Wer diese Tugend besitzt, hat die Enge und die Kleinkariertheit sowie das Handeln aus egoistischen Beweggründen hinter sich gelassen. Er kann sich auf eine Sache konzentrieren, die lohnenswert erscheint.
Es wäre schön, wenn das von allen so gelebt werden würde.
Großherzige Menschen werden allerdings auch schnell und nur zu gern ausgenutzt. Wie leicht ist es doch, sich darauf verlassen zu können, dass einem verziehen wird. Muss man sich dann überhaupt bemühen, an eigenen Fehlern zu arbeiten oder das eigene, vielleicht bewusst egoistische Verhalten zu überdenken?
Und kann es nicht sogar sein, dass in großem Maßstab mit einer solch positiven Einstellung gerechnet und gearbeitet wird?
Wie weit kann und darf Großherzigkeit also gehen, damit das Leben, das man gibt oder das Stück seiner Seele und die Liebe einen Sinn haben und nicht nur ein willkommener und/oder planbarer Baustein im Interessenkonstrukt Anderer sind?
Es war einmal eine Souffleuse,
die hieß zum Zweck des Reimes Boese,
war weder neunzig, taub noch stumm,
nicht mal verbuckelt oder dumm,
sie strickte selten einen Strumpf
und hatte ´nen geheimen Trumpf:
Die stillen Künste der Soufflage
empfand sie niemals als Blamage;
sie hatte den Beruf studiert,
war jung und höllisch motiviert
und froh ein Kastengeist zu sein
und schlief auch nie da unten ein.
Die Welt, die so was nicht verstand,
verhielt sich nicht sehr tolerant.
So mancher Mitmensch tat, als ob
Soufflier´n der lächerlichste Job
auf Erden sei und sagte: „Du
bist viel zu klug und hübsch dazu!“
Sie aber wußte keinen Grund,
warum Souffleusen häßlich und
noch blöd sein sollten obendrein
und pfiff auf Besserwisserei´n.
Doch bald wurd´ ihr erschreckend klar:
Wie ´ne Souffleuse wirklich war,
drauf kam es überhaupt nicht an,
es zählte vielmehr nur, was man
sich vorstellte von dieser Dame -
das war für sie nicht grad Reklame...
Beim Publikum der Favorit
ist kaum die Frau, die niemand sieht!
Und weil sie so verborgen ist,
passiert´s, daß man sie leicht vergißt:
Sie lebt als Unterweltphantom
mit Hochschulabschluß und Diplom,
trotz aller Qualifikation
bekommt sie einen Hungerlohn
und selten so was wie Applaus
für ihre Müh tagein, nachtaus.
Das legte sich der Flüstertüte
allmählich lastend aufs Gemüte.
Sie war, dort in ihr Loch verbannt,
nichts als Libretto-Lieferant,
den man nur dann kurz registrierte,
wenn er nicht wunschgemäß soufflierte.
Sie hockte wie in Hausarrest
oft stundenlang im Kasten fest,
hoffte, daß jeder weiterwußte,
wenn sie einmal aufs Klo geh´n mußte
und half unschein- und unsichtbar
den Sängern durch ihr Repertoire.
An einem Abend traf sie´s schlimm:
Ein Regisseur mit null Benimm,
der nicht mal wußte, wie sie hieß,
die Sklavin unten im Verließ,
warf Müll hinein, hat wohl gedacht,
der Kasten wär ein Abfallschacht!
Verärgert stieß sie sich den Zeh,
doch seltsam: Es tat gar nicht weh!
Und als sie dann mit ihrer Stirne
versehentlich die glüh´nde Birne
der Leselampe noch berührte
und nicht den kleinsten Schmerz verspürte,
da wußte sie: Es ist passiert.
Sie war dematerialisiert.
Von dem Tag an soufflierte sie
ganz einfach durch Telepathie,
das ging den Ohren besser ein,
als flüstern, murmeln oder schrei´n.
Die Sänger liefen stolz einher,
sie hatten keine Hänger mehr,
den Kasten hackte man entzwei,
nun war der Blick zur Bühne frei,
die Musiker schrie´n: „Wunderbar!“,
weil jetzt mehr Platz im Graben war,
sogar der Intendant fand´s fein,
er sparte eine Gage ein.
Und unsere Souffleusenfee
flog freien Fußes durchs Foyer
ans Licht der Oberwelt zurück,
wagt nun als Dichterin ihr Glück,
ist im Theater mal verzichtbar
und drum für Sie inzwischen sichtbar.
;-). Adrian
Lieber Carsten, an der Ostsee sieht man den Sanderling eher selten; zumindest ist das meine Erfahrung - aber ich war auch meist nur auf Rügen.
(Wünsche Dir aber schon jetzt einen schönen Urlaub!)
Grüße. Kerstin
"Der Sanderling (Calidris alba) ist ein kleiner Watvogel aus der Gattung der Strandläufer. In Deutschland taucht er vor allem im Winterhalbjahr in teils großen Schwärmen an der Nordseeküste auf, weitaus seltener im Binnenland."
OST-See, liebe Kerstin :))
Immerhin wissen wir jetzt, um welche komischen Vögel es sich handelt.
Tja, lieber Eckhard, auch wenn ich ja nicht wirklich viel beigetragen habe.. kann ich dennoch auch nachtragend sein :)
Wieder einmal eine schöne Diskussion, auch wenn ich die von Dir so sorgfältig abgelichteten Vögel momentan eher als Vorboten für den nächsten Urlaub sehe.
Wie es scheint, wird der Ostsee-Urlaub, welcher mir schon seit langer Zeit vorschwebte, bald Wirklichtkeit.
Sollte alles klappen, wird es wohl Anfang Mai in Richtung Meck-Pomm losgehen.
Vielleicht treffe ich ja eine Deiner Möwen wieder :)
Kerstin Stolzenburg 03/04/2009 7:08
Lieber Eckhard, das lässt mich ganz gewiss noch eine Weile der Gedanken zurück.Kerstin
Kerstin Stolzenburg 02/04/2009 7:45
Lieber Eckhard, danke für die schöne und ausführliche Erwiderung.Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich das verlinkte Bild, das auf den ersten Blick eine Litfaßsäule zeigt, in Bezug auf seine Interpretationsmöglichkeiten äußerst interessant finde. Ich kann mich, beiläufig gesagt, nicht erinnern, in Baden-Baden je ein unbeklebtes Exemplar gesehen zu haben. Das ist für einen Fotografen natürlich ein schöner Zufall.
Die Großherzigkeit ist eine Thematik, die mich in ihren Möglichkeiten und Grenzen derzeit noch nicht ganz loslässt. Das ist ja nicht nur eine Vorstellung, die man mit dem Sohn Gottes oder der Figur der Giselle verbindet, sondern es gibt sie ja auch im realen Leben.
Nicht zuletzt bei dem schlimmen Ereignis, das mit dem Bild angesprochen wurde, gab es einen solchen Fall. Eine junge Lehrerin, selbst noch Referendarin, stellte sich mutig vor einige Schüler, um sie zu schützen und wurde dafür vom Amokschützen kaltblütig erschossen. Sich mit seinem Leben vor einen anderen zu stellen, ist eine unglaublich, ja heldenhafte Tat.
Ein großes Herz zu haben, ist eine wunderbare Eigenschaft von Menschen. Wer diese Tugend besitzt, hat die Enge und die Kleinkariertheit sowie das Handeln aus egoistischen Beweggründen hinter sich gelassen. Er kann sich auf eine Sache konzentrieren, die lohnenswert erscheint.
Es wäre schön, wenn das von allen so gelebt werden würde.
Großherzige Menschen werden allerdings auch schnell und nur zu gern ausgenutzt. Wie leicht ist es doch, sich darauf verlassen zu können, dass einem verziehen wird. Muss man sich dann überhaupt bemühen, an eigenen Fehlern zu arbeiten oder das eigene, vielleicht bewusst egoistische Verhalten zu überdenken?
Und kann es nicht sogar sein, dass in großem Maßstab mit einer solch positiven Einstellung gerechnet und gearbeitet wird?
Wie weit kann und darf Großherzigkeit also gehen, damit das Leben, das man gibt oder das Stück seiner Seele und die Liebe einen Sinn haben und nicht nur ein willkommener und/oder planbarer Baustein im Interessenkonstrukt Anderer sind?
Kerstin
Adrian K 31/03/2009 19:08
Es war einmal eine Souffleuse,die hieß zum Zweck des Reimes Boese,
war weder neunzig, taub noch stumm,
nicht mal verbuckelt oder dumm,
sie strickte selten einen Strumpf
und hatte ´nen geheimen Trumpf:
Die stillen Künste der Soufflage
empfand sie niemals als Blamage;
sie hatte den Beruf studiert,
war jung und höllisch motiviert
und froh ein Kastengeist zu sein
und schlief auch nie da unten ein.
Die Welt, die so was nicht verstand,
verhielt sich nicht sehr tolerant.
So mancher Mitmensch tat, als ob
Soufflier´n der lächerlichste Job
auf Erden sei und sagte: „Du
bist viel zu klug und hübsch dazu!“
Sie aber wußte keinen Grund,
warum Souffleusen häßlich und
noch blöd sein sollten obendrein
und pfiff auf Besserwisserei´n.
Doch bald wurd´ ihr erschreckend klar:
Wie ´ne Souffleuse wirklich war,
drauf kam es überhaupt nicht an,
es zählte vielmehr nur, was man
sich vorstellte von dieser Dame -
das war für sie nicht grad Reklame...
Beim Publikum der Favorit
ist kaum die Frau, die niemand sieht!
Und weil sie so verborgen ist,
passiert´s, daß man sie leicht vergißt:
Sie lebt als Unterweltphantom
mit Hochschulabschluß und Diplom,
trotz aller Qualifikation
bekommt sie einen Hungerlohn
und selten so was wie Applaus
für ihre Müh tagein, nachtaus.
Das legte sich der Flüstertüte
allmählich lastend aufs Gemüte.
Sie war, dort in ihr Loch verbannt,
nichts als Libretto-Lieferant,
den man nur dann kurz registrierte,
wenn er nicht wunschgemäß soufflierte.
Sie hockte wie in Hausarrest
oft stundenlang im Kasten fest,
hoffte, daß jeder weiterwußte,
wenn sie einmal aufs Klo geh´n mußte
und half unschein- und unsichtbar
den Sängern durch ihr Repertoire.
An einem Abend traf sie´s schlimm:
Ein Regisseur mit null Benimm,
der nicht mal wußte, wie sie hieß,
die Sklavin unten im Verließ,
warf Müll hinein, hat wohl gedacht,
der Kasten wär ein Abfallschacht!
Verärgert stieß sie sich den Zeh,
doch seltsam: Es tat gar nicht weh!
Und als sie dann mit ihrer Stirne
versehentlich die glüh´nde Birne
der Leselampe noch berührte
und nicht den kleinsten Schmerz verspürte,
da wußte sie: Es ist passiert.
Sie war dematerialisiert.
Von dem Tag an soufflierte sie
ganz einfach durch Telepathie,
das ging den Ohren besser ein,
als flüstern, murmeln oder schrei´n.
Die Sänger liefen stolz einher,
sie hatten keine Hänger mehr,
den Kasten hackte man entzwei,
nun war der Blick zur Bühne frei,
die Musiker schrie´n: „Wunderbar!“,
weil jetzt mehr Platz im Graben war,
sogar der Intendant fand´s fein,
er sparte eine Gage ein.
Und unsere Souffleusenfee
flog freien Fußes durchs Foyer
ans Licht der Oberwelt zurück,
wagt nun als Dichterin ihr Glück,
ist im Theater mal verzichtbar
und drum für Sie inzwischen sichtbar.
;-). Adrian
Adrian K 31/03/2009 12:44
"Wo ist die Suflöse ?"
"So kann ich nicht arbeiten"
;-) Adrian
Kerstin Stolzenburg 31/03/2009 11:00
Lieber Carsten, an der Ostsee sieht man den Sanderling eher selten; zumindest ist das meine Erfahrung - aber ich war auch meist nur auf Rügen.(Wünsche Dir aber schon jetzt einen schönen Urlaub!)
Grüße. Kerstin
Carsten Mundt 31/03/2009 10:50
"Der Sanderling (Calidris alba) ist ein kleiner Watvogel aus der Gattung der Strandläufer. In Deutschland taucht er vor allem im Winterhalbjahr in teils großen Schwärmen an der Nordseeküste auf, weitaus seltener im Binnenland."OST-See, liebe Kerstin :))
Immerhin wissen wir jetzt, um welche komischen Vögel es sich handelt.
Kerstin Stolzenburg 31/03/2009 10:45
http://de.wikipedia.org/wiki/Sanderling
http://images.google.de/imgres?imgurl=http://farm1.static.flickr.com/177/418251858_80c972d385.jpg&imgrefurl=http://flickr.com/photos/pablocaceres/418251858/in/pool-a-class&usg=__nW7vWErVZvk6xjbChZW-bhhi2R4=&h=359&w=500&sz=62&hl=de&start=100&um=1&tbnid=VR0uGWY5kjqOBM:&tbnh=93&tbnw=130&prev=/images%3Fq%3DCalidris%2Balba%26ndsp%3D20%26hl%3Dde%26sa%3DN%26start%3D80%26um%3D1
;-))
Kerstin
Carsten Mundt 30/03/2009 23:44
Tja, lieber Eckhard, auch wenn ich ja nicht wirklich viel beigetragen habe.. kann ich dennoch auch nachtragend sein :)Wieder einmal eine schöne Diskussion, auch wenn ich die von Dir so sorgfältig abgelichteten Vögel momentan eher als Vorboten für den nächsten Urlaub sehe.
Wie es scheint, wird der Ostsee-Urlaub, welcher mir schon seit langer Zeit vorschwebte, bald Wirklichtkeit.
Sollte alles klappen, wird es wohl Anfang Mai in Richtung Meck-Pomm losgehen.
Vielleicht treffe ich ja eine Deiner Möwen wieder :)