@Stefan Adam: Lieber Stefan, nun habe ich es zwar nicht dem Laden angeboten, aber einer professionellen Bildagentur ... und die hat es zum Verkauf in ihren Katalog aufgenommen ;-).
Danke und Grüße. Kerstin
@Stefan Obernosterer: Lieber Stefan, danke! Ich hatte tatsächlich versucht, das Bild nach der Bearbeitung noch etwas nachzuschärfen, bin jedoch wieder davon abgekommen, da das auch unschöne Auswirkungen auf den Kontrast des Bildes hatte.
LG. Kerstin
war mir auf Anhieb gar nicht in den Sinn gekommen.
Aber so lange Oberon in seinem Reich herrscht, nimmt man seine Schauspielkünste wohl eher wahr, als die der Prinzessin, welche im Hintergrund bleiben muss.
Es ist wohl so, dass man das Theater eher wahr nimmt, als das, was hinter den Kulissen spielt.
Vielleicht sollte ich meine Anmerkungen an den Nagel hängen, gleich neben das Kleid :))
leicht und duftig und ein wenig, als stamme es aus vergangenen Zeiten.
Wie ein Theaterrequisit, welches an Ballett, Tanz und Musik erinnert.
Eventuell an "Für Elise".
Nun hat es die arme Elise im Leben auch nicht immer leicht, genau wie die arme Ulla Schmidt und andere Personen auf der politischen Bühne, denen öfters mal Sand ins Getriebe gerät, sei es, durch einen Dienstwagen oder durch das Wiederauftauchen eines Herrn Schreiber.
Und das ist im Fernsehen genauso lustig, wie es im echten Leben bisweilen tragisch ist.
Elise jedenfalls hat auf der " Isle of Caprice " schwer zu kämpfen, um am Ende doch immer erfolglos zu sein. Ein wenig, wie der von Eckhard erwähnte Esel mit Möhre ( P.S.: oder ein anderer Unpaarhufer)
es ist ein Beispiel für die Interessenlage unserer Zeit, dass die Begebenheit um die gegenwärtige Gesundheitsministerin im tiefsten Sommerloch derart aufgebauscht wurde, dass man meinen könnte, es gäbe nichts Wichtigeres auf der Welt als das. In wenigen Tagen war der übelriechende Wind aus dem Sommerloch vergessen, als die nächste Sau durch’s Dorf getrieben wurde. „Gottlob“ für die Tagespresse werden auch in Deutschland Kinder für Jahre von ihren Eltern weggesperrt ... oder auf Mallorca geht eine Bombe hoch. Alsdann: der Mord an Carolin und die Ergreifung des Mörders, der Fall Schreiber, usw. usw. Dann die Befreiung des Schiffes Hansa Stavanger und vier weitere Bomben in Mallorca. Dann die Rückkehr des Meisters in die Formel 1 und sein gesundheitsbedingter Verzicht. Inzwischen ist die „Affäre“ durch die entsprechende Bestätigung des Bundesrechnungshofes „bereinigt“ worden – alles wurde korrekt abgerechnet, was man bereits vorher wusste, und darum ging es auch gar nicht – und die Bundesliga läuft endlich wieder, so dass die Bewusstseinsindustrie genug Futter bekommt.
Am 30. Juli schrieb Edo Reents in der FAZ eine treffliche Glosse, in der er der Vermutung Ausdruck gab, dass die ganze Geschichte ein Wahlkampfmanöver der SPD sei. Frank Walter Steinmeier berät sich in Klausur mit seinen spin doctors und sie bemerken, dass der SPD eine zündende Idee für ihren Wahlkampfkongress fehlt. Die spin doctors schlagen vor, zur Ablenkung Ulla Schmidt den Wagen nach Spanien nachzuschicken und die Geschichte dann an die Presse weiterzugeben. Aber der Knalleffekt fehlt noch, denn den Dienstwagen nebenher fahren lassen, als er mit der Eisenbahn reiste, das hatte bereits Herr Gabriel gemacht ... „Lasst es wie einen Diebstahl aussehen!“ Womit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wären, Ablenkung davon, dass die SPD nichts zu sagen hat, und die Ministerin losgeworden, die mit ihrem merkwürdigen Lächeln und ihrer gebrochenen Syntax bereits länger bei den politischen Freunden insgeheim als leicht meschugge galt. So oder ähnlich; vielleicht ist hier auch etwas dazugedichtet, aber alles sinngemäß ;-). Aber das kann selbstverständlich alles nicht stimmen, denn Frau Schmidt ist inzwischen wieder im „Wahlkampfteam“ ;-)). Der Dienstwagen war in Spanien immerhin für 72 Kilometer dienstlich gebraucht worden.
Es gäbe natürlich Wichtigeres auf der Welt, und der hier zur Verfügung stehende Raum würde kaum ausreichen, um es aufzuzählen. Während der Sauregurkenzeit kümmert es niemanden. Inzwischen wird selbst der Tag der Schande der Menschheit, der 6. August, allenfalls in den Frühnachrichten des Deutschlandfunks erwähnt und im Fernsehen vergessen, vermutlich wegen des Ausbruchs der Bundesliga. Als man es merkte, konnte immerhin noch in der Spätausgabe des „heute journals“ am Jahrestag des Bombenabwurfs von Nagasaki ein kleiner „Knaller“ gelandet werden, nämlich die Geschichte des einzigen Menschen, der beide Bombenabwürfe überlebt hat ...
Doch ist ein „Forum“ wie die fc kein Raum für Besinnungsaufsätze, wie sie in meiner Schulzeit von Gymnasiasten verlangt wurden. Immerhin war bereits das, vor der wissenschaftlichen Ausbildung im engeren Sinne, eine Schule für das sachgerechte Argumentieren und den rechten Gebrauch der deutschen Sprache, den man hier weitgehend vermisst, wo jede schief aufgenommene Kröte in einer Art und Weise bejubelt wird, als wäre die Fotografie gerade neu erfunden worden.
Das Bild zeigt ein Kleid, das ein Hochzeitskleid ist, durch das Schaufenster fotografiert. Kleider wie dieses und andere Kleider sieht man als aufmerksamer Beobachter unserer Schaufenster zuhauf, und wer will, kann die Kleider und die Puppen, die sie tragen,
als ein Zeichen der Zeit verstehen. Als Prototypen unserer Zeit. Und das sind sie auch. Museen zeigen die Kleiderträume anderer Zeiten, und der in meiner Privatbibliothek befindliche Katalog „Die Braut“ zeigt die Kleid gewordenen Träume vieler Gegenden und Zeiten.
Weiß vor Schwarz ist allemal schwierig zu fotografieren. Entweder ist das Bild zu weiß oder zu schwarz. Das ist aber nur die technische Seite. Die Wirkung ist sehr poetisch.
Poetisch ... das Märchen von E. T. A. Hoffmann, das Du als Hintergrund für dieses Bild angibst, hat es auch zentral mit den Traumwelten zu tun, in die wir Menschen, deren Alltag oft gar nicht so traumhaft ist, gerne flüchten.
Da ist zum Beispiel der Karneval in Rom, der wie jeder Karneval, ob in Köln oder Rio, ein ausgesprochener Traumort ist, hierzulande sogar „Die fünfte Jahreszeit“ genannt. Für den Karneval in Rio sollen die Tänzerinnen der Sambaschulen, arm wie sie in Wirklichkeit sind, wohl das ganze Jahr auf das Kostüm für den Karneval sparen, obwohl sie eigentlich nicht viel anhaben. In Köln, so hört der gebürtige nüchterne Südniedersachse mit Grauen, sollen gewisse Gesetze des menschlichen und allzumenschlichen Zusammenlebens für die „tollen Tage“ außer Kraft gesetzt sein, wie das betreffende Lied es besingt. Allerdings hört es mit den Worten „Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ auf, so dass man sich fragt, was denkende Menschen dazu bringen könnte, sich jedes Jahr auf’s Neue in den Karneval einzubringen.
Aber das ist eine der vielen Fragen, die man zwar rational – im Sinne einer psychologischen Ausdeutung menschlichen Verhaltens – beantworten kann, die aber auf der Ebene der betreffenden Mitmenschen in einer nichtrationalen, subrationalen Sphäre ablaufen, die eine bestimmte Schule der Psychologie wohl als „Es“ bezeichnet hat.
„Es“ wäre gern etwas anderes als das „Ich“. Typischerweise etwas Besseres. Intelligenteres. Erfolgreicheres. Bekannteres. Attraktiveres. Jüngeres. Schlankeres. Reicheres. Glücklicheres. Denn die eigene Mittelmäßigkeit könnte Frau und Herrn Mustermann nur allzu bewusst sein.
Und dabei sind die Erscheinungsformen, in denen das „Es“ gegenüber dem „Ich“ gern existieren möchte, ganz verschieden. Insofern vergleicht sich natürlich der Wunsch einer Ministerin, im Spanienurlaub für anderthalb ernsthafte Termine mit der (nicht einmal) gepanzerten Dienstlimousine, die ihren Status unterstreichen soll, vorzufahren, anstatt mit einem Mietwagen – und Computer und Drucker haben die Spanier leider auch nicht –, mit dem Wunsch der armen Näherin im Märchen von E. T. A. Hoffmann, einmal ein Kleid anzuziehen, das nur für eine Prinzessin gedacht und gemacht sein kann. Oder der Wunsch des abgebrannten Schauspielers, einmal eine fabulöse Prinzessin kennenzulernen, die mehr oder weniger ein Traum- oder Trugbild ist, und sich dafür mit einer überaus närrischen Verkleidung auszustaffieren, die ihn als den Narren zeigt, der er ist. Dabei lässt E. T. A. Hoffmann geschickt offen, inwieweit das Märchenhafte und Zauberische mitunter auch in das Teuflische, das Böse übergehen könnte. In der wirklichen Welt verliert man dadurch vielleicht nicht seinen Schatten, aber seine Reputation.
Natürlich repräsentiert auch die Thematik „Hochzeit“, für die das von Dir fotografierte Kleid zuallererst steht, eine Welt des Traums.
Eben jenes Traums vom glücklichen Leben, der für uns Menschen, darin vermutlich auf der Erde einzigartig, mit einer Zweierbeziehung verbunden wird. Etwas, was man mit einer rationalen Überlegung nicht begreifen kann, die gegenseitige Zuneigung, Liebe unter Menschen, etwas zutiefst Irrationales, Unberechenbares, in der Prognose Unvorhersagbares, jederzeit in Frage stehendes Gefühl, wird für uns in unserer gegenwärtigen Zeit zur Basis einer dann auch die rechtliche Ebene stärkstens betreffenden Einrichtung wie die Ehe, in der man sich, wie man sagt, „ein gemeinsames Leben“ aufbauen will. Die üblichen Wünsche, die sich damit verbinden, sind allbekannt.
Oft genug lassen sie sich nicht verwirklichen, oder doch nur auf Zeit. Dann zerplatzt der Traum, wie auch die Träume im Märchen eben Schäume sind. Und man steht da, wie man eben ist, oder, wie es in „Drei Farben: Blau“ unübertrefflich heißt: „Ich bin eine ganz normale Frau ... schwitze ... habe Karies!“ Und das stimmt auch.
Dass wir dennoch träumen, es könnte anders sein, macht uns so einzigartig. Und es ist nicht zu bestreiten, dass manche er größten kulturellen Leistungen, die die Menschheit hervorgebracht hat, auf eben diesem Traum beruhen. Denn es sind vermutlich die Träume, die die Existenz als sinnvoll erscheinen lassen. Denn die pure Ratio wäre für uns gar nicht zu ertragen.
In einer anderen Geschichte wird einem Pferd eine Möhre vorgehalten, und ihr läuft es nach, auch wenn es sie nie erreichen kann. Ich glaube, es ist die Geschichte von dem Cowboy, der schneller als sein Schatten ziehen kann, mit dem Pferd, das schneller als sein Schatten laufen kann. Aber ohne die a priori unerreichbare Möhre würde es nicht loslaufen. Michael Ende hat das Motiv in „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ variiert, indem er der Lokomotive Molly einen Magneten vorspannen lässt, hinter dem sie hersaust, ein wunderbares Bild für den Irrsinn der Hoffnung, durch den wir leben.
Ich werde gewahr, wie hauchzart
ein Gewebe sein kann,
wie schwerelos auch,
wie luftig, leicht, federn drapiert
auf korsageähnlicher Kompaktheit.
Die Hineinnahme diese Kleides, so plaziert
wie hier mit viel schwarzem Anteil
macht dieses Foto irgendwie noch viel,
viel interessanter als der Gegensatz
zwischen festem und fließendem Stoff
ohnehin schon ist.
Kerstin Stolzenburg 14/08/2009 11:49
@Stefan Adam: Lieber Stefan, nun habe ich es zwar nicht dem Laden angeboten, aber einer professionellen Bildagentur ... und die hat es zum Verkauf in ihren Katalog aufgenommen ;-).Danke und Grüße. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 14/08/2009 11:49
@Stefan Obernosterer: Lieber Stefan, danke! Ich hatte tatsächlich versucht, das Bild nach der Bearbeitung noch etwas nachzuschärfen, bin jedoch wieder davon abgekommen, da das auch unschöne Auswirkungen auf den Kontrast des Bildes hatte.LG. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 14/08/2009 11:48
@Alle: Ich danke allen, die sich bislang zum Bild äußern mochten, recht herzlich für die schönen und interessanten Anmerkungen.Grüße. Kerstin
Arnd U. B. 13/08/2009 23:18
Das hast Du wirklich gediegen gestaltet...wirkt zweifellos richtig edel. Liebe Grüße ArndStefan Adam 13/08/2009 21:00
Die Aufnahme solltest Du dem Laden gleich für Werbezwecke anbieten - finde ich ganz großartig!LG, Stefan
Carsten Mundt 13/08/2009 20:45
Liebe Kerstin,"die" Brambilla
http://www.stern.de/politik/ausland/vittoria-brambilla-berlusconi-ministerin-schockiert-mit-hitler-gruss-703888.html
war mir auf Anhieb gar nicht in den Sinn gekommen.
Aber so lange Oberon in seinem Reich herrscht, nimmt man seine Schauspielkünste wohl eher wahr, als die der Prinzessin, welche im Hintergrund bleiben muss.
Es ist wohl so, dass man das Theater eher wahr nimmt, als das, was hinter den Kulissen spielt.
Vielleicht sollte ich meine Anmerkungen an den Nagel hängen, gleich neben das Kleid :))
J-La 13/08/2009 19:57
Sehr schön, eine tolle Arbeit.Gruß Jürgen
Biggi Oehler 13/08/2009 17:06
Das hätte ich nicht gedacht, dass das durch die Scheibe fotografiert ist. Eine klasse Aufnahme. Sehr sehr gut.LG.
Biggi
paules 13/08/2009 16:41
Die Fotografie gefällt mir sehr (hab nicht alles gelesen!)Grüße Paul
E. W. R. 13/08/2009 11:27
Ein Pferd mit Möhre, lieber Carsten ;-). EckhardCarsten Mundt 13/08/2009 8:58
Liebe Kerstin,leicht und duftig und ein wenig, als stamme es aus vergangenen Zeiten.
Wie ein Theaterrequisit, welches an Ballett, Tanz und Musik erinnert.
Eventuell an "Für Elise".
Nun hat es die arme Elise im Leben auch nicht immer leicht, genau wie die arme Ulla Schmidt und andere Personen auf der politischen Bühne, denen öfters mal Sand ins Getriebe gerät, sei es, durch einen Dienstwagen oder durch das Wiederauftauchen eines Herrn Schreiber.
Und das ist im Fernsehen genauso lustig, wie es im echten Leben bisweilen tragisch ist.
Elise jedenfalls hat auf der " Isle of Caprice " schwer zu kämpfen, um am Ende doch immer erfolglos zu sein. Ein wenig, wie der von Eckhard erwähnte Esel mit Möhre ( P.S.: oder ein anderer Unpaarhufer)
http://www.youtube.com/watch?v=qpi3b6csLow
lg Carsten
E. W. R. 13/08/2009 8:05
Liebe Kerstin,es ist ein Beispiel für die Interessenlage unserer Zeit, dass die Begebenheit um die gegenwärtige Gesundheitsministerin im tiefsten Sommerloch derart aufgebauscht wurde, dass man meinen könnte, es gäbe nichts Wichtigeres auf der Welt als das. In wenigen Tagen war der übelriechende Wind aus dem Sommerloch vergessen, als die nächste Sau durch’s Dorf getrieben wurde. „Gottlob“ für die Tagespresse werden auch in Deutschland Kinder für Jahre von ihren Eltern weggesperrt ... oder auf Mallorca geht eine Bombe hoch. Alsdann: der Mord an Carolin und die Ergreifung des Mörders, der Fall Schreiber, usw. usw. Dann die Befreiung des Schiffes Hansa Stavanger und vier weitere Bomben in Mallorca. Dann die Rückkehr des Meisters in die Formel 1 und sein gesundheitsbedingter Verzicht. Inzwischen ist die „Affäre“ durch die entsprechende Bestätigung des Bundesrechnungshofes „bereinigt“ worden – alles wurde korrekt abgerechnet, was man bereits vorher wusste, und darum ging es auch gar nicht – und die Bundesliga läuft endlich wieder, so dass die Bewusstseinsindustrie genug Futter bekommt.
Am 30. Juli schrieb Edo Reents in der FAZ eine treffliche Glosse, in der er der Vermutung Ausdruck gab, dass die ganze Geschichte ein Wahlkampfmanöver der SPD sei. Frank Walter Steinmeier berät sich in Klausur mit seinen spin doctors und sie bemerken, dass der SPD eine zündende Idee für ihren Wahlkampfkongress fehlt. Die spin doctors schlagen vor, zur Ablenkung Ulla Schmidt den Wagen nach Spanien nachzuschicken und die Geschichte dann an die Presse weiterzugeben. Aber der Knalleffekt fehlt noch, denn den Dienstwagen nebenher fahren lassen, als er mit der Eisenbahn reiste, das hatte bereits Herr Gabriel gemacht ... „Lasst es wie einen Diebstahl aussehen!“ Womit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wären, Ablenkung davon, dass die SPD nichts zu sagen hat, und die Ministerin losgeworden, die mit ihrem merkwürdigen Lächeln und ihrer gebrochenen Syntax bereits länger bei den politischen Freunden insgeheim als leicht meschugge galt. So oder ähnlich; vielleicht ist hier auch etwas dazugedichtet, aber alles sinngemäß ;-). Aber das kann selbstverständlich alles nicht stimmen, denn Frau Schmidt ist inzwischen wieder im „Wahlkampfteam“ ;-)). Der Dienstwagen war in Spanien immerhin für 72 Kilometer dienstlich gebraucht worden.
Es gäbe natürlich Wichtigeres auf der Welt, und der hier zur Verfügung stehende Raum würde kaum ausreichen, um es aufzuzählen. Während der Sauregurkenzeit kümmert es niemanden. Inzwischen wird selbst der Tag der Schande der Menschheit, der 6. August, allenfalls in den Frühnachrichten des Deutschlandfunks erwähnt und im Fernsehen vergessen, vermutlich wegen des Ausbruchs der Bundesliga. Als man es merkte, konnte immerhin noch in der Spätausgabe des „heute journals“ am Jahrestag des Bombenabwurfs von Nagasaki ein kleiner „Knaller“ gelandet werden, nämlich die Geschichte des einzigen Menschen, der beide Bombenabwürfe überlebt hat ...
Doch ist ein „Forum“ wie die fc kein Raum für Besinnungsaufsätze, wie sie in meiner Schulzeit von Gymnasiasten verlangt wurden. Immerhin war bereits das, vor der wissenschaftlichen Ausbildung im engeren Sinne, eine Schule für das sachgerechte Argumentieren und den rechten Gebrauch der deutschen Sprache, den man hier weitgehend vermisst, wo jede schief aufgenommene Kröte in einer Art und Weise bejubelt wird, als wäre die Fotografie gerade neu erfunden worden.
Das Bild zeigt ein Kleid, das ein Hochzeitskleid ist, durch das Schaufenster fotografiert. Kleider wie dieses und andere Kleider sieht man als aufmerksamer Beobachter unserer Schaufenster zuhauf, und wer will, kann die Kleider und die Puppen, die sie tragen,
als ein Zeichen der Zeit verstehen. Als Prototypen unserer Zeit. Und das sind sie auch. Museen zeigen die Kleiderträume anderer Zeiten, und der in meiner Privatbibliothek befindliche Katalog „Die Braut“ zeigt die Kleid gewordenen Träume vieler Gegenden und Zeiten.
Weiß vor Schwarz ist allemal schwierig zu fotografieren. Entweder ist das Bild zu weiß oder zu schwarz. Das ist aber nur die technische Seite. Die Wirkung ist sehr poetisch.
Poetisch ... das Märchen von E. T. A. Hoffmann, das Du als Hintergrund für dieses Bild angibst, hat es auch zentral mit den Traumwelten zu tun, in die wir Menschen, deren Alltag oft gar nicht so traumhaft ist, gerne flüchten.
Da ist zum Beispiel der Karneval in Rom, der wie jeder Karneval, ob in Köln oder Rio, ein ausgesprochener Traumort ist, hierzulande sogar „Die fünfte Jahreszeit“ genannt. Für den Karneval in Rio sollen die Tänzerinnen der Sambaschulen, arm wie sie in Wirklichkeit sind, wohl das ganze Jahr auf das Kostüm für den Karneval sparen, obwohl sie eigentlich nicht viel anhaben. In Köln, so hört der gebürtige nüchterne Südniedersachse mit Grauen, sollen gewisse Gesetze des menschlichen und allzumenschlichen Zusammenlebens für die „tollen Tage“ außer Kraft gesetzt sein, wie das betreffende Lied es besingt. Allerdings hört es mit den Worten „Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ auf, so dass man sich fragt, was denkende Menschen dazu bringen könnte, sich jedes Jahr auf’s Neue in den Karneval einzubringen.
Aber das ist eine der vielen Fragen, die man zwar rational – im Sinne einer psychologischen Ausdeutung menschlichen Verhaltens – beantworten kann, die aber auf der Ebene der betreffenden Mitmenschen in einer nichtrationalen, subrationalen Sphäre ablaufen, die eine bestimmte Schule der Psychologie wohl als „Es“ bezeichnet hat.
„Es“ wäre gern etwas anderes als das „Ich“. Typischerweise etwas Besseres. Intelligenteres. Erfolgreicheres. Bekannteres. Attraktiveres. Jüngeres. Schlankeres. Reicheres. Glücklicheres. Denn die eigene Mittelmäßigkeit könnte Frau und Herrn Mustermann nur allzu bewusst sein.
Und dabei sind die Erscheinungsformen, in denen das „Es“ gegenüber dem „Ich“ gern existieren möchte, ganz verschieden. Insofern vergleicht sich natürlich der Wunsch einer Ministerin, im Spanienurlaub für anderthalb ernsthafte Termine mit der (nicht einmal) gepanzerten Dienstlimousine, die ihren Status unterstreichen soll, vorzufahren, anstatt mit einem Mietwagen – und Computer und Drucker haben die Spanier leider auch nicht –, mit dem Wunsch der armen Näherin im Märchen von E. T. A. Hoffmann, einmal ein Kleid anzuziehen, das nur für eine Prinzessin gedacht und gemacht sein kann. Oder der Wunsch des abgebrannten Schauspielers, einmal eine fabulöse Prinzessin kennenzulernen, die mehr oder weniger ein Traum- oder Trugbild ist, und sich dafür mit einer überaus närrischen Verkleidung auszustaffieren, die ihn als den Narren zeigt, der er ist. Dabei lässt E. T. A. Hoffmann geschickt offen, inwieweit das Märchenhafte und Zauberische mitunter auch in das Teuflische, das Böse übergehen könnte. In der wirklichen Welt verliert man dadurch vielleicht nicht seinen Schatten, aber seine Reputation.
Natürlich repräsentiert auch die Thematik „Hochzeit“, für die das von Dir fotografierte Kleid zuallererst steht, eine Welt des Traums.
Eben jenes Traums vom glücklichen Leben, der für uns Menschen, darin vermutlich auf der Erde einzigartig, mit einer Zweierbeziehung verbunden wird. Etwas, was man mit einer rationalen Überlegung nicht begreifen kann, die gegenseitige Zuneigung, Liebe unter Menschen, etwas zutiefst Irrationales, Unberechenbares, in der Prognose Unvorhersagbares, jederzeit in Frage stehendes Gefühl, wird für uns in unserer gegenwärtigen Zeit zur Basis einer dann auch die rechtliche Ebene stärkstens betreffenden Einrichtung wie die Ehe, in der man sich, wie man sagt, „ein gemeinsames Leben“ aufbauen will. Die üblichen Wünsche, die sich damit verbinden, sind allbekannt.
Oft genug lassen sie sich nicht verwirklichen, oder doch nur auf Zeit. Dann zerplatzt der Traum, wie auch die Träume im Märchen eben Schäume sind. Und man steht da, wie man eben ist, oder, wie es in „Drei Farben: Blau“ unübertrefflich heißt: „Ich bin eine ganz normale Frau ... schwitze ... habe Karies!“ Und das stimmt auch.
Dass wir dennoch träumen, es könnte anders sein, macht uns so einzigartig. Und es ist nicht zu bestreiten, dass manche er größten kulturellen Leistungen, die die Menschheit hervorgebracht hat, auf eben diesem Traum beruhen. Denn es sind vermutlich die Träume, die die Existenz als sinnvoll erscheinen lassen. Denn die pure Ratio wäre für uns gar nicht zu ertragen.
In einer anderen Geschichte wird einem Pferd eine Möhre vorgehalten, und ihr läuft es nach, auch wenn es sie nie erreichen kann. Ich glaube, es ist die Geschichte von dem Cowboy, der schneller als sein Schatten ziehen kann, mit dem Pferd, das schneller als sein Schatten laufen kann. Aber ohne die a priori unerreichbare Möhre würde es nicht loslaufen. Michael Ende hat das Motiv in „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ variiert, indem er der Lokomotive Molly einen Magneten vorspannen lässt, hinter dem sie hersaust, ein wunderbares Bild für den Irrsinn der Hoffnung, durch den wir leben.
Eckhard
ston 13/08/2009 7:04
gefällt mir sehr gut mit diesem Schnitt. Dürfte einen Tick schärfer sein, damit die Struktur besser zu erkennen wäre. Nur so....;-)LG Stefan
E-Punkt 28/07/2009 14:53
Ich werde gewahr, wie hauchzartein Gewebe sein kann,
wie schwerelos auch,
wie luftig, leicht, federn drapiert
auf korsageähnlicher Kompaktheit.
Die Hineinnahme diese Kleides, so plaziert
wie hier mit viel schwarzem Anteil
macht dieses Foto irgendwie noch viel,
viel interessanter als der Gegensatz
zwischen festem und fließendem Stoff
ohnehin schon ist.
Ist dir wunderschön gelungen, Kerstin.
LG Elfi
Adrena Lin 28/07/2009 14:06
Ein ganz feines, leises und unglaublich schönes Bild !!!!LG Andrea