Nach der Rückkehr aus einem für einen Flachländer anderen Universum, nämlich dem tief verschneiten Harz möchte ich auf Dein Bild zurückkommen:
Die Geburt des Universums (zumindest dieses U.) würde ich mir zwar eher so vorstellen:
Aber vermutlich gehst Du weiter zurück zu einen Zeitpunkt, an dem sich ein nicht erklärbares großes „Etwas“ oder „Nichts“ entschlossen hat, woraus auch immer durch >Zellteilung< etwas (anderes?) entstehen zu lassen.
So rudimentär unsere diesbezüglichen Erkenntnisse auch immer sind – vermutlich stößt jede Einsicht wieder mehr Fragen als Antworten auf. Insbesondere die Frage nach der Kraft oder Macht, die dahinter steht und das Geschehen in Gang setzt und hält und – soweit von uns meist geglaubt – dem Ganzen einen Sinn oder eine Bestimmung gibt. Passen wir als Menschen mit unserem Anspruch der Besonderheit in dieses Bild hinein? Sehen wir uns viel zu wichtig und machen wir das Bild vom „Lieben Gott“ nicht viel zu niedlich angesichts der unvorstellbaren Dimension des Geschehens? Wohl kaum jemand, der darüber nachdenkt, wird sich das so erklären, dass alles eben so ist, wie es ist. Irgendetwas muss doch da einen übergeordneten Einfluss nehmen. Aber passiert dieser Einfluss primär in unserem Interesse?!
Das ist wirklich schwer vorstellbar. Und wenn Menschen von solchen katastrophalen Ereignissen wie das Erdbeben in Haiti betroffen werden, fällt es im Angesicht tausender Toter schwer, Gott nur die Rettung Einzelner zuzuschreiben und den Rest als Schicksal abzutun. Wer oder was ist dann wiederum das Schicksal? Vielleicht sind wir ja doch ein wenig blasiert mit unserer Wichtigkeit. Eher müssen wir es schon als eine ungeheuerliche Gnade empfinden, überhaupt auf diesem Planeten eine Chance des Daseins, des Denkens und Empfindens bekommen zu haben – ohne jeden Anspruch aber mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Und ob wir evtl. damit verbundene Pflichten angemessen zum eigenen Wohl, dem Wohl unserer (von uns beeinflussbaren) Umwelt und dem Wohl dessen, der alles erschaffen hat, nutzen, ist letztlich unser Bier.
über "Solaris" hatte ich mich ja bereits ganz kurz geäussert.
Ich hatte für mich persönlich bereits die Vermutung war, dass die cineastische Umsetzung eines literarischen Werkes diesem nicht gerecht würde, wie es so oft der Fall ist, wenn man einen verfilmten Roman sieht. Und es gibt auf dabei nur wenige Ausnahmen.
Mittlerweile fand ich, neben vielen anderen, folgende Rezession:
"Der zweite aus meiner Sicht wesentliche Punkt, der diesen Roman so besonders macht, ist sein ironische Beschäftigung mit der Wissenschaft. Es gibt eigentlich zwei Handlungsebenen in diesem Buch. Zum einen die Erlebnisse von Kris Kelvin auf der Station, die chronologisch ablaufen. Aber Kelvin, die Hauptperson, sucht auch nach Informationen über Solaris in der Bordbibliothek und gibt bei dieser Suche so ganz nebenbei auch einen Abriss über die verschiedenen Strömungen und Lehren in Bezug auf den Planenten im Laufe der Jahre seit seiner Entdeckung. Vordergründig werden die Infos natürlich für die Handlung benötigt, aber die Ausführlichkeit und der Detailreichtum, mit dem Lem dies hier schildert, ist eine ganz klare Anspielung auf die reale Wissenschaft. Noch bevor genauere Erkenntnisse über Solaris vorliegen, wird der Planet und die auf ihm vorkommenden Phänomene klassifiziert, jede wissenschaftliche Richtung, egal ob Physik, Astronomie oder sogar Psychologie hat ihre eigenen Theorien, „;unerschütterliche“; Tatsachen erweisen sich im Laufe der Zeit als falsch und sogar bei den drei Besatzungsmitgliedern kommt es zu Unstimmigkeiten im Bezug auf verschiedene Lehrrichtungen, als sie über den Umgang mit den „;Gästen“; debattieren. Dies ist ziemlich eindeutig eine Spitze auf die „;Elfenbeintürme“; und Diversifikation in der realen Wissenschaft, in der es heute sogar vorkommen kann, dass sich schon zwei Physiker nicht mehr verstehen, weil sie unterschiedliche Fachgebiete haben. "
So faszinierend die Beschäftigung mit Wissenschaften auch sein mag, und das ist es ja in der Tat, desto verwirrender wird es bisweilen auch.
Ich vermute allerdings, dass "Solaris", nachdem ich nun den Band 37 der "Perry Rhodan-Silberbände" vor geraumer Zeit abgeschlossen habe, einen Platz in meiner Liste der noch zu lesenden Bücher einnehmen sollte.
Es ist ja durchaus ein Stilmittel der Literatur, das Handlungsgeschehen in die Vergangengheit oder in die Zukunft zu legen, aus den verschiedensten Gründen.
Ich erinneren mich gerne (und nehme auch das Buch immer mal wieder zur Hand) an "Dune", den Wüstenplaneten, welcher als Allegorie auf die momentane Vormachtstellung der westlichen Welt gegenüber dem "Rest" verstanden werden kann.
Man muss gar nicht so weit, also bis ins Weltall, schauen, um festzustellen, dass der Mensch, als geboren in seinem eigenen Kulturkreis, Probleme mit dem Verständnis des Andersartigen hat.
Ob wir auf das Erscheinen eines "Kwisatz Haderiach"
(Kwisatz Haderach: „Abkürzung des Weges“, auch „einer, der an mehreren Orten gleichzeitig sein kann“. Bezeichnung der Bene Gesserit für das Unbekannte, für das sie eine genetische Lösung suchten: ein männlicher Bene Gesserit, dessen organische mentale Kräfte Raum und Zeit überbrücken können")
wirklich noch warten müssen, oder ob uns dieser in Form des Jesus Christus bereits erschienen ist, bleibt wohl, je nach Glauben, eine Frage, die wir nicht beantworten können.
Ausser, man ist Fundamentalist, egal welcher Glaubensrichtung.
Die Erkenntnis darüber, dass wir eben doch nicht auf alles eine Antwort haben, auch wenn wir es versuchen, ist zwar nicht vollkommen tröstlich, könnte aber andererseits auch viele Glaubenskriege überflüssig machen.
Übrigens erinnert mich die Trennung der Wissenschaften, welche nur noch ganz wenige Menschen zu verstehen in der Lage sind, vom Rest der "normalen Menschheit" an das Glasperlenspiel, über welches wir uns auch bereits einmal austauschten.
Ähnliches mag auch für das "moderne" Leben mit der Vorherrschaft von Wissenschaft, Wirtschaft, Globalisierung gelten. Die Komplexität dieser Dinge ist für sehr viele Menschen wohl nicht mehr nachvollziehbar und wirkt sehr fremdartig.
Lieber Eckhard, ich hatte das Bild in deinem Fotoheim natürlich bereits entdeckt und betrachtet. ;-)
Anbei zunächst nur ein Zitat von Max Ernst zu seinem Bild:
O-Ton Max Ernst 1953:
"Wenn ich das Bild nenne ‚Mutter und Kind im nächtlichen Wald‘ so will ich damit nicht
sagen, dass ich die Mutter mit dem Kind im nächtlichen Wald befindet und darin
spazieren geht, sondern dass sie im nächtlichen Wald existiert. // Und wenn ich in
einen nächtlichen Wald hinein gehe, dann ist für mich nicht nur der nächtliche Wald
da, sondern da ist auch die Mutter und das Kind. Ich mein, das ist eine Einheit,
beides ist dasselbe, die Mutter ist im Wald und der Wald ist die Mutter." http://www.wdr3.de/fileadmin/user_upload/Sendungen/Kulturfeature/2008/Manuskripte/11_29__Max_Ernst.pdf
Kerstin
beim Betrachten deines Bildes nach dem Einstellen zur Diskussion fiel mein allererster Blick auf die interessante Zahlenfolge der Einstellzeit. Nun, das kann natürlich zufällig geschehen, nicht so jedoch bei deinen Bildern, die auch diesbezüglich in der Regel mit Bedacht vorbereitet werden, wie wir zwischenzeitlich wissen. ;-)
Ohne die Zahl als solche nun aber gleich ausdeuten zu wollen, gehe ich zunächst auf ihre geometrische Anordnung ein, die ich abstrahiert auch im Motiv wiederfinde.
Die erste deutliche Zellteilung des Ausgangs-Universums Orange - die teilweise riesigen Früchte der Navelorangen (um eine Vertreterin dieser Art müsste es sich hier handeln, wie man an der Tochterbildung erkennt) könnte man fast als solche bezeichnen - reißt die Kugel nicht nur in zwei Hälften auseinander, sondern gewährt zugleich einen Einblick in ihr Inneres, in ihren Aufbau und die Struktur. Man nimmt sie also bewusst wahr. Dieser Einblick kann durchaus so eindrucksvoll sein, dass man nicht umhin kann, diesen, bevor die sichtbar gewordenen einzelnen Galaxien den Vitamin- und Ballaststoffhaushalt des Fotografen und Die-Frucht-Schälenden bereichern, mit der Kamera festzuhalten.
Nun geht es natürlich - und das demonstrieren auch die verlinkten Texte und Bilder - nicht allein um das Ablichten und Zeigen dieser schöne Frucht nach ihrer Teilung, das hätte man auch ohne die Verfremdung durch einen Filter tun können, sondern auch um die symbolhafte Übertragung der Idee auf andere Bereiche.
Bevor ich in meinen Überlegungen das Weltall besuche, erlaube ich mir einen Blick auf etwas ganz Naheliegendes, aber nicht weniger Geheimnis- und Wundervolles, nämlich die Entwicklung eines Menschen aus einer befruchteten Eizelle. In diesem Kontext sah ich auch die dargestellte Zellteilung im Bild zuerst. Und auch das ist ja ein sehr ‚geometrischer Vorgang‘, zu dem die Anordnung bzw. Darstellung der Einstellzeit sehr gut passt. Der Vorgang an sich ist bekannt, jedenfalls Schulwissen, und man kann ihn sich bildhaft vorstellen. „Bei der Zellteilung wandern die beiden polaren Körper oder Zentriolen an die entgegengesetzten nördlichen und südlichen Enden der Zelle und bilden die beiden Zellpole. Die Chromosomen teilen sich hälftig auf und ordnen sich zwischen den beiden Spindelpolen an. Hier und jetzt entscheiden sich die späteren Proportionen des Menschen. In dieser ersten Zelle befindet sich also bereits eine ‚kleine Person‘. Durch Verschmelzung der beiden Vorkerne entsteht die Form der ‚Fischblase‘ - die Zygote enthält das ganze Wissen des Universums.“ http://www.paranormal.de/paramirr/geo/09.html
Es ist also nicht nur die Frage des Makrokosmos, sondern auch die des Mikrokosmos, die hier angerissen wird; auch dafür könnte die Symmetrie der Einstellzeit, gemessen am mittigen Doppelpunkt sinnbildlich stehen. Bildhaft gesehen, steht der Betrachter der Fotografie sozusagen mittendrin, um nach beiden Seiten zu schauen, um die Zusammenhänge und ihre Sinnhaftigkeit und damit auch den Sinn der eigenen Existenz zu verstehen.
Deine verlinkten Bilder „Elementarteilchen oder: Hinter das Licht führen“ und „Milchstraße (Zentrum)“ weisen ja auch zum Teil auf diese Suche und die Entwicklung hin, in der die Menschheit Antworten auf ihre Fragen erhofft. Literatur gibt es zur Thematik in kaum überschaubarer Fülle. Das meiste davon würde man als Laie wohl auch gar nicht nachvollziehen können. Ich musste bereits das populärwissenschaftlich geschriebene „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking zweimal lesen, um die Hälfte zu verstehen ;-)). Ein Buch, von Andreas Burkert und dem bereits zitierten Rudolf Kippenhahn (beck’sche Reihe), kann ich hier aber vielleicht erwähnen; es erläutert sehr schön und gut verständlich den Aufbau und die Fragen rund um unsere Galaxis, soweit sie denn erklärbar und/oder in Teilen nicht vielleicht bereits überholt ist. http://books.google.de/books?id=kTjGT3qbmTUC&printsec=frontcover#v=onepage&q=&f=false
Es wird hier natürlich auch die Frage gestellt, was der Kern der Milchstraße sein könnte. „Beherbergt auch unser Milchstraßensystem in seinem Zentrum ein
? Zwar ist das Band der Milchstraße dort besonders hell, doch dichte Staubwolken gestatten keinen direkten Blick auf das galaktische Zentrum. Nur Radiowellen, Röntgenstrahlung und infrarotes Licht können die Staubmassen durchdringen. Was sie uns bisher gezeigt haben, ist nicht besonders aufregend. Im Bereich der Radiowellen ist das Zentrum besonders hell. Es zeigt einige Strukturen und auch eine recht unscheinbare punktförmige Radioquelle, die man für das geheimnisvolle Zentrum der Milchstraße hält.“
Dies als Anknüpfungspunkt nehmend, hat die nicht aufzuhaltende naturwissenschaftliche Forschung jedenfalls auch dafür gesorgt, dass das Bild der Welt sich für den Menschen in nur wenigen Jahrhunderten grundlegend verändert hat, man denke nur daran, wie lange die Vorstellung vom geozentrischen Himmelsmodell, das Aristoteles als Erster beschrieb, die Wahrheit und die Sicht der Dinge war, bevor es vom heliozentrischen Weltbild ersetzt wurde, werden konnte ... werden durfte. Auch die vorhandenen Wertehierarchien wurde damit abgelöst. Und obwohl Kepler mit der zentralen Stellung der Sonne zugleich sehr fromme Gedanken verband, indem diese Quelle des Lichts für ihn zugleich ein Symbol Gottes war, so muss die in so raschen Entwicklungsschritten gemachte Erfahrung, aus dem Zentrum dieses Gefüges verstoßen zu werden, den Menschen in seinem Glauben, im Selbstverständnis der bisherigen Eingebundenheit usw. doch mächtig erschüttert haben.
Mit zunehmendem Wissen und der Erkenntnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, die der Laie heute in der Regel gar nicht mehr versteht und durchschaut (wie etwa die Aktivitäten im Kontext des LHC am CERN), rückt der Mensch weiter an den Rand des Universums, wird er kleiner, unbedeutender, zu einer Eintagsfliege in diesem großen, scheinbar so perfekt aufeinander abgestimmten Räderwerk, verweist man ihn wie einen Zigeuner an den Rand der Gesellschaft, auf die Flächen am Stadtrand, hier an den Rand des Universums ... jedenfalls der Empfindung nach. “Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch. Doch wenn die Früchte unserer Forschung uns keinen Trost spenden, finden wir zumindest eine gewisse Ermutigung in der Forschung selbst ... Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde.” (Steven Weinberg: „Die ersten drei Minuten. Der Ursprung des Universums.“, 1979, Piper)
Nun ist das Stellen der Sinnfrage neben dem reinen Wissensdrang jedoch ganz wesentlich. Es ist eben nicht genug, zu verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält, sondern ebenso, warum dies so ist, was die Bedeutung und den Wert all dessen ausmacht und welchen Platz der Mensch selbst dabei einnimmt. Für den Einzelnen ist das nicht nur grundlegend für das Selbst- und Weltbewusstsein, sondern auch handlungsführend und damit in der Wirkung zugleich ein Motor, der ihn und mit ihm auch die Gemeinschaft antreibt, selbst wenn die Frage nach dem Absurden des Daseins gestellt werden könnte und auch gestellt wird (was mich zum zweiten Mal in dieser Woche bei einem Bild an Albert Camus, an den Sisyphos und die Erfahrung des Absurden denken lässt).
Stephen Hawking schrieb in dem Zusammenhang einmal: „Auch wenn die (Natur-)Wissenschaft das Problem zu lösen vermag, wie das Universum begonnen hat, nicht beantworten kann sie die Frage: Warum macht sich das Universum die Mühe zu existieren? Ich kenne die Antwort nicht.“ http://www.theologie-skripten.de/menschenbild/1sinn.pdf
Nun habe ich irgendwo gelesen, dass die Auffassung, lediglich als unbedeutende Randfiguren im Universum zu existieren, gar nicht gerechtfertigt sei und viel zu negativ dargestellt wird. Da die Willkür bei der Wahl des Koordinatenursprungs scheinbar auch für die heutige Physik noch gilt, könnte man wohl auch behaupten, wir seien der Mittelpunkt des Weltalls, womit die ganze Fragestellung, zumindest physikalisch gesehen, völlig obsolet ist. Hinter dem sinnbildlichen Zigeunerdasein steckt noch etwas Anderes. „Der abstrakte ‚Blick von nirgendwo‘, den der Wissenschaftler zum Zwecke der funktionalen Erklärung der Weltprozesse einnimmt, ist nicht der, den er als Mensch konsequent durchhalten könnte. Als Mensch trägt er den Mittelpunkt seiner Welt stets mit sich herum. Wir sind eben keine abstrakte ‚res cogitans‘, die im ausdehnungslosen Punkt ihrer Selbstvergewisserung die Natur distanziert von außen betrachten würde, ohne innerlich an ihr teilzunehmen. Menschliches Erkennen ist immer zugleich auch situiert, leibzentriert und nur von diesem Leibzentrum her gerechnet, glauben wir, ‚am Rande des Universums‘ zu stehen, weil unserer leiblichen Zentriertheit keine kosmologische Zentriertheit mehr entspricht. Dieser Gedankengang hat aber nichts mit Physik zu tun. Er buchstabiert unser konkretes und praktisch bestimmtes in-der-Welt-Sein zu Ende und empfindet diese Lektüre spontan als enttäuschend.“ http://www.akademieforum.de/grenzfragen/open/Grundlagen/Mu_Universum/text.htm#_ftn4
Abgesehen von diesen Überlegungen dürfte aber auch klar sein, dass der menschliche Geist derzeit viel zu beschränkt ist, dieses präzise aufeinander abgestimmte, sich bis zu einem gewissen Grad immer wieder selbst justierende Uhrwerk zu verstehen. Was wussten die Menschen vor dreihundert Jahren im Vergleich zur heutigen Zeit? Was werden sie in fünfhundert Jahren wissen (wenn sie sich bis dahin nicht selbst vernichtet haben)? Worüber wir heute diskutieren, wird dann vielleicht bereits belächelt werden. Auch darin ist eine Sinnhaftigkeit zu sehen und im Zusammenhang mit einem Blick über unseren lokalen und temporären Tellerrand hinaus, dürfte das auch Ansporn für das wissenschaftliche Forschen sein und wer kann schon sagen, was ganzheitlich noch dahinterstecken mag, dass wir Menschen uns mit solchen Fragen befassen wollen und müssen, wo es der Maus oder dem Pinguin doch völlig egal ist.
Nun steht die „Eins“, um wieder einmal auf die Einstellzeit zurückzukommen, in der Zahlensymbolik für die Unteilbarkeit und somit für das Göttliche (die Anordnung vielleicht auch wieder für die Kreuzfigur, die es in diesem großen Zusammenhang mit dem Menschen verbindet). Wird der Mensch in einer fernen Zukunft in der Lage sein, das „Genom“ des Weltalls zu entschlüsseln, all die Vorgänge, Kausalitäten, Wechselwirkungen auf einer Zahlen- oder sonstigen Basis nachvollziehbar zu beschreiben? Die Frage wird immer bleiben, was war zuvor? Ist dieses All vielleicht auch nur ein Staubkörnchen in einem noch größeren Konstrukt? Gibt es Verbindungen? Warum existiert es? Wer hat es geschaffen und woraus wurde es geschaffen? An diesem Punkt ist kein Weiterkommen. Hier kann der Mensch entweder eine ganz realistisch-vernunftbetonte Auffassung haben oder aber er sieht dahinter eine für ihn nicht zu fassende, nicht zu begreifende göttliche Macht, etwas Höheres, das auch nicht dem menschengemachten Gottesbild gleichen muss, da es damit bereits wieder in fast lächerlich naiver Form beschreib- und materialisierbar wäre, die in einem Schöpfungsakt dieses Universum schuf, was auch immer der Grund gewesen sein mochte und das Ziel sein wird und ob es letztlich das Gute ist, das wir damit verbinden und in dem wir einen übergeordneten Sinn finden können, aus dem wir unsere christlichen Werte und den darauf basierenden Zusammenhalt, die Achtung und Nächstenliebe beziehen. "Gott ist ein Punkt, der unendlich ist; ein Punkt, der ohne Dimensionen ist; ein Punkt, der absolut ist. - Es ist ein winziger Punkt, aber dieser Punkt enthält alles. Er ist größer als alles." http://www.syntropia.de/das-universum-im-menschen-der-mensch-im-universum-p-29029.html
Oder ob es etwas ganz Anderes ist, ein Experiment vielleicht, ein Spiel, eine bloße Belustigung, von der wir nichts wissen, nichts ahnen und in dem wir nur kleine Spielfiguren darstellen. Das ist aber rein hypothetisch gesehen, philosophisch vielleicht, nicht zu beantworten jedenfalls.
"Solaris" - übrigens ist das ein sehr schönes Bild - hatte ich kürzlich auch einmal wieder gelesen. Es geht in dem Roman ja auch um die erkenntnistheoretische Frage, ob Menschen fähig sein würden, mit einer andersartigen Intelligenz zu kommunizieren. Die Wissenschaftler sind dazu jedenfalls nicht wirklich in der Lage, weil dafür die Begrifflichkeiten fehlen. Den Forschern ist es nur möglich, das Unbekannte nach ihren eigenen Erfahrungen und Maßstäben einzuschätzen; sie können also über das hinaus, was sie selbst mitbringen, kaum etwas finden. Es gibt weder eine unvoreingenommene Betrachtung noch eine letzte Erkenntnis.
„Das erinnert an Immanuel Kant (1724 – 1804). Der Philosoph nahm an, dass wir von einem in seinem eigentlichen Sein nicht erkennbaren ‚Ding an sich‘ nur einen Teil wahrnehmen können - und auch den nur in vorgegebenen Anschauungs- und Denkformen. Kant ging davon aus, dass alles Erkennen aus zwei Quellen stammt: Die Inhalte werden sukzessiv von außen gewonnen, die Formen aber, in denen diese Erfahrungen bewusst werden, stammen aus dem überindividuellen menschlichen Geist. Stanislaw Lem zeigt, dass es unmöglich ist, zwischen real und unwirklich zu unterscheiden. Die Erforschung des Anderen ist immer nur die Suche nach uns selbst.“ http://www.dieterwunderlich.de/Lem_solaris.htm#com So mag es auch bezüglich der Sinnsuche sein, auf die wir uns mit unseren Gedanken um das Universum, dessen Geburt und Entwicklung machen.
Zu Max Ernst hat sich Carsten bereits recht ausführlich geäußert, so dass ich das an dieser Stelle nicht zu tun brauche, obwohl man zu diesem unglaublich kreativen und vielseitigen Künstler ja sehr viel sagen könnte. „Das tief in die verborgenen Bereiche des Menschen und der Wirklichkeit vorstoßende Werk, das er hinterlassen hat, ist von so ernormer Fülle und einer so großen Vielfalt der Techniken und Ausdrucksweisen, ist so geprägt von Brüchen und Widersprüchen, daß man meinen könnte, es sei das Produkt mehrerer unterschiedlicher Künstler. Der Grund dafür ist, daß Ernst sich und seine Arbeit immer wieder in Frage gestellt und die Malerei als nie endende Suche, als geistiges Abenteuer verstanden hat. Er selbst formulierte das, in der dritten Person von sich sprechend, 1967 in einem schönen Paradox so: „Ein Maler mag wissen, was er nicht will. Doch wehe! wenn er wissen will, was er will! Ein Maler ist verloren, wenn er sich findet. Daß es ihm geglückt ist, sich nicht zu finden, betrachtet Max Ernst als sein einziges ‚Verdienst'.” http://forum.psrabel.com/dokumente/max_ernst.html
Was mir jedoch in Carsten Beitrag diesbezüglich besonders gefiel, weil man es gut mit deinem Hauptbild, aber auch mit der beigefügten Aufnahme verbinden kann, ist der Satz: „Nach seiner Ansicht ist nicht eine ausgefeilte Technik das, was einen guten Künstler ausmacht, sondern sein Talent, etwas zu SEHEN und dies, auf welche Weise auch immer, sichtbar zu machen." Dieses Sehen macht gute Fotografien aus, jedenfalls solche, die mehr sein wollen, als eine Ablichtung schöner Dinge, Pflanzen und Landschaften in ihrer Form des Seins (dagegen soll auch nichts Negatives gesagt werden; es hat nebeneinander alles seine Berechtigung). Dir ist das hier sehr gut gelungen, jedenfalls so gut, dass man sich mit dem Bild lange befassen kann und wohl doch nicht hinter all seine Geheimnisse kommt ;-).
Abschließend ein Blick auf das Lied. Im Refrain heißt es:
„Denke immer daran:
Ein Kuss ist nur ein Kuss;
ein Seufzer ist nur ein Seufzer.
Die grundlegenden Dinge bleiben,
während die Zeit vergeht.“
Der letzte Satz erscheint mir auch im Zusammenhang der Suche nach dem Sinn und den Möglichkeiten, wie wir sie in diesem Bild mit allen angerissenen Themen verbinden konnten sehr interessant. Es ist das Grundlegende, nachdem man sich ausrichtet und das einem Halt gibt (dazu gehören ganz gewiss die Liebe, der Glaube, die Hoffnung, die Selbstbestimmung ...) und einen Weg durch das Leben weist, nicht das rasch Vergängliche, Oberflächliche, Materielle. Und doch ist es wichtig, auch auf die scheinbar kleinen und unscheinbaren Dinge zu achten, die einem begegnen. Manchmal machen sie einem erst klar, was das Wesentliche im Leben ist.
Soweit einmal eine erste kleine Annäherung meinerseits.
Nach dem heutigen Wissenstand in der Astronomie habe man herausgefunden , dass 2 Fixsterne ..Sonnen ...sich angezogen und sich vereint haben.sollen.so wie auf dem Bild verdeutlicht..
Tatsache ist dass wir noch zu wenig wissen was da draussen geschieht..
Trotz Hubble Weltraumteleskop wissen wir nicht wie gross das Universum ist..Und die Bildlichen Eindrücke die das Teleskop empfängt ist schon seid Millionen Jahren geschehen..Und dürften nicht mehr existieren..
Lg
Karl-Dieter Frost 21/01/2010 16:06
Nach der Rückkehr aus einem für einen Flachländer anderen Universum, nämlich dem tief verschneiten Harz möchte ich auf Dein Bild zurückkommen:Die Geburt des Universums (zumindest dieses U.) würde ich mir zwar eher so vorstellen:
Aber vermutlich gehst Du weiter zurück zu einen Zeitpunkt, an dem sich ein nicht erklärbares großes „Etwas“ oder „Nichts“ entschlossen hat, woraus auch immer durch >Zellteilung< etwas (anderes?) entstehen zu lassen.
So rudimentär unsere diesbezüglichen Erkenntnisse auch immer sind – vermutlich stößt jede Einsicht wieder mehr Fragen als Antworten auf. Insbesondere die Frage nach der Kraft oder Macht, die dahinter steht und das Geschehen in Gang setzt und hält und – soweit von uns meist geglaubt – dem Ganzen einen Sinn oder eine Bestimmung gibt. Passen wir als Menschen mit unserem Anspruch der Besonderheit in dieses Bild hinein? Sehen wir uns viel zu wichtig und machen wir das Bild vom „Lieben Gott“ nicht viel zu niedlich angesichts der unvorstellbaren Dimension des Geschehens? Wohl kaum jemand, der darüber nachdenkt, wird sich das so erklären, dass alles eben so ist, wie es ist. Irgendetwas muss doch da einen übergeordneten Einfluss nehmen. Aber passiert dieser Einfluss primär in unserem Interesse?!
Das ist wirklich schwer vorstellbar. Und wenn Menschen von solchen katastrophalen Ereignissen wie das Erdbeben in Haiti betroffen werden, fällt es im Angesicht tausender Toter schwer, Gott nur die Rettung Einzelner zuzuschreiben und den Rest als Schicksal abzutun. Wer oder was ist dann wiederum das Schicksal? Vielleicht sind wir ja doch ein wenig blasiert mit unserer Wichtigkeit. Eher müssen wir es schon als eine ungeheuerliche Gnade empfinden, überhaupt auf diesem Planeten eine Chance des Daseins, des Denkens und Empfindens bekommen zu haben – ohne jeden Anspruch aber mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Und ob wir evtl. damit verbundene Pflichten angemessen zum eigenen Wohl, dem Wohl unserer (von uns beeinflussbaren) Umwelt und dem Wohl dessen, der alles erschaffen hat, nutzen, ist letztlich unser Bier.
Gruß KD
Carsten Mundt 17/01/2010 14:36
Lieber Eckhard,über "Solaris" hatte ich mich ja bereits ganz kurz geäussert.
Ich hatte für mich persönlich bereits die Vermutung war, dass die cineastische Umsetzung eines literarischen Werkes diesem nicht gerecht würde, wie es so oft der Fall ist, wenn man einen verfilmten Roman sieht. Und es gibt auf dabei nur wenige Ausnahmen.
Mittlerweile fand ich, neben vielen anderen, folgende Rezession:
"Der zweite aus meiner Sicht wesentliche Punkt, der diesen Roman so besonders macht, ist sein ironische Beschäftigung mit der Wissenschaft. Es gibt eigentlich zwei Handlungsebenen in diesem Buch. Zum einen die Erlebnisse von Kris Kelvin auf der Station, die chronologisch ablaufen. Aber Kelvin, die Hauptperson, sucht auch nach Informationen über Solaris in der Bordbibliothek und gibt bei dieser Suche so ganz nebenbei auch einen Abriss über die verschiedenen Strömungen und Lehren in Bezug auf den Planenten im Laufe der Jahre seit seiner Entdeckung. Vordergründig werden die Infos natürlich für die Handlung benötigt, aber die Ausführlichkeit und der Detailreichtum, mit dem Lem dies hier schildert, ist eine ganz klare Anspielung auf die reale Wissenschaft. Noch bevor genauere Erkenntnisse über Solaris vorliegen, wird der Planet und die auf ihm vorkommenden Phänomene klassifiziert, jede wissenschaftliche Richtung, egal ob Physik, Astronomie oder sogar Psychologie hat ihre eigenen Theorien, „;unerschütterliche“; Tatsachen erweisen sich im Laufe der Zeit als falsch und sogar bei den drei Besatzungsmitgliedern kommt es zu Unstimmigkeiten im Bezug auf verschiedene Lehrrichtungen, als sie über den Umgang mit den „;Gästen“; debattieren. Dies ist ziemlich eindeutig eine Spitze auf die „;Elfenbeintürme“; und Diversifikation in der realen Wissenschaft, in der es heute sogar vorkommen kann, dass sich schon zwei Physiker nicht mehr verstehen, weil sie unterschiedliche Fachgebiete haben. "
http://www.phantastik-couch.de/stanislaw-lem-solaris.html
So faszinierend die Beschäftigung mit Wissenschaften auch sein mag, und das ist es ja in der Tat, desto verwirrender wird es bisweilen auch.
Ich vermute allerdings, dass "Solaris", nachdem ich nun den Band 37 der "Perry Rhodan-Silberbände" vor geraumer Zeit abgeschlossen habe, einen Platz in meiner Liste der noch zu lesenden Bücher einnehmen sollte.
Es ist ja durchaus ein Stilmittel der Literatur, das Handlungsgeschehen in die Vergangengheit oder in die Zukunft zu legen, aus den verschiedensten Gründen.
Ich erinneren mich gerne (und nehme auch das Buch immer mal wieder zur Hand) an "Dune", den Wüstenplaneten, welcher als Allegorie auf die momentane Vormachtstellung der westlichen Welt gegenüber dem "Rest" verstanden werden kann.
Man muss gar nicht so weit, also bis ins Weltall, schauen, um festzustellen, dass der Mensch, als geboren in seinem eigenen Kulturkreis, Probleme mit dem Verständnis des Andersartigen hat.
Ob wir auf das Erscheinen eines "Kwisatz Haderiach"
(Kwisatz Haderach: „Abkürzung des Weges“, auch „einer, der an mehreren Orten gleichzeitig sein kann“. Bezeichnung der Bene Gesserit für das Unbekannte, für das sie eine genetische Lösung suchten: ein männlicher Bene Gesserit, dessen organische mentale Kräfte Raum und Zeit überbrücken können")
http://www.wuestenplanet.com/dune/dune-welt/glossar-von-a-z
wirklich noch warten müssen, oder ob uns dieser in Form des Jesus Christus bereits erschienen ist, bleibt wohl, je nach Glauben, eine Frage, die wir nicht beantworten können.
Ausser, man ist Fundamentalist, egal welcher Glaubensrichtung.
Die Erkenntnis darüber, dass wir eben doch nicht auf alles eine Antwort haben, auch wenn wir es versuchen, ist zwar nicht vollkommen tröstlich, könnte aber andererseits auch viele Glaubenskriege überflüssig machen.
Übrigens erinnert mich die Trennung der Wissenschaften, welche nur noch ganz wenige Menschen zu verstehen in der Lage sind, vom Rest der "normalen Menschheit" an das Glasperlenspiel, über welches wir uns auch bereits einmal austauschten.
Ähnliches mag auch für das "moderne" Leben mit der Vorherrschaft von Wissenschaft, Wirtschaft, Globalisierung gelten. Die Komplexität dieser Dinge ist für sehr viele Menschen wohl nicht mehr nachvollziehbar und wirkt sehr fremdartig.
lg Carsten
Kerstin Stolzenburg 17/01/2010 12:39
Lieber Eckhard, ich hatte das Bild in deinem Fotoheim natürlich bereits entdeckt und betrachtet. ;-)Anbei zunächst nur ein Zitat von Max Ernst zu seinem Bild:
O-Ton Max Ernst 1953:
"Wenn ich das Bild nenne ‚Mutter und Kind im nächtlichen Wald‘ so will ich damit nicht
sagen, dass ich die Mutter mit dem Kind im nächtlichen Wald befindet und darin
spazieren geht, sondern dass sie im nächtlichen Wald existiert. // Und wenn ich in
einen nächtlichen Wald hinein gehe, dann ist für mich nicht nur der nächtliche Wald
da, sondern da ist auch die Mutter und das Kind. Ich mein, das ist eine Einheit,
beides ist dasselbe, die Mutter ist im Wald und der Wald ist die Mutter." http://www.wdr3.de/fileadmin/user_upload/Sendungen/Kulturfeature/2008/Manuskripte/11_29__Max_Ernst.pdf
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 17/01/2010 12:06
Lieber Eckhard,beim Betrachten deines Bildes nach dem Einstellen zur Diskussion fiel mein allererster Blick auf die interessante Zahlenfolge der Einstellzeit. Nun, das kann natürlich zufällig geschehen, nicht so jedoch bei deinen Bildern, die auch diesbezüglich in der Regel mit Bedacht vorbereitet werden, wie wir zwischenzeitlich wissen. ;-)
Ohne die Zahl als solche nun aber gleich ausdeuten zu wollen, gehe ich zunächst auf ihre geometrische Anordnung ein, die ich abstrahiert auch im Motiv wiederfinde.
Die erste deutliche Zellteilung des Ausgangs-Universums Orange - die teilweise riesigen Früchte der Navelorangen (um eine Vertreterin dieser Art müsste es sich hier handeln, wie man an der Tochterbildung erkennt) könnte man fast als solche bezeichnen - reißt die Kugel nicht nur in zwei Hälften auseinander, sondern gewährt zugleich einen Einblick in ihr Inneres, in ihren Aufbau und die Struktur. Man nimmt sie also bewusst wahr. Dieser Einblick kann durchaus so eindrucksvoll sein, dass man nicht umhin kann, diesen, bevor die sichtbar gewordenen einzelnen Galaxien den Vitamin- und Ballaststoffhaushalt des Fotografen und Die-Frucht-Schälenden bereichern, mit der Kamera festzuhalten.
Nun geht es natürlich - und das demonstrieren auch die verlinkten Texte und Bilder - nicht allein um das Ablichten und Zeigen dieser schöne Frucht nach ihrer Teilung, das hätte man auch ohne die Verfremdung durch einen Filter tun können, sondern auch um die symbolhafte Übertragung der Idee auf andere Bereiche.
Bevor ich in meinen Überlegungen das Weltall besuche, erlaube ich mir einen Blick auf etwas ganz Naheliegendes, aber nicht weniger Geheimnis- und Wundervolles, nämlich die Entwicklung eines Menschen aus einer befruchteten Eizelle. In diesem Kontext sah ich auch die dargestellte Zellteilung im Bild zuerst. Und auch das ist ja ein sehr ‚geometrischer Vorgang‘, zu dem die Anordnung bzw. Darstellung der Einstellzeit sehr gut passt. Der Vorgang an sich ist bekannt, jedenfalls Schulwissen, und man kann ihn sich bildhaft vorstellen. „Bei der Zellteilung wandern die beiden polaren Körper oder Zentriolen an die entgegengesetzten nördlichen und südlichen Enden der Zelle und bilden die beiden Zellpole. Die Chromosomen teilen sich hälftig auf und ordnen sich zwischen den beiden Spindelpolen an. Hier und jetzt entscheiden sich die späteren Proportionen des Menschen. In dieser ersten Zelle befindet sich also bereits eine ‚kleine Person‘. Durch Verschmelzung der beiden Vorkerne entsteht die Form der ‚Fischblase‘ - die Zygote enthält das ganze Wissen des Universums.“ http://www.paranormal.de/paramirr/geo/09.html
Es ist also nicht nur die Frage des Makrokosmos, sondern auch die des Mikrokosmos, die hier angerissen wird; auch dafür könnte die Symmetrie der Einstellzeit, gemessen am mittigen Doppelpunkt sinnbildlich stehen. Bildhaft gesehen, steht der Betrachter der Fotografie sozusagen mittendrin, um nach beiden Seiten zu schauen, um die Zusammenhänge und ihre Sinnhaftigkeit und damit auch den Sinn der eigenen Existenz zu verstehen.
Deine verlinkten Bilder „Elementarteilchen oder: Hinter das Licht führen“ und „Milchstraße (Zentrum)“ weisen ja auch zum Teil auf diese Suche und die Entwicklung hin, in der die Menschheit Antworten auf ihre Fragen erhofft. Literatur gibt es zur Thematik in kaum überschaubarer Fülle. Das meiste davon würde man als Laie wohl auch gar nicht nachvollziehen können. Ich musste bereits das populärwissenschaftlich geschriebene „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking zweimal lesen, um die Hälfte zu verstehen ;-)). Ein Buch, von Andreas Burkert und dem bereits zitierten Rudolf Kippenhahn (beck’sche Reihe), kann ich hier aber vielleicht erwähnen; es erläutert sehr schön und gut verständlich den Aufbau und die Fragen rund um unsere Galaxis, soweit sie denn erklärbar und/oder in Teilen nicht vielleicht bereits überholt ist. http://books.google.de/books?id=kTjGT3qbmTUC&printsec=frontcover#v=onepage&q=&f=false
Es wird hier natürlich auch die Frage gestellt, was der Kern der Milchstraße sein könnte. „Beherbergt auch unser Milchstraßensystem in seinem Zentrum ein ? Zwar ist das Band der Milchstraße dort besonders hell, doch dichte Staubwolken gestatten keinen direkten Blick auf das galaktische Zentrum. Nur Radiowellen, Röntgenstrahlung und infrarotes Licht können die Staubmassen durchdringen. Was sie uns bisher gezeigt haben, ist nicht besonders aufregend. Im Bereich der Radiowellen ist das Zentrum besonders hell. Es zeigt einige Strukturen und auch eine recht unscheinbare punktförmige Radioquelle, die man für das geheimnisvolle Zentrum der Milchstraße hält.“
Dies als Anknüpfungspunkt nehmend, hat die nicht aufzuhaltende naturwissenschaftliche Forschung jedenfalls auch dafür gesorgt, dass das Bild der Welt sich für den Menschen in nur wenigen Jahrhunderten grundlegend verändert hat, man denke nur daran, wie lange die Vorstellung vom geozentrischen Himmelsmodell, das Aristoteles als Erster beschrieb, die Wahrheit und die Sicht der Dinge war, bevor es vom heliozentrischen Weltbild ersetzt wurde, werden konnte ... werden durfte. Auch die vorhandenen Wertehierarchien wurde damit abgelöst. Und obwohl Kepler mit der zentralen Stellung der Sonne zugleich sehr fromme Gedanken verband, indem diese Quelle des Lichts für ihn zugleich ein Symbol Gottes war, so muss die in so raschen Entwicklungsschritten gemachte Erfahrung, aus dem Zentrum dieses Gefüges verstoßen zu werden, den Menschen in seinem Glauben, im Selbstverständnis der bisherigen Eingebundenheit usw. doch mächtig erschüttert haben.
Mit zunehmendem Wissen und der Erkenntnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, die der Laie heute in der Regel gar nicht mehr versteht und durchschaut (wie etwa die Aktivitäten im Kontext des LHC am CERN), rückt der Mensch weiter an den Rand des Universums, wird er kleiner, unbedeutender, zu einer Eintagsfliege in diesem großen, scheinbar so perfekt aufeinander abgestimmten Räderwerk, verweist man ihn wie einen Zigeuner an den Rand der Gesellschaft, auf die Flächen am Stadtrand, hier an den Rand des Universums ... jedenfalls der Empfindung nach. “Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch. Doch wenn die Früchte unserer Forschung uns keinen Trost spenden, finden wir zumindest eine gewisse Ermutigung in der Forschung selbst ... Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde.” (Steven Weinberg: „Die ersten drei Minuten. Der Ursprung des Universums.“, 1979, Piper)
Nun ist das Stellen der Sinnfrage neben dem reinen Wissensdrang jedoch ganz wesentlich. Es ist eben nicht genug, zu verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält, sondern ebenso, warum dies so ist, was die Bedeutung und den Wert all dessen ausmacht und welchen Platz der Mensch selbst dabei einnimmt. Für den Einzelnen ist das nicht nur grundlegend für das Selbst- und Weltbewusstsein, sondern auch handlungsführend und damit in der Wirkung zugleich ein Motor, der ihn und mit ihm auch die Gemeinschaft antreibt, selbst wenn die Frage nach dem Absurden des Daseins gestellt werden könnte und auch gestellt wird (was mich zum zweiten Mal in dieser Woche bei einem Bild an Albert Camus, an den Sisyphos und die Erfahrung des Absurden denken lässt).
Stephen Hawking schrieb in dem Zusammenhang einmal: „Auch wenn die (Natur-)Wissenschaft das Problem zu lösen vermag, wie das Universum begonnen hat, nicht beantworten kann sie die Frage: Warum macht sich das Universum die Mühe zu existieren? Ich kenne die Antwort nicht.“ http://www.theologie-skripten.de/menschenbild/1sinn.pdf
Nun habe ich irgendwo gelesen, dass die Auffassung, lediglich als unbedeutende Randfiguren im Universum zu existieren, gar nicht gerechtfertigt sei und viel zu negativ dargestellt wird. Da die Willkür bei der Wahl des Koordinatenursprungs scheinbar auch für die heutige Physik noch gilt, könnte man wohl auch behaupten, wir seien der Mittelpunkt des Weltalls, womit die ganze Fragestellung, zumindest physikalisch gesehen, völlig obsolet ist. Hinter dem sinnbildlichen Zigeunerdasein steckt noch etwas Anderes. „Der abstrakte ‚Blick von nirgendwo‘, den der Wissenschaftler zum Zwecke der funktionalen Erklärung der Weltprozesse einnimmt, ist nicht der, den er als Mensch konsequent durchhalten könnte. Als Mensch trägt er den Mittelpunkt seiner Welt stets mit sich herum. Wir sind eben keine abstrakte ‚res cogitans‘, die im ausdehnungslosen Punkt ihrer Selbstvergewisserung die Natur distanziert von außen betrachten würde, ohne innerlich an ihr teilzunehmen. Menschliches Erkennen ist immer zugleich auch situiert, leibzentriert und nur von diesem Leibzentrum her gerechnet, glauben wir, ‚am Rande des Universums‘ zu stehen, weil unserer leiblichen Zentriertheit keine kosmologische Zentriertheit mehr entspricht. Dieser Gedankengang hat aber nichts mit Physik zu tun. Er buchstabiert unser konkretes und praktisch bestimmtes in-der-Welt-Sein zu Ende und empfindet diese Lektüre spontan als enttäuschend.“ http://www.akademieforum.de/grenzfragen/open/Grundlagen/Mu_Universum/text.htm#_ftn4
Abgesehen von diesen Überlegungen dürfte aber auch klar sein, dass der menschliche Geist derzeit viel zu beschränkt ist, dieses präzise aufeinander abgestimmte, sich bis zu einem gewissen Grad immer wieder selbst justierende Uhrwerk zu verstehen. Was wussten die Menschen vor dreihundert Jahren im Vergleich zur heutigen Zeit? Was werden sie in fünfhundert Jahren wissen (wenn sie sich bis dahin nicht selbst vernichtet haben)? Worüber wir heute diskutieren, wird dann vielleicht bereits belächelt werden. Auch darin ist eine Sinnhaftigkeit zu sehen und im Zusammenhang mit einem Blick über unseren lokalen und temporären Tellerrand hinaus, dürfte das auch Ansporn für das wissenschaftliche Forschen sein und wer kann schon sagen, was ganzheitlich noch dahinterstecken mag, dass wir Menschen uns mit solchen Fragen befassen wollen und müssen, wo es der Maus oder dem Pinguin doch völlig egal ist.
Nun steht die „Eins“, um wieder einmal auf die Einstellzeit zurückzukommen, in der Zahlensymbolik für die Unteilbarkeit und somit für das Göttliche (die Anordnung vielleicht auch wieder für die Kreuzfigur, die es in diesem großen Zusammenhang mit dem Menschen verbindet). Wird der Mensch in einer fernen Zukunft in der Lage sein, das „Genom“ des Weltalls zu entschlüsseln, all die Vorgänge, Kausalitäten, Wechselwirkungen auf einer Zahlen- oder sonstigen Basis nachvollziehbar zu beschreiben? Die Frage wird immer bleiben, was war zuvor? Ist dieses All vielleicht auch nur ein Staubkörnchen in einem noch größeren Konstrukt? Gibt es Verbindungen? Warum existiert es? Wer hat es geschaffen und woraus wurde es geschaffen? An diesem Punkt ist kein Weiterkommen. Hier kann der Mensch entweder eine ganz realistisch-vernunftbetonte Auffassung haben oder aber er sieht dahinter eine für ihn nicht zu fassende, nicht zu begreifende göttliche Macht, etwas Höheres, das auch nicht dem menschengemachten Gottesbild gleichen muss, da es damit bereits wieder in fast lächerlich naiver Form beschreib- und materialisierbar wäre, die in einem Schöpfungsakt dieses Universum schuf, was auch immer der Grund gewesen sein mochte und das Ziel sein wird und ob es letztlich das Gute ist, das wir damit verbinden und in dem wir einen übergeordneten Sinn finden können, aus dem wir unsere christlichen Werte und den darauf basierenden Zusammenhalt, die Achtung und Nächstenliebe beziehen. "Gott ist ein Punkt, der unendlich ist; ein Punkt, der ohne Dimensionen ist; ein Punkt, der absolut ist. - Es ist ein winziger Punkt, aber dieser Punkt enthält alles. Er ist größer als alles."
http://www.syntropia.de/das-universum-im-menschen-der-mensch-im-universum-p-29029.html
Oder ob es etwas ganz Anderes ist, ein Experiment vielleicht, ein Spiel, eine bloße Belustigung, von der wir nichts wissen, nichts ahnen und in dem wir nur kleine Spielfiguren darstellen. Das ist aber rein hypothetisch gesehen, philosophisch vielleicht, nicht zu beantworten jedenfalls.
"Solaris" - übrigens ist das ein sehr schönes Bild - hatte ich kürzlich auch einmal wieder gelesen. Es geht in dem Roman ja auch um die erkenntnistheoretische Frage, ob Menschen fähig sein würden, mit einer andersartigen Intelligenz zu kommunizieren. Die Wissenschaftler sind dazu jedenfalls nicht wirklich in der Lage, weil dafür die Begrifflichkeiten fehlen. Den Forschern ist es nur möglich, das Unbekannte nach ihren eigenen Erfahrungen und Maßstäben einzuschätzen; sie können also über das hinaus, was sie selbst mitbringen, kaum etwas finden. Es gibt weder eine unvoreingenommene Betrachtung noch eine letzte Erkenntnis.
„Das erinnert an Immanuel Kant (1724 – 1804). Der Philosoph nahm an, dass wir von einem in seinem eigentlichen Sein nicht erkennbaren ‚Ding an sich‘ nur einen Teil wahrnehmen können - und auch den nur in vorgegebenen Anschauungs- und Denkformen. Kant ging davon aus, dass alles Erkennen aus zwei Quellen stammt: Die Inhalte werden sukzessiv von außen gewonnen, die Formen aber, in denen diese Erfahrungen bewusst werden, stammen aus dem überindividuellen menschlichen Geist. Stanislaw Lem zeigt, dass es unmöglich ist, zwischen real und unwirklich zu unterscheiden. Die Erforschung des Anderen ist immer nur die Suche nach uns selbst.“ http://www.dieterwunderlich.de/Lem_solaris.htm#com So mag es auch bezüglich der Sinnsuche sein, auf die wir uns mit unseren Gedanken um das Universum, dessen Geburt und Entwicklung machen.
Zu Max Ernst hat sich Carsten bereits recht ausführlich geäußert, so dass ich das an dieser Stelle nicht zu tun brauche, obwohl man zu diesem unglaublich kreativen und vielseitigen Künstler ja sehr viel sagen könnte. „Das tief in die verborgenen Bereiche des Menschen und der Wirklichkeit vorstoßende Werk, das er hinterlassen hat, ist von so ernormer Fülle und einer so großen Vielfalt der Techniken und Ausdrucksweisen, ist so geprägt von Brüchen und Widersprüchen, daß man meinen könnte, es sei das Produkt mehrerer unterschiedlicher Künstler. Der Grund dafür ist, daß Ernst sich und seine Arbeit immer wieder in Frage gestellt und die Malerei als nie endende Suche, als geistiges Abenteuer verstanden hat. Er selbst formulierte das, in der dritten Person von sich sprechend, 1967 in einem schönen Paradox so: „Ein Maler mag wissen, was er nicht will. Doch wehe! wenn er wissen will, was er will! Ein Maler ist verloren, wenn er sich findet. Daß es ihm geglückt ist, sich nicht zu finden, betrachtet Max Ernst als sein einziges ‚Verdienst'.” http://forum.psrabel.com/dokumente/max_ernst.html
Was mir jedoch in Carsten Beitrag diesbezüglich besonders gefiel, weil man es gut mit deinem Hauptbild, aber auch mit der beigefügten Aufnahme verbinden kann, ist der Satz: „Nach seiner Ansicht ist nicht eine ausgefeilte Technik das, was einen guten Künstler ausmacht, sondern sein Talent, etwas zu SEHEN und dies, auf welche Weise auch immer, sichtbar zu machen." Dieses Sehen macht gute Fotografien aus, jedenfalls solche, die mehr sein wollen, als eine Ablichtung schöner Dinge, Pflanzen und Landschaften in ihrer Form des Seins (dagegen soll auch nichts Negatives gesagt werden; es hat nebeneinander alles seine Berechtigung). Dir ist das hier sehr gut gelungen, jedenfalls so gut, dass man sich mit dem Bild lange befassen kann und wohl doch nicht hinter all seine Geheimnisse kommt ;-).
Abschließend ein Blick auf das Lied. Im Refrain heißt es:
„Denke immer daran:
Ein Kuss ist nur ein Kuss;
ein Seufzer ist nur ein Seufzer.
Die grundlegenden Dinge bleiben,
während die Zeit vergeht.“
Der letzte Satz erscheint mir auch im Zusammenhang der Suche nach dem Sinn und den Möglichkeiten, wie wir sie in diesem Bild mit allen angerissenen Themen verbinden konnten sehr interessant. Es ist das Grundlegende, nachdem man sich ausrichtet und das einem Halt gibt (dazu gehören ganz gewiss die Liebe, der Glaube, die Hoffnung, die Selbstbestimmung ...) und einen Weg durch das Leben weist, nicht das rasch Vergängliche, Oberflächliche, Materielle. Und doch ist es wichtig, auch auf die scheinbar kleinen und unscheinbaren Dinge zu achten, die einem begegnen. Manchmal machen sie einem erst klar, was das Wesentliche im Leben ist.
Soweit einmal eine erste kleine Annäherung meinerseits.
Kerstin
Watndat 16/01/2010 15:30
Nach dem heutigen Wissenstand in der Astronomie habe man herausgefunden , dass 2 Fixsterne ..Sonnen ...sich angezogen und sich vereint haben.sollen.so wie auf dem Bild verdeutlicht..Tatsache ist dass wir noch zu wenig wissen was da draussen geschieht..
Trotz Hubble Weltraumteleskop wissen wir nicht wie gross das Universum ist..Und die Bildlichen Eindrücke die das Teleskop empfängt ist schon seid Millionen Jahren geschehen..Und dürften nicht mehr existieren..
Lg
† werner weis 16/01/2010 10:35
umwerfende Bild-Gebung hier
sie wird diesem universellem Makrokosmos gerecht
kommt ihm nahe
lässt Details fühlen,
die unbegreifbar bleiben