es tut mir ja fast ein wenig leid, dass ich momentan so wenig Zeit habe, mich mit Deinen Werken ausgiebig zu befassen.
Aber es gibt Gründe, die Dir bekannt sind
Will sagen, einfach andere Dinge, die momentan unserer/meiner Aufmerksamkeit bedürfen.
Ich werde derweil, bis ich wieder bereit bin, Deine Bilder einfach auch weiterhin verfolgen, und wieder überlegtere Anmerkungen zurück lassen, wenn es mir daugt.
Vielleicht schon beim nächsten Bild, nachdem ich doch erst gestern in München auch recht lebensnah erfahren durfte, was eine Vuvuzuela ist...
Das Flüchtige, vergängliche – vanitas. "Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand".
Furrow:
Sie birgt die Tat, welche sie hervorgebracht hat, in sich. So die Furche des Kummers im Gesicht, oder die eingefurchte Saat in deinem Bild.
Hallo Eckhard,
wir haben uns bereits öfters befasst mit dem Zeichen, dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten. Ähnlich sehe ich das Verhältnis zwischen einer Furche und der Tat die sie hervorgebracht hat. Du stellst sie hier in einen religiösen Kontext, mit ähnlich symbolhafter Bedeutung: der Tod auf Erden und dessen symbolische Überwindung durch Teilhabe am Corpus Christi.
Es (wurden) werden viele Furchen gegraben die uns von solchem Glauben trennen. Während die Komplexität des modernen Lebens täglich zunimmt, reduzieren sich viele Mensch durch einen überspannten Selbstbezug: der Mensch ist sich selbst Aufgabe, Auftrag, Bestimmung, Ziel, Sinn. Zufällig lass ich am Wochenende diesen Text, eine philosophische Furche, die bezeugt, das das Problem gar nicht so modern ist wie es scheint ;-)
Von dem, was einer vorstellt
Dieses, also unser Dasein in der Meinung anderer, wird, infolge einer besonderen Schwäche unserer Natur, durchgängig viel zu hoch angeschlagen; obgleich schon die leichteste Besinnung lehren könnte, dass es, an sich selbst, für unser Glück, unwesentlich ist. Es ist demnach kaum, erklärlich, wie sehr jeder Mensch sich innerlich freut, so oft er Zeichen der günstigen Meinung anderer merkt und seiner Eitelkeit irgendwie geschmeichelt wird. So unausbleiblich wie die Katze spinnt, wenn man sie streichelt, malt süße Wonne sich auf das Gesicht des Menschen, den man lobt, und zwar in dem Felde seiner Prätension, sei das Lob auch handgreiflich lügenhaft. Oft trösten ihn, über reales Unglück oder über die Kargheit, mit der für ihn die beiden, bis hierher abgehandelten Hauptquellen unseres Glücks fließen, die Zeichen des fremden Beifalls: und, umgekehrt, ist es zum Erstaunen, wie sehr jede Verletzung seines Ehrgeizes, in irgendeinem Sinne, Grad oder Verhältnis, jede Geringschätzung, Zurücksetzung, Nichtachtung ihn unfehlbar kränkt und oft tief schmerzt. Sofern auf dieser Eigenschaft das Gefühl der Ehre beruht, mag sie für das Wohlverhalten vieler, als Surrogat ihrer Moralität, von ersprießlichen Folgen sein; aber auf das eigene Glück des Menschen, zunächst auf die diesem so wesentliche Gemütsruhe und Unabhängigkeit, wirkt sie mehr störend und nachteilig, als förderlich ein. Daher ist es, von unserm Gesichtspunkt aus, ratsam, ihr Schranken zu setzen und, mittelst gehöriger Überlegung und richtiger Abschätzung des Wertes der Güter, jene große Empfindlichkeit gegen die fremde Meinung möglichst zu mäßigen, sowohl da, wo ihr geschmeichelt wird, als da, wo ihr wehe geschieht: denn beides hängt am selben Faden. Außerdem bleibt man der Sklave fremder Meinung und fremden Bedünkens. A. Schopenhauer (Zitat: Gutenberg Projekt)
aus welchen Gründen auch immer der Landwirt sein Feld so ungewöhnlich schwungvoll bestellt hat, es fällt aus der Norm, damit ins Auge und weiter dann fotografisch gestaltet gerät es an eine weitgefächerte Zuschauerschaft hier :-)
Landwirt und Fotograf als Kunstvermittler, das ist doch schon ganz für sich gesehen ein Erfolg.
Vergleichbar ist diese Kunst vielleicht mit den Spuren in hohem Getreide, die seit Jahren auch regelmäßig durch die Medien ziehen und neben Bewunderung auch Fragen über deren Entstehung aufwerfen :-)
Lieber Eckhard, wohl wissend, dass hinter Deinen Bildern primär eine Aussageabsicht steckt, die sich erst bei näherer Betrachtung erschließt und sich meist mit den zusätzlichen Andeutungen eine ganze Reihe weiterer Interpretationsmöglichkeiten ergeben, möchte ich mich heute ´mal ausschließlich dem Bild an sich zuwenden. Zunächst möchte ich den Fc-Code 3.1 anwenden (Es gefällt mir!). Natürlich fahre oder laufe ich auch oft in der ländlichen Gegend herum und sehe die frisch aufgehende Saat auf weiten Feldern und denke: "Wie kann man daraus ein gutes Foto machen?". Bisher hatte ich dafür noch keinen sinnvollen Ansatz und nur mäßige Ergebnisse. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Landwirte in Schleswig-Holstein "geradliniger" veranlagt sind als ihre Münsterländer Kollegen und ihre Felder weniger "fantasievoll" bearbeiten. Egal - man muss natürlich auch den besonderen Blick in sich haben und diesen mit dem richtigen Standpunkt und dem Handling des Equipments verbinden, um ein sehenswertes Produkt zu erhalten.
So finde ich den flach über das Feld gerichteten Blickwinkel für das Bild sehr gut gewählt. Erstaunt war ich, dass es mit einem leichten Tele und nicht mit einem Weitwinkel entstanden ist. Die Wahl der großen Blende bringt den Schärfeverlauf vorteilhaft heraus. Allerdings stand sicher nicht zu befürchten, dass die Pflanzen während der Aufnahmezeit fluchtartig nach oben schießen würden, was mir das Verständnis für die sehr kurze Belichtungszeit bei höherem ISO-Wert etwas erschwert. ;-) Ich ertappe mich aber auch immer wieder, dass ich eine für das vorangehende Motiv gewählte Einstellung beim nächten Schuss vergesse zu korrigieren - aber Du bist ja noch jünger als ich! :))
Gruß KD
Lieber Eckhard, das ist ein sehr schönes und vor allem auch vielschichtig lesbares Bildensemble, das Du bei deinem Fotospaziergang mit Andreas und Adrian - die sich leider noch gar nicht zu Wort gemeldet haben - aufgenommen und nun hier veröffentlicht hast und dem ich mich, wenn auch diesmal leider etwas später, in der kleinen Besprechung gern ein wenig nähern möchte.
Wenn es in der Sektionsbeschreibung heißt, „Von Menschen in Jahrhunderten gestaltete Landschaft. Sei es durch Trockenlegung (Oderbruch) oder durchs Salzsieden baumlos geworden (Lüneburger Heide), und bewirtschaftete Felder,... Weideflächen, Weinberge und Obstbaugebiete“, so ist das natürlich nur eine, wenngleich eine wesentliche, mögliche Lesart des Begriffs „Kulturlandschaft“. Es müssen jedoch nicht ausschließlich mehr oder weniger besiedelte bzw. bewirtschaftete Naturräume im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, man kann den Begriff ebenso gut symbolisch auffassen und so gäbe es neben den in den Fotografien sichtbaren „Kulturlandschaften“ eben auch „Kultur-Landschaften“ anderer Art.
Wesentlich für die Bildbetrachtung könnte also der Aspekt sein, dass es hier eben nicht nur um naturbelassene und sich selbst überlassene Gebiete geht, sondern dass auch „im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur“ im Fokus steht. Dabei umfassen Kulturleistungen „alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft“. http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur
Die formenden Umgestaltungen des Landwirts, der den Mais in scheinbar so poetischer Weise drillte, wie auch in den an dieser Stelle verlinkten Aufnahmen zunächst eine sehr individuelle Fahrweise vermutet werden konnte
, so dass dieses geschwungene, fast schon beschwingte Kunstwerk gar dem Genuss eines guten Tropfen Rotweins zugesprochen wurde ;-), haben in der Regel meist ganz simple und sehr rationale Ursachen. Hier könnte ich mir vorstellen, dass das Feld nicht sehr groß war, das Anlegen bzw. Unterteilen des Ackers in Hauptfeld mit meist gerade verlaufenden Reihen und dem sogenannten Vorgewende http://de.wikipedia.org/wiki/Vorgewende lohnte sich nicht und man fuhr parallel zum Ackerrand, um möglichst wenig wertvolle Fläche zu verlieren ... und so setzt sich also die Wellenbewegung der Feldbegrenzung in den Maisreihen fort, was schön anzusehen ist, finde ich, auch weil es nicht perfekt und eintönig erscheint, wie ein GPS-gestylter Acker möglicherweise wirken würde (wobei Precision Farming aus fachlicher Sicht aufgrund seiner exakten boden- und grundwasserschonenden Bewirtschaftungsweise zu bevorzugen wäre) .
In den Beigaben zum veröffentlichten Bild finden sich symbolische Kultur-Landschaften, sei es durch die Wolken-Federn, die man vor Zeiten in Form entsprechend präparierter Vogelfedern zum Schreiben von Texten benutzte und heute in modernerer, manchmal schlichter, aber auch sehr edler Ausführung des Füllfederhalters findet, oder sei es durch die „Land Art“ oder gar durch die beiden Versionen des 5. Brandenburgischen Konzertes.
Wesentlich erscheint mir, sich an diesen Beispielen klarzumachen, dass Menschen nicht perspektiv- und antriebslos dahintreiben dürfen, wie beispielsweise die Jugendlichen in Clemens Meyers Buch
, sondern dass wir in einer Kulturgemeinschaft leben, deren Ländereien nicht verwildern dürfen und deren Ackerflächen auch immer wieder neu zu bestellen sind, deren Werte wie Maiskörner von Generation zu Generation neu gesät, gepflegt, geerntet und weitergegeben werden müssen, um sie bzw. das, was man kulturelles Gedächtnis nennen mag, weitertragen zu können.
Auch die scheinbar erhobene Hand, die man im blühenden Apfelbaum erkennen kann, könnte diesbezüglich als Sinnbild dienen. Denn auch der christliche Glaube, den ich hiermit verbinden möchte, hat eine Form einer Kulturlandschaft und eines Zusammenlebens darin geschaffen.
"Von dieser Art ist meine Kunst" lässt natürlich verschiedene Standpunkte zu, Blickrichtungen, Interpretationsansätze ... Allein die grundverschiedenen Auffassungen und Interpretationen des verlinkten Allegros im 5. Brandenburgischen Konzert sind überaus interessant. Ich wechselte beim Hören ständig hin und her und konnte bzw. mochte mich für eine bestimmte Variante gar nicht entscheiden. Beide sind auf ihre Art sehr schön, vielleicht trägt eine momentane Stimmungslage dazu bei, die eine oder die andere besser zu finden, vielleicht wirft man auch auf die Spieltechnik einen besonderen Blick, möglicherweise möchte man aber auch das Ursprüngliche in dem Stück suchen, so wie Bach es vielleicht selbst gespielt hätte und „für Bach, dessen Lebensmotto ‚SDG‘ war, also ‚Soli Deo Gloria‘, ist natürlich die Welt von vornherein eine göttliche Schöpfung, die mit ihren Strukturen auf ihren Schöpfer zurückweist. Diesem seinen Schöpfer will er mit jedem seiner Werke dienen“.
"Von dieser Art ist meine Kunst" ist ein Zitat. Du hast es auch entsprechend gekennzeichnet. In „Ulenspiegel und Eulenspiegel - Original und Nacherzählung“ von Sonja Steiner-Welz ist dieser Satz zu finden, die entsprechende Buchseite wird im Internet aber leider nicht angezeigt. http://books.google.de/books?id=rRxYDFs_60kC&pg=PA210&lpg=PA210&dq=%22Von+dieser+Art+ist+meine+Kunst%22&source=bl&ots=t4Ikn0DoR2&sig=FNmLUNxSRq2U0aIRREjs_RRTLs8&hl=de&ei=KMoPTJCnKoqS4gbm3vTADA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBwQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Von%20dieser%20Art%20ist%20meine%20Kunst%22&f=false
In der 27. Historie des Volksbuches von Hermann Bote gibt sich Till Eulenspiegel als ein großer Künstler aus, um den Landgrafen von Hessen an der Nase herumzuführen, indem er angeblich für ihn malen, vom eingeforderten Vorschuss für seine Arbeit aber lediglich einige Zeit gut leben will. „Eulenspiegel sprach: ‚Gnädiger Herr, nein. Ich bin ein Maler, desgleichen in vielen Landen nicht gefunden wird, da meine Arbeit andere Arbeiten weit übertrifft.‘ Der Landgraf sagte: ‚Laß uns etwas davon sehen!‘ Eulenspiegel sprach: ‚Ja, gnädiger Herr.‘ Und er hatte etliche auf Leinen gemalte Bilder, die er in Flandern gekauft hatte; die zog er hervor aus seinem Sack und zeigte sie dem Landgrafen.“ http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=229&kapitel=28&cHash=b7aed406c5eulen27#gb_found In dem Zusammenhang steht das Zitat: „Seht her, von dieser Art ist meine Kunst!“
Natürlich wäre es bei der Fülle von Möglichkeiten in diesem Ensemble der Aufnahmen sehr reizvoll, weiter nach schönen Beispielen für Kulturlandschaften zu suchen, aber möglicherweise wirst Du mit einem Bild, das ausgerechnet am Fronleichnamstag eingestellt wurde, und mit diesem Zitat, bei dem mit dem Wort „Art“ ja sogar zweimal Kunst in einem Satz vorkommt, auf eine andere Thematik hinauswollen, die Thematik der Schöpfung vielleicht. Ich würde den symbolisch aufzufassenden Ausspruch deshalb natürlich auch vor allem dem in den Mund legen wollen, den Bach mit seiner Musik lobpreisen wollte. In der Antwort an Stefan hattest Du es ja auch bereits entsprechend ausgedrückt: "‘Von dieser Art ist meine Kunst‘ sagt auch nicht der Fotograf, sondern der, auf den das fünfte Brandenburgische Konzert bezogen ist.“ Unsere Aufgabe ist es nun, diese Kunst der Schöpfung nicht nur für unsere Zwecke zu nutzen, sondern sie auch pflegen und zu erhalten, so wie der Bauer darauf bedacht sein wird, auf seinem Boden keinen Raubbau zu betreiben und Wasser-, Humus- und Stickstoffbilanzierungen zu vernachlässigen, da er sich seine Produktionsgrundlage sonst selbst zerstört.
Da mir gerade auffällt, dass ich die 25. Anmerkung geschrieben habe und ich es nicht lassen konnte, diese Zahl der Berechnung einer Quersumme zu unterziehen, fällt mir ein, dass auch die Einstellzeit des Bildes einem entsprechenden Rechenverfahren unterzogen hatte, wobei nun in beiden Fällen eine
erscheint ;-). Ich gehe natürlich davon aus, dass dies zumindest in Bezug auf die Einstellzeit kein Zufall ist, denn die Symbolik der Sieben als göttliche Zahl hattest Du unter deinem Bild "Kühe im Frühling" wunderbar erläutert und auf die Schöpfung bezogen, die ja auch in diesem Bild eine große Rolle spielt, so dass ich das an dieser Stelle nicht wiederholen brauche, da ich es auch nicht besser könnte.
Lieber Eckhard, anbei ein altes "Dienst"-Bild mit einem etwas anderen Maisreihendesign ;-). Eine ausführlichere Besprechung deines Bildes folgt alsbald.
Kerstin
Carsten Mundt 14/06/2010 20:43
Lieber Eckhard,es tut mir ja fast ein wenig leid, dass ich momentan so wenig Zeit habe, mich mit Deinen Werken ausgiebig zu befassen.
Aber es gibt Gründe, die Dir bekannt sind
Will sagen, einfach andere Dinge, die momentan unserer/meiner Aufmerksamkeit bedürfen.
Ich werde derweil, bis ich wieder bereit bin, Deine Bilder einfach auch weiterhin verfolgen, und wieder überlegtere Anmerkungen zurück lassen, wenn es mir daugt.
Vielleicht schon beim nächsten Bild, nachdem ich doch erst gestern in München auch recht lebensnah erfahren durfte, was eine Vuvuzuela ist...
:)
Flighty Furrow 14/06/2010 15:33
.Flighty:
Das Flüchtige, vergängliche – vanitas. "Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand".
Furrow:
Sie birgt die Tat, welche sie hervorgebracht hat, in sich. So die Furche des Kummers im Gesicht, oder die eingefurchte Saat in deinem Bild.
Hallo Eckhard,
wir haben uns bereits öfters befasst mit dem Zeichen, dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten. Ähnlich sehe ich das Verhältnis zwischen einer Furche und der Tat die sie hervorgebracht hat. Du stellst sie hier in einen religiösen Kontext, mit ähnlich symbolhafter Bedeutung: der Tod auf Erden und dessen symbolische Überwindung durch Teilhabe am Corpus Christi.
Es (wurden) werden viele Furchen gegraben die uns von solchem Glauben trennen. Während die Komplexität des modernen Lebens täglich zunimmt, reduzieren sich viele Mensch durch einen überspannten Selbstbezug: der Mensch ist sich selbst Aufgabe, Auftrag, Bestimmung, Ziel, Sinn. Zufällig lass ich am Wochenende diesen Text, eine philosophische Furche, die bezeugt, das das Problem gar nicht so modern ist wie es scheint ;-)
Von dem, was einer vorstellt
Dieses, also unser Dasein in der Meinung anderer, wird, infolge einer besonderen Schwäche unserer Natur, durchgängig viel zu hoch angeschlagen; obgleich schon die leichteste Besinnung lehren könnte, dass es, an sich selbst, für unser Glück, unwesentlich ist. Es ist demnach kaum, erklärlich, wie sehr jeder Mensch sich innerlich freut, so oft er Zeichen der günstigen Meinung anderer merkt und seiner Eitelkeit irgendwie geschmeichelt wird. So unausbleiblich wie die Katze spinnt, wenn man sie streichelt, malt süße Wonne sich auf das Gesicht des Menschen, den man lobt, und zwar in dem Felde seiner Prätension, sei das Lob auch handgreiflich lügenhaft. Oft trösten ihn, über reales Unglück oder über die Kargheit, mit der für ihn die beiden, bis hierher abgehandelten Hauptquellen unseres Glücks fließen, die Zeichen des fremden Beifalls: und, umgekehrt, ist es zum Erstaunen, wie sehr jede Verletzung seines Ehrgeizes, in irgendeinem Sinne, Grad oder Verhältnis, jede Geringschätzung, Zurücksetzung, Nichtachtung ihn unfehlbar kränkt und oft tief schmerzt. Sofern auf dieser Eigenschaft das Gefühl der Ehre beruht, mag sie für das Wohlverhalten vieler, als Surrogat ihrer Moralität, von ersprießlichen Folgen sein; aber auf das eigene Glück des Menschen, zunächst auf die diesem so wesentliche Gemütsruhe und Unabhängigkeit, wirkt sie mehr störend und nachteilig, als förderlich ein. Daher ist es, von unserm Gesichtspunkt aus, ratsam, ihr Schranken zu setzen und, mittelst gehöriger Überlegung und richtiger Abschätzung des Wertes der Güter, jene große Empfindlichkeit gegen die fremde Meinung möglichst zu mäßigen, sowohl da, wo ihr geschmeichelt wird, als da, wo ihr wehe geschieht: denn beides hängt am selben Faden. Außerdem bleibt man der Sklave fremder Meinung und fremden Bedünkens. A. Schopenhauer (Zitat: Gutenberg Projekt)
Auf zur nächsten Furche!
Vera Laake 13/06/2010 10:09
Hallo Eckhard,mehr fällt mir jetzt nicht dazu ein...))
bitte lesen...
http://www.muellerscience.com/SPEZIALITAETEN/Philosophie/Knappe_Uebersicht_zur_Philosophie.htm
Lieben Gruß
Vera
† Trude S. 13/06/2010 0:07
aus welchen Gründen auch immer der Landwirt sein Feld so ungewöhnlich schwungvoll bestellt hat, es fällt aus der Norm, damit ins Auge und weiter dann fotografisch gestaltet gerät es an eine weitgefächerte Zuschauerschaft hier :-)Landwirt und Fotograf als Kunstvermittler, das ist doch schon ganz für sich gesehen ein Erfolg.
Vergleichbar ist diese Kunst vielleicht mit den Spuren in hohem Getreide, die seit Jahren auch regelmäßig durch die Medien ziehen und neben Bewunderung auch Fragen über deren Entstehung aufwerfen :-)
Vera Laake 12/06/2010 20:02
Monotonie,Einförmigkeit, Gleichtönigkeit und Eintönigkeit...
hast Du gut hier abgelichtet.
Lieben Gruß
VERA
Karl-Dieter Frost 10/06/2010 21:25
Das sind ja wirklich überzeugende Werte; dann hat man natürlich einen üppigen Belichtungsspielraum.KD
Karl-Dieter Frost 10/06/2010 14:30
Lieber Eckhard, wohl wissend, dass hinter Deinen Bildern primär eine Aussageabsicht steckt, die sich erst bei näherer Betrachtung erschließt und sich meist mit den zusätzlichen Andeutungen eine ganze Reihe weiterer Interpretationsmöglichkeiten ergeben, möchte ich mich heute ´mal ausschließlich dem Bild an sich zuwenden. Zunächst möchte ich den Fc-Code 3.1 anwenden (Es gefällt mir!). Natürlich fahre oder laufe ich auch oft in der ländlichen Gegend herum und sehe die frisch aufgehende Saat auf weiten Feldern und denke: "Wie kann man daraus ein gutes Foto machen?". Bisher hatte ich dafür noch keinen sinnvollen Ansatz und nur mäßige Ergebnisse. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Landwirte in Schleswig-Holstein "geradliniger" veranlagt sind als ihre Münsterländer Kollegen und ihre Felder weniger "fantasievoll" bearbeiten. Egal - man muss natürlich auch den besonderen Blick in sich haben und diesen mit dem richtigen Standpunkt und dem Handling des Equipments verbinden, um ein sehenswertes Produkt zu erhalten.So finde ich den flach über das Feld gerichteten Blickwinkel für das Bild sehr gut gewählt. Erstaunt war ich, dass es mit einem leichten Tele und nicht mit einem Weitwinkel entstanden ist. Die Wahl der großen Blende bringt den Schärfeverlauf vorteilhaft heraus. Allerdings stand sicher nicht zu befürchten, dass die Pflanzen während der Aufnahmezeit fluchtartig nach oben schießen würden, was mir das Verständnis für die sehr kurze Belichtungszeit bei höherem ISO-Wert etwas erschwert. ;-) Ich ertappe mich aber auch immer wieder, dass ich eine für das vorangehende Motiv gewählte Einstellung beim nächten Schuss vergesse zu korrigieren - aber Du bist ja noch jünger als ich! :))
Gruß KD
Kerstin Stolzenburg 10/06/2010 0:13
Lieber Eckhard, das ist ein sehr schönes und vor allem auch vielschichtig lesbares Bildensemble, das Du bei deinem Fotospaziergang mit Andreas und Adrian - die sich leider noch gar nicht zu Wort gemeldet haben - aufgenommen und nun hier veröffentlicht hast und dem ich mich, wenn auch diesmal leider etwas später, in der kleinen Besprechung gern ein wenig nähern möchte.Wenn es in der Sektionsbeschreibung heißt, „Von Menschen in Jahrhunderten gestaltete Landschaft. Sei es durch Trockenlegung (Oderbruch) oder durchs Salzsieden baumlos geworden (Lüneburger Heide), und bewirtschaftete Felder,... Weideflächen, Weinberge und Obstbaugebiete“, so ist das natürlich nur eine, wenngleich eine wesentliche, mögliche Lesart des Begriffs „Kulturlandschaft“. Es müssen jedoch nicht ausschließlich mehr oder weniger besiedelte bzw. bewirtschaftete Naturräume im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, man kann den Begriff ebenso gut symbolisch auffassen und so gäbe es neben den in den Fotografien sichtbaren „Kulturlandschaften“ eben auch „Kultur-Landschaften“ anderer Art.
Wesentlich für die Bildbetrachtung könnte also der Aspekt sein, dass es hier eben nicht nur um naturbelassene und sich selbst überlassene Gebiete geht, sondern dass auch „im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur“ im Fokus steht. Dabei umfassen Kulturleistungen „alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft“. http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur
Die formenden Umgestaltungen des Landwirts, der den Mais in scheinbar so poetischer Weise drillte, wie auch in den an dieser Stelle verlinkten Aufnahmen zunächst eine sehr individuelle Fahrweise vermutet werden konnte , so dass dieses geschwungene, fast schon beschwingte Kunstwerk gar dem Genuss eines guten Tropfen Rotweins zugesprochen wurde ;-), haben in der Regel meist ganz simple und sehr rationale Ursachen. Hier könnte ich mir vorstellen, dass das Feld nicht sehr groß war, das Anlegen bzw. Unterteilen des Ackers in Hauptfeld mit meist gerade verlaufenden Reihen und dem sogenannten Vorgewende http://de.wikipedia.org/wiki/Vorgewende lohnte sich nicht und man fuhr parallel zum Ackerrand, um möglichst wenig wertvolle Fläche zu verlieren ... und so setzt sich also die Wellenbewegung der Feldbegrenzung in den Maisreihen fort, was schön anzusehen ist, finde ich, auch weil es nicht perfekt und eintönig erscheint, wie ein GPS-gestylter Acker möglicherweise wirken würde (wobei Precision Farming aus fachlicher Sicht aufgrund seiner exakten boden- und grundwasserschonenden Bewirtschaftungsweise zu bevorzugen wäre) .
In den Beigaben zum veröffentlichten Bild finden sich symbolische Kultur-Landschaften, sei es durch die Wolken-Federn, die man vor Zeiten in Form entsprechend präparierter Vogelfedern zum Schreiben von Texten benutzte und heute in modernerer, manchmal schlichter, aber auch sehr edler Ausführung des Füllfederhalters findet, oder sei es durch die „Land Art“ oder gar durch die beiden Versionen des 5. Brandenburgischen Konzertes.
Wesentlich erscheint mir, sich an diesen Beispielen klarzumachen, dass Menschen nicht perspektiv- und antriebslos dahintreiben dürfen, wie beispielsweise die Jugendlichen in Clemens Meyers Buch , sondern dass wir in einer Kulturgemeinschaft leben, deren Ländereien nicht verwildern dürfen und deren Ackerflächen auch immer wieder neu zu bestellen sind, deren Werte wie Maiskörner von Generation zu Generation neu gesät, gepflegt, geerntet und weitergegeben werden müssen, um sie bzw. das, was man kulturelles Gedächtnis nennen mag, weitertragen zu können.
Auch die scheinbar erhobene Hand, die man im blühenden Apfelbaum erkennen kann, könnte diesbezüglich als Sinnbild dienen. Denn auch der christliche Glaube, den ich hiermit verbinden möchte, hat eine Form einer Kulturlandschaft und eines Zusammenlebens darin geschaffen.
"Von dieser Art ist meine Kunst" lässt natürlich verschiedene Standpunkte zu, Blickrichtungen, Interpretationsansätze ... Allein die grundverschiedenen Auffassungen und Interpretationen des verlinkten Allegros im 5. Brandenburgischen Konzert sind überaus interessant. Ich wechselte beim Hören ständig hin und her und konnte bzw. mochte mich für eine bestimmte Variante gar nicht entscheiden. Beide sind auf ihre Art sehr schön, vielleicht trägt eine momentane Stimmungslage dazu bei, die eine oder die andere besser zu finden, vielleicht wirft man auch auf die Spieltechnik einen besonderen Blick, möglicherweise möchte man aber auch das Ursprüngliche in dem Stück suchen, so wie Bach es vielleicht selbst gespielt hätte und „für Bach, dessen Lebensmotto ‚SDG‘ war, also ‚Soli Deo Gloria‘, ist natürlich die Welt von vornherein eine göttliche Schöpfung, die mit ihren Strukturen auf ihren Schöpfer zurückweist. Diesem seinen Schöpfer will er mit jedem seiner Werke dienen“.
"Von dieser Art ist meine Kunst" ist ein Zitat. Du hast es auch entsprechend gekennzeichnet. In „Ulenspiegel und Eulenspiegel - Original und Nacherzählung“ von Sonja Steiner-Welz ist dieser Satz zu finden, die entsprechende Buchseite wird im Internet aber leider nicht angezeigt. http://books.google.de/books?id=rRxYDFs_60kC&pg=PA210&lpg=PA210&dq=%22Von+dieser+Art+ist+meine+Kunst%22&source=bl&ots=t4Ikn0DoR2&sig=FNmLUNxSRq2U0aIRREjs_RRTLs8&hl=de&ei=KMoPTJCnKoqS4gbm3vTADA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBwQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Von%20dieser%20Art%20ist%20meine%20Kunst%22&f=false
In der 27. Historie des Volksbuches von Hermann Bote gibt sich Till Eulenspiegel als ein großer Künstler aus, um den Landgrafen von Hessen an der Nase herumzuführen, indem er angeblich für ihn malen, vom eingeforderten Vorschuss für seine Arbeit aber lediglich einige Zeit gut leben will. „Eulenspiegel sprach: ‚Gnädiger Herr, nein. Ich bin ein Maler, desgleichen in vielen Landen nicht gefunden wird, da meine Arbeit andere Arbeiten weit übertrifft.‘ Der Landgraf sagte: ‚Laß uns etwas davon sehen!‘ Eulenspiegel sprach: ‚Ja, gnädiger Herr.‘ Und er hatte etliche auf Leinen gemalte Bilder, die er in Flandern gekauft hatte; die zog er hervor aus seinem Sack und zeigte sie dem Landgrafen.“ http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=229&kapitel=28&cHash=b7aed406c5eulen27#gb_found In dem Zusammenhang steht das Zitat: „Seht her, von dieser Art ist meine Kunst!“
Natürlich wäre es bei der Fülle von Möglichkeiten in diesem Ensemble der Aufnahmen sehr reizvoll, weiter nach schönen Beispielen für Kulturlandschaften zu suchen, aber möglicherweise wirst Du mit einem Bild, das ausgerechnet am Fronleichnamstag eingestellt wurde, und mit diesem Zitat, bei dem mit dem Wort „Art“ ja sogar zweimal Kunst in einem Satz vorkommt, auf eine andere Thematik hinauswollen, die Thematik der Schöpfung vielleicht. Ich würde den symbolisch aufzufassenden Ausspruch deshalb natürlich auch vor allem dem in den Mund legen wollen, den Bach mit seiner Musik lobpreisen wollte. In der Antwort an Stefan hattest Du es ja auch bereits entsprechend ausgedrückt: "‘Von dieser Art ist meine Kunst‘ sagt auch nicht der Fotograf, sondern der, auf den das fünfte Brandenburgische Konzert bezogen ist.“ Unsere Aufgabe ist es nun, diese Kunst der Schöpfung nicht nur für unsere Zwecke zu nutzen, sondern sie auch pflegen und zu erhalten, so wie der Bauer darauf bedacht sein wird, auf seinem Boden keinen Raubbau zu betreiben und Wasser-, Humus- und Stickstoffbilanzierungen zu vernachlässigen, da er sich seine Produktionsgrundlage sonst selbst zerstört.
Da mir gerade auffällt, dass ich die 25. Anmerkung geschrieben habe und ich es nicht lassen konnte, diese Zahl der Berechnung einer Quersumme zu unterziehen, fällt mir ein, dass auch die Einstellzeit des Bildes einem entsprechenden Rechenverfahren unterzogen hatte, wobei nun in beiden Fällen eine erscheint ;-). Ich gehe natürlich davon aus, dass dies zumindest in Bezug auf die Einstellzeit kein Zufall ist, denn die Symbolik der Sieben als göttliche Zahl hattest Du unter deinem Bild "Kühe im Frühling" wunderbar erläutert und auf die Schöpfung bezogen, die ja auch in diesem Bild eine große Rolle spielt, so dass ich das an dieser Stelle nicht wiederholen brauche, da ich es auch nicht besser könnte.
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 07/06/2010 7:08
Lieber Eckhard, anbei ein altes "Dienst"-Bild mit einem etwas anderen Maisreihendesign ;-). Eine ausführlichere Besprechung deines Bildes folgt alsbald.Kerstin