früher in der Filmzeit habe ich mal einen Film doppelt belichtet, es war unglaublich, welch interessante Aufnahmen zustande kamen,man kann es hinterher Kunst nennen. Auch deine Aufnahme gefällt mir, denn die Überlagerung schafft Freiheit der Gedanken. LG Gert
Das ist gelungene Fotokunst! Gefällt mir gut und passt überigens auch zum Bahnchaos der vergangenen Tage. Aber man kann das Bild ja auch positiver deuten, Licht und lebendige Farben sind vorhanden...
LG Margarete
Liebe Kerstin, vielleicht sollte ich einmal ein Bild mit dem Titel "Blow up" einstellen; dazu könnten wir dann herrliche Geschichten erfinden ;-). Jedenfalls freue ich micht wie stets auf deine Gedanken zu meinen Augenblicksschöpfungen. Eckhard
Auch das! Aber viele Bilder sprechen für sich, selbst die, die man auf der Festplatte oder im Fotoalbum belässt ... . Nur glaube ich, dass man nicht immer alles versteht oder sieht oder hin und wieder auch manches falsch interpretiert oder auch einmal mehr bzw. andere Dinge sieht, als der Bildautor selbst ... usw.. Wenn man darüber spricht und sich darüber austauscht, also eine aktive Bilddiskussion betreibt/zulässt, kann das bestätigend und bereichernd sein. Jubelgesänge allein bringen einen nicht voran, auch wenn sie schön sind und einen erfreuen, wenn man als Bildautor einschätzen kann, dass sie ehrlich gemeint waren.
@Eckhard: Lieber Eckhard, danke für das 'Verlinken' des Diskussionsbeitrages von Willy und Es-Er ;-)). Er ist sehr interessant! Ich werde an den Weihnachtstagen etwas ausführlicher darauf eingehen. Vorher muss erst noch eine Besprechung geschrieben werden ;-)).
„Nun ja, versprochen ist versprochen!“
„Aber nicht gehalten. Übrigens ein Satz, der in der VW-Werbung so notorisch fehlt wie der Bistro-Wagen im IC, auch wenn es jede Woche heißt, dass er nur heute nicht fehle, und dafür ein Abteilverkauf in Wagen 10 eingerichtet sei.“
„Snackpoint heißt das. Und es ist doch gut, dass es immerhin den Wagen 10 noch gibt, nachdem dem IC erst der Wagen 8, dann der Wagen 6 und dann der Wagen 11 abhanden gekommen war.“
„Inzwischen ist dem IC sogar der IC abhandengekommen. Damit auch jeder gleich nach dem Fahrplanwechsel weiß, was es bedeutet, wenn die Bahn sagt, dass im Fernverkehr die Preise nicht erhöht worden sind.“
„Sind sie ja auch nicht. Aber wenn man die Leute nicht direkt von Hamm über Kassel nach Weimar fahren lässt, sondern von Hamm nach Hannover, von Hannover nach Göttingen und von Göttingen nach Weimar, und für eine halbe Stunde einen ICE in den Fahrplan hängt, dann kostet die Rückfahrkarte von Leuchtfeuer zu Leuchtturm, von Münster nach Jena, mal eben 82 Euro statt vorher 74. Man nennt das übrigens ‚Lügen mit der Wahrheit’.“
„Du siehst das eben nur aus deiner
,
lieber Willy. Die Bahn muss Geld verdienen. Als sie noch funktionierte, die gute alte Beamtenbahn, da hat sie dermaßen viel Verlust gemacht, dass man sich auf Dauer für eine Struktur der Bahn entscheiden musste, die Geld bringt, wenn sie auch nicht funktioniert.“
„Auf jeden Fall können wir ausgehend von der Froschperspektive etwas zur Figurenperspektive sagen, liebe Es-Er. Das haben ja Kollege Aronnax und Nemo bislang nicht gemacht.“
„Nicht alles kann von Meereskundlern und Seebären behandelt werden. Schuster bleib bei deinem Leisten oder geh zum Fernsehen, das ist die Devise.“
„In Kaysers ‚Das sprachliche Kunstwerk’ taucht das Stichwort nicht im Register auf.“
„Das gute Stück ist ja auch von 1948, auch wenn inzwischen wahrscheinlich die 20. Auflage erschienen ist ... so richtig mit der Figurenperspektive hat sich erst Manfred Pfister 1977 in seinem Buch ‚Das Drama - Theorie und Analyse’ befasst.“
„Dann kann ich die blaue Bibel ja wieder getrost ins Regal stellen.“
„So ist es. Nun ja, Kayser hatte vielleicht auch in erster Linie Anderes im Blick, und das Thema ist ohnehin unerschöpflich. Bei Pfister wird das Thema ‚Figurenperspektive’ in den weiteren Horizont der sogenannten Informationsvergabe im Drama eingeordnet. Aber was über das Drama gesagt wird, gilt natürlich im Prinzip auch für alle kürzeren und längeren Erzählungen bis zum Roman und ebenso für den Film.“
„Eben überall, wo es einen Autor gibt, aber wo die Ansichten und Einsichten und Taten der dargestellten Figuren nicht notwendigerweise für die Ansichten und Einsichten und die möglichen Taten des Autors stehen. Dem man also auch nicht vorwerfen kann, dass die Figuren diese oder jene Ansichten haben, die in bestimmten gesellschaftlichen Situationen mehr oder weniger missliebig sind.“
„Na ja, es wird natürlich doch gemacht. So feinsinnig sind die Herrschenden nun mal nicht. Denn ganz gleichgültig, ob die Figurenperspektive der Autortendenz entspricht oder nicht, entscheidend ist letztendlich, WAS auf der Bühne oder im Roman oder im Film dargestellt wird. Und da wird dann kurzerhand das Kunstwerk verboten und der Autor ... das ist doch bekannt. Publikationsverbot, Ausreiseerlaubnis, aber keine Einreiseerlaubnis, Gefängnis.“
„Die Regierenden sind halt keine Germanisten. Das ist vielleicht auch gut so.“
„Was mit den Strukturen der Informationsvergabe im Drama gemeint ist, kann man natürlich mehr oder weniger hochgestochen darstellen: ‚ Die Informationsvergabe im Drama ist ein komplexer und vielschichtiger Vorgang, der erstmals 1977 durch den Literaturwissenschaftler Manfred Pfister systematisch in seiner Gesamtheit erfasst wurde. Demnach finden Übermittlungen von Informationen nicht nur zwischen den Figuren eines dramatischen Geschehens statt (inneres Kommunikationssystem), sondern gelangen durch die Aufführungssituation auch in das Wahrnehmungsvermögen des Zuschauers (äußeres Kommunikationssystem). Das bedeutet, dass "ein und dasselbe sprachliche oder außersprachliche Signal ... im Normalfall im äußeren und inneren Kommunikationssystem unterschiedlichen Informationswert [hat]." (Pfister, S. 67)’“
„Wohl gesprochen. Klar, die Figuren auf der Bühne oder sonstwo reden und handeln, erfahren dies, jenes aber nicht, und der Zuschauer schaut zu und weiß oft mehr als die einzelne Figur.“
„So könnte man es auch sagen, aber dann wäre es ja Alltagssprache und nicht Wissenschaftssprache ...: ‚Ausgangspunkt der Informiertheit eines Zuschauers ist häufig die Dramengattung und die damit verbundene Erwartung. Im allgemeinen wissen Zuschauer vor dem Theaterbesuch, ob sie eine Tragödie oder eine Komödie zu sehen bekommen. Ebenso vermittelt der Titel konkretere Erwartungen, wobei immer auch bewußte strategische Fehlinformationen des Autors vorliegen können. Die Funktion von thematischen Vorinformationen historischer oder mythologischer Art liegt darin, dass die dramatische Exposition nicht mehr die gesamte Vorgeschichte erneut aufbereiten muss.’“
„Von einem Roman erwarte ich etwas anderes als von einem Sachbuch.“
„Oder so. In der Sprachwissenschaft würde das Vorwissen von der Pragmatik beschrieben werden: ’Im Verhältnis zwischen sprachlichen und außersprachlichen Informationen gibt es drei Relationsmöglichkeiten, die von Pfister als Identität, Komplementarität und Diskrepanz bezeichnet werden (Pfister, S.73). Die Identität zwischen geäußerter Absicht einer Figur und entsprechender Handlung führt qusasi zur Verdopplung der Information. Im Falle der Komplementarität ergänzen außersprachliche Informationen (Gesten, Bewegungen, etc.) die sprachlich vermittelte Information. Die Diskrepanz zwischen Äußerung und Tätigkeit ist relativ jungen Datums und häufig mit dem absurden Theater verbunden. Bekannt ist das Beispiel aus Becketts Warten auf Godot, wo die Figuren mehrfach äußern, aufbrechen zu wollen, es dann aber nicht tun.’“
„Einige tun nicht das, was sie sagen.“
„Genau. Das ist aber nicht absurd, sondern völlig normal: ’Dass die Figuren entsprechend ihrer Rolle unterschiedliche Grade von Informiertheit aufweisen, ist nicht verwunderlich. Der Vorteil des Publikums (und damit wichtiger Teil der Wirkungsstruktur dramatischer Texte) ist jedoch, dass die Zuschauer "die jeweils nur partielle Informiertheit der einzelnen Figuren summieren und miteinander korrelieren können" (Pfister, S.81). Daraus resultiert ein Informationsvorsprung der Zuschauer gegenüber den einzelnen Figuren. Dies ist von der Antike bis heute die quantitativ dominierende Struktur diskrepanter Informiertheit. Wesentlich weniger häufig ist die umgekehrte Struktur des Informationsrückstands des Zuschauers. Beispiel dafür ist Kleists Lustspiel Der zerbrochene Krug, wo der Zuschauer erst nach einigen Szenen durch die Ausflüchte und Täuschungsmanöver des Dorfrichters Adam an die Tatsache herangeführt wird, dass dieser den Krug zerbrochen hat. Kongruente Informiertheit stellt sich in allen Dramentexten mit geschlossenem Ende ein, wenn sich in der letzten Spielphase Informationsdiskrepanzen zwischen den Figuren und dem Publikum auflösen.’“
„Manchmal wissen die Zuschauer oder Leser mehr, manchmal weniger als die Figuren. Dass man weniger weiß, macht die Spannung im Krimi aus. Am Schluss weiß der Zuschauer Bescheid.“
„Gut, wie Du alles auf den Punkt bringst, lieber Willy. Falls er das Genuschel im ‚Tatort’ akustisch verstehen konnte.“
„Gibt es eigentlich noch Schauspielschulen, wo man den Leuten das SPRECHEN beibringt?“
„Das ist anzunehmen. Es gibt ja auch Fahrschulen, wo man den Leuten das FAHREN beibringt ...: ‚Die Perspektivenstruktur eines dramatischen Textes stellt sozusagen den übergeordneten Zusammenhang der Relation von Figuren- und Zuschauerinformiertheit dar, indem sich aus den korrespondierenden und kontrastierenden Figurenperspektiven die Aussage oder Bedeutung generiert. Dabei kommt es in der Zuschauerwahrnehmung zu einer Über- bzw. Unterordnung der einzelnen Figurenperspektiven.’“
„Manches ist wichtiger als Anderes.“
„Genau: ‚Wie das Publikum aus den verschiedenen Figurenperspektiven die vom Autor beabsichtigte Rezeptionsperspektive erstellt, hängt konkret von einer Reihe von Steuerungstechniken zusammen. Neben den außersprachlichen Informationen wie Statur, Physiognomie, Kostüme, Mimik, Bühnenbild, Requisiten, Geräusche, Musik etc. sind die verbalen Bewertungssignale zu nennen wie z.B. sprechende Figurennamen, Verhalten von Figuren im Handlungsablauf, aber auch die Konvention der am Dramenende sich einstellenden poetischen Gerechtigkeit, durch die Gute belohnt und Böse bestraft werden.’“
„Das ist natürlich Opas und Omas Dramentheorie. Im Leben kommt dergleichen höchst selten vor.“
„Darum gibt es ja die sprachlichen Kunstwerke. O höret noch eine letzte Weisheit: ‚Pfister benennt drei idealtypische Strukturen: die a-perspektivische Struktur, die geschlossene Perspektivenstruktur und die offene Perspektivenfigur. (Pfister, S. 103) Alle drei erklären sich aus der kategorialen Differenz zwischen innerem und äußerem Kommunikationssystem. Bei der a-perspektivischen Struktur ist die zentrale Aussage im inneren Kommunikationssystem identisch mit der Wahrnehmung der Zuschauer (Monoperspektivität). In der geschlossenen Perspektivenstruktur bieten sich im inneren Kommunikationssystem mehrere Wahrnehmungen an (Polyperspektivität), für den Zuschauer jedoch nur eine (Monoperspektivität). Als Beispiel sei das Spiel-im-Spiel in Shakespeares Hamlet genannt. Während Hamlet und Horatio die Spielszene der Schauspieltruppe benutzen, um herauszufinden, ob Claudius der Mörder von Hamlets Vater ist, sehen die Höflinge und Zuschauer des inneren Kommunikationssystems, dass Hamlet Claudius bedroht, denn in der gespielten Geschichte ist der Mörder der Neffe des Königs so wie Hamlet der Neffe von Claudius ist. Innerhalb des Figurenensembles gibt es also mehrere Figurenperspektiven, während die Zuschauer im äußeren Kommunikationssystem beides korrelieren und zu einem Ergebnis kommen, nämlich dass Claudius sich schuldig gemacht hat. In der offenen Perspektivenstruktur konkurrieren mehrere Perspektiven im inneren Kommunikationssystem ebenso wie im äußeren. (Polyperspektivität). Das Dramenende läßt den Zuschauer also ohne Lösung zurück.’“
„Gut, das klingt erwachsen, jedenfalls der letzte Satz.“
„Willy, Du bist einfach ein Zyniker. Aber vermutlich würdest Du ‚Realist’ sagen.“
Friedel Bee 05/12/2011 16:50
Eine klasse Arbeit, das Ergebnis begeistert durch seine umwerfenden Farben und Lichteffekte!VG, Friedel
Sabine Jandl-Jobst 21/04/2011 8:33
Gefällt mir total gut. Eine wirkungsvolle Bearbeitung mit diesen Strukturen und Farben. Gibt was her!LG Sabine
Gert Rehn 16/01/2011 0:48
früher in der Filmzeit habe ich mal einen Film doppelt belichtet, es war unglaublich, welch interessante Aufnahmen zustande kamen,man kann es hinterher Kunst nennen. Auch deine Aufnahme gefällt mir, denn die Überlagerung schafft Freiheit der Gedanken. LG Gert
Margarete Hartert 01/01/2011 15:11
Das ist gelungene Fotokunst! Gefällt mir gut und passt überigens auch zum Bahnchaos der vergangenen Tage. Aber man kann das Bild ja auch positiver deuten, Licht und lebendige Farben sind vorhanden...LG Margarete
E. W. R. 21/12/2010 10:53
Durchaus ;-).Kerstin Stolzenburg 21/12/2010 10:22
@Eckhard: Lieber Eckhard, Du solltest!Ein Bild zum Thema "Blow up" stelle ich mir sehr interessant vor. ;-) Vermutlich ließe sich trefflich über verschiedene Aspekte diskutieren!
Kerstin
E. W. R. 21/12/2010 8:16
Liebe Kerstin, vielleicht sollte ich einmal ein Bild mit dem Titel "Blow up" einstellen; dazu könnten wir dann herrliche Geschichten erfinden ;-). Jedenfalls freue ich micht wie stets auf deine Gedanken zu meinen Augenblicksschöpfungen. EckhardKerstin Stolzenburg 21/12/2010 7:25
Auch das! Aber viele Bilder sprechen für sich, selbst die, die man auf der Festplatte oder im Fotoalbum belässt ... . Nur glaube ich, dass man nicht immer alles versteht oder sieht oder hin und wieder auch manches falsch interpretiert oder auch einmal mehr bzw. andere Dinge sieht, als der Bildautor selbst ... usw.. Wenn man darüber spricht und sich darüber austauscht, also eine aktive Bilddiskussion betreibt/zulässt, kann das bestätigend und bereichernd sein. Jubelgesänge allein bringen einen nicht voran, auch wenn sie schön sind und einen erfreuen, wenn man als Bildautor einschätzen kann, dass sie ehrlich gemeint waren.Kerstin
E. W. R. 21/12/2010 6:42
Spricht das Bild denn nicht für sich? ;-)) EckhardKerstin Stolzenburg 20/12/2010 22:23
@Eckhard: Hmm ... dieses Bild vielleicht!?! ;-))Kerstin
E. W. R. 20/12/2010 20:18
Liebe Kerstin, was willst Du denn noch vorher besprechen? ;-) EckhardKerstin Stolzenburg 20/12/2010 18:11
@Eckhard: Lieber Eckhard, danke für das 'Verlinken' des Diskussionsbeitrages von Willy und Es-Er ;-)). Er ist sehr interessant! Ich werde an den Weihnachtstagen etwas ausführlicher darauf eingehen. Vorher muss erst noch eine Besprechung geschrieben werden ;-)).Kerstin
E. W. R. 20/12/2010 16:37
„Nun ja, versprochen ist versprochen!“„Aber nicht gehalten. Übrigens ein Satz, der in der VW-Werbung so notorisch fehlt wie der Bistro-Wagen im IC, auch wenn es jede Woche heißt, dass er nur heute nicht fehle, und dafür ein Abteilverkauf in Wagen 10 eingerichtet sei.“
„Snackpoint heißt das. Und es ist doch gut, dass es immerhin den Wagen 10 noch gibt, nachdem dem IC erst der Wagen 8, dann der Wagen 6 und dann der Wagen 11 abhanden gekommen war.“
„Inzwischen ist dem IC sogar der IC abhandengekommen. Damit auch jeder gleich nach dem Fahrplanwechsel weiß, was es bedeutet, wenn die Bahn sagt, dass im Fernverkehr die Preise nicht erhöht worden sind.“
„Sind sie ja auch nicht. Aber wenn man die Leute nicht direkt von Hamm über Kassel nach Weimar fahren lässt, sondern von Hamm nach Hannover, von Hannover nach Göttingen und von Göttingen nach Weimar, und für eine halbe Stunde einen ICE in den Fahrplan hängt, dann kostet die Rückfahrkarte von Leuchtfeuer zu Leuchtturm, von Münster nach Jena, mal eben 82 Euro statt vorher 74. Man nennt das übrigens ‚Lügen mit der Wahrheit’.“
„Du siehst das eben nur aus deiner
,
lieber Willy. Die Bahn muss Geld verdienen. Als sie noch funktionierte, die gute alte Beamtenbahn, da hat sie dermaßen viel Verlust gemacht, dass man sich auf Dauer für eine Struktur der Bahn entscheiden musste, die Geld bringt, wenn sie auch nicht funktioniert.“
„Auf jeden Fall können wir ausgehend von der Froschperspektive etwas zur Figurenperspektive sagen, liebe Es-Er. Das haben ja Kollege Aronnax und Nemo bislang nicht gemacht.“
„Nicht alles kann von Meereskundlern und Seebären behandelt werden. Schuster bleib bei deinem Leisten oder geh zum Fernsehen, das ist die Devise.“
„In Kaysers ‚Das sprachliche Kunstwerk’ taucht das Stichwort nicht im Register auf.“
„Das gute Stück ist ja auch von 1948, auch wenn inzwischen wahrscheinlich die 20. Auflage erschienen ist ... so richtig mit der Figurenperspektive hat sich erst Manfred Pfister 1977 in seinem Buch ‚Das Drama - Theorie und Analyse’ befasst.“
„Dann kann ich die blaue Bibel ja wieder getrost ins Regal stellen.“
„So ist es. Nun ja, Kayser hatte vielleicht auch in erster Linie Anderes im Blick, und das Thema ist ohnehin unerschöpflich. Bei Pfister wird das Thema ‚Figurenperspektive’ in den weiteren Horizont der sogenannten Informationsvergabe im Drama eingeordnet. Aber was über das Drama gesagt wird, gilt natürlich im Prinzip auch für alle kürzeren und längeren Erzählungen bis zum Roman und ebenso für den Film.“
„Eben überall, wo es einen Autor gibt, aber wo die Ansichten und Einsichten und Taten der dargestellten Figuren nicht notwendigerweise für die Ansichten und Einsichten und die möglichen Taten des Autors stehen. Dem man also auch nicht vorwerfen kann, dass die Figuren diese oder jene Ansichten haben, die in bestimmten gesellschaftlichen Situationen mehr oder weniger missliebig sind.“
„Na ja, es wird natürlich doch gemacht. So feinsinnig sind die Herrschenden nun mal nicht. Denn ganz gleichgültig, ob die Figurenperspektive der Autortendenz entspricht oder nicht, entscheidend ist letztendlich, WAS auf der Bühne oder im Roman oder im Film dargestellt wird. Und da wird dann kurzerhand das Kunstwerk verboten und der Autor ... das ist doch bekannt. Publikationsverbot, Ausreiseerlaubnis, aber keine Einreiseerlaubnis, Gefängnis.“
„Die Regierenden sind halt keine Germanisten. Das ist vielleicht auch gut so.“
„Was mit den Strukturen der Informationsvergabe im Drama gemeint ist, kann man natürlich mehr oder weniger hochgestochen darstellen: ‚ Die Informationsvergabe im Drama ist ein komplexer und vielschichtiger Vorgang, der erstmals 1977 durch den Literaturwissenschaftler Manfred Pfister systematisch in seiner Gesamtheit erfasst wurde. Demnach finden Übermittlungen von Informationen nicht nur zwischen den Figuren eines dramatischen Geschehens statt (inneres Kommunikationssystem), sondern gelangen durch die Aufführungssituation auch in das Wahrnehmungsvermögen des Zuschauers (äußeres Kommunikationssystem). Das bedeutet, dass "ein und dasselbe sprachliche oder außersprachliche Signal ... im Normalfall im äußeren und inneren Kommunikationssystem unterschiedlichen Informationswert [hat]." (Pfister, S. 67)’“
„Wohl gesprochen. Klar, die Figuren auf der Bühne oder sonstwo reden und handeln, erfahren dies, jenes aber nicht, und der Zuschauer schaut zu und weiß oft mehr als die einzelne Figur.“
„So könnte man es auch sagen, aber dann wäre es ja Alltagssprache und nicht Wissenschaftssprache ...: ‚Ausgangspunkt der Informiertheit eines Zuschauers ist häufig die Dramengattung und die damit verbundene Erwartung. Im allgemeinen wissen Zuschauer vor dem Theaterbesuch, ob sie eine Tragödie oder eine Komödie zu sehen bekommen. Ebenso vermittelt der Titel konkretere Erwartungen, wobei immer auch bewußte strategische Fehlinformationen des Autors vorliegen können. Die Funktion von thematischen Vorinformationen historischer oder mythologischer Art liegt darin, dass die dramatische Exposition nicht mehr die gesamte Vorgeschichte erneut aufbereiten muss.’“
„Von einem Roman erwarte ich etwas anderes als von einem Sachbuch.“
„Oder so. In der Sprachwissenschaft würde das Vorwissen von der Pragmatik beschrieben werden: ’Im Verhältnis zwischen sprachlichen und außersprachlichen Informationen gibt es drei Relationsmöglichkeiten, die von Pfister als Identität, Komplementarität und Diskrepanz bezeichnet werden (Pfister, S.73). Die Identität zwischen geäußerter Absicht einer Figur und entsprechender Handlung führt qusasi zur Verdopplung der Information. Im Falle der Komplementarität ergänzen außersprachliche Informationen (Gesten, Bewegungen, etc.) die sprachlich vermittelte Information. Die Diskrepanz zwischen Äußerung und Tätigkeit ist relativ jungen Datums und häufig mit dem absurden Theater verbunden. Bekannt ist das Beispiel aus Becketts Warten auf Godot, wo die Figuren mehrfach äußern, aufbrechen zu wollen, es dann aber nicht tun.’“
„Einige tun nicht das, was sie sagen.“
„Genau. Das ist aber nicht absurd, sondern völlig normal: ’Dass die Figuren entsprechend ihrer Rolle unterschiedliche Grade von Informiertheit aufweisen, ist nicht verwunderlich. Der Vorteil des Publikums (und damit wichtiger Teil der Wirkungsstruktur dramatischer Texte) ist jedoch, dass die Zuschauer "die jeweils nur partielle Informiertheit der einzelnen Figuren summieren und miteinander korrelieren können" (Pfister, S.81). Daraus resultiert ein Informationsvorsprung der Zuschauer gegenüber den einzelnen Figuren. Dies ist von der Antike bis heute die quantitativ dominierende Struktur diskrepanter Informiertheit. Wesentlich weniger häufig ist die umgekehrte Struktur des Informationsrückstands des Zuschauers. Beispiel dafür ist Kleists Lustspiel Der zerbrochene Krug, wo der Zuschauer erst nach einigen Szenen durch die Ausflüchte und Täuschungsmanöver des Dorfrichters Adam an die Tatsache herangeführt wird, dass dieser den Krug zerbrochen hat. Kongruente Informiertheit stellt sich in allen Dramentexten mit geschlossenem Ende ein, wenn sich in der letzten Spielphase Informationsdiskrepanzen zwischen den Figuren und dem Publikum auflösen.’“
„Manchmal wissen die Zuschauer oder Leser mehr, manchmal weniger als die Figuren. Dass man weniger weiß, macht die Spannung im Krimi aus. Am Schluss weiß der Zuschauer Bescheid.“
„Gut, wie Du alles auf den Punkt bringst, lieber Willy. Falls er das Genuschel im ‚Tatort’ akustisch verstehen konnte.“
„Gibt es eigentlich noch Schauspielschulen, wo man den Leuten das SPRECHEN beibringt?“
„Das ist anzunehmen. Es gibt ja auch Fahrschulen, wo man den Leuten das FAHREN beibringt ...: ‚Die Perspektivenstruktur eines dramatischen Textes stellt sozusagen den übergeordneten Zusammenhang der Relation von Figuren- und Zuschauerinformiertheit dar, indem sich aus den korrespondierenden und kontrastierenden Figurenperspektiven die Aussage oder Bedeutung generiert. Dabei kommt es in der Zuschauerwahrnehmung zu einer Über- bzw. Unterordnung der einzelnen Figurenperspektiven.’“
„Manches ist wichtiger als Anderes.“
„Genau: ‚Wie das Publikum aus den verschiedenen Figurenperspektiven die vom Autor beabsichtigte Rezeptionsperspektive erstellt, hängt konkret von einer Reihe von Steuerungstechniken zusammen. Neben den außersprachlichen Informationen wie Statur, Physiognomie, Kostüme, Mimik, Bühnenbild, Requisiten, Geräusche, Musik etc. sind die verbalen Bewertungssignale zu nennen wie z.B. sprechende Figurennamen, Verhalten von Figuren im Handlungsablauf, aber auch die Konvention der am Dramenende sich einstellenden poetischen Gerechtigkeit, durch die Gute belohnt und Böse bestraft werden.’“
„Das ist natürlich Opas und Omas Dramentheorie. Im Leben kommt dergleichen höchst selten vor.“
„Darum gibt es ja die sprachlichen Kunstwerke. O höret noch eine letzte Weisheit: ‚Pfister benennt drei idealtypische Strukturen: die a-perspektivische Struktur, die geschlossene Perspektivenstruktur und die offene Perspektivenfigur. (Pfister, S. 103) Alle drei erklären sich aus der kategorialen Differenz zwischen innerem und äußerem Kommunikationssystem. Bei der a-perspektivischen Struktur ist die zentrale Aussage im inneren Kommunikationssystem identisch mit der Wahrnehmung der Zuschauer (Monoperspektivität). In der geschlossenen Perspektivenstruktur bieten sich im inneren Kommunikationssystem mehrere Wahrnehmungen an (Polyperspektivität), für den Zuschauer jedoch nur eine (Monoperspektivität). Als Beispiel sei das Spiel-im-Spiel in Shakespeares Hamlet genannt. Während Hamlet und Horatio die Spielszene der Schauspieltruppe benutzen, um herauszufinden, ob Claudius der Mörder von Hamlets Vater ist, sehen die Höflinge und Zuschauer des inneren Kommunikationssystems, dass Hamlet Claudius bedroht, denn in der gespielten Geschichte ist der Mörder der Neffe des Königs so wie Hamlet der Neffe von Claudius ist. Innerhalb des Figurenensembles gibt es also mehrere Figurenperspektiven, während die Zuschauer im äußeren Kommunikationssystem beides korrelieren und zu einem Ergebnis kommen, nämlich dass Claudius sich schuldig gemacht hat. In der offenen Perspektivenstruktur konkurrieren mehrere Perspektiven im inneren Kommunikationssystem ebenso wie im äußeren. (Polyperspektivität). Das Dramenende läßt den Zuschauer also ohne Lösung zurück.’“
„Gut, das klingt erwachsen, jedenfalls der letzte Satz.“
„Willy, Du bist einfach ein Zyniker. Aber vermutlich würdest Du ‚Realist’ sagen.“
growing-ok-ego 13/12/2010 13:30
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Kerstin Stolzenburg 11/12/2010 8:49
Bin sehr gespannt! ;-))
Kerstin