Lieber Eckhard, danke für die ausführliche Beantwortung meiner bescheidenen Bildbesprechung!
Ganz unzufrieden war ich ja mit den Sepia-Bearbeitungen der Laboraufnahmen nicht, aber es waren eben nur erste Versuche und ich bin sicher, dass man hier mit etwas mehr Übung noch eindrucksvollere Resultate erzielen könnte, möglicherweise eben auch mit gezielter Heraushebung einzelner Bildkomponenten. Das ist allerdings eine Beschäftigung, die ich mir für arbeitsärmere Zeiten aufheben muss ... vielleicht für das Rentnerdasein ... wenn der Garten gepflegt und das Kochbuch geschrieben ist ... oder so! ;-))
Nun, ich bin nicht ganz sicher, aus welcher Zeit die symbolische Zuordnung der Blume zu Frau stammt, vermute jedoch einen Zusammenhang zum Mittelalter und insbesondere zum Minnesang. Du wirst das jedoch bestimmt besser herleiten können.
Haben Frauen im Mittelalter auch bereits über eine solche Symbolik für das andere Geschlecht nachgedacht oder war das ausschließlich bzw. vor allem eine Sache der Lyriker, der 'Ritter' beispielsweise, der Sänger ..., die Umschreibungen für Einzigartigkeit, Lieblichkeit, Reinheit, Keuschheit bis hin zu bestimmten Handlungen (wofür z.B. die gebrochene Blume stand) fanden und ihre Texte mit entsprechenden Bildern schmückten.
Was könnte heute sinnbildlich für den Mann stehen? Anders als die Blume für die Frau kann man das Motiv des Falken für den Mann vermutlich nicht einfach so in die Gegenwart versetzen.
Mir fällt da auf Anhieb gar nicht gleich etwas 'Griffiges' ein; ich vermute allerdings, dass man die Symbolik grundsätzlich auch einmal unter dem Aspekt des heutigen Rollenverständnisses der Geschlechter betrachten müsste.
Den Link zum Odysseetheater unter deinem Bild "Nicht jeder wird zur geschlossenen Abendgesellschaft zugelassen" finde ich sehr interessant! Kluges Theaterstück, das einem so einiges sagen kann. Schön zu lesen war die Bestätigung (eines Gedankens, den ich immer in mir trage), dass man Teufelskreise bewusst durchbrechen kann, wenn man es nur wirklich möchte und die entsprechende Kraft aufbringt: "In welchem Teufelskreis wir auch immer sind, ich denke, wir sind frei, ihn zu durchbrechen. Und wenn die Menschen ihn nicht durchbrechen, dann bleiben sie, wiederum aus freien Stücken, in diesem Teufelskreis." Ein sehr interessantes Stück von Jean-Paul Sartre; ich kannte es bislang noch nicht.
... Dunkle Materie ... mystisch und real zugleich. Schade eigentlich, dass man als heute lebender Mensch so wenig davon verstehen kann.
möglicherweise gelingt mir beziehungskistenweise ab morgen ein Fortschritt, wenn ich an meinem erst neulich erworbenen Mountainbike Klickpedale anbringen lasse. Natürlich wird man anfangs gewisse Bindungsängste verspüren und wahrscheinlich wird einen das Rad auch für eine kurze Zeit mal wieder fallen lassen, aber was tut man nicht alles für die liebe Gesundheit. Allerdings beobachtet auch hier die Umgebung recht genau, was so passiert. Erst vorgestern wurde mein Vater gefragt, ob er denn krank sei, da neuerdings immer ich am Abend mit dem Hund spazieren ginge (tatsächlich hatte Vatern eine kleine, unbedeutende Operation am Fuß). Dabei sind es durchaus nicht nur verzweifelte Hausfrauen, die beobachten. Und mal ehrlich, dass Männer nicht neugierig sind und auf ihre Weise auch tratschen, ist nun nicht neu.
Was allerdings die Komplexität des Liebelebens der elisabethanischen Zeit anbelangt, so wird es da nicht anders zugegangen sein, als zu anderen Zeiten auch, obwohl die damals vorherrschende Moral manche Dinge nicht so offen zu Tage treten ließ, wie das heute schon eher möglich ist.
Ich denke auch gar nicht, dass man überrascht sein sollte, dass Schriftsteller und Dichter dieser Zeit die Thematik der Bewunderung des eigenen Geschlechts zu Papier brachten. Die Sonette, wenn man den Wiki-Artikel und auch andere Fundstücke im Netz betrachtet, handeln doch von einer eher platonischen, überhöhten Liebe. Es gibt ja noch heute die Vorstellung in der katholischen Kirche, dass Homosexualität an sich keine Sünde sei, sofern man sie nicht praktiziert, was freilich eine recht dumme Vorstellung ist.
Bei Moral geht es überhaupt sehr oft darum, anderen den rechten Weg zu zeigen, auf dass man sie bequemer handhaben konnte. Zu Shakespeares Zeiten war die Gefahr für die herrschende Klasse auch nicht so groß, etwaiges abweichendes oder gefährliches Gedankengut konnte sich beim Volk mangels Lesekenntnissen kaum in dem Maße verbreiten, wie das heute der Fall ist und vermutlich hätten auch Luthers Thesen und seine Volksbibel kaum so einen Aufruhr entfacht, wenn er sie Dank Buchdruch nicht hätte so weit streuen können. Was freilich nichts an der Schönheit der Sonette ändert.
Vermutlich wirst Du es bereits wissen, aber es gibt von Sting ein sehr gutes Album mit Musik aus der Zeit,
"Songs from the Labyrinth"
immer so um die Mittsommerszeit wird es bestimmten Personen so minnesänglich zumute, so scheint es mir.
Es ist Dir freilich recht gut gelungen, das Wesen der vergleichenden Anbetung in Form der Blüten ziemlich plastisch und fast aus dem Bild herausragend darzustellen. Ob ursächlich dafür die Sepiatönung ist, nehme ich mal an, zusammen mit dem unscharfen Hintergrund. Obwohl so ein unscharfer HG ja ab und zu auch mal von gewissen Antipoden bemängelt wird :)
Freilich passt das Zarte doch viel besser zu romantischen Sonetten, als Knallfarben. Interessant zu wissen wäre ja einmal, welches Bild Du zu heutigen Beziehungskisten auswählen würdest im Stile von http://www.youtube.com/watch?v=P7HyGa2YFg4
Allerdings, und hier muss man wohl sagen, Gott sei Dank, sind solchen Auswüchsen des Belcanto, und das vollkommen zu Recht, kürzere Lebens- und Erinnerungszyklen gegönnt, als Shakespeare.
Aber wer weiss, eventuell wirst Du Dich nach weiteren Jahren in der FC auch dazu einmal äussern ... :)
Wichtig finde ich daher auch die Frage:
Wann soll'n wir drei uns wiedersehen,
wenn Donner, Sturm und Regen gehn ?
ich liebe die Schlegel-Tieck-Übersetzung, ich denke sie ruht in ihrer Zeit und hat deren Empfinsamkeit aufgenommen. Wie aber grundsätzlich andere Gedanken kommen durch verschiedene Übersetzungen ist schon erstaunlich. Ich denke deine Farbwahl hat eng mit der Shakespeare-Stimmung zu tun. Hg G.
Kerstin Stolzenburg 06/07/2012 17:17
Lieber Eckhard, danke für die ausführliche Beantwortung meiner bescheidenen Bildbesprechung!Ganz unzufrieden war ich ja mit den Sepia-Bearbeitungen der Laboraufnahmen nicht, aber es waren eben nur erste Versuche und ich bin sicher, dass man hier mit etwas mehr Übung noch eindrucksvollere Resultate erzielen könnte, möglicherweise eben auch mit gezielter Heraushebung einzelner Bildkomponenten. Das ist allerdings eine Beschäftigung, die ich mir für arbeitsärmere Zeiten aufheben muss ... vielleicht für das Rentnerdasein ... wenn der Garten gepflegt und das Kochbuch geschrieben ist ... oder so! ;-))
Nun, ich bin nicht ganz sicher, aus welcher Zeit die symbolische Zuordnung der Blume zu Frau stammt, vermute jedoch einen Zusammenhang zum Mittelalter und insbesondere zum Minnesang. Du wirst das jedoch bestimmt besser herleiten können.
Haben Frauen im Mittelalter auch bereits über eine solche Symbolik für das andere Geschlecht nachgedacht oder war das ausschließlich bzw. vor allem eine Sache der Lyriker, der 'Ritter' beispielsweise, der Sänger ..., die Umschreibungen für Einzigartigkeit, Lieblichkeit, Reinheit, Keuschheit bis hin zu bestimmten Handlungen (wofür z.B. die gebrochene Blume stand) fanden und ihre Texte mit entsprechenden Bildern schmückten.
Tja, und was steht für den Mann? Stammen die für sie vergebenen Symbole aus dieser Zeit in der Regel von den Männern selbst? http://mediaewiki.org/wiki/Tiere_und_ihre_Bedeutung_(Gottfried_von_Stra%C3%9Fburg,_Tristan) - Danach wäre der Falke (oder der Greifvogel generell) als Symbol für den Mann, für den Geliebten, für männliches Rollenverhalten zu betrachten. - http://lehrerfortbildung-bw.de/faecher/deutsch/bs/lyrik/phaenomene/mat/arbeitsentwuerfe.pdf
Und hat eigentlich auch das gemeine Volk, haben auch die Bauern bereits eine solche allgemeinverständliche Symbolik benutzt oder war das in diesen Ständen etwas völlig Unbekanntes?
Was könnte heute sinnbildlich für den Mann stehen? Anders als die Blume für die Frau kann man das Motiv des Falken für den Mann vermutlich nicht einfach so in die Gegenwart versetzen.
Mir fällt da auf Anhieb gar nicht gleich etwas 'Griffiges' ein; ich vermute allerdings, dass man die Symbolik grundsätzlich auch einmal unter dem Aspekt des heutigen Rollenverständnisses der Geschlechter betrachten müsste.
Den Link zum Odysseetheater unter deinem Bild "Nicht jeder wird zur geschlossenen Abendgesellschaft zugelassen" finde ich sehr interessant! Kluges Theaterstück, das einem so einiges sagen kann. Schön zu lesen war die Bestätigung (eines Gedankens, den ich immer in mir trage), dass man Teufelskreise bewusst durchbrechen kann, wenn man es nur wirklich möchte und die entsprechende Kraft aufbringt: "In welchem Teufelskreis wir auch immer sind, ich denke, wir sind frei, ihn zu durchbrechen. Und wenn die Menschen ihn nicht durchbrechen, dann bleiben sie, wiederum aus freien Stücken, in diesem Teufelskreis." Ein sehr interessantes Stück von Jean-Paul Sartre; ich kannte es bislang noch nicht.
... Dunkle Materie ... mystisch und real zugleich. Schade eigentlich, dass man als heute lebender Mensch so wenig davon verstehen kann.
Kerstin
Carsten Mundt 05/07/2012 22:21
Lieber Eckhard,möglicherweise gelingt mir beziehungskistenweise ab morgen ein Fortschritt, wenn ich an meinem erst neulich erworbenen Mountainbike Klickpedale anbringen lasse. Natürlich wird man anfangs gewisse Bindungsängste verspüren und wahrscheinlich wird einen das Rad auch für eine kurze Zeit mal wieder fallen lassen, aber was tut man nicht alles für die liebe Gesundheit. Allerdings beobachtet auch hier die Umgebung recht genau, was so passiert. Erst vorgestern wurde mein Vater gefragt, ob er denn krank sei, da neuerdings immer ich am Abend mit dem Hund spazieren ginge (tatsächlich hatte Vatern eine kleine, unbedeutende Operation am Fuß). Dabei sind es durchaus nicht nur verzweifelte Hausfrauen, die beobachten. Und mal ehrlich, dass Männer nicht neugierig sind und auf ihre Weise auch tratschen, ist nun nicht neu.
Was allerdings die Komplexität des Liebelebens der elisabethanischen Zeit anbelangt, so wird es da nicht anders zugegangen sein, als zu anderen Zeiten auch, obwohl die damals vorherrschende Moral manche Dinge nicht so offen zu Tage treten ließ, wie das heute schon eher möglich ist.
Ich denke auch gar nicht, dass man überrascht sein sollte, dass Schriftsteller und Dichter dieser Zeit die Thematik der Bewunderung des eigenen Geschlechts zu Papier brachten. Die Sonette, wenn man den Wiki-Artikel und auch andere Fundstücke im Netz betrachtet, handeln doch von einer eher platonischen, überhöhten Liebe. Es gibt ja noch heute die Vorstellung in der katholischen Kirche, dass Homosexualität an sich keine Sünde sei, sofern man sie nicht praktiziert, was freilich eine recht dumme Vorstellung ist.
Bei Moral geht es überhaupt sehr oft darum, anderen den rechten Weg zu zeigen, auf dass man sie bequemer handhaben konnte. Zu Shakespeares Zeiten war die Gefahr für die herrschende Klasse auch nicht so groß, etwaiges abweichendes oder gefährliches Gedankengut konnte sich beim Volk mangels Lesekenntnissen kaum in dem Maße verbreiten, wie das heute der Fall ist und vermutlich hätten auch Luthers Thesen und seine Volksbibel kaum so einen Aufruhr entfacht, wenn er sie Dank Buchdruch nicht hätte so weit streuen können. Was freilich nichts an der Schönheit der Sonette ändert.
Vermutlich wirst Du es bereits wissen, aber es gibt von Sting ein sehr gutes Album mit Musik aus der Zeit,
"Songs from the Labyrinth"
http://en.wikipedia.org/wiki/Songs_from_the_Labyrinth
http://www.youtube.com/watch?v=TWdEajSubDQ
Carsten
Carsten Mundt 03/07/2012 10:08
Lieber Eckhard,immer so um die Mittsommerszeit wird es bestimmten Personen so minnesänglich zumute, so scheint es mir.
Es ist Dir freilich recht gut gelungen, das Wesen der vergleichenden Anbetung in Form der Blüten ziemlich plastisch und fast aus dem Bild herausragend darzustellen. Ob ursächlich dafür die Sepiatönung ist, nehme ich mal an, zusammen mit dem unscharfen Hintergrund. Obwohl so ein unscharfer HG ja ab und zu auch mal von gewissen Antipoden bemängelt wird :)
Freilich passt das Zarte doch viel besser zu romantischen Sonetten, als Knallfarben. Interessant zu wissen wäre ja einmal, welches Bild Du zu heutigen Beziehungskisten auswählen würdest im Stile von http://www.youtube.com/watch?v=P7HyGa2YFg4
Allerdings, und hier muss man wohl sagen, Gott sei Dank, sind solchen Auswüchsen des Belcanto, und das vollkommen zu Recht, kürzere Lebens- und Erinnerungszyklen gegönnt, als Shakespeare.
Aber wer weiss, eventuell wirst Du Dich nach weiteren Jahren in der FC auch dazu einmal äussern ... :)
Wichtig finde ich daher auch die Frage:
Wann soll'n wir drei uns wiedersehen,
wenn Donner, Sturm und Regen gehn ?
Carsten
Markus Novak 29/06/2012 23:11
Freistellung und Poesie sind perfekt!LG markus
Gert Rehn 28/06/2012 20:39
ich liebe die Schlegel-Tieck-Übersetzung, ich denke sie ruht in ihrer Zeit und hat deren Empfinsamkeit aufgenommen. Wie aber grundsätzlich andere Gedanken kommen durch verschiedene Übersetzungen ist schon erstaunlich. Ich denke deine Farbwahl hat eng mit der Shakespeare-Stimmung zu tun. Hg G.