Die bunten Bestandteile des Bild-Untergrunds sind leicht unscharf bzw. überstrahlt; die Karussell fahrenden Menschen sind nicht in einer Pose festgehalten, sondern erscheinen eigentlich erst, nachdem man einen nicht identifizierbaren Vordergrund vernachlässigt, der als erstes die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Bei genauerem Hinschauen nimmt man das glückliche Erschaudern einer jungen Frau als wichtigstes Element wahr: Sie wendet sich ihrer Begleiterin zwar zu, ist aber völlig mit ihrem eigenen Erleben beschäftigt - was ihre Begleiterin (in Sympathie) zwar wahrnimmt, aber nicht ganz teilt.
Der eine der beiden in einer anderen Gondel sitzenden jungen Männer ist weitaus weniger an den durch die Karussellbewegung erzeugten Gefühle, als an seiner Umwelt interessiert: Er zeigt mit Körpereinsatz (also leicht vorgebeugt und mit beiden Händen) auf etwas, und der andere versucht - wie die Begleiterin der Protagonistin - den aktiven zu verstehen.
Die als Hintergrund-Bemalung verwendeten Motive der Kirmes sind idealisierte Klischees amerikanischer Unterhaltungspraxis, so dass das wirklich sehr bunte Bild konzentrierte Aufmerksamkeit erfordert, will man die durch die Poppigkeit signalisierte Scheinwelt durchdringen, um zu der so menschlichen jungen Frau und ihrer Freundin zu ,gelangen‘. Das lohnt sich aber, denn deren Freude teilt sich mit, und man will auch wissen, wie es den übrigen Protagonisten geht.
Ich stelle mir vor, dass der Fotograf bei seiner Aufnahme sein Augenmerk ganz auf die Gondel mit den jungen Frauen gerichtet hat, und dass diese Aufnahme auch schon so sehr viel von der Lebensfreude der beiden vermittelt hätte, wären die beiden jungen Männer weiter hinten nicht als ergänzende Botschaft auf dem Foto eingefangen worden - man k ö n n t e hier von einem Klischee reden, dass die Einschätzung von männlich=rational und weiblich=gefühlvoll bedient.
Mir gefällt das Foto in seiner Buntheit, die Verteilung seiner Gewichte und sein Anspruch; mir gefällt aber vor allem, dass die Natürlichkeit der Lebensfreude die Botschaft ist, was sich in dem Titel ja bestätigt.
Obwohl ich die Idee hinter Agora großartig finde, halte ich mich hier mehr und mehr zurück, da mich das alles zu sehr aufwühlt.
Hier will ich aber gerne nocheinmal etwas schreiben.
An sich gibt es einiges am Bild, was mir sehr gut gefällt, allem voran die Interaktion der beiden Frauen, die große Intimität und Lebensfreude ausstrahlt.
Auch der schon erwähnte Finger, der auf die beiden zeigt, ist klasse getroffen.
Dass sich das Motiv des "einander Anschauens" bei den Männern wiederholt ist hervorragend.
Die grellen Farben und Muster der Karussellbemalung empfinde ich persönlich allerdings als sehr störend.
Beim Betrachten habe ich große Mühe bei den (für mich!) interessanten Bildkomponenten zu bleiben, der Blick springt hin und her, wird zu sehr von der Unruhe, die der Hintergrund erzeugt, abgelenkt.
Das finde ich sehr schade.
Auch der unscharfe Wagen auf der rechten Seite irritiert mich sehr, ich denke dauernd "Gott sei Dank lässt er von der rechten Frau gerade noch genug übrig". Das ist ein wenig unglücklich.
Bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Kabinen drehen, ist es aber wahrscheinlich ohnehin nicht gerade leicht einen freien Blick zu bekommen.
Farben, Schärfe und Kontraste finde ich sehr gut und habe dabei im Hinterkopf, dass es gut sein kann, dass es in diesem Moment schon dämmerte (!).
Alles in allem transportiert die Aufnahme eine schöne, ausgelassene Stimmung, was für mich wesentlich wichtiger ist, als die technischen Details.
Interessant fände ich noch zu erfahren, ob das Bild gar aus einem anderen Wagen aufgenommen wurde und ob der Titel das unsägliche Lied von Lena wiederspiegelt, das im Moment der Ablichtung krächzend aus den Lautsprechen
schallte..Den habe ich nämlich jetzt, leider Gottes, als Ohrwurm.
In jedem Falle ein Bild, das Leben, Bewegung und Freude ausstrahlt. Die schrillen Farben passen. Die Gesichter der Mädchen sind gestalterisch richtig platziert und verraten Spaß und Extrovertierheit. Die beiden Männer, die ebenfalls an der richtigen Stelle getroffen wurden, werden - insbesondere, durch den diagonalen Fingerzeig - dazu in Bezug gesetzt. Vielleicht hätte man die sich links oben aus dem Bild bewegende Figur ganz abschneiden sollen. Auch oben etwas zu schneiden, hätte man überlegen können. Alles in Allem ein netter Schnappschuss, der nicht die Fotografie neu definiert, aber farbenfroh dem Betrachter eine heitere Stimmung vermittelt. Mit dem Titel kann ich wenig anfangen.
elstp 30/09/2012 22:38
Die bunten Bestandteile des Bild-Untergrunds sind leicht unscharf bzw. überstrahlt; die Karussell fahrenden Menschen sind nicht in einer Pose festgehalten, sondern erscheinen eigentlich erst, nachdem man einen nicht identifizierbaren Vordergrund vernachlässigt, der als erstes die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Bei genauerem Hinschauen nimmt man das glückliche Erschaudern einer jungen Frau als wichtigstes Element wahr: Sie wendet sich ihrer Begleiterin zwar zu, ist aber völlig mit ihrem eigenen Erleben beschäftigt - was ihre Begleiterin (in Sympathie) zwar wahrnimmt, aber nicht ganz teilt.
Der eine der beiden in einer anderen Gondel sitzenden jungen Männer ist weitaus weniger an den durch die Karussellbewegung erzeugten Gefühle, als an seiner Umwelt interessiert: Er zeigt mit Körpereinsatz (also leicht vorgebeugt und mit beiden Händen) auf etwas, und der andere versucht - wie die Begleiterin der Protagonistin - den aktiven zu verstehen.
Die als Hintergrund-Bemalung verwendeten Motive der Kirmes sind idealisierte Klischees amerikanischer Unterhaltungspraxis, so dass das wirklich sehr bunte Bild konzentrierte Aufmerksamkeit erfordert, will man die durch die Poppigkeit signalisierte Scheinwelt durchdringen, um zu der so menschlichen jungen Frau und ihrer Freundin zu ,gelangen‘. Das lohnt sich aber, denn deren Freude teilt sich mit, und man will auch wissen, wie es den übrigen Protagonisten geht.
Ich stelle mir vor, dass der Fotograf bei seiner Aufnahme sein Augenmerk ganz auf die Gondel mit den jungen Frauen gerichtet hat, und dass diese Aufnahme auch schon so sehr viel von der Lebensfreude der beiden vermittelt hätte, wären die beiden jungen Männer weiter hinten nicht als ergänzende Botschaft auf dem Foto eingefangen worden - man k ö n n t e hier von einem Klischee reden, dass die Einschätzung von männlich=rational und weiblich=gefühlvoll bedient.
Mir gefällt das Foto in seiner Buntheit, die Verteilung seiner Gewichte und sein Anspruch; mir gefällt aber vor allem, dass die Natürlichkeit der Lebensfreude die Botschaft ist, was sich in dem Titel ja bestätigt.
formlos 30/09/2012 21:18
Obwohl ich die Idee hinter Agora großartig finde, halte ich mich hier mehr und mehr zurück, da mich das alles zu sehr aufwühlt.Hier will ich aber gerne nocheinmal etwas schreiben.
An sich gibt es einiges am Bild, was mir sehr gut gefällt, allem voran die Interaktion der beiden Frauen, die große Intimität und Lebensfreude ausstrahlt.
Auch der schon erwähnte Finger, der auf die beiden zeigt, ist klasse getroffen.
Dass sich das Motiv des "einander Anschauens" bei den Männern wiederholt ist hervorragend.
Die grellen Farben und Muster der Karussellbemalung empfinde ich persönlich allerdings als sehr störend.
Beim Betrachten habe ich große Mühe bei den (für mich!) interessanten Bildkomponenten zu bleiben, der Blick springt hin und her, wird zu sehr von der Unruhe, die der Hintergrund erzeugt, abgelenkt.
Das finde ich sehr schade.
Auch der unscharfe Wagen auf der rechten Seite irritiert mich sehr, ich denke dauernd "Gott sei Dank lässt er von der rechten Frau gerade noch genug übrig". Das ist ein wenig unglücklich.
Bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Kabinen drehen, ist es aber wahrscheinlich ohnehin nicht gerade leicht einen freien Blick zu bekommen.
Farben, Schärfe und Kontraste finde ich sehr gut und habe dabei im Hinterkopf, dass es gut sein kann, dass es in diesem Moment schon dämmerte (!).
Alles in allem transportiert die Aufnahme eine schöne, ausgelassene Stimmung, was für mich wesentlich wichtiger ist, als die technischen Details.
Interessant fände ich noch zu erfahren, ob das Bild gar aus einem anderen Wagen aufgenommen wurde und ob der Titel das unsägliche Lied von Lena wiederspiegelt, das im Moment der Ablichtung krächzend aus den Lautsprechen
schallte..Den habe ich nämlich jetzt, leider Gottes, als Ohrwurm.
Alles Liebe
WMeyer 30/09/2012 20:00
In jedem Falle ein Bild, das Leben, Bewegung und Freude ausstrahlt. Die schrillen Farben passen. Die Gesichter der Mädchen sind gestalterisch richtig platziert und verraten Spaß und Extrovertierheit. Die beiden Männer, die ebenfalls an der richtigen Stelle getroffen wurden, werden - insbesondere, durch den diagonalen Fingerzeig - dazu in Bezug gesetzt. Vielleicht hätte man die sich links oben aus dem Bild bewegende Figur ganz abschneiden sollen. Auch oben etwas zu schneiden, hätte man überlegen können. Alles in Allem ein netter Schnappschuss, der nicht die Fotografie neu definiert, aber farbenfroh dem Betrachter eine heitere Stimmung vermittelt. Mit dem Titel kann ich wenig anfangen.Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 30/09/2012 18:21
Der Fotograf schreibt:Dieses Foto ist auf einer Pfingstkirmes entstanden.
Es ging mir darum, das Treiben und die Ausgelassenheit in Bewegung auf einer Kirmes darzustellen. Die Wirkung der Farben ist mir hier sehr wichtig.
In der Bilddiskussion würde mich Folgendes interessieren:
Wie sieht es mit der Bildgestaltung aus, als auch den Farben als Gestaltungsmittel.
Wie ist die Meinung der Betrachter zum Umgang mit der Bewegung und dem Festhalten gerade dieses Augenblicks?
Was erzählt dem Betrachter das Bild? Erzählt es ihm überhaupt etwas? Was könnte man bei solch bewegten Motiven anders oder besser machen?