Für mich konkurriert insbesondere der rechte obere Bereich zu sehr mit der Frau. Er ist mir dort etwas zu dominant. Ich würde ihn persönlich eher enger geschnitten im Bild haben wollen. Dann würde man aber natürlich die Licht/Schatten-Formen rechts beschneiden müssen.
Die andere Möglichkeit wäre etwas stärker ins Querformat zu gehen und oben leicht zu beschneiden. Das wäre sicher nur ein Kompromiss- es bestünde bei zu engem Schnitt schnell die Gefahr die Frau zu sehr 'einzuengen'. Dennoch würde ich es hier so machen. Ein solcher Schnitt hätte zudem den Effekt die Tiefe des Bildes zu betonen, was ich zusätzlich reizvoll fände. Vielleicht könnte man den Schnitt genauso setzen, dass rechts oben ein weiteres Dreieck entsteht. So würde die Komposition auch noch geschlossener wirken.
Grundsätzlich finde ich das Bild aber sehr gut! Die Pose, das Portrait, die Farben, das Licht und das Setting sind sehr gut und feinfühlig komponiert und in Szene gestetzt! +
Hallo 3Auge,
Deine formalen Überlegungen zu den spannungsfördernden und spannungsauflösenden Elementen des Bildes kann ich durchaus nachvollziehen und sie erscheinen einzeln betrachtet auch völlig logisch und stimmig.
Problematisch wird die Sache m.E. nicht durch die bildpsychologisch formalen Zuordnungen und Dialoge, sondern durch die sehr große Anzahl der Formalismen selbst in einem einzigen Bild.
Der Betrachter - dabei setze ich eine gewisse Bildung voraus - wird zwar in der Tat intensiv vom linken Bildteil mit der klaren Ordnung der Senkrechten und Diagonalen ins Bild geleitet, was ja auch bildpsychologisch völlig in Ordnung ist, hat aber dann in den auflösenden Elementen der rechten Bildhälfte ein völlig anderes Bild zu verarbeiten. Dort findet er die aus der linken Hälfte bekannten Formen und Linien in einer konträren, sich auflösenden und durch weitere Stilelemente wie Spiegelung und "bildfremde" Farben (bläuchliche Nuancen in den Scheiben) beherrschten Form. Ich denke, für viele Menschen ist diese frappante Art der starken Gegenüberstellung sich scheinbar widersprechender Formensprachen schwierig zu sehen und zu interpretieren.
Auch bei mir bleibt, selbst nach Deiner dankenswerterweise ausführlichen Erklärung, das Gefühl der konkurrierenden Elemente größer als ein Erkennen von Bildharmonie.
danke, dass du so genau schaust und schreibst,
diese mühe machen sich nicht viele. zu meinen
kompositorischen entscheidungen: klar habe ich
auch hier den schnitt genau überlegt - als forma-
listin kann ich ja (leider) auch gar nicht anders.
dieses bild ist aber - wie du sofort erkannt hast -
tatsächlich nicht aus rein formalen gründen so
aufgebaut. die schmal und verloren wirkende frau
wird als aufrechtes und so zu den waagerechten
planken in spannung stehendes subjekt von zwei
wie perforierungen wirkenden senkrechten achsen
[fest]gehalten. rechts neben diesem bildsegment
rhythmisieren weitere längsachsen die bildfläche
und "trennen" die figur somit stärker vom rechten
bildteil ab. dieser weist fluchtpunktperspektivisch
ganz wage und indirekt in die richtung einer mögli-
chen raumerweiterung und somit zu mehr weite.
durch die raumkonstruktionen, die man oben rechts
- zwar hinter glas und nur hoch oben über der wei-
ßen verbretterung - andeutungsweise sehen kann,
öffnet sich der raum auch dort. und ebenso entsteht
durch das schatten werfende licht auf der hinteren
wand eine vorstellung von einer erweiterten wirklich-
keit, zumal man in den schattenformen pflanzliches
erahnen kann. durch diese sich im rechten bildteil
befindlichen andeutungen von einer art von parallel-
realität in direkter nähe zum dem eng erscheinenden
platz, den die figur hier einnimmt, wird meines erach-
tens die enge und verlorenheit der frau verstärkt.
der zweite aspekt, warum ich die unruhe im rechten
drittel bewusst im bild gelassen habe ist die, dass
sich die beiden symmetrisch angeordneten dreiecke
in vielen aspekten entsprechen und somit wieder har-
monisch zusammenwirken. das dreieck oben entsteht,
wenn man gedanklich die kleine weiße ecke an die
glasfront anhängt. diese beiden dreieckformen sind
erstens farbverwandt, der gedämpfte helle braunton
findet sich unten wie oben. zweitens entsprechen sie
sich von ihrer linearen ausrichtung her - die fußboden-
balken spiegeln richtungsmäßig die dachbalken. und
drittens - wieder ganz formal gedacht - bildet die ge-
dachte verbindung die beiden inneren spitzen der drei-
ecke eine weitere senkrechte, die dann wiederum dem
allgemeinen vertikalen bildrhythmus entspricht. also
gerade diese zugegebenermaßen subtile spannung
zwischen der eingeengt wirkenden person und der an-
mutung von *auswegen* hat mich hier gereizt :-)
ich höre hier mal auf und hoffe dir meine kompositori-
schen überlegungen verständlich dargelegt zu haben ;-)
natürlich ist das NUR meine idee vom bild und es gibt
andere möglichkeiten, die aber meines erachtens auch
den schwerpunkt der wirkung etwas verschieben würden,
je nachdem wie der fokus gesetzt werden soll.
Eigentlich bin ich fast immer von Deinen Arbeiten überzeugt.
Hier muss ich aber sagen, dass es einige Dinge gibt, die mir pers. nicht so arg gefallen wollen.
Da ist einmal die Bildaufteilung. Das Model nimmt vor dem neutralen HG die linke Seite ein, hat aber an den Beinen den angesetzten Schnitt vlt. etwas zu hoch, bzw. zu tief.
Dann folgt in Blickrichtung die Auflösung der geordneten Linien durch den Schattenwurf und die Spiegelung in der oberen rechten Ecke. Mir sind das irgendwie zuviele Konkurrenten im Bild, zumal die sehr interessante senkrechte Aufteilung duch die Absätze (von li. nach re. immer kleiner werdende "Rechtecke") in der Wand einen reizvollen Dialog mit dem aufrecht stehenden Model haben.
Wenn Du diesen Aufbau ganz bewusst so gestaltet hast, muss ich passen - ich verstehe den Grund dafür wohl nicht.
gefällt mir!
wie du hier das schattenspiel mit eingebunden hast, gerade das der Pflanze (palme) wirkt hier neben dem eigentlich Motiv sehr gut.
gruß, patrick
dasdritteauge 25/10/2012 10:23
@ O.K. und Z
wenn ihr mögt und euch die zeit nehmen möchtet,
dürft ihr eure schnittvorschläge sehr gerne hier
zeigen - ich würde mich freuen :-)
grüße
zeitgenosse 25/10/2012 10:08
Ist ja eine spannende Diskussion hier! :-)Für mich konkurriert insbesondere der rechte obere Bereich zu sehr mit der Frau. Er ist mir dort etwas zu dominant. Ich würde ihn persönlich eher enger geschnitten im Bild haben wollen. Dann würde man aber natürlich die Licht/Schatten-Formen rechts beschneiden müssen.
Die andere Möglichkeit wäre etwas stärker ins Querformat zu gehen und oben leicht zu beschneiden. Das wäre sicher nur ein Kompromiss- es bestünde bei zu engem Schnitt schnell die Gefahr die Frau zu sehr 'einzuengen'. Dennoch würde ich es hier so machen. Ein solcher Schnitt hätte zudem den Effekt die Tiefe des Bildes zu betonen, was ich zusätzlich reizvoll fände. Vielleicht könnte man den Schnitt genauso setzen, dass rechts oben ein weiteres Dreieck entsteht. So würde die Komposition auch noch geschlossener wirken.
Grundsätzlich finde ich das Bild aber sehr gut! Die Pose, das Portrait, die Farben, das Licht und das Setting sind sehr gut und feinfühlig komponiert und in Szene gestetzt! +
LG Z
O.K.50 25/10/2012 8:17
Hallo 3Auge,Deine formalen Überlegungen zu den spannungsfördernden und spannungsauflösenden Elementen des Bildes kann ich durchaus nachvollziehen und sie erscheinen einzeln betrachtet auch völlig logisch und stimmig.
Problematisch wird die Sache m.E. nicht durch die bildpsychologisch formalen Zuordnungen und Dialoge, sondern durch die sehr große Anzahl der Formalismen selbst in einem einzigen Bild.
Der Betrachter - dabei setze ich eine gewisse Bildung voraus - wird zwar in der Tat intensiv vom linken Bildteil mit der klaren Ordnung der Senkrechten und Diagonalen ins Bild geleitet, was ja auch bildpsychologisch völlig in Ordnung ist, hat aber dann in den auflösenden Elementen der rechten Bildhälfte ein völlig anderes Bild zu verarbeiten. Dort findet er die aus der linken Hälfte bekannten Formen und Linien in einer konträren, sich auflösenden und durch weitere Stilelemente wie Spiegelung und "bildfremde" Farben (bläuchliche Nuancen in den Scheiben) beherrschten Form. Ich denke, für viele Menschen ist diese frappante Art der starken Gegenüberstellung sich scheinbar widersprechender Formensprachen schwierig zu sehen und zu interpretieren.
Auch bei mir bleibt, selbst nach Deiner dankenswerterweise ausführlichen Erklärung, das Gefühl der konkurrierenden Elemente größer als ein Erkennen von Bildharmonie.
VG
Othmar
dasdritteauge 24/10/2012 17:49
hallo O.K.50
danke, dass du so genau schaust und schreibst,
diese mühe machen sich nicht viele. zu meinen
kompositorischen entscheidungen: klar habe ich
auch hier den schnitt genau überlegt - als forma-
listin kann ich ja (leider) auch gar nicht anders.
dieses bild ist aber - wie du sofort erkannt hast -
tatsächlich nicht aus rein formalen gründen so
aufgebaut. die schmal und verloren wirkende frau
wird als aufrechtes und so zu den waagerechten
planken in spannung stehendes subjekt von zwei
wie perforierungen wirkenden senkrechten achsen
[fest]gehalten. rechts neben diesem bildsegment
rhythmisieren weitere längsachsen die bildfläche
und "trennen" die figur somit stärker vom rechten
bildteil ab. dieser weist fluchtpunktperspektivisch
ganz wage und indirekt in die richtung einer mögli-
chen raumerweiterung und somit zu mehr weite.
durch die raumkonstruktionen, die man oben rechts
- zwar hinter glas und nur hoch oben über der wei-
ßen verbretterung - andeutungsweise sehen kann,
öffnet sich der raum auch dort. und ebenso entsteht
durch das schatten werfende licht auf der hinteren
wand eine vorstellung von einer erweiterten wirklich-
keit, zumal man in den schattenformen pflanzliches
erahnen kann. durch diese sich im rechten bildteil
befindlichen andeutungen von einer art von parallel-
realität in direkter nähe zum dem eng erscheinenden
platz, den die figur hier einnimmt, wird meines erach-
tens die enge und verlorenheit der frau verstärkt.
der zweite aspekt, warum ich die unruhe im rechten
drittel bewusst im bild gelassen habe ist die, dass
sich die beiden symmetrisch angeordneten dreiecke
in vielen aspekten entsprechen und somit wieder har-
monisch zusammenwirken. das dreieck oben entsteht,
wenn man gedanklich die kleine weiße ecke an die
glasfront anhängt. diese beiden dreieckformen sind
erstens farbverwandt, der gedämpfte helle braunton
findet sich unten wie oben. zweitens entsprechen sie
sich von ihrer linearen ausrichtung her - die fußboden-
balken spiegeln richtungsmäßig die dachbalken. und
drittens - wieder ganz formal gedacht - bildet die ge-
dachte verbindung die beiden inneren spitzen der drei-
ecke eine weitere senkrechte, die dann wiederum dem
allgemeinen vertikalen bildrhythmus entspricht. also
gerade diese zugegebenermaßen subtile spannung
zwischen der eingeengt wirkenden person und der an-
mutung von *auswegen* hat mich hier gereizt :-)
ich höre hier mal auf und hoffe dir meine kompositori-
schen überlegungen verständlich dargelegt zu haben ;-)
natürlich ist das NUR meine idee vom bild und es gibt
andere möglichkeiten, die aber meines erachtens auch
den schwerpunkt der wirkung etwas verschieben würden,
je nachdem wie der fokus gesetzt werden soll.
gruß
O.K.50 24/10/2012 16:35
Eigentlich bin ich fast immer von Deinen Arbeiten überzeugt.Hier muss ich aber sagen, dass es einige Dinge gibt, die mir pers. nicht so arg gefallen wollen.
Da ist einmal die Bildaufteilung. Das Model nimmt vor dem neutralen HG die linke Seite ein, hat aber an den Beinen den angesetzten Schnitt vlt. etwas zu hoch, bzw. zu tief.
Dann folgt in Blickrichtung die Auflösung der geordneten Linien durch den Schattenwurf und die Spiegelung in der oberen rechten Ecke. Mir sind das irgendwie zuviele Konkurrenten im Bild, zumal die sehr interessante senkrechte Aufteilung duch die Absätze (von li. nach re. immer kleiner werdende "Rechtecke") in der Wand einen reizvollen Dialog mit dem aufrecht stehenden Model haben.
Wenn Du diesen Aufbau ganz bewusst so gestaltet hast, muss ich passen - ich verstehe den Grund dafür wohl nicht.
VG
Ulrich Hollwitz 24/10/2012 15:58
Ein eindringliches Porträt. VG Ulrichghostryder 24/10/2012 7:51
echt gut !André Reinders 23/10/2012 21:21
Kommt gut so!!!!VLG
André
Dom Quichotte 23/10/2012 19:47
traurig..aber sehr gut inszeniert!!LG Dieter
Creutzburg 23/10/2012 19:25
An die Wand gestellt,ein bißchen traurig,
beste Grüße, Ulrich
bluedom 23/10/2012 19:18
Mir gefallen neben dem Model vor allem die Streifen, die zur Orientierung des weit außen liegenden Fluchtpunkts dienen.Sehr schön.
Gruß Dominik
Lichtstifter 23/10/2012 19:16
sie sieht wirklich verloren aus. passt.VG
Patrick Heppenheimer 23/10/2012 18:55
gefällt mir!wie du hier das schattenspiel mit eingebunden hast, gerade das der Pflanze (palme) wirkt hier neben dem eigentlich Motiv sehr gut.
gruß, patrick
Stanislaw Schmidt 23/10/2012 17:50
top...!!!LG
Udo Ludo 23/10/2012 17:18
Das Model mag auch Streifen.