Das ist nicht Venedig,sondern ......in Venedig.
Wenn das Bild aus irgendwelchen Gründen genau so werden sollte wie es ist, dann ist es ein gutes Bild.
Für mich ist es jedoch ein rechteckiger Trichter mit haltloser Sogwirkung ins fast Nichts.
Eine argumentativ und sprachlich saubere Aussage, die klar definiert, was nach Meinung des Betrachters dem Bild fehlt, als "Seelengerede" zu diffamieren, schadet nicht nur dem Niveau der Diskussion, sondern lässt die eigene Überzeugungskraft kräftig gegen Null tendieren.
@pixobox: Überleg Dir gut, wohin Du Deine Perlen wirfst.
Das "Seelengerede" ist Ausdruck der vergeblichen Suche nach einer Bildbotschaft. Fotografie ist vor allem eines: Kommunikation. Dazu braucht man eine klare Bildsprache. Ein Foto an der Oberfläche mit einer Schicht von Effekten zu überziehen, ist dem Verständnis der "message" nicht dienlich. Vor allem dann nicht, wenn die Art der Bearbeitung der ursprünglichen Aussage der Bildelemente genau entgegengerichtet ist. Dies ist m.E. beim vorliegenden Bild der Fall.
Meiner Ansicht nach geht es in der Fotografie nicht immer darum, die, wie ihr sagt, Seele einer Abbildung,Produkt (hier Marcusplatz) darzustellen. Sondern die Fotografie als endlos-erweiterbares Medium anzunehmen um eigene Ideen auszuschöpfen und zu Veröffentlichen.
Der Fotograf wollte ja eine ruhige surreale Situation einfangen, ist deswegen Früh zum Platz gegangen, Filter etc... Für mich eine saubere, akkurate, fotografische Leistung ! Was jeder beim Betrachten empfindet ist natürlich unterschiedlich. Mir gefällts
Konzentration ist notwendig, wenn man ausführlich dargelegte Gedankengänge nachverfolgen und womöglich qualifiziert beantworten soll. Es gibt hier keine Regel, derzufolge man im short-message-Stil zu kommentieren hat. Manches kann man ja diagonal lesen, wenn Zeit und Geduld fehlen.
Ich wundere mich schon, welche Dispute ihr im Laufe der letzten Wochen entstanden sind. Warum schweigt der Moderator? Die Regeln werden meines Erachtens nicht durchgängig eingehalten und ich mag mich - ob mancher Attitüden - schon gar nicht mehr mit der Bilddiskussion befassen. Dabei ist es eine wirklich gute Idee! Könnt Ihr Euch also bitte ein wenig konzentrieren?
@ruderninvenedig: Den Begriff "Verfall" als Assoziation habe ich nur auf "venezianische Architektur" beschränkt. Dies ist natürlich nicht die einzige Brille, durch die man auf diese Stadt blickt, die, wie Du richtig sagst, auch für Romantik, Kulturgeschichte usw. steht. Gerade diese Vielfalt ist es ja, die magnetisch Besucher aus aller Welt anlockt.
Was den letzten von Dir erwähnten Punkt anbelangt, stimme ich absolut zu und gehe so weit, von Technikfetischismus und Bearbeitungsmanie zu sprechen - zweifellos auch Wege zum
Glück. ;-)
LG D
in der zeit von 6.00 bis 7.30 ist die piazetta eigentlich fast immer leer, vor allem zwischen nov bis mitte märz, also ist das keine große schwierigkeit.
ich mag diese weichen wolken nicht. wirkt mir zu künstlich und unecht. die ausrichtung ist schon genug bemängelt worden, da schließe ich mich an.
der schnitt hätte komprimierter sein können, was eine höhere dichte erzeugen würde und zu einem sauberen abschluß führen würde rechts und links.
insgesamt finde ich es eher langweilig, weil nicht wirklich eine venedig atmo für mich entsteht.
@Detlef Rüping: Jetzt haben wir eigentlich zwei Themen, das Bild in der Diskussion und "Venedig als Thema". Fang ich mit letzterem an: "Die Assoziation zu venezianischer Architektur heißt "Verfall"". Das steht da so absolut. In der Tat begegnet man dieser Ansicht häufig. Diese Ansicht war in Kunst und Literatur besonders verbreitet im 19. Jh., also nach dem Ende der Republik, und wird ab den 80er Jahren wieder oft benutzt, um den Strukturwandel zu kritisieren. Heute sind es vor allem deutsche Tagestouristen, die nicht verstehen können, daß in Venedig nicht nach jedem Hochwasser die Fassaden neu verputzt werden. Aber Venedig wird auch jeden Tag von tausenden Menschen besucht, die sich für die Kunst und Geschichte der Republik Venedig interessieren und diese Architektur als aussagekräftige, kraftvolle, historische Zeugnisse wahrnehmen. Dann ist Venedig ein internationales, sehr aktives Zentrum von aktueller Kunst, Architektur und Musik und ständig kommen Künstler, um mit und in dieser historischen Architektur Projekte zu realisieren. Für viele ist Venedig ein Ort der Romantik, wo man sich zu zweit in stillen Kanälen rudern läßt. Für andere ist Venedig wieder der Ort, an dem man noch angstfrei zu Fuß gehen kann, oder an dem man wie an keinem anderen mit dem Wasser verbunden sein kann, oder an dem man hervorragend essen kann. Die ausschließliche Reduktion Venedigs auf "Verfall" findet man in dieser extremen Form vielleicht so nur in der fotocommunity. Es gibt vielleicht mehr Venedigfotos unter "Marodes" oder "Monochrom fine art" als im Bereich "Venedig". Wobei ja schon die Einordnung von Orten unter "Reise" die Richtung vorgibt. Ich fände es schön, wenn sich das Bewußtsein verbreiten würde, daß man mit dem Begriff "Venedig" unterschiedliche Assoziationen verbinden kann.
Weder der Dogenpalast noch die Bibliothek wirken auf mich marode oder haben besonders viel Patina. Aber hier endet im wesentlichen mein Widerspruch. Grundsätzlich stimme ich überein, daß die Gebäude steril präsentiert werden, aber das wollte der Fotograf ja wohl so. Und auch bei mir kommt auf keiner Frequenz "eine Botschaft an". Und das ging ja vielen so, die in dieser Diskussion Anmerkungen geschrieben haben (auch wenn ich den Begriff "seelenlos" wieder sehr unpräzise finde). Als Erklärung für die Diskrepanz zwischen den technischen Qualitäten des Bildes und seiner Unzugänglichkeit für den Betrachter habe ich dann in etwa behauptet, es läge daran, daß das Wissen um Bildkonzepte und Bildwirkungen nicht bewußt seien. Was ich dann auch noch implizit auf die ganzen Anmerker ausgedehnt habe, was nicht dienlich ist. Das Beispiel, wie man das Bild möglicher Weise auch lesen könnte, wurde von Dir zurück gewiesen (geht das mit dem "du"?). Heißt das jetzt, es liegt nicht an fehlenden Möglichkeiten im Bereich Bildkonzepte/Bildwirkungen?
In der Tat habe ich manchmal das Gefühl, daß viele Fotografen mehr Zeit mit der Technik, der Kamera, der Beleuchtung, der Bildbearbeitung verbringen als mit der Beschäftigung mit Konzepten und Wirkungen, indem man sich wirkungsvolle Fotografien anderer ansieht oder Bildanalysen liest. Aber das ist hier natürlich eigentlich am falschen Platz, da in der Agora ja Leute schreiben, die sich gerade mit Bildern geistig beschäftigen.
Ich finde das Bild extrem künstlich. Es wirkt auf mich wie mit Photoshop zusammengeklebt. Ich finde Langzeitbelichtung eigentlich sehr stark, aber hier ist etwas schief gelaufen. Zusätzlich stört mich das Format.
Haben welche die Zeit, um die vielen guten, aber zu langen Kommentare zu lesen oder gar zu verinnerlichen? Ganz kurz: Das zumeist überlaufene Venedig wurde hier in seiner gespenstischen farblosen Einsamkeit erfasst. Sehr gut.
Wolfgang Fendt
@ruderninvenedig: "... wie diese Architektur unverändert bleibt, auch wenn die Zeit, die Jahrhunderte vorüberfliegen" - das wollte der Fotograf tatsächlich nicht zeigen, aber es lässt sich m.E. auch nicht hineininterpretieren. Alle Bildmittel, die diese Aussage erzielen könnten, sind in ihrer Wirkung schwächer als das Vorwissen des Betrachters, der gerade Venedig als Beweis dafür hernimmt, dass Menschenwerk von beschränkter Dauer ist. Die Assoziation zu venezianischer Architektur heißt "Verfall". Die Tage des maroden Lagunenbereichs sind, zumindest im heutigen Erscheinungsbild, gezählt. Aus dieser Tatsache erwächst der bekannte morbide Charme. Insofern ist also der Titel "Venedig" für manchen Betrachter irreführend, weil das Foto nicht das erwartete typisch Venezianische zeigt. Gewiss, man erkennt die Gebäude wieder, aber sie sind ihrer Patina beraubt, bereinigt, entfärbt, sterilisiert. Der Bezug zum Leben, das sonst dort pulsiert, ist gekappt. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eine Art Filmkulisse, die auf mich tot und unecht wirkt. Für andere mag gerade dieser Effekt interessant sein, aber auf meiner Frequenz kommt die Bildbotschaft nicht an.
Zutreffend ist, dass die Bezeichnung "surreal" auch nicht gerade zum Bildverständnis beiträgt. Dazu entfernt sich die Darstellung nicht weit genug von der Realität.
Selbst auf die Gefahr hin, daß meine Anmerkung als unkonstruktiv und verletzend gelöscht wird, möchte ich mich mit einigen grundsätzlichen Überlegungen zu diesem Bild, zu weit verbreiteten Venedigbildern und zum Umgang mit Bildern ganz allgemein äußern.
Der Fotograf gibt ja einige Andeutungen zu seinem Bild. Allerdings sind die Begriffe nicht wirklich präzise. Verglichen mit dem Bild meint er mit surreal offensichtlich kein wirklich surreales Bildkonzept, keinen inhaltlichen Anschluß an das, was es in der surealistischen Malerei gegeben hat. Mehr so eine Attitude. Ein etwas unwirkliches Aussehen, so als sei die Szene einem Fantasy-Roman entnommen. Dann bringt er einerseits den Hinweis auf die überlaufene Stadt und gewissermaßen daraus schließend formuliert er als Ziel ein ruhiges Bild. Die Diskussion wird schon deshalb schwierig, weil er den Platz als Paraphrase der Stadt präsentiert, was schon schwierig ist, weil der Betrachter/Anmerker da mit seinen eigenen Bildern im Kopf noch zwei Ebenen jonglieren muß. Der Fotograf meint mit ruhig "menschenleer". Würde man ihn beim Wort nehmen, wäre das Bild völlig mißlungen. Denn ein Bild mit einer X-förmigen Komposition, starkem Tiefenzug und "rasenden" Wolken ist nicht ruhig. Hinzu kommt noch das leichte Kippen der Fassadenecken.
Nur am Rande möchte ich bemerken: elevatrjwo hat recht, daß es zwei Fluchtpunkte der Gebäude gibt, da die beiden Fassaden nicht parallel stehen. Allerdings ist das bei allen Bildern der Piazetta der Fall. Und der Fotograf hat den Standort gewählt, wo die beiden Punkte am nächsten zusammen liegen. Ich denke nicht, daß die Mehrheit der fcler in der Lage ist, ohne Hilfsmittel die beiden Punkte zu unterscheiden. Das fällt also nicht wirklich ins Gewicht.
Was könnte dieses Bild aussagen, wenn der Fotograf nichts geschrieben hätte? Wenn ich das Bild ohne Kommentar zu interpretieren hätte, würde ich entsprechend des Gebrauchs der Bildmittel, wie sie in der Malerei und in der Fotografie üblich sind, zu dem Schluß kommen, daß der Fotograf darstellen will, wie diese Architektur unverändert bleibt auch wenn die Zeit, die Jahrhundert, vorüberfliegen: Durch das HDR wird die Architektur plastisch (stark) gezeigt, ohne Schlagschatten, also ohne Spuren von zeitlich zufälligem Licht. Es gibt keine Menschen, die eine zeitliche Verortung ermöglichen und die Wolken fliegen wie im Zeitraffer vorbei. Das alles ist zu sehen, aber der Fotograf wollte das nicht sagen. Weder Fotograf noch die Mehrheit der Anmerker sind sich der möglichen Bildmittel und ihrer Verwendung zur Vermittlung von Inhalten bewußt. Und da wird eine konstruktive Diskussion etwas schwierig.
Ob ich ein Ungleichgewicht des Dogenpalastes und der Bibliothek will oder nicht, also ob ich die unterschiedliche Höhe "ausgleiche" oder nicht, hängt von dem ab, was ich sagen oder vermitteln will. Und daran muß es gemessen werden. Der "Klassiker" für diese Szene ist ja, daß man den Standort weiter rechts wählt und dann weniger vom Dogenpalst zeigt und S. Giorgio zwischen die beiden Säulen plaziert. Aber der Fotograf wollte ja keine "malerische" Ansicht mit S. Giorgio als point de vue.
Statt dessen wird dann empfohlen, den Dogenpalast zu stauchen oder den Beschnitt zu ändern. Was ich dazu geschrieben habe, habe ich wieder gelöscht.
Es ist statistisch leicht zu erklären, daß die meisten Menschen Venedig voll kennen: Weil die meisten Menschen in Venedig waren, als es voll war. Ich war schon oft auf der Piazetta und ich habe sie öfter menschenleer gesehen als voll.
Das Foto und die Bearbeitung sind Dir wirklich gut gelungen. Da hat sich das Frühaufstehen auf jeden Fall gelohnt.
Der parallele Verlauf der "Himmelslinien" auf den Fluchtpunkt hin (wohl weil die Wolken genau in die richtige Richtung wanderten) sieht gewollt aus und passt - wie ich finde - gut ins Gesamtkonzept der langgezogenen zentralen Perspektive.
Insgesamt bekommt das Bild durch die Kombination folgender Attribute etwas Mystisches
- S/W, das der Szenerie etwas Düsteres verleiht (hier würde mich interessieren, ob ein leichter Blauton, Indigo, den Eindruck noch verstärken würde)
- die monumentalen Gebäudefassaden, die ohne die üblichen Menschenmassen den Eindruck der Ruhe und Entrücktheit abgeben
- das Strahlen vom Fluchtpunkt her und der Markuslöwe in den Strahlen
- der Kontrast zwischen dem starren Irdischen und derm bewegten Himmel
HDR hätte ich übrigens in dem Bild nicht erkannt und das ist auch gut so.
Hubert Haase 03/04/2013 11:49
Das ist nicht Venedig,sondern ......in Venedig.Wenn das Bild aus irgendwelchen Gründen genau so werden sollte wie es ist, dann ist es ein gutes Bild.
Für mich ist es jedoch ein rechteckiger Trichter mit haltloser Sogwirkung ins fast Nichts.
ruderninvenedig 02/04/2013 20:38
Hallo Helmut!finde ich gut, die Einstellung. Aber jetzt würde ich schon gerne wissen, warum du dir dann ausgerechnet die Kommentare der Agora durchliest.
viel Spaß beim Weiterklicken, Gruß, Andreas
WMeyer 02/04/2013 9:25
Eine argumentativ und sprachlich saubere Aussage, die klar definiert, was nach Meinung des Betrachters dem Bild fehlt, als "Seelengerede" zu diffamieren, schadet nicht nur dem Niveau der Diskussion, sondern lässt die eigene Überzeugungskraft kräftig gegen Null tendieren.@pixobox: Überleg Dir gut, wohin Du Deine Perlen wirfst.
Rudolf71 02/04/2013 8:23
Das "Seelengerede" ist Ausdruck der vergeblichen Suche nach einer Bildbotschaft. Fotografie ist vor allem eines: Kommunikation. Dazu braucht man eine klare Bildsprache. Ein Foto an der Oberfläche mit einer Schicht von Effekten zu überziehen, ist dem Verständnis der "message" nicht dienlich. Vor allem dann nicht, wenn die Art der Bearbeitung der ursprünglichen Aussage der Bildelemente genau entgegengerichtet ist. Dies ist m.E. beim vorliegenden Bild der Fall.denizio 02/04/2013 1:06
Ich muss mal dem Seelengerede widersprechen :)Meiner Ansicht nach geht es in der Fotografie nicht immer darum, die, wie ihr sagt, Seele einer Abbildung,Produkt (hier Marcusplatz) darzustellen. Sondern die Fotografie als endlos-erweiterbares Medium anzunehmen um eigene Ideen auszuschöpfen und zu Veröffentlichen.
Der Fotograf wollte ja eine ruhige surreale Situation einfangen, ist deswegen Früh zum Platz gegangen, Filter etc... Für mich eine saubere, akkurate, fotografische Leistung ! Was jeder beim Betrachten empfindet ist natürlich unterschiedlich. Mir gefällts
Rudolf71 01/04/2013 23:05
Konzentration ist notwendig, wenn man ausführlich dargelegte Gedankengänge nachverfolgen und womöglich qualifiziert beantworten soll. Es gibt hier keine Regel, derzufolge man im short-message-Stil zu kommentieren hat. Manches kann man ja diagonal lesen, wenn Zeit und Geduld fehlen.trotz Köpfchen 01/04/2013 22:42
Ich wundere mich schon, welche Dispute ihr im Laufe der letzten Wochen entstanden sind. Warum schweigt der Moderator? Die Regeln werden meines Erachtens nicht durchgängig eingehalten und ich mag mich - ob mancher Attitüden - schon gar nicht mehr mit der Bilddiskussion befassen. Dabei ist es eine wirklich gute Idee! Könnt Ihr Euch also bitte ein wenig konzentrieren?ruepix 01/04/2013 16:33
@ruderninvenedig: Den Begriff "Verfall" als Assoziation habe ich nur auf "venezianische Architektur" beschränkt. Dies ist natürlich nicht die einzige Brille, durch die man auf diese Stadt blickt, die, wie Du richtig sagst, auch für Romantik, Kulturgeschichte usw. steht. Gerade diese Vielfalt ist es ja, die magnetisch Besucher aus aller Welt anlockt.Was den letzten von Dir erwähnten Punkt anbelangt, stimme ich absolut zu und gehe so weit, von Technikfetischismus und Bearbeitungsmanie zu sprechen - zweifellos auch Wege zum
Glück. ;-)
LG D
lophoto 01/04/2013 16:23
in der zeit von 6.00 bis 7.30 ist die piazetta eigentlich fast immer leer, vor allem zwischen nov bis mitte märz, also ist das keine große schwierigkeit.ich mag diese weichen wolken nicht. wirkt mir zu künstlich und unecht. die ausrichtung ist schon genug bemängelt worden, da schließe ich mich an.
der schnitt hätte komprimierter sein können, was eine höhere dichte erzeugen würde und zu einem sauberen abschluß führen würde rechts und links.
insgesamt finde ich es eher langweilig, weil nicht wirklich eine venedig atmo für mich entsteht.
ruderninvenedig 01/04/2013 15:17
@Detlef Rüping: Jetzt haben wir eigentlich zwei Themen, das Bild in der Diskussion und "Venedig als Thema". Fang ich mit letzterem an: "Die Assoziation zu venezianischer Architektur heißt "Verfall"". Das steht da so absolut. In der Tat begegnet man dieser Ansicht häufig. Diese Ansicht war in Kunst und Literatur besonders verbreitet im 19. Jh., also nach dem Ende der Republik, und wird ab den 80er Jahren wieder oft benutzt, um den Strukturwandel zu kritisieren. Heute sind es vor allem deutsche Tagestouristen, die nicht verstehen können, daß in Venedig nicht nach jedem Hochwasser die Fassaden neu verputzt werden. Aber Venedig wird auch jeden Tag von tausenden Menschen besucht, die sich für die Kunst und Geschichte der Republik Venedig interessieren und diese Architektur als aussagekräftige, kraftvolle, historische Zeugnisse wahrnehmen. Dann ist Venedig ein internationales, sehr aktives Zentrum von aktueller Kunst, Architektur und Musik und ständig kommen Künstler, um mit und in dieser historischen Architektur Projekte zu realisieren. Für viele ist Venedig ein Ort der Romantik, wo man sich zu zweit in stillen Kanälen rudern läßt. Für andere ist Venedig wieder der Ort, an dem man noch angstfrei zu Fuß gehen kann, oder an dem man wie an keinem anderen mit dem Wasser verbunden sein kann, oder an dem man hervorragend essen kann. Die ausschließliche Reduktion Venedigs auf "Verfall" findet man in dieser extremen Form vielleicht so nur in der fotocommunity. Es gibt vielleicht mehr Venedigfotos unter "Marodes" oder "Monochrom fine art" als im Bereich "Venedig". Wobei ja schon die Einordnung von Orten unter "Reise" die Richtung vorgibt. Ich fände es schön, wenn sich das Bewußtsein verbreiten würde, daß man mit dem Begriff "Venedig" unterschiedliche Assoziationen verbinden kann.Weder der Dogenpalast noch die Bibliothek wirken auf mich marode oder haben besonders viel Patina. Aber hier endet im wesentlichen mein Widerspruch. Grundsätzlich stimme ich überein, daß die Gebäude steril präsentiert werden, aber das wollte der Fotograf ja wohl so. Und auch bei mir kommt auf keiner Frequenz "eine Botschaft an". Und das ging ja vielen so, die in dieser Diskussion Anmerkungen geschrieben haben (auch wenn ich den Begriff "seelenlos" wieder sehr unpräzise finde). Als Erklärung für die Diskrepanz zwischen den technischen Qualitäten des Bildes und seiner Unzugänglichkeit für den Betrachter habe ich dann in etwa behauptet, es läge daran, daß das Wissen um Bildkonzepte und Bildwirkungen nicht bewußt seien. Was ich dann auch noch implizit auf die ganzen Anmerker ausgedehnt habe, was nicht dienlich ist. Das Beispiel, wie man das Bild möglicher Weise auch lesen könnte, wurde von Dir zurück gewiesen (geht das mit dem "du"?). Heißt das jetzt, es liegt nicht an fehlenden Möglichkeiten im Bereich Bildkonzepte/Bildwirkungen?
In der Tat habe ich manchmal das Gefühl, daß viele Fotografen mehr Zeit mit der Technik, der Kamera, der Beleuchtung, der Bildbearbeitung verbringen als mit der Beschäftigung mit Konzepten und Wirkungen, indem man sich wirkungsvolle Fotografien anderer ansieht oder Bildanalysen liest. Aber das ist hier natürlich eigentlich am falschen Platz, da in der Agora ja Leute schreiben, die sich gerade mit Bildern geistig beschäftigen.
schönen Ostermontag, Andreas
Konsorten 01/04/2013 10:09
Ich finde das Bild extrem künstlich. Es wirkt auf mich wie mit Photoshop zusammengeklebt. Ich finde Langzeitbelichtung eigentlich sehr stark, aber hier ist etwas schief gelaufen. Zusätzlich stört mich das Format.Wolfgang Fendt 31/03/2013 22:47
Haben welche die Zeit, um die vielen guten, aber zu langen Kommentare zu lesen oder gar zu verinnerlichen? Ganz kurz: Das zumeist überlaufene Venedig wurde hier in seiner gespenstischen farblosen Einsamkeit erfasst. Sehr gut.Wolfgang Fendt
ruepix 31/03/2013 20:48
@ruderninvenedig: "... wie diese Architektur unverändert bleibt, auch wenn die Zeit, die Jahrhunderte vorüberfliegen" - das wollte der Fotograf tatsächlich nicht zeigen, aber es lässt sich m.E. auch nicht hineininterpretieren. Alle Bildmittel, die diese Aussage erzielen könnten, sind in ihrer Wirkung schwächer als das Vorwissen des Betrachters, der gerade Venedig als Beweis dafür hernimmt, dass Menschenwerk von beschränkter Dauer ist. Die Assoziation zu venezianischer Architektur heißt "Verfall". Die Tage des maroden Lagunenbereichs sind, zumindest im heutigen Erscheinungsbild, gezählt. Aus dieser Tatsache erwächst der bekannte morbide Charme. Insofern ist also der Titel "Venedig" für manchen Betrachter irreführend, weil das Foto nicht das erwartete typisch Venezianische zeigt. Gewiss, man erkennt die Gebäude wieder, aber sie sind ihrer Patina beraubt, bereinigt, entfärbt, sterilisiert. Der Bezug zum Leben, das sonst dort pulsiert, ist gekappt. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eine Art Filmkulisse, die auf mich tot und unecht wirkt. Für andere mag gerade dieser Effekt interessant sein, aber auf meiner Frequenz kommt die Bildbotschaft nicht an.Zutreffend ist, dass die Bezeichnung "surreal" auch nicht gerade zum Bildverständnis beiträgt. Dazu entfernt sich die Darstellung nicht weit genug von der Realität.
ruderninvenedig 31/03/2013 12:12
Selbst auf die Gefahr hin, daß meine Anmerkung als unkonstruktiv und verletzend gelöscht wird, möchte ich mich mit einigen grundsätzlichen Überlegungen zu diesem Bild, zu weit verbreiteten Venedigbildern und zum Umgang mit Bildern ganz allgemein äußern.Der Fotograf gibt ja einige Andeutungen zu seinem Bild. Allerdings sind die Begriffe nicht wirklich präzise. Verglichen mit dem Bild meint er mit surreal offensichtlich kein wirklich surreales Bildkonzept, keinen inhaltlichen Anschluß an das, was es in der surealistischen Malerei gegeben hat. Mehr so eine Attitude. Ein etwas unwirkliches Aussehen, so als sei die Szene einem Fantasy-Roman entnommen. Dann bringt er einerseits den Hinweis auf die überlaufene Stadt und gewissermaßen daraus schließend formuliert er als Ziel ein ruhiges Bild. Die Diskussion wird schon deshalb schwierig, weil er den Platz als Paraphrase der Stadt präsentiert, was schon schwierig ist, weil der Betrachter/Anmerker da mit seinen eigenen Bildern im Kopf noch zwei Ebenen jonglieren muß. Der Fotograf meint mit ruhig "menschenleer". Würde man ihn beim Wort nehmen, wäre das Bild völlig mißlungen. Denn ein Bild mit einer X-förmigen Komposition, starkem Tiefenzug und "rasenden" Wolken ist nicht ruhig. Hinzu kommt noch das leichte Kippen der Fassadenecken.
Nur am Rande möchte ich bemerken: elevatrjwo hat recht, daß es zwei Fluchtpunkte der Gebäude gibt, da die beiden Fassaden nicht parallel stehen. Allerdings ist das bei allen Bildern der Piazetta der Fall. Und der Fotograf hat den Standort gewählt, wo die beiden Punkte am nächsten zusammen liegen. Ich denke nicht, daß die Mehrheit der fcler in der Lage ist, ohne Hilfsmittel die beiden Punkte zu unterscheiden. Das fällt also nicht wirklich ins Gewicht.
Was könnte dieses Bild aussagen, wenn der Fotograf nichts geschrieben hätte? Wenn ich das Bild ohne Kommentar zu interpretieren hätte, würde ich entsprechend des Gebrauchs der Bildmittel, wie sie in der Malerei und in der Fotografie üblich sind, zu dem Schluß kommen, daß der Fotograf darstellen will, wie diese Architektur unverändert bleibt auch wenn die Zeit, die Jahrhundert, vorüberfliegen: Durch das HDR wird die Architektur plastisch (stark) gezeigt, ohne Schlagschatten, also ohne Spuren von zeitlich zufälligem Licht. Es gibt keine Menschen, die eine zeitliche Verortung ermöglichen und die Wolken fliegen wie im Zeitraffer vorbei. Das alles ist zu sehen, aber der Fotograf wollte das nicht sagen. Weder Fotograf noch die Mehrheit der Anmerker sind sich der möglichen Bildmittel und ihrer Verwendung zur Vermittlung von Inhalten bewußt. Und da wird eine konstruktive Diskussion etwas schwierig.
Ob ich ein Ungleichgewicht des Dogenpalastes und der Bibliothek will oder nicht, also ob ich die unterschiedliche Höhe "ausgleiche" oder nicht, hängt von dem ab, was ich sagen oder vermitteln will. Und daran muß es gemessen werden. Der "Klassiker" für diese Szene ist ja, daß man den Standort weiter rechts wählt und dann weniger vom Dogenpalst zeigt und S. Giorgio zwischen die beiden Säulen plaziert. Aber der Fotograf wollte ja keine "malerische" Ansicht mit S. Giorgio als point de vue.
Statt dessen wird dann empfohlen, den Dogenpalast zu stauchen oder den Beschnitt zu ändern. Was ich dazu geschrieben habe, habe ich wieder gelöscht.
Es ist statistisch leicht zu erklären, daß die meisten Menschen Venedig voll kennen: Weil die meisten Menschen in Venedig waren, als es voll war. Ich war schon oft auf der Piazetta und ich habe sie öfter menschenleer gesehen als voll.
Frohe Ostern dem ganzen Bildkreis, Andreas
GünterG1 31/03/2013 12:02
Das Foto und die Bearbeitung sind Dir wirklich gut gelungen. Da hat sich das Frühaufstehen auf jeden Fall gelohnt.Der parallele Verlauf der "Himmelslinien" auf den Fluchtpunkt hin (wohl weil die Wolken genau in die richtige Richtung wanderten) sieht gewollt aus und passt - wie ich finde - gut ins Gesamtkonzept der langgezogenen zentralen Perspektive.
Insgesamt bekommt das Bild durch die Kombination folgender Attribute etwas Mystisches
- S/W, das der Szenerie etwas Düsteres verleiht (hier würde mich interessieren, ob ein leichter Blauton, Indigo, den Eindruck noch verstärken würde)
- die monumentalen Gebäudefassaden, die ohne die üblichen Menschenmassen den Eindruck der Ruhe und Entrücktheit abgeben
- das Strahlen vom Fluchtpunkt her und der Markuslöwe in den Strahlen
- der Kontrast zwischen dem starren Irdischen und derm bewegten Himmel
HDR hätte ich übrigens in dem Bild nicht erkannt und das ist auch gut so.
LG
Günter