ich finde das thema ein löbliches, aber so gestellt auch sehr grobes und allgemeines thematisches vorhaben. für so eine generalaussage ist das bild schwach. es erzählt genau die geschichte, ziel könnte erreicht sein, aber der hintergrund der figur wirkt auf mich von der perspektive her eher wie die flucht von der idee. der ausschnitt links ist schon stark mit der unscharfen frau. im kontext einer serie über das thema, könnte ich mir das bild aber schon vorstellen.
Und diese Bilder hat er nicht verlinkt, um einen Vergleich zu dem hier diskutierten Foto herzustellen, sondern lediglich um seine Argumentation gegenüber elstp
bezüglich spektakulärer Fotos zu untermauern.
Hallo monochrome,
Das ist Dein gutes Recht, und wird von mir nicht in Frage gestellt.
Meine AM bezieht sich auf die Beispielbilder die
Gerhard Hucke verlinkt hat.
@Gerhard Hucke
Geht es auch eine Nummer kleiner ?
Das sind Bilder von Berufsfotografen, die von ihren Auftraggebern in Krisengebiete geschickt werden, um solche Bilder zu machen,
und von diesen sind es dann auch noch oft die Preisgekrönten.
Wenn wir mit solch einem derartigen Anspruchsdenken an die Sache heran gehen, können wir alle gleich einpacken.
Vielmehr sollten wir unsere Sinne und unseren Geist schulen um auch die schwächeren Signale aufnehmen zu können.
Ich selbst finde auch bei dem zur Diskussion stehenden Bild drei aktuelle Denkansätze, die alle auf 5 nach 12 hinaus laufen.
@Gerhard Hucke, 1.10.15:30uhr
Die von Dir zitierten Bilder sind genau das, was ich mit meiner Überlegung gemeint habe, dass sie nämlich den Betrachter so tief beeindrucken, dass der zwar im Hinterkopf noch die Kriege zuordnet, viel mehr aber von der menschlichen Grausamkeit bzw. Notlage gefesselt ist. Da wird aufgerüttelt, das vergisst man so leicht nicht!
Bei dem vorliegenden Bild handelt es sich aber lediglich um die Feststellung des Autors, dass unsere Gesellschaft sich an ihre Grenzen geführt sehen muss. Ich sehe in dem Bild keinerlei Lösungsansatz , keine Anklage, und noch viel weniger einen Appell an den Betrachter, die Notbremse zu ziehen oder dergleichen.
Das ist nach meiner Ansicht auch erst der nächste Schritt, denn je klarer den Menschen ihre Situation ist, desto eher sind sie bereit, Veränderungen mit zu tragen. Es ist vergleichbar mit einem Arzt, der seinem Patienten dessen Zustand so erklärt, dass der nicht gleich in Panik verfällt, sondern bereit ist zu der Frage, was man denn tun könne...
Also das Foto macht mich nicht wirklich an. Weder ist es ein besonders gelungenes Foto, da schließe ich mich den Vorgängern an; noch kann ich Text und Foto in Beziehung setzen. Ich kenne auch die Verkehrszeichen nicht gut genug, aber ich glaube "Nicht Wenden" heisst "No U Turn" und Sackgasse heisst "Dead end".
Aber egal, das ist Haarspalterei, was mich stört ist die zufällige Beliebigkeit, eine Straßenszene? Vielleicht. Eine Dokumentation? Naja, "ich war da", mehr nicht. Ein philosophischer Denkanstoss? Mit Sicherheit nicht. (naja, die Dame trägt immerhin einen Mundschutz, aber der erzeugt in mir eher Mitleid (vielleicht ist die Dame ja krank oder geschwächt)) Ich sehe durchaus den Denkansatz und auch die gestalterische Idee, aber das Bild ist nicht einmal Melodramatisch und eine Weltuntergangsstimmung empfinde ich hier nicht.
@Norbert REN um 12.53 Uhr: Selbstverständlich gibt es Leute, die mit einer bestimmten Fotografierabsicht auf die Straße gehen. Aber das muss hier ja nicht so gewesen sein. Ich denke aber vor allem an jemanden, der durch die Stadt geht und das Gefühl hat, sich in einer zerfallenden Welt zu bewegen. Der wird versuchen, dieses so in einem Foto festzuhalten. (Der Titel mag später hinzukommen) Wenn aber jemand bei schönem Wetter als Tourist duch Chinatown schlendert und dabei ein Bild schießt, auf dem er später Elemente findet, die ihm eine bestimmte, bei der Aufnahme nicht bewusste Deutung ermöglichen, ist das für mich befremdlich. Das mag in bestimmten Fällen nicht auffallen, wenn das Bild stimmig ist. Hier sieht außer dem Fotografen aber kaum jemand die hineininterpretierte Aussage. Erst nach Lesen des Textes und längerer Suche stimmen einige zu. Ich warte mal hier auf jemanden, der sagt, er habe die beschrieben Bildaussage erkannt, bevor er den Text des Fotografen gelesen hat. Ich befürchte, da findet sich nicht einer.
@elstp: Ich kann nicht einer deiner Aussagen zustimmen. "Wir würden die Botschaft nicht genau erfassen, wäre das Bild spektakulär... " Doch! schau dir doch mal berühmte Fotos an. Die sind spektakulär und oft schockierend. http://bilder.bild.de/fotos/nguyenvanlembaylop_15951023_mbqf-1338905634-24501644/Bild/3.bild.jpg
oder http://www.artberlin.de/files/2012/04/Dorothea-Lange_Migrant-Mother_1936.jpg
Das sind die Bilder, die man anschaut und auf denen man sofort erkennt, was ausgesagt werden soll. Langes Suchen nach versteckten Bildelementen in einem ansonsten "unspektakulären" oder unauffälligen Bild und ein Abgleich mit der Aussage des Fotografen erzielt kaum Wirkung.
Für mich muss ein Bild ohne Erklärungstext wirken.
Wie wohl die Diskussion hier aussähe, wenn der Bildautor nichts dazu geschrieben hätte?
@Norbert REN
Ich halte es für völlig legitim, einem Bild im Nachhinein einen Titel zu geben und es ist auch sicher die Regel. Die Frage hier ist wohl, kann der Bildautor das rüber transportieren, was er empfindet und ausdrücken möchte? Und das kann man eben hier in der Agora gut diskutieren.
Allerdings muss ich dir widersprechen, es gibt auch Menschen, die auf die Straße gehen und zu einem vorgegebenem Thema ein Foto machen. ;-) "5 nach 12" könnte durchaus ein Thema für einen Wettbewerb sein.
@Gerhard Hucke, 1.10., 9:33 uhr
Ich überlege immer, wie Bild, Titel und Subtext zusammen gehen, so auch hier. Davon lebt die Diskussion.
Meine Formulierung ,Sch...Bild‘ soll den Bildinhalt verstärken:
Die Mitteilung einer negativen Botschaft mittels eines Bildes bildet zwangsläufig ein Dilemma:
Wir würden die Botschaft nicht genau erfassen, wäre das Bild spektakulär oder zumindest attraktiv, weil wir abgelenkt wären, und normalerweise gehen wir über ein ähnlich unattraktives Bild schnell hinweg. Wie kann man also solch ein schwieriges Problem transportieren und die Aufmerksamkeit des Betrachters wecken?
Bei dem vorliegenden Bild könnte aber die Untersuchung der einzelnen Bildelemente im Rahmen der Diskussion durch die nötige ,Verweildauer‘ zum Erkennen des geschilderten Problem hinführen.
@ Alle
Aber nachträgliche Interpretation ist doch völlig normal und OK!
Kein Mensch auf der Welt geht auf die Straße mit dem Vorsatz : "So nun will ich mal ein Bild zum Thema 5nach 12 machen."
Auch in der bildenden Kunst werden die Titel sehr oft hinterher gemacht.
Wo ist das Problem?
Ich habe mir das Foto auch erst länger angeschaut, bevor ich die Erläuterung dazu gelesen habe.
Mein Blick fiel zuerst auf die Frau links unten im Bild und mir kam spontan der Gedanke an "Smog"… wie man ihn z.B. aus Peking kennt. Dann schaute ich auf die Straßenszene im Hintergrund und konnte keinen Zusammenhang zwischen der Person mit Mundschutz und dem Rest des Fotos finden. Diese Straße könnte sich z.B. auch in Frankfurt oder Köln befinden, wenn man von den Feuerleitern und asiatischen Beschriftungen absieht. Es wirkt auf mich völlig unspektakulär. Durch die Bildbearbeitung sieht alles sogar sehr "klar" aus und ich kenne heruntergekommenere Stadtteile in deutschen Großstädten.
Für mich ist es kein direkt "missglücktes" Foto, die Person unscharf vorne aus dem Bild rauslaufen zu lassen, hat mich zum genaueren Hinschauen verführt. Nur das Thema ist völlig verfehlt bzw. wie schon vermutet, ich halte es für nachträglich "hinein interpretiert".
>>>>>Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass der Fotograf nicht beim Fotografieren, sondern erst später beim Sichten der Bilder auf die von ihm beschriebene Bildaussage gekommen ist.
Grundsätzlich sehe ich in der Fotografie eine Kunstform, und dieses Street ist keinesfalls nur ein Knipsbild, auch wenn der Zufall da kräftig mitgemischt hat.
Wenn der Autor schon selbst eine Interpretation liefert, ist es an uns, den Schlüssel dazu zu finden.
Dieser liegt für mich eindeutig links unten.
Ohne groß überlegen zu müssen, fallen mir da drei brandaktuelle Themen ein, nämlich Krankheit, Klima und Flucht.
Natürlich muss man bereit sein, auch schwächere Symbole wahrzunehmen, und in die Überlegung mit einzubeziehen.
Ich brauche da nicht die große Apokalypse im Bild, um die Gedanken des Autors nachvollziehen zu können.
LG. Norbert
@elstp: Mich würde interessieren, ob du das alles gesehen hast, bevor du den Text des Fotografen gelesen hast. Ich habe es mir einige Zeit angeschaut und erst dann den Text gelesen. Mir ging es dabei genau wie den anderen Anmerkern, denen ich in allem zustimme.
Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass der Fotograf nicht beim Fotografieren, sondern erst später beim Sichten der Bilder auf die von ihm beschriebene Bildaussage gekommen ist.
Das Bild stellt die Realität dar, nix sympathisches, auf das man sich ,zurückziehen‘ könnte - ein ,Sch...-Bild‘, auf dem nichts mehr als lebensförderlich empfunden werden kann - also eine unerfreuliche Botschaft, unspektakulär präsentiert.
Wir sehen ein Abbild unserer Welt, einen winzigen Ausschnitt, aber repräsentativ, denn wir sehen
unsere im Großen seelenlose Gesellschaft (die anonyme Figur vorn),
die vor riesigen ökologischen und ökonomischen Problemen (eine desolate Fassade) steht, und
wir verstehen nicht (chinesische Schriftzeichen), wer oder was uns treibt und
warum dies alles passiert (s/w, aber kein Schönwetter).
Bei dem vorliegenden Bild könnten wir erkennen, dass diese Sackgasse geradeaus unsere gesellschaftliche Situation beschreibt, in der wir uns befinden: Gehen wir noch etwas weiter in dieser Richtung, dann müssen wir auch wieder zurück, und zwar im Rückwärtsgang (wörtlich: keine Wendemöglichkeit), und das ist bei diesem Gewusel sicher nicht leicht.
Matthias von Schramm 03/10/2014 12:25
ich finde das thema ein löbliches, aber so gestellt auch sehr grobes und allgemeines thematisches vorhaben. für so eine generalaussage ist das bild schwach. es erzählt genau die geschichte, ziel könnte erreicht sein, aber der hintergrund der figur wirkt auf mich von der perspektive her eher wie die flucht von der idee. der ausschnitt links ist schon stark mit der unscharfen frau. im kontext einer serie über das thema, könnte ich mir das bild aber schon vorstellen.Gerhard Hucke 02/10/2014 10:27
Und diese Bilder hat er nicht verlinkt, um einen Vergleich zu dem hier diskutierten Foto herzustellen, sondern lediglich um seine Argumentation gegenüber elstp bezüglich spektakulärer Fotos zu untermauern.Norbert REN 02/10/2014 10:14
Hallo monochrome,Das ist Dein gutes Recht, und wird von mir nicht in Frage gestellt.
Meine AM bezieht sich auf die Beispielbilder die
Gerhard Hucke verlinkt hat.
Norbert REN 01/10/2014 21:04
@Gerhard HuckeGeht es auch eine Nummer kleiner ?
Das sind Bilder von Berufsfotografen, die von ihren Auftraggebern in Krisengebiete geschickt werden, um solche Bilder zu machen,
und von diesen sind es dann auch noch oft die Preisgekrönten.
Wenn wir mit solch einem derartigen Anspruchsdenken an die Sache heran gehen, können wir alle gleich einpacken.
Vielmehr sollten wir unsere Sinne und unseren Geist schulen um auch die schwächeren Signale aufnehmen zu können.
Ich selbst finde auch bei dem zur Diskussion stehenden Bild drei aktuelle Denkansätze, die alle auf 5 nach 12 hinaus laufen.
elstp 01/10/2014 18:42
@Gerhard Hucke, 1.10.15:30uhrDie von Dir zitierten Bilder sind genau das, was ich mit meiner Überlegung gemeint habe, dass sie nämlich den Betrachter so tief beeindrucken, dass der zwar im Hinterkopf noch die Kriege zuordnet, viel mehr aber von der menschlichen Grausamkeit bzw. Notlage gefesselt ist. Da wird aufgerüttelt, das vergisst man so leicht nicht!
Bei dem vorliegenden Bild handelt es sich aber lediglich um die Feststellung des Autors, dass unsere Gesellschaft sich an ihre Grenzen geführt sehen muss. Ich sehe in dem Bild keinerlei Lösungsansatz , keine Anklage, und noch viel weniger einen Appell an den Betrachter, die Notbremse zu ziehen oder dergleichen.
Das ist nach meiner Ansicht auch erst der nächste Schritt, denn je klarer den Menschen ihre Situation ist, desto eher sind sie bereit, Veränderungen mit zu tragen. Es ist vergleichbar mit einem Arzt, der seinem Patienten dessen Zustand so erklärt, dass der nicht gleich in Panik verfällt, sondern bereit ist zu der Frage, was man denn tun könne...
McSorry 01/10/2014 16:38
Also das Foto macht mich nicht wirklich an. Weder ist es ein besonders gelungenes Foto, da schließe ich mich den Vorgängern an; noch kann ich Text und Foto in Beziehung setzen. Ich kenne auch die Verkehrszeichen nicht gut genug, aber ich glaube "Nicht Wenden" heisst "No U Turn" und Sackgasse heisst "Dead end".Aber egal, das ist Haarspalterei, was mich stört ist die zufällige Beliebigkeit, eine Straßenszene? Vielleicht. Eine Dokumentation? Naja, "ich war da", mehr nicht. Ein philosophischer Denkanstoss? Mit Sicherheit nicht. (naja, die Dame trägt immerhin einen Mundschutz, aber der erzeugt in mir eher Mitleid (vielleicht ist die Dame ja krank oder geschwächt)) Ich sehe durchaus den Denkansatz und auch die gestalterische Idee, aber das Bild ist nicht einmal Melodramatisch und eine Weltuntergangsstimmung empfinde ich hier nicht.
Gerhard Hucke 01/10/2014 15:30
@Norbert REN um 12.53 Uhr: Selbstverständlich gibt es Leute, die mit einer bestimmten Fotografierabsicht auf die Straße gehen. Aber das muss hier ja nicht so gewesen sein. Ich denke aber vor allem an jemanden, der durch die Stadt geht und das Gefühl hat, sich in einer zerfallenden Welt zu bewegen. Der wird versuchen, dieses so in einem Foto festzuhalten. (Der Titel mag später hinzukommen) Wenn aber jemand bei schönem Wetter als Tourist duch Chinatown schlendert und dabei ein Bild schießt, auf dem er später Elemente findet, die ihm eine bestimmte, bei der Aufnahme nicht bewusste Deutung ermöglichen, ist das für mich befremdlich. Das mag in bestimmten Fällen nicht auffallen, wenn das Bild stimmig ist. Hier sieht außer dem Fotografen aber kaum jemand die hineininterpretierte Aussage. Erst nach Lesen des Textes und längerer Suche stimmen einige zu. Ich warte mal hier auf jemanden, der sagt, er habe die beschrieben Bildaussage erkannt, bevor er den Text des Fotografen gelesen hat. Ich befürchte, da findet sich nicht einer.@elstp: Ich kann nicht einer deiner Aussagen zustimmen. "Wir würden die Botschaft nicht genau erfassen, wäre das Bild spektakulär... " Doch! schau dir doch mal berühmte Fotos an. Die sind spektakulär und oft schockierend.
http://bilder.bild.de/fotos/nguyenvanlembaylop_15951023_mbqf-1338905634-24501644/Bild/3.bild.jpg
oder
http://www.artberlin.de/files/2012/04/Dorothea-Lange_Migrant-Mother_1936.jpg
Das sind die Bilder, die man anschaut und auf denen man sofort erkennt, was ausgesagt werden soll. Langes Suchen nach versteckten Bildelementen in einem ansonsten "unspektakulären" oder unauffälligen Bild und ein Abgleich mit der Aussage des Fotografen erzielt kaum Wirkung.
Für mich muss ein Bild ohne Erklärungstext wirken.
Wie wohl die Diskussion hier aussähe, wenn der Bildautor nichts dazu geschrieben hätte?
Henrika Tröster 01/10/2014 14:10
@Norbert RENIch halte es für völlig legitim, einem Bild im Nachhinein einen Titel zu geben und es ist auch sicher die Regel. Die Frage hier ist wohl, kann der Bildautor das rüber transportieren, was er empfindet und ausdrücken möchte? Und das kann man eben hier in der Agora gut diskutieren.
Allerdings muss ich dir widersprechen, es gibt auch Menschen, die auf die Straße gehen und zu einem vorgegebenem Thema ein Foto machen. ;-) "5 nach 12" könnte durchaus ein Thema für einen Wettbewerb sein.
elstp 01/10/2014 13:29
@Gerhard Hucke, 1.10., 9:33 uhrIch überlege immer, wie Bild, Titel und Subtext zusammen gehen, so auch hier. Davon lebt die Diskussion.
Meine Formulierung ,Sch...Bild‘ soll den Bildinhalt verstärken:
Die Mitteilung einer negativen Botschaft mittels eines Bildes bildet zwangsläufig ein Dilemma:
Wir würden die Botschaft nicht genau erfassen, wäre das Bild spektakulär oder zumindest attraktiv, weil wir abgelenkt wären, und normalerweise gehen wir über ein ähnlich unattraktives Bild schnell hinweg. Wie kann man also solch ein schwieriges Problem transportieren und die Aufmerksamkeit des Betrachters wecken?
Bei dem vorliegenden Bild könnte aber die Untersuchung der einzelnen Bildelemente im Rahmen der Diskussion durch die nötige ,Verweildauer‘ zum Erkennen des geschilderten Problem hinführen.
Norbert REN 01/10/2014 12:53
@ AlleAber nachträgliche Interpretation ist doch völlig normal und OK!
Kein Mensch auf der Welt geht auf die Straße mit dem Vorsatz : "So nun will ich mal ein Bild zum Thema 5nach 12 machen."
Auch in der bildenden Kunst werden die Titel sehr oft hinterher gemacht.
Wo ist das Problem?
Henrika Tröster 01/10/2014 11:59
Ich habe mir das Foto auch erst länger angeschaut, bevor ich die Erläuterung dazu gelesen habe.Mein Blick fiel zuerst auf die Frau links unten im Bild und mir kam spontan der Gedanke an "Smog"… wie man ihn z.B. aus Peking kennt. Dann schaute ich auf die Straßenszene im Hintergrund und konnte keinen Zusammenhang zwischen der Person mit Mundschutz und dem Rest des Fotos finden. Diese Straße könnte sich z.B. auch in Frankfurt oder Köln befinden, wenn man von den Feuerleitern und asiatischen Beschriftungen absieht. Es wirkt auf mich völlig unspektakulär. Durch die Bildbearbeitung sieht alles sogar sehr "klar" aus und ich kenne heruntergekommenere Stadtteile in deutschen Großstädten.
Für mich ist es kein direkt "missglücktes" Foto, die Person unscharf vorne aus dem Bild rauslaufen zu lassen, hat mich zum genaueren Hinschauen verführt. Nur das Thema ist völlig verfehlt bzw. wie schon vermutet, ich halte es für nachträglich "hinein interpretiert".
Norbert REN 01/10/2014 10:11
@Gerhard HuckeDu schreibst:
>>>>>Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass der Fotograf nicht beim Fotografieren, sondern erst später beim Sichten der Bilder auf die von ihm beschriebene Bildaussage gekommen ist.
Norbert REN 01/10/2014 10:04
Grundsätzlich sehe ich in der Fotografie eine Kunstform, und dieses Street ist keinesfalls nur ein Knipsbild, auch wenn der Zufall da kräftig mitgemischt hat.Wenn der Autor schon selbst eine Interpretation liefert, ist es an uns, den Schlüssel dazu zu finden.
Dieser liegt für mich eindeutig links unten.
Ohne groß überlegen zu müssen, fallen mir da drei brandaktuelle Themen ein, nämlich Krankheit, Klima und Flucht.
Natürlich muss man bereit sein, auch schwächere Symbole wahrzunehmen, und in die Überlegung mit einzubeziehen.
Ich brauche da nicht die große Apokalypse im Bild, um die Gedanken des Autors nachvollziehen zu können.
LG. Norbert
Gerhard Hucke 01/10/2014 9:33
@elstp: Mich würde interessieren, ob du das alles gesehen hast, bevor du den Text des Fotografen gelesen hast. Ich habe es mir einige Zeit angeschaut und erst dann den Text gelesen. Mir ging es dabei genau wie den anderen Anmerkern, denen ich in allem zustimme.Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass der Fotograf nicht beim Fotografieren, sondern erst später beim Sichten der Bilder auf die von ihm beschriebene Bildaussage gekommen ist.
elstp 29/09/2014 23:14
Das Bild stellt die Realität dar, nix sympathisches, auf das man sich ,zurückziehen‘ könnte - ein ,Sch...-Bild‘, auf dem nichts mehr als lebensförderlich empfunden werden kann - also eine unerfreuliche Botschaft, unspektakulär präsentiert.Wir sehen ein Abbild unserer Welt, einen winzigen Ausschnitt, aber repräsentativ, denn wir sehen
unsere im Großen seelenlose Gesellschaft (die anonyme Figur vorn),
die vor riesigen ökologischen und ökonomischen Problemen (eine desolate Fassade) steht, und
wir verstehen nicht (chinesische Schriftzeichen), wer oder was uns treibt und
warum dies alles passiert (s/w, aber kein Schönwetter).
Bei dem vorliegenden Bild könnten wir erkennen, dass diese Sackgasse geradeaus unsere gesellschaftliche Situation beschreibt, in der wir uns befinden: Gehen wir noch etwas weiter in dieser Richtung, dann müssen wir auch wieder zurück, und zwar im Rückwärtsgang (wörtlich: keine Wendemöglichkeit), und das ist bei diesem Gewusel sicher nicht leicht.