Cindy, ich frage mich wirklich ob Deine Worte nun an mich gerichtet waren, denn das passt für mich nicht ganz zusammen.
Ich habe niemals behauptet ein Polizist solle sich nicht wehren wenn er angegriffen wird, aber für mich gibt es verschiedene Arten mit Gewalt umzugehen, dazu zählt allerdings nicht "grinsend und ohne zu mucken für's Recht der anderen auf Krawall ins Gras zu beissen". Das die Polizei gegen Krawallmacher durchgreifen muss steht außer Frage.
Aber wenn ein Demonstrant, auch wenn er vorher einen Polizisten angegriffen haben soll, von ca. 5 Polizisten in Kampfmontur verdroschen wird, obwohl er schon blutend am Boden liegt, hat das für mich nichts mehr mit einem Einsatz zur Sicherheit der Demo zu tun, sondern es ist der Frust den die Polizisten in dem Moment ablassen. Und das ist für mich eindeutig ein Fehlverhalten der Polizei.
Zu Matthias: "Ist es nicht aber sehr fahrlässig, wenn man dort in vorderster Front mit Flasche steht?"
Ich habe nicht geschrieben dass er an vorderster Front war, es war irgendwo mittendrin im Kessel. Und wenn man als friedlicher Demonstrant nicht mal eben was trinken kann, dann weiß ich auch nicht.
Bei genau dieser Demo war ich irgendewann ganz am Ende des Zugs, eigentlich war es auch schon kein Zug mehr sondern ein Chaos. Ich wollte nach Hause, konnte aber nicht raus. Da die Polizei nun die Richtung ansagte, kam es zu ständigen Wechseln. Plötzlich hieß es ganz vorne dass es nicht mehr weiterginge, der Zug musste zurück, in meine Richtung. So stand ich innerhalb von kurzer Zeit ungewollt an vorderster Front. So schnell kann's gehen.
Und noch eine kleine Ergänzung für Matthias. Polizeipsychologe Georg Sieber über die einsatztechnische Dummheit der Polizei und die schon vor der Demo bereits erreichte "höchste Eskalationsstufe": http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/631797/
Kleiner Nachtrag, Fernando:
Weitere Chiffren für Denkverbot sind: 'Sachzwang' 'Pragmatismus' 'man muss auch positiv denken', der Verweis auf die 'Realität', 'erfolgsorientiert' und der überall angewandte 'Funktionalismus' mit Optimierung im Sinne der Leistungssteigerung im Gefolge.
Matthias, wir kommen nicht weiter. Wir können es schon sein lassen.
Interessant, was The Independent schreibt:
"Gewiss, es war ein harter Kern von gewalttätigen Randalierern. Sicher, es war eine enorme Provokation. Aber dennoch bringt uns die Polizeistrategie der harten Hand zu der alten, deutschen Tölpelei zurück, die so erfolgreich während der Fußball-Weltmeisterschaft verbannt war. Es ist nur ein Jahr her, dass Deutschland weltweit für seine freundlichen Menschen und die zurückhaltende Polizei gelobt wurde. Wir hoffen, dass Rostock eher eine Verirrung als eine Rückkehr des deutschen Stils war."
Interessant auch folgende DPA-Meldung:
"Abramowski [Polizeiführer] wies Kritik des GdP-Vorsitzenden Konrad Freiberg an der Einsatzführung vom Samstag zurück. Auch wenn es eine hohe Anzahl an verletzten Polizeibeamten gegeben habe, sei das Ziel erreicht worden, die 3000 Gewalttäter nicht in die Rostocker Innenstadt gelangen zu lassen. ***Das Konzept der Deeskalation sei sofort nach Beginn der Auseinandersetzungen im Stadthafen durch ein entschiedenes Vorgehen ersetzt worden.***"
Den Vorwurf mit dem 'Verschörungstheorien' muss ich kurz kommentieren. Das Wort bedeutet ncihts. Das ist eher eine Chiffre geworden, mit der man kritische Einstellungen mundtot machen soll. Und so ist es auch in der Tat. Etwas als 'verschwörungstheoretisch' abzutun sagt im offentlichen Diskurs nichts darüber aus, worauf man die Bezeichnung anwendet. Es ist keine Beschreibung, eher handelt sich um ein raffiniertes Denkverbot, um Unangenhemes fernzuhalten und um sich mit weitreichenden Fragen nciht beschäftigen zu müssen.
Das Denkverbot funktioniert :)
Schöne Grüße
Der Perfekte Polizist - das habe ich nicht gefordert. Meine Anmerkung lief auf den einfachen Umstand hinaus, dass die Polizei - anders als Steine werfende Demonstranten - eine spezifische Verantwortung hat, mit Gewalt umzugehen. Dem kommt sie nicht unbedingt (!) nach. That's all.
Für mich stellt sich in dieser Diskussion auch die Frage, ob Bürger entgegen ihres Verzichts auf Gewalt (im Rahmen des Gesellschaftsvertrages) nicht dennoch auch ein Recht haben, Gewalt auszuüben. In welcher Form und unter welchen Bedingungen sähest Du das als gerechtfertigt an, Matthias?
Anders herum gefragt: Ist es nicht auch eine Form der Gewaltausübung, wenn die von uns gewählten Staatsoberhäupter ein derartiges martialisches Verteidigungsszenario bei ihrem Treffen aufrichten? Ist das nicht auch - psychologisch gesehen - ein profunder Misstrauenserweis gegen uns, die Bürger? Wie rechtfertigt sich das? Reicht da der Verdacht auf Fahrraddiebstähle einerseits, terroristische Anschläge andererseits? Steckt in der Wut der Demonstranten nicht auch das Gefühl, durch ein solches Misstrauen verletzt worden zu sein?
Eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen Bürger und den von ihnen gewählten Oberhäupter schafft ein solches Auftreten jedenfalls nicht.
Matthias, nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich deutlich werde. Trotz deiner Einstellung finde ich klasse, dass du hier mitdiskutierst und deinen Standpunkt (auch wenn er falsch ist) vertrittst. Danke dafür.
Auch danke an alle, die mitdiskutieren :)
Zu diesem Bild: http://www.spiegel.de/img/0,1020,884293,00.jpg
Matthias dixit:
"Und nochmal zu dem Bild oben. Kurz gesagt, man sieht:
- Polizisten, die sich bewegen
- keine prügelnden Polizisten
- Demonstranten, welche die Fahnenstangen als Waffe benutzen.
- Leute in der Menge, die nicht der Autonomen Szene angehören"
@Matthias, Nadia hat recht. Du kannst sehen was du willst, oder nciht sehen, was du nciht willst. Auf dem Bild ist eindeutig zu sehen, wie Polizisten auf unvermummte, Fähnchentragende Demostranten losprügeln. Siehst du nicht den erhobenen Arm mit dem Knüppel des Polizisten rechts??? Oder den unten gefallenen Arm des Polizisten in der Mitte??? Du siehst gar ncihts!! Fahnenstangen als Waffe?? - Sage mal: schau dir mal die dicke der Fahnenstangen an, um die Waffentauglichkeit zu beurteilen (die sind auch aus helles, ultraleichtes Holz), und anschliessend dann auch die Richtung derselben. Du bist geblendet. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Ansonsten sitze ich gerade und muss arbeiten. Wenn du Interesse hast, dann suche selber nach weiter BIlder oder Videos. Deine Hausaufgaben tue ich nciht mehr, weil es ncihts nutzt. Wer sucht, der findet. Ich kann mir aber gar nciht vorstellen, dass du etwas anderes sehen wirst, als was du sehen willst. Eine offene Einstellung ist aber auch eine Bedingung dafür. Ich meine, die Bereitschaft, auch die eigene Einstellung zu revidieren. Sonst wirst du immer nur das sehen, was du schon vorher sehen willst.
Selbiges mit den verlinkten Artikeln. Anstatt dich aufrichtig zu öffnen und zu schauen, was 'die andere Seite' zu sagen hätte, reicht dir schon eine Überschrift, um über das ganze zu urteilen. Sorry, du bist so verfestigt in deiner 'Meinung', dass du auch nicht bereit bist, etwas anderes zu hören als die Bestätigung deiner Meinung. Wenn man wissen will, was ein beschränter Geist voller Vorurteile ist, findet bei dir ein annschauliches Beispiel.
Dabei ist die andere Position, die sich hier in der Diskussion abzteichnet, durchaus gar nciht so radikal oder hirnrissig. Es wird behauptet, von mir und von anderen, dass die Autonomen Scheisse gebaut haben, aber dass dennoch die Polizei nich deeskalierend gehandelt hat, sondern gleich hart durchgegriffen und gezielt immer wieder unter den Demostranten einmarschiert ist, um Leute wegzuschnappen. Dadurch wurde die Stimmung erst recht aufgeheizt. Das ist provokativ gewesen, auch der Einsatz des Hubschraubes. Und wenn man noch alles in Betracht zieht, was schon Wochen davor geschehen ist (auch die Demo in Hamburg, von der Nadia erzählt hat), dann ist nur verständlich, dass es unvermeidlich zur Konfrontation kommt.
Merke: Es geht nicht darum, ob die Polizisten gut oder böse sind. (Wenn man mit diesen polarisierenden, manicheistischen, infantilen Kategorien durch die Welt läuft, der ist hoffnungslos überfordert und unfähig, die politische Realität zu beurteilen.) Es geht vielmehr um das grosse Bild, darum geht es mir auch. Ich habe kein Interesse daran, einzelene Polizisten die Schuld zu schieben. Das wäre äusserst kurzsichtig. Genau wie es äusserst kurzsichtig ist, sie alle unter alle Umständen verteidigen zu wollen. Hier trotzdem einen kleinen Tipp für dich: das Gute und das Böse sind nur in deinem Kopf. Die Wirklichkeit ist viel komplexer.
Ich habe aber doch ein Interesse daran, dass man einsieht, dass es ein deutliches politisches Interesse daran gegeben hat, die Proteste zu kriminalisieren, und dass das auch sehr gut in dem politischen Projekt der stetigen Aushebung von Bürgerrechte hineinpasst. Wenn du hiermit ncihts anfangen kannst, dann haben wir offensichtlich nicht mit Meinungsverschiedenheit zu tun, sondern mit mangelnnder Information deinerseits.
Schöne Grüße
Prinzipiell stimme ich ja zu, dass innerhalb einer Demonstration (wie übrigens im Krieg auch - nur viel schlimmer) die Affekte Oberhand gewinnen und es hüben wie drüben rau und ungerecht (zumal auch gewollt ungerecht) zugeht.
Doch die Polizei handelt im Auftrag des Bürgers. In Deutschland haben wir auf Waffen verzichtet und dem Staat das Gewaltmonopol überlassen, um uns zu schützen. Damit haben die Inhaber des Gewaltmonopols gleichzeitig auch den Auftrag bekommen, gerecht und besonnen mit ihrer Gewalt umzugehen. Sich Totenköpfe auf den Helm kleben, mit den Schlagstöcken rhythmisch auf die Schilde schlagen, im Reflex um sich prügeln, das sind zwar verständliche Gewaltkulte, die dazu dienen sich selbst Mut zu machen und den Gegner abzuschrecken. Sie haben nichts mit ihrem - vom Bürger ihnen zugebilligten - Auftrag zu tun, Gewalt sinnvoll und besonnen einzusetzen.
Es geht, lieber Matthias, auch darum, dass die Polizisten - anders als die randalierenden Autonomen - nicht als einfache Bürger jenseits des Gesetzes auftreten, sondern sie treten als Polizisten auf mit einem bestimmten Auftrag. Den haben sie wahrzunehmen, und wenn die Affektlage einzelner Polizisten dem nicht gewachsen ist, dann haben sie den falschen Beruf gewählt. Sie sollten Türsteher oder Bodyguard eines Drogenbosses werden. Ich persönlich erwarte von der Polizei ein psychologisches Training, dass sie so schult, dass sie beispielhaft für die anderen Bürger mit Gewalt umgehen können - nicht mehr und nicht weniger. Zudem erwarte ich von unseren Staatsorganen, dass sie die Gewalt ihrer Institutionen (von Gesetztesgebung bis hin zum Einsatz auf der Straße) demokratisch und abgewogen zum Wohle der Bürger und nicht des Staates (das ist der Verwaltungsapparat mit seinen Vertretern - die zu schützen es auch verdient aber eben nur zum Wohle des Bürgers, nicht als Selbstzweck) einsetzen. Es gibt wahrlich genug Einsätze, die diesem Auftrag nicht nachkommen.
Und noch eins: Ich gehe davon aus, dass für die Polizei immer - auch in einer heiklen Situation - die Unschuldsannahme gilt. So genannte Kollateralschäden akzeptiere ich nur nach eingehender gerichtlicher Untersuchung. Der Staat und seine Organe muss in seiner Gewaltanwendung für den Bürger lückenlos überprüfbar sein - wenn's sein muss, dann sogar GEGEN die Sicherheitsinteressen des Staates.
Ich war nicht in Rostock, ich habe aber ein paar Freunde vor Ort. Ich war in Frankfurt bei der Demo gegen den Opernball, anwesend waren ca. 500 Demonstranten, darunter ca. 200 Autonome und 500 Polizisten. Ich bin eine friedliche Demonstrantin, hatte mit den Steinewerfern und Scheibenzerstöreren nix am Hut.
Die komplette Demo wurde irgendwann von der Polizei eingekesselt, es wurde kein Unterschied mehr zwischen friedlichen und krawallmachenden Demonstranten gemacht. Ich stand in der Nähe eines Polizisten, der aus einer Menge eine Flasche auf den Helm abbekommen hat. Dieser drehte sich um, schnappte sich den nächstbesten Demonstranten der eine Flasche in der Hand hatte (wohlbemerkt in der Hand, er hatte nix geworfen) und fing an den Knüppel zu schwingen. Ein paar Meter weiter kam ich an ca. 5 Polizisten vorbei, die einen Demonstranten, der sowieso schon blutend am Boden lag, verprügelt haben. Egal obdieser Demonstrant nun was geowrfen hat oder nicht, es ist nicht nötig eine am Boden liegende Person derart zu verprügeln.
Da mir alles zu unsicher wurde, wollte ich nach Hause gehen, aber die Polizei lies mich nicht durch. Ich wurde behandelt als wäre ich ebenfalls Randaliererin, obwohl ich nichts getan hatte. Meine Personalien sollte ich auch angeben, wogegen ich mich aber geweigert habe.
Du verschließt nur die Augen vor der Realität. Ich möcte jetzt nicht die Krawallmacher in Schutz nehmen und der Polizei die Schuld geben, aber ihr Vorgehen ist in vielen Fällen nicht zu rechtfertigen.
Nadia
Dafür suchen sie aber 5 Stunden nach gestohlenen Fahrrädern und sperren dafür sogar eine Bundesstraße. Es waren hunderte Polizisten im Einsatz.
Also wenn mein Fahrrad gestohlen wird und ich zur Polizei gehe, bekomme ich immer ein mitleidiges Lächeln und die Aussicht auf einen bis zum St. Nimmerleinstag ungelösten Fall.
Abstoßend! Mit Deeskalation hat das wirklich nichts zu tun. Aber eigentlich hat man sich das ja auch denken können..
Und dieses Foto, der Bericht steht für sich, dagegen gibt es wohl keine Argumente mehr.
Andrea
Danke Uri, Danke Fernando ! Ihr sprecht mir aus dem Herzen, könnt einfach besser , fundierter argumentieren.Ihr sprecht genau das aus was ich denke! Mein Sohn auch.
Und ab morgen Taz, das habe ich für mich beschlossen und einfach mehr tun als reden..............
Gruß Andrea
Nadia T. 04/06/2007 15:23
Cindy, ich frage mich wirklich ob Deine Worte nun an mich gerichtet waren, denn das passt für mich nicht ganz zusammen.Ich habe niemals behauptet ein Polizist solle sich nicht wehren wenn er angegriffen wird, aber für mich gibt es verschiedene Arten mit Gewalt umzugehen, dazu zählt allerdings nicht "grinsend und ohne zu mucken für's Recht der anderen auf Krawall ins Gras zu beissen". Das die Polizei gegen Krawallmacher durchgreifen muss steht außer Frage.
Aber wenn ein Demonstrant, auch wenn er vorher einen Polizisten angegriffen haben soll, von ca. 5 Polizisten in Kampfmontur verdroschen wird, obwohl er schon blutend am Boden liegt, hat das für mich nichts mehr mit einem Einsatz zur Sicherheit der Demo zu tun, sondern es ist der Frust den die Polizisten in dem Moment ablassen. Und das ist für mich eindeutig ein Fehlverhalten der Polizei.
Zu Matthias: "Ist es nicht aber sehr fahrlässig, wenn man dort in vorderster Front mit Flasche steht?"
Ich habe nicht geschrieben dass er an vorderster Front war, es war irgendwo mittendrin im Kessel. Und wenn man als friedlicher Demonstrant nicht mal eben was trinken kann, dann weiß ich auch nicht.
Bei genau dieser Demo war ich irgendewann ganz am Ende des Zugs, eigentlich war es auch schon kein Zug mehr sondern ein Chaos. Ich wollte nach Hause, konnte aber nicht raus. Da die Polizei nun die Richtung ansagte, kam es zu ständigen Wechseln. Plötzlich hieß es ganz vorne dass es nicht mehr weiterginge, der Zug musste zurück, in meine Richtung. So stand ich innerhalb von kurzer Zeit ungewollt an vorderster Front. So schnell kann's gehen.
Fernando O.M. 04/06/2007 15:05
Und noch eine kleine Ergänzung für Matthias. Polizeipsychologe Georg Sieber über die einsatztechnische Dummheit der Polizei und die schon vor der Demo bereits erreichte "höchste Eskalationsstufe":http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/631797/
Der Bückling 04/06/2007 14:12
Kleiner Nachtrag, Fernando:Weitere Chiffren für Denkverbot sind: 'Sachzwang' 'Pragmatismus' 'man muss auch positiv denken', der Verweis auf die 'Realität', 'erfolgsorientiert' und der überall angewandte 'Funktionalismus' mit Optimierung im Sinne der Leistungssteigerung im Gefolge.
Fernando O.M. 04/06/2007 14:06
Matthias, wir kommen nicht weiter. Wir können es schon sein lassen.Interessant, was The Independent schreibt:
"Gewiss, es war ein harter Kern von gewalttätigen Randalierern. Sicher, es war eine enorme Provokation. Aber dennoch bringt uns die Polizeistrategie der harten Hand zu der alten, deutschen Tölpelei zurück, die so erfolgreich während der Fußball-Weltmeisterschaft verbannt war. Es ist nur ein Jahr her, dass Deutschland weltweit für seine freundlichen Menschen und die zurückhaltende Polizei gelobt wurde. Wir hoffen, dass Rostock eher eine Verirrung als eine Rückkehr des deutschen Stils war."
Interessant auch folgende DPA-Meldung:
"Abramowski [Polizeiführer] wies Kritik des GdP-Vorsitzenden Konrad Freiberg an der Einsatzführung vom Samstag zurück. Auch wenn es eine hohe Anzahl an verletzten Polizeibeamten gegeben habe, sei das Ziel erreicht worden, die 3000 Gewalttäter nicht in die Rostocker Innenstadt gelangen zu lassen. ***Das Konzept der Deeskalation sei sofort nach Beginn der Auseinandersetzungen im Stadthafen durch ein entschiedenes Vorgehen ersetzt worden.***"
Den Vorwurf mit dem 'Verschörungstheorien' muss ich kurz kommentieren. Das Wort bedeutet ncihts. Das ist eher eine Chiffre geworden, mit der man kritische Einstellungen mundtot machen soll. Und so ist es auch in der Tat. Etwas als 'verschwörungstheoretisch' abzutun sagt im offentlichen Diskurs nichts darüber aus, worauf man die Bezeichnung anwendet. Es ist keine Beschreibung, eher handelt sich um ein raffiniertes Denkverbot, um Unangenhemes fernzuhalten und um sich mit weitreichenden Fragen nciht beschäftigen zu müssen.
Das Denkverbot funktioniert :)
Schöne Grüße
Der Bückling 04/06/2007 13:55
Lieber Matthias:Der Perfekte Polizist - das habe ich nicht gefordert. Meine Anmerkung lief auf den einfachen Umstand hinaus, dass die Polizei - anders als Steine werfende Demonstranten - eine spezifische Verantwortung hat, mit Gewalt umzugehen. Dem kommt sie nicht unbedingt (!) nach. That's all.
Für mich stellt sich in dieser Diskussion auch die Frage, ob Bürger entgegen ihres Verzichts auf Gewalt (im Rahmen des Gesellschaftsvertrages) nicht dennoch auch ein Recht haben, Gewalt auszuüben. In welcher Form und unter welchen Bedingungen sähest Du das als gerechtfertigt an, Matthias?
Anders herum gefragt: Ist es nicht auch eine Form der Gewaltausübung, wenn die von uns gewählten Staatsoberhäupter ein derartiges martialisches Verteidigungsszenario bei ihrem Treffen aufrichten? Ist das nicht auch - psychologisch gesehen - ein profunder Misstrauenserweis gegen uns, die Bürger? Wie rechtfertigt sich das? Reicht da der Verdacht auf Fahrraddiebstähle einerseits, terroristische Anschläge andererseits? Steckt in der Wut der Demonstranten nicht auch das Gefühl, durch ein solches Misstrauen verletzt worden zu sein?
Eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen Bürger und den von ihnen gewählten Oberhäupter schafft ein solches Auftreten jedenfalls nicht.
Fernando O.M. 04/06/2007 13:05
Matthias, nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich deutlich werde. Trotz deiner Einstellung finde ich klasse, dass du hier mitdiskutierst und deinen Standpunkt (auch wenn er falsch ist) vertrittst. Danke dafür.Auch danke an alle, die mitdiskutieren :)
Schöne Grüße
Fernando O.M. 04/06/2007 12:30
Zu diesem Bild:http://www.spiegel.de/img/0,1020,884293,00.jpg
Matthias dixit:
"Und nochmal zu dem Bild oben. Kurz gesagt, man sieht:
- Polizisten, die sich bewegen
- keine prügelnden Polizisten
- Demonstranten, welche die Fahnenstangen als Waffe benutzen.
- Leute in der Menge, die nicht der Autonomen Szene angehören"
@Matthias, Nadia hat recht. Du kannst sehen was du willst, oder nciht sehen, was du nciht willst. Auf dem Bild ist eindeutig zu sehen, wie Polizisten auf unvermummte, Fähnchentragende Demostranten losprügeln. Siehst du nicht den erhobenen Arm mit dem Knüppel des Polizisten rechts??? Oder den unten gefallenen Arm des Polizisten in der Mitte??? Du siehst gar ncihts!! Fahnenstangen als Waffe?? - Sage mal: schau dir mal die dicke der Fahnenstangen an, um die Waffentauglichkeit zu beurteilen (die sind auch aus helles, ultraleichtes Holz), und anschliessend dann auch die Richtung derselben. Du bist geblendet. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Ansonsten sitze ich gerade und muss arbeiten. Wenn du Interesse hast, dann suche selber nach weiter BIlder oder Videos. Deine Hausaufgaben tue ich nciht mehr, weil es ncihts nutzt. Wer sucht, der findet. Ich kann mir aber gar nciht vorstellen, dass du etwas anderes sehen wirst, als was du sehen willst. Eine offene Einstellung ist aber auch eine Bedingung dafür. Ich meine, die Bereitschaft, auch die eigene Einstellung zu revidieren. Sonst wirst du immer nur das sehen, was du schon vorher sehen willst.
Selbiges mit den verlinkten Artikeln. Anstatt dich aufrichtig zu öffnen und zu schauen, was 'die andere Seite' zu sagen hätte, reicht dir schon eine Überschrift, um über das ganze zu urteilen. Sorry, du bist so verfestigt in deiner 'Meinung', dass du auch nicht bereit bist, etwas anderes zu hören als die Bestätigung deiner Meinung. Wenn man wissen will, was ein beschränter Geist voller Vorurteile ist, findet bei dir ein annschauliches Beispiel.
Dabei ist die andere Position, die sich hier in der Diskussion abzteichnet, durchaus gar nciht so radikal oder hirnrissig. Es wird behauptet, von mir und von anderen, dass die Autonomen Scheisse gebaut haben, aber dass dennoch die Polizei nich deeskalierend gehandelt hat, sondern gleich hart durchgegriffen und gezielt immer wieder unter den Demostranten einmarschiert ist, um Leute wegzuschnappen. Dadurch wurde die Stimmung erst recht aufgeheizt. Das ist provokativ gewesen, auch der Einsatz des Hubschraubes. Und wenn man noch alles in Betracht zieht, was schon Wochen davor geschehen ist (auch die Demo in Hamburg, von der Nadia erzählt hat), dann ist nur verständlich, dass es unvermeidlich zur Konfrontation kommt.
Merke: Es geht nicht darum, ob die Polizisten gut oder böse sind. (Wenn man mit diesen polarisierenden, manicheistischen, infantilen Kategorien durch die Welt läuft, der ist hoffnungslos überfordert und unfähig, die politische Realität zu beurteilen.) Es geht vielmehr um das grosse Bild, darum geht es mir auch. Ich habe kein Interesse daran, einzelene Polizisten die Schuld zu schieben. Das wäre äusserst kurzsichtig. Genau wie es äusserst kurzsichtig ist, sie alle unter alle Umständen verteidigen zu wollen. Hier trotzdem einen kleinen Tipp für dich: das Gute und das Böse sind nur in deinem Kopf. Die Wirklichkeit ist viel komplexer.
Ich habe aber doch ein Interesse daran, dass man einsieht, dass es ein deutliches politisches Interesse daran gegeben hat, die Proteste zu kriminalisieren, und dass das auch sehr gut in dem politischen Projekt der stetigen Aushebung von Bürgerrechte hineinpasst. Wenn du hiermit ncihts anfangen kannst, dann haben wir offensichtlich nicht mit Meinungsverschiedenheit zu tun, sondern mit mangelnnder Information deinerseits.
Schöne Grüße
Der Bückling 04/06/2007 12:26
Prinzipiell stimme ich ja zu, dass innerhalb einer Demonstration (wie übrigens im Krieg auch - nur viel schlimmer) die Affekte Oberhand gewinnen und es hüben wie drüben rau und ungerecht (zumal auch gewollt ungerecht) zugeht.Doch die Polizei handelt im Auftrag des Bürgers. In Deutschland haben wir auf Waffen verzichtet und dem Staat das Gewaltmonopol überlassen, um uns zu schützen. Damit haben die Inhaber des Gewaltmonopols gleichzeitig auch den Auftrag bekommen, gerecht und besonnen mit ihrer Gewalt umzugehen. Sich Totenköpfe auf den Helm kleben, mit den Schlagstöcken rhythmisch auf die Schilde schlagen, im Reflex um sich prügeln, das sind zwar verständliche Gewaltkulte, die dazu dienen sich selbst Mut zu machen und den Gegner abzuschrecken. Sie haben nichts mit ihrem - vom Bürger ihnen zugebilligten - Auftrag zu tun, Gewalt sinnvoll und besonnen einzusetzen.
Es geht, lieber Matthias, auch darum, dass die Polizisten - anders als die randalierenden Autonomen - nicht als einfache Bürger jenseits des Gesetzes auftreten, sondern sie treten als Polizisten auf mit einem bestimmten Auftrag. Den haben sie wahrzunehmen, und wenn die Affektlage einzelner Polizisten dem nicht gewachsen ist, dann haben sie den falschen Beruf gewählt. Sie sollten Türsteher oder Bodyguard eines Drogenbosses werden. Ich persönlich erwarte von der Polizei ein psychologisches Training, dass sie so schult, dass sie beispielhaft für die anderen Bürger mit Gewalt umgehen können - nicht mehr und nicht weniger. Zudem erwarte ich von unseren Staatsorganen, dass sie die Gewalt ihrer Institutionen (von Gesetztesgebung bis hin zum Einsatz auf der Straße) demokratisch und abgewogen zum Wohle der Bürger und nicht des Staates (das ist der Verwaltungsapparat mit seinen Vertretern - die zu schützen es auch verdient aber eben nur zum Wohle des Bürgers, nicht als Selbstzweck) einsetzen. Es gibt wahrlich genug Einsätze, die diesem Auftrag nicht nachkommen.
Und noch eins: Ich gehe davon aus, dass für die Polizei immer - auch in einer heiklen Situation - die Unschuldsannahme gilt. So genannte Kollateralschäden akzeptiere ich nur nach eingehender gerichtlicher Untersuchung. Der Staat und seine Organe muss in seiner Gewaltanwendung für den Bürger lückenlos überprüfbar sein - wenn's sein muss, dann sogar GEGEN die Sicherheitsinteressen des Staates.
Siegfried Vogel 04/06/2007 11:44
Sehr gute Reportageserie, lieber zivilcouragierter Fernando!LG SV :-)-;
Nadia T. 04/06/2007 11:38
Matthias, Du willst es ja auch nicht sehenIch war nicht in Rostock, ich habe aber ein paar Freunde vor Ort. Ich war in Frankfurt bei der Demo gegen den Opernball, anwesend waren ca. 500 Demonstranten, darunter ca. 200 Autonome und 500 Polizisten. Ich bin eine friedliche Demonstrantin, hatte mit den Steinewerfern und Scheibenzerstöreren nix am Hut.
Die komplette Demo wurde irgendwann von der Polizei eingekesselt, es wurde kein Unterschied mehr zwischen friedlichen und krawallmachenden Demonstranten gemacht. Ich stand in der Nähe eines Polizisten, der aus einer Menge eine Flasche auf den Helm abbekommen hat. Dieser drehte sich um, schnappte sich den nächstbesten Demonstranten der eine Flasche in der Hand hatte (wohlbemerkt in der Hand, er hatte nix geworfen) und fing an den Knüppel zu schwingen. Ein paar Meter weiter kam ich an ca. 5 Polizisten vorbei, die einen Demonstranten, der sowieso schon blutend am Boden lag, verprügelt haben. Egal obdieser Demonstrant nun was geowrfen hat oder nicht, es ist nicht nötig eine am Boden liegende Person derart zu verprügeln.
Da mir alles zu unsicher wurde, wollte ich nach Hause gehen, aber die Polizei lies mich nicht durch. Ich wurde behandelt als wäre ich ebenfalls Randaliererin, obwohl ich nichts getan hatte. Meine Personalien sollte ich auch angeben, wogegen ich mich aber geweigert habe.
Du verschließt nur die Augen vor der Realität. Ich möcte jetzt nicht die Krawallmacher in Schutz nehmen und der Polizei die Schuld geben, aber ihr Vorgehen ist in vielen Fällen nicht zu rechtfertigen.
Nadia
Fernando O.M. 04/06/2007 11:08
Hallo Matthias:http://www.spiegel.de/img/0,1020,884293,00.jpg
Da sehe ich, wie normale Demostranten (keine Vermummten) verprügelt werden.
Aber wenn du bei der Fahrrad-Schikane schon "wer weiß" sagst, dann wirst du auch hier erst recht dasselbe sagen.
Schöne Grüße
Der Bückling 04/06/2007 8:34
Dafür suchen sie aber 5 Stunden nach gestohlenen Fahrrädern und sperren dafür sogar eine Bundesstraße. Es waren hunderte Polizisten im Einsatz.Also wenn mein Fahrrad gestohlen wird und ich zur Polizei gehe, bekomme ich immer ein mitleidiges Lächeln und die Aussicht auf einen bis zum St. Nimmerleinstag ungelösten Fall.
Adrena Lin 03/06/2007 23:12
Abstoßend! Mit Deeskalation hat das wirklich nichts zu tun. Aber eigentlich hat man sich das ja auch denken können..Und dieses Foto, der Bericht steht für sich, dagegen gibt es wohl keine Argumente mehr.
Andrea
Der Bückling 03/06/2007 22:00
Das mit den Fahrrädern ist ja lächerlich. Und seit wann tragen denn deutsche Polizisten solche Ami-Käppis???Ist es deeskalierend, wenn sich Polizisten Totenköpfe auf den Helm kleben??
So zu sehen in diesem Artikel:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,486376,00.html
Adrena Lin 03/06/2007 21:51
Danke Uri, Danke Fernando ! Ihr sprecht mir aus dem Herzen, könnt einfach besser , fundierter argumentieren.Ihr sprecht genau das aus was ich denke! Mein Sohn auch.Und ab morgen Taz, das habe ich für mich beschlossen und einfach mehr tun als reden..............
Gruß Andrea