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Bienenweide

12.07.07 Rheinhausen, Blühstreifen

In der Rheinebene macht die Agrarlandschaft teilweise einen tristen einfönigen Eindruck: Mais-, Weizen-, Rapsfelder auf weiten Flächen. Lebensmöglichkeiten für Tiere durch abwechslungsreiche Vegetation fehlen. Umso erfreuter habe ich dieses Jahr registriert, dass vielerorts auf nicht bestellten oder früh geernteten Feldern einjährige Blühmischungen ausgebracht wurden, die Insekten, aber auch Vögeln (Körner! Samen) Nahrung bieten. Dabei sind die Mischungen sehr vielfältig und insgesamt so abgestimmt, dass lange Geamtblühzeiten erreicht werden. Im Bild kann man gerade Sonnenblumen, Buchweizen, Phacelia, Senf, Kornblumen und Borretsch erkennen. Weitere Arten sind z. B. diverse Malven, Mohn, Ringelblumen, Rübsen, Ölrettich, Wicken. Die Begrünung hat auch für den Landwirt Vorteile. Sie wird gefördert (noch), verhindert Aufwuchs von unerwünschten Unkräutern, bildet Humus und überschüssiger Stickstoff wird gebunden. Die Mischungen frieren selbsttätig ab und können mit der normalen Bodenbearbeitung untergepflügt werden.

Während man auf der einen Seite hier versucht, einen Ausgleich für die Natur zu schaffen, werden andernorts leider von allein entstandene blühende Lebensräume durch hemmungsloses Mulchen vernichtet. So wurden bei uns innerhalb einer Woche sämtliche gerade voll blühenden Brachflächen, Böschungen, Gräben, Weg- und Feldränder durch die Ortsverwaltung gemulcht und Hecken ausgeputzt, zusätzlich zum Ernteschock durch gleichzeitige Getreideernte und Mulchen der Intensivobstanlagen des Gebietes. Eine einzigartige ökologische Todsünde, die auf einen Schlag alle Lebensräume für Kleintiere vernichtet hat und durch den Einsatz der Mulcher diese auch selbst getötet hat. Es ist z. B. bekannt, dass das Mulchen von Flächen während starken Bienenfluges bis zu drei (!) Bienenvölkern pro Hektar das Leben kostet, zahlenmäßig gerechnet. Wieviele wildlebende Insekten und andere Kleintiere werden da erst betroffen sein?

S C H O C K : Mein Paradies - Ein Leichentuch
S C H O C K : Mein Paradies - Ein Leichentuch
Elisabeth Hoch

Zwei Tage, nachdem dieses Bild entstanden war, hat die Ortsverwaltung die Böschungen und angrenzenden Gräben ausgeputzt, die hier noch intakt sind. Damit sind dann auch die letzten Tiere, die vielleicht noch flüchten konnten, ihrer Rückzugsräume beraubt worden. Bauern macht man inzwischen genaue Vorschriften und versucht, sie durch diverse Maßnahmen zu naturschonenderer Bewirtschaftung und Ernte zu bewegen. Bei manchen Ortsverwaltungen liegt dagegen vieles im Argen. Witzigerweise gibt gerade diese Gemeinde sich im Internet auf ihren Seiten ein Ökoimage und lobt sich für Bemühungen um Biotopvernetzung, Schlagworte, die immer gut klingen und Touristen anlocken sollen, deren Sinn aber offenbar nicht begriffen wurde.

Commenti 9

  • Elisabeth Hoch 10/08/2007 22:03

    @Darf! Fördervoraussetzung ist glaube ich, dass erst ab Dezember gemulcht/untergepflügt werden darf wegen der Vogelnahrung. Nur irgendwelche doofen Leute verstehen das hier als kostenloses Blumenstraußangebot. Fast alle von den Rändern aus erreichbaren Malven und Sonnenblumen sind mittlerweile abgeschnitten.
  • Inge-Lore Hebbel 10/08/2007 21:01

    Ein hoffnungsvolles hübsches buntes Fleckchen.
    Ich hoffe es darf auch alles abblühen!
    Eine richtig schöne Mischung!
    VG I.-L.
  • Karin Mohr 10/08/2007 18:12

    Ein richtiges Idyll für alles mögliche Kleingetier!
    Man kann nur hoffen, dass mehr solche Oasen angelegt werden.
    Gruß Karin
  • Romano und Therese Cotti-Gubler 10/08/2007 15:41

    Ja. nun sieht man wieder überall die Büschelschön als Brachfeldbepflanzung! Sind ganz schöne Blüten- wie dein Bild zeigt! Th
  • Gerhard Schuster - lebrac 10/08/2007 11:03

    man bekommt schnell einen Platz in der Spinnerschublade, wenn man Insekten oder sonstige Lebewesen schützen möchte.
    oder man wird für faul erklärt weil der Garten nicht im herkömmlichen Sinne gepflegt aussieht und der Hinweis auf Insektenschutz wird als faule Ausrede tituliert.
    der Chor der Blöden ist immer noch laut
    und zudem wird Geld scheinbar noch immer wichtiger. deine Theorie zu Massnahmen, um mögliche Hindernisse für ein Baugebiet zu beseitigen mag stimmen. ich kann es mir jedenfalls vorstellen.

    die Uni ist übrigens Gö ;-)
    LG Gerd
  • Elisabeth Hoch 10/08/2007 10:25

    @Petra: Solche Mitdenker müsste es mehr geben. In Orten wie Freiamt und Sexau bei uns klappt das auch von innen heraus hervorragend. Und man kann dort die Ergebnisse direkt vor der Nase mit eigenen Augen sehen und genießen. Man KANN ja Böschungen ausputzen, aber doch nicht jetzt, wo noch nicht voll flugtüchtige Jungvögel und andere z. B. auf diese Deckungen angewiesen sind oder die Gräben von seltenen Libellen mit teils mehrjähriger Entwicklungszeit benötigt werden. Wie ich aus Gesprächen mit anderen engagierten Leuten, die ich inzwischen angesprochen habe, erfahren habe, ist unsere Ortsverwaltung mit ihrem Riesengerätepark da manchmal sogar nachlässig mit gesetzlichen Schutzfristen. Während diese Aktionen jetzt sogar legal waren, aber in der Gesamtwirkung schlimmer als jeder landwirtschaftliche Eingriff und so UNNÖTIG.

    Ich befürchte aber, dass der wahre Hintergrund ein anderer und vollste Absicht ist. Gegen immensen inneren und äußeren Widerstand peitschen gewisse Interessengruppen im städtischen Rathaus die Errichtung immer neuer und größerer Baugebiete in den betroffenen ländlichen Ortsteilen durch, auf teils ökologisch wertvollen Flächen. Eine Umweltprüfung, die noch ein paar Raritäten feststellt, könnte ihnen da einen Strich durch ihre Rechnung machen. Also wird schon vorgebaut.
  • Walter Brants 10/08/2007 9:40

    Dies ist ein üppiges Sommerbild in kraftvollen Farben. So hab ich es gern. Grüße von Walter
  • Eifelpixel 10/08/2007 7:42

    Sehr schön das solche wiesen angelegt werden. Habe auch in meinem Garten ein stück Wildwiese mit vielen verschiedenen Blumen angelegt.
    LG Joachim
  • Petra Sommerlad 10/08/2007 3:04

    Schön zu sehen, dass an manchen Stellen die Menschen noch mitdenken. Bei uns hier wird das ohne Zwang und Vorschriften gemacht. Wir haben zwar die Stillegungen, die eigentlich ab Juli wieder freigegeben werden zum abweiden oder mähen...aber das macht hier kaum einer. Das wird nicht nur für die Insekten, sondern auch für das Rotwild stehen gelassen.Also ist hier wildes Treiben auf den Blühwiesen. Der letzte der hier auf die Idee kam eine Böschung an der Elz auszuputzen, hat von sämtlichen Mitbürgern dermaßen eine auf den Hut gekriegt, dass er sich das bestimmt nicht mehr traut. Ich freu mich dass Du noch ein kleines Stückchen Paradies finden konntest. LGEPtra