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Das Hamlet-Kollektiv

Das Hamlet-Kollektiv

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Nora Nanu


Free Account, Neugier

Das Hamlet-Kollektiv

mein waldbühnensolibeitrag zur sozialistischen internationale

Commenti 8

  • Theophanu 05/11/2005 0:07

    das foto an sich hat ein interessant-kurioses motiv zu bieten, die farbliche verfremdung ist nicht mein ding. der hamlet-text von Nora erscheint mir ähnlich wie die geschichte von schweinen unter schweinen. reale tragikkomödie.
    lg uta
  • Gabriele K. 04/11/2005 16:45

    Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
    die stets man noch zum Hungern zwingt!
    Das Recht wie Glut im Kraterherde
    nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
    Reinen Tisch macht mit den Bedrängern!
    Heer der Sklaven, wache auf!
    Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
    Alles zu werden, strömt zuhauf!

    hier gibt es sie als MP3
    http://www.hymn.ru/internationale/index-en.html


    Obwohl mich die Herren auf deinem Foto, durch den Bezug den du hergestellt hast, mehr an "Brüder zur Sonne zur Freiheit " erinnern.

    Wunderbares Foto und eine nette Schmunzelgeschichte.
    Beim Sozialismus à la DDR wäre die Frage ruckzuck geklärt worden: Der Genosse Schauspieler hätte den Hamlet gespielt und hättes es davon mehrere gegeben, dann der mit Parteiabzeichen und Arbeiterklassenhintergrund.
    :-)
    gg
  • R. BLOHM 04/11/2005 16:25

    ich habe ja schon einige Naturbühnen gesehen, aber deine ist mit Sicherheit die skurilste.
    Die einsame Aufführung im Wald gefällt mir richtig gut und mit deiner Story zum Bild ist das Gesamtwerk mehr als gelungen.

    Ps.:drei der Darsteller haben aber farblich etwas geschummelt und treten so aus der Reihe hervor, wollen wohl gegen das Gleichheitsprinzip demonstrieren ;-)

    LG Ronny
  • Andre Helbig 04/11/2005 12:44

    vielen Dank für die Befriedigung meiner Neugier :)
  • Nora Nanu 04/11/2005 12:31

    @andre es ist im 1.akt. geschaufelt wird später. am anfang war die welt bekanntlich noch ok.
    und wie entsteht inspiration? in diesem fall: ich sah die mauer im wald (es ist keine bühne!) - entdeckte die figur an einem maschendrahtzaun - erinnerte mich an die geschichte - und plötzlich machte es klick. es war also keine bewußte 'auftragsarbeit'.
    @dietmar und phi+++ ihr kommt ja gut und kollektiv ohne mich zurecht. danke.
    nora
  • Andre Helbig 04/11/2005 11:56

    Nun, im Bild fehlt noch das Grab vor den neun Hamlet's...
    Nunja, vielleicht ist es auch unter diesem Violetten Beet versteckt...
    Ein mehr als interessanter Beitrag, sehr beeindruckend, sehr Aussagekräftig. Mich würde hier interessieren: Hast du das bild zu der Geschichte Gemacht, oder hast du im nachhinein festgestellt, das das Bild zur Geschichte passt?
    viele Grüße
    André
  • Phi Nale 04/11/2005 10:19

    Ähnelt nicht ein (Revue-)Ballett häufig einem Kollektiv ...???...
    einer schwingt den Taktstock ... oder führt die Choreographie ...!!!...
    und alle anderen zappeln ... im kollektiven Gleichschritt ...!!!...
    sie sollen doch alle gleich sein - oder ...???...
    Schönes Politphilo-Bild ...!!!...
    mlg phi+++
  • Nora Nanu 04/11/2005 7:50

    wer mehr zum bild erfahren möchte, lese diese story.
    nora

    Slawomir Mrozek
    Hamlet
    Der Intendant rief mich zu sich und sagte: "Ich gratuliere, wir haben beschlossen, Ihnen die Rolle des Hamlet anzuvertrauen."
    Wie jeder Schauspieler hatte ich immer davon geträumt, diese Rolle zu spielen. Also konnte ich mich vor Glück gar nicht fassen. Überschwenglich dankte ich dem Intendanten und versprach, alle Anstrengungen zu unternehmen, um mich der mir anvertrauten großen Aufgabe würdig zu erweisen.
    Ich sollte schon mit den Proben beginnen, als mich der Intendant wieder zu sich rief. Er schien mir etwas bekümmert zu sein.
    "Es ist ein gewisser Umstand eingetreten. Das Ensemble meint, daß es Begünstigung eines Individuums wäre, wenn man Ihnen die Rolle des Hamlet anvertraute."
    "Das heißt, daß jetzt jemand anderes den Hamlet spielt?"
    "Nein, das wäre auch Begünstigung eines Individuums. Aber wir haben einen Ausweg gefunden. Hamlet spielen Sie und noch acht weitere Schauspieler. Mehr als neun Personen, die mehr oder weniger wie Hamlet aussehen können, haben wir zum Glück nicht im Ensemble."
    "Ich verstehe, das heißt, ich und noch andere acht spielen abwechselnd."
    "Nein, alle gleichzeitig."
    "Was? Gleichzeitig? Aber doch nicht in derselben Vorstellung?"
    "Doch, in derselben, jeden Abend."
    "Aber das ist doch unmöglich! Neun Hamlets in einem Stück!"
    "Ja."
    "Aha. Das heißt, der erste tritt ab, der zweite tritt auf, tritt ab, der dritte tritt auf und so weiter."
    "Nein, denn dann entstünde das Problem der Reihenfolge, und es ergäbe sich eine Verletzung der Gleichberechtigung. Niemand sollte der erste sein, niemand der zweite und auch nicht der neunte. Sie vergessen, daß alle gleiche Chancen haben müssen."
    "Wie dann also?"
    "Im Chor."
    Ich fiel auf den Stuhl. Der Intendant stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und legte mir die Hand auf die Schulter.
    "Kopf hoch! Gesellschaftlich ist das bestens, aber auch künstlerisch kann das eine große Errungenschaft werden. Wir haben schon einen Regisseur, der sich dessen annimmt, ein sehr interessantes avantgardistisches Experiment. Die Verteilung Hamlets auf neun Persönlichkeiten, Sie verstehen."
    "Ich verstehe. Die Psychologie von unten."
    "Wunderbar haben Sie das erfaßt."
    Dann beugte er sich zu mir nieder und fügte mit leiser Stimme hinzu: "Aber unter uns gesagt. Niemand verbietet Ihnen, lauter zu sprechen als die anderen."
    Die Proben fingen an. Es war ein bißchen eng in der Garderobe, und auf der Bühne stolperten wir übereinander, aber dafür entwickelte sich ein starker Kollektivgeist.
    So kam es zur Premiere. Der erste Akt ging irgendwie über die Bühne, aber bei der letzten Szene auf dem Friedhof fehlte für mich der Schädel des Yorick, weil der Requisiteur sich geirrt hatte und nur acht davon vorbereitet hatte. Also wollte ich einem Kollegen auf der linken Seite den Schädel wegnehmen, aber der wollte ihn mir nicht geben. So fielen wir gemeinsam ins Grab. Währenddessen begannen die oben sich auch zu schlagen, denn unser Schädel war oben geblieben, also waren da weitere acht Schädel, aber sie waren zu siebt, und jeder wollte zwei haben.
    Es gab neun Fälle von allgemeinen Prellungen, fünf Gesichtsverletzungen und drei Fälle von Stichwunden. Wer wollte da behaupten, daß Hamlet die Tragödie eines Individuums sei?