Der Dichter
Denkmal des kroatischen Dichters Marco Marulic in Split
Canon EOS 20D
Canon EF 24 - 85 mm USM
Belichtungszeit: 1/200 sec.
Blende: 8
ISO: 100
Brennweite: 54 mm
Der Dichter
Denkmal des kroatischen Dichters Marco Marulic in Split
Canon EOS 20D
Canon EF 24 - 85 mm USM
Belichtungszeit: 1/200 sec.
Blende: 8
ISO: 100
Brennweite: 54 mm
Werner Braun 10/07/2006 16:29
@Herbert: Danke! Es hätte vielleicht auch die farbige Variante ihre Reize. Diese Überlegung kommt immer wieder in Anmerkungen. Aber ich weiß fast immer schon bei der Aufnahme, ob ich jetzt ein SW- oder ein Farbbild machen will. Das hängt nicht allein vom Motiv ab, sondern auch von meiner eigenen Konditionierung. Und seit längerer Zeit bin ich eher auf SW konditioniert und spreche daher wahrscheinlich auch viel stärker auf den grafischen Aspekt eines Motivs an. Das kann sich auch wieder ändern. Aber - abgesehen von Ausnahmefällen - halte ich wenig davon, dasselbe Motiv sowohl in SW als auch in Farbe zu präsentieren. Die Entscheidung zwischen SW oder Farbe drückt auch den Gestaltungswillen aus - und eine unentschiedene Haltung in dieser Frage ist auch eine Verunsicherung für den Betrachter, der etwas präsentiert bekommt, von dem der Urheber nicht weiß, welcher Aspekt daran ihm als vorrangig darstellungswürdig erschienen ist. Ich weiß, dass es auch stichhaltige Argumente dagegen gibt - aber für mich ist diese Haltung eine Hilfe, mich bewusst mit dem Motiv auseinanderzusetzen.Von welcher Seite die Statue abgebildet wird, war durch den Lichteinfall vorgegeben - und auch durch den Hintergrund. Von der gegenüberliegenden Seite hätte die Szene Vorderlicht bekommen und im Hintergrund hätte es eine sonnenbeschienene mediterrane Hausfassade gegeben. Dieses Bild hätte sich vielleicht als Ansichtskarte in Split verkaufen lassen. Es hätte aber nichts von der Atmosphäre dieses Bildes gehabt. Da der Hintergrund zur Gänze im Schatten liegt, fehlt ihm die Tiefe - er wirkt eher als Wand denn als Stadtlandschaft. Trotzdem hat er Struktur, einerseits durch das römische Mauerwerk eines Eckturms des Diokletianspalastes und - gleichsam darübergelagert - durch das mit Netzen verhängte Baugerüst.
Dass das Gesicht nicht zu sehen ist, war also aus den eben erläuterten Gründen vorgegeben, auf der anderen Seite glaubte ich, darauf verzichten zu können, weil auch die Haltung der Figur, die von der Rückseite her viel stärker zum Ausdruck kommt, nach meinem Dafürhalten die Atmosphäre prägt. Die mehrfach angemerkte Schwere des Motivs wird sicher auch verursacht durch die aufgerichtete dunkle Gestalt die in einem Buckel endet. Gerade auf diesem Buckel liegt der Lichtakzent. Die Wand dahinter reicht an allen Seiten über das Bild hinaus - das heißt, man sieht ihre Grenzen nicht und sie scheint grenzenlos, oder doch übermächtig zu sein. Das sie aber begehbar (erklimmbar) scheint, steht sie der Figur wie eine Aufgabe oder eine Herausforderung gegenüber - und durchaus nicht wie eine leichte - oder sogar wie eine schwere und bedrohliche.
Ich hätte also gedacht, dass es zwischen der Figur und der Wand Wechselwirkungen gibt, die vielfach zu interpretieren wären.
@Martin: Vielen Dank! Die Schwere ist schon durch den Bildhauer vorgegeben und - nach meiner Beurteilung - auch beabsichtigt. Schwierig, das Standbild dann im Bild leicht wirken zu lassen. Ich glaube, die Leichtigkeit ist nicht abhanden gekommen. Sie war nie da. Gerne hätte ich auch noch etwas mehr vom Sochel draufgehabt. Aber das Podest wird gleich darunter ziemlich breit und außerdem wären dann auch die Köpfe der Passanten ins Bild gekommen.
@Simon: Vielen Dank! Ganz ähnlich empfinde ich auch die Bildwirkung. Siehe bei Herbert!
@Wolfgang: Danke Dir sehr! Nach meinem Empfinden ist es weder die Statue noch der Hintergrund, die vorrangig die Bildwirkung bestimmen, sondern die Wechselwirkung zwischen beiden. Was ich hoffe ist, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
@Josef: Herzlichen Dank! Ganz Deiner Meinung!
@Gernold: Danke für die Interpretation ;-) Sie liegt tatsächlich nahe bei dem, was auch mir etwa im Sinn war.
lg Werner
Gernold Wunderlich 07/07/2006 21:56
"Trübe Aussichten für Dichter in der heutigen Zeit" ist meine Assoziation zu deinem Bild.Das kontrastarme Grau der eingerüsteten Fassade lässt mich vermuten, das du in etwa in diese Richtung gedacht hast.
LG Gernold
Wolfgang Weninger 07/07/2006 20:25
es ist weniger der Dichter, der hier das Bild bestimmt, sondern der HIntergrund, allerdings ist die Statue ein passender Blickfang vor dieser KulisseServus, Wolfgang
Simon Frohn 07/07/2006 19:57
Schön, wie sich die Statuen von den Grauwerten absetzt. Der Bildschnitt (relativ viel Raum zwischen oberen Bildrand und Kopf) erzeugt bei mir den Eindruck, dass die Statue von der Wand/Gerüst erschlagen wird. Zusammen mit der Körperhaltung wirkt es so auf mich recht stimmig.LG
Simon
Pelue 07/07/2006 19:12
Die Aufnahme wirkt auf mich bleiern schwer; ich weiß aber nicht genau, warum das so ist. Der reduziert wirkende Hintergrund mit dem Gerüst incl. Leitern passt zum Dichter, klasse.Der Sockel ist mir etwas zu knapp beschnitten, vielleicht liegt's daran, dass dem Foto eine gewisse Leichtigkeit abhanden gekommen ist.
Herzliche Grüße
Martin
Herbert Schueppel 07/07/2006 18:12
Man möchte meinen, der Dichter hätte Angst vor den Betrachtern, so wie er sich hinter seinem Buch versteckt - dabei scheinen es die Betrachter zu sein, die vor der Dichtkunst (auch vor der Fotokunst?) Angst haben, wenn man auf die Anzahl der Anmerkungen blickt ;-)Mich wundert dies umso mehr, als mich das Bild schon im Thumb, in Kombination mit dem Titel, neugierig gemacht hat. Das Baugerüst als Hintergrund, das ich persönlich immer mit grellen Farben abzulichten versuche (welche Farbe hat übrigens die Abdeckung? Wäre das Bild nicht auch in Farbe interessant?), hat trotz seiner Vielfald eine gewisse Ruhe. Ein wenig finde ich störend, dass man das Gesicht des Dichters nicht sieht, andererseits ist gerade das Fehlen des Gesichtes einer der Gründe, im Bild zu verweilen und die Statue genauer zu betrachten.
Jedenfalls eine ungewöhnliche Aufnahme, die mehr Reaktionen verdienen würde
lg Herbert