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Der Förderturm, Zeche Zollverein

Der Förderturm, Zeche Zollverein

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Wolfgang Keller


Premium (World), Nienhagen

Der Förderturm, Zeche Zollverein

1847–1890 [Bearbeiten]
Die Gründung der Zeche ging von dem Industriellen Franz Haniel aus, der auf der Suche nach für die Stahlerzeugung geeigneten Kokskohlevorkommen war. Bei Mutungsbohrungen im Raum Katernberg wurde unter anderem ein besonders ergiebiges Kohleflöz angebohrt, welches nach dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein benannt wurde. 1847 gründete Franz Haniel die bergrechtliche Gewerkschaft Zeche Zollverein und verteilte den Kuxbesitz innerhalb seiner Familie.
Bei der Wahl des Standortes spielte außerdem die Köln-Mindener Eisenbahn eine wichtige Rolle, die ebenfalls 1847 eröffnet wurde. Deren Trasse verläuft unmittelbar nördlich des Zechengeländes. Damit war eine gute Anbindung an das damals neuartige Transportmittel Eisenbahn gewährleistet.
Das Gelände für den Bau einer Schachtanlage wurde durch den ebenfalls an der Gewerkschaft beteiligten Grundbesitzer Schwartmann gen. Bullmann bereitgestellt. Daher wurde das Gelände der Gründungsschachtanlage bald die Bullmannaue genannt (Der heutige Straßenname der Zufahrt zur Schachtanlage 1/2 rührt daher).
Die Abteufarbeiten für Schacht 1 der Zeche Zollverein begannen am 18. Februar 1847 unter dem Betriebsführer Joseph Oertgen, nach dem auch eine Straße benannt wurde. In 130 Metern Tiefe wurde das Steinkohlengebirge angefahren. Die Förderung begann jedoch erst im Jahre 1851. Parallel war von 1849 an neben Schacht 1 der Schacht 2 abgeteuft worden. Dieser ging 1852 in Betrieb. Erstmals wurden zwei äußerlich gleiche Malakowtürme über den Schächten als Förderanlage errichtet; dieses Beispiel eines Zwillingsbaus mit gemeinsamem Maschinenhaus zwischen den Schächten wurde später auf anderen Zechen beim Bau einer Doppelschachtanlage wiederholt.
Ab 1857 wurden neben der Schachtanlage 1/2 einige Meileröfen als Vorstufe einer Kokerei betrieben. Ab 1866 wurde diese Kokerei durch eine moderne Kokerei mit Maschinenöfen ersetzt.
1880 wurde mit dem Abteufen einer zweiten separaten Förderanlage in Schonnebeck begonnen. Der Schacht 3 ging 1883 in Betrieb. Die Tagesanlagen wurden durch den Architekten Dreyer umfangreich ausgebaut. Der Schacht erhielt ein deutsches Strebengerüst der Bauart Promnitz als Förderanlage. Bereits 1890 wurde 1 Million Tonnen verwertbare Förderung zu Tage gebracht. Dadurch erreichte die Zeche Zollverein den Spitzenplatz unter den deutschen fördernden Anlagen.
1890–1918 [Bearbeiten]
Bedingt durch die sich im Montanbereich ergebende günstige Konjunktur wurde in den Folgejahren ein weitergehender, sehr umfangreicher Ausbau der Grubenbaue vorgenommen. Im nördlichen Teil von Katernberg an der Grenze nach Heßler entstand zwischen 1891 und 1896 die Doppelschachtanlage Zollverein 4/5 mit einem Förder- und Seilfahrtschacht und einem rein zur Bewetterung konzipierten Schacht. Auf dieser Schachtanlage wurde sofort eine neuartige Kokerei in Betrieb genommen.
1896 wurde ein weiterer Förderschacht im Bereich von Stoppenberg geteuft. Dieser ging 1897 in Betrieb und wurde erstmals mit einem Doppelstrebengerüst ausgestattet, da er für die parallele Führung von Förderung und Seilfahrt konzipiert war.
Die Grubenbaue von Zollverein waren betreffs der Wetterführung nach wie vor problematisch. Nach mehreren Unglücken, die durch Schlagwetter hervorgerufen waren, wurden die Schachtanlagen nach und nach mit kleinen Wetterschächten ausgestattet. So entstanden:
1897 bis 1899 neben Schacht 3 der Schacht 7. Er erhielt eine kleine Förderanlage.
1897 bis 1900 neben Schacht 1/2 der Schacht 8. Er erhielt vorerst keine Fördereinrichtung.
1903 bis 1905 neben Schacht 6 der Schacht 9. Auch er erhielt zunächst keine Fördereinrichtung.
Im Anschluss wurde die Schachtanlage 1/2 erneuert. Schacht 1 erhielt ein deutsches Strebengerüst anstelle des Malakowturmes. Weiterhin wurden Aufbereitung und Kokerei grunderneuert.
1909 wurde auf der Schachtanlage 3/7 ein neuer Förderschacht niedergebracht. Nach Fertigstellung des Schachtes 10 im Jahre 1914 wurde auch auf dieser Schachtanlage die Aufbereitung erweitert und eine neue Kokerei in Betrieb genommen.
1914 schließlich wurde auch Schacht 9 der Anlage 6/9 durch Errichtung einer Förderanlage zum Seilfahrtschacht ausgebaut.
Die Förderung erreichte um den Ersten Weltkrieg den Wert von 2,5 Millionen Tonnen verwertbarer Förderung.
1918–1932 [Bearbeiten]
Ab 1920 kooperierte die Gewerkschaft Zollverein, die sich bis dahin nach wie vor in Familienbesitz der Industriellenfamilie Haniel befand, verstärkt mit der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Geschäftsführung der Zeche wurde komplett in die Hände der Phönix AG gelegt.
Unter deren Regie fanden Erneuerungs- und Reparaturmaßnahmen statt. Schacht 2 erhielt nun ebenfalls ein Fördergerüst. Ferner wurde die Erneuerung der Schachtanlage 4/5 beschlossen. Ein Blindschacht wurde über Tage hochgebrochen und als Schacht 11 in Betrieb genommen. Der Ausbau zum Förderschacht erfolgte bis 1927. Schacht 4 und 11 wurden mit gleichartigen Fördergerüsten ausgestattet, die Tagesanlagen 4/5/11 entsprechend erneuert. Die Kokerei 4/5/11 wurde im Gegenzug außer Betrieb genommen.
Beim Übergang der Phönix AG auf die Vereinigte Stahlwerke AG 1926 wurde die Zeche Zollverein der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) zugeordnet und fortan in der Gruppe Gelsenkirchen geführt. Unter deren Regie wurden die Kokereien nach und nach stillgelegt.
Schacht 12 (Schacht „Albert“ und „Albert Vögler“) [Bearbeiten]
1928 beschloss die GBAG den Neubau einer kompletten, als Zentralförderanlage konzipierten Schachtanlage. Mit einer Förderkapazität von 12.000 Tonnen Kohle täglich übernahm Schacht 12 die gesamte Kohlenförderung der bisherigen vier Anlagen mit insgesamt elf Schächten. Die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer übernahmen die Gestaltung der Schachtanlage, die als architektonische und technische Meisterleistung galt und richtungsweisend für den sachlich-funktionalen Industriebau wurde - so folgt der Aufbau der einflussreichen Schule des Bauhauses. Die Schachtanlage galt als die modernste und die "schönste Zeche der Welt".
Zentralförderanlage [Bearbeiten]
Das 1930 errichtete Doppelbockfördergerüst in Vollwandbauweise wurde zum Vorbild für viele später gebaute Zentralförderanlagen. Der Schacht nahm 1932 die Förderung auf und wurde 1937 nach dem damaligen Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks-AG Albert Vögler in "Schacht Albert", ab 1941 in "Schacht Albert Vögler" benannt.
1932–1968 [Bearbeiten]
Die Förderung der Zeche Zollverein wurde durch diese Maßnahme immens gesteigert. Sie erreichte im Jahre 1937 3,6 Millionen Tonnen bei 6900 Beschäftigten. Die Kokerei bei Schacht 1/2/8 wurde als kleiner Neubau mit 54 Koksöfen im Vorjahr wieder in Betrieb genommen und erzeugte jährlich 200.000 Tonnen Koks. 1937 wurde das alte Doppelstrebengerüst über Schacht 6 durch einen Neubau eines zweigeschossigen Strebengerüstes mit nur einer Förderung ersetzt.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Zeche Zollverein mit relativ geringen Beschädigungen. Im Jahr 1953 wurde bereits wieder eine Förderung von 2,4 Millionen Tonnen jährlich erreicht, wodurch Zollverein wiederum den Spitzenplatz unter den westdeutschen Steinkohlebergwerken einnahm.
Nach Übergang in die Rheinelbe Bergbau AG als Nachfolgegesellschaft der alten GBAG wurde nun eine umfangreiche Erneuerung und Rationalisierung des Betriebes aller Zollverein-Schachtanlagen vorgenommen.
Das Fördergerüst über Schacht 1 wurde 1958 durch einen vollwandigen Neubau ersetzt. Gleichzeitig wurde von 1960 bis 1964 eine komplette Neugestaltung der Schachtanlage 1/2/8 durch den Architekten Fritz Schupp durchgeführt. Schacht 2 erhielt 1964 den demontierten Förderturm von Schacht 2 der stillgelegten Zeche Friedlicher Nachbar als neue Förderanlage errichtet.
Ab 1961 wurde auf einem neuen Gelände eine Zentralkokerei mit 192 Öfen betrieben.
1962 bis 1964 wurden nun die anderen Außenschachtanlagen zusammengefasst. Schacht 4 wurde 1962 als Förderschacht außer Betrieb genommen. Das Fördergerüst wurde an die Zeche Holland in Wattenscheid zum Ausbau eines neuen Zentralförderschachtes abgegeben. Die Förderanlagen Schacht 3 und 7 wurden ebenfalls rückgebaut. 1967 erfolgte die Fördereinstellung der Schachtanlagen 4/11 und 6/9. Die alleinige Förderung verblieb auf Schacht 12.
1968 wurde die Zeche Zollverein in die Bergbau AG Essen der Ruhrkohle AG übergeben.
1968–1986 [Bearbeiten]
Nach Übernahme des Bergwerks wurde die Mechanisierung und Rationalisierung des Förderbetriebes fortgeführt. Die Förderung von Zollverein lag weiterhin bei annähernd 3 Millionen Tonnen jährlich. 1974 wurde der Verbund mit der benachbarten Zeche Holland durchgeführt. Schacht Holland 3/4/6 wurde als Förderstandort aufgegeben und zusammen mit einigen Schächten der Zeche Bonifacius als Seilfahrt- und Wetterschachtanlage weiterbetrieben.
Ab 1980 wurde mit dem Abbau des letzten Fettkohlevorrates in Flöz Sonnenschein die Verlagerung des Abbaus nach Norden betrieben. Die südlichen und östlichen Schächte wurden nach und nach aufgegeben. Ab 1982 wurde ein Förderverbund mit der benachbarten Zeche Nordstern betrieben. Im Gegenzug erfolgte die Aufgabe des Baufeldes Holland mit dem Jahre 1983.
Die Förderung dieses Verbundbergwerks Nordstern-Zollverein erreichte noch einmal 3,2 Millionen Tonnen jährlich. Nach erneuten Absatzeinbrüchen für Ruhrkohle wurde allerdings in der Kohlerunde 1983 die Aufgabe des Förderstandortes Zollverein beschlossen.
Am 23. Dezember 1986 wurden alle verbliebenen Förderanlagen Zollverein stillgelegt. Die Kokerei wurde noch bis 1993 betrieben. Schacht 2 und 12 blieben für die Wasserhaltung offen.
Im Nachhinein wurden die verbliebenen Tagesanlagen von Schacht 12, Schacht 1/2/8 und Schacht 3/10 für eine neue Nutzung und als Industriedenkmal erhalten.
Aktuell [Bearbeiten]


Seit 1986 steht die Zeche Zollverein 12 unter Denkmalschutz und ist ein Zentrum für Kultur und Design in Essen geworden. Hier befindet sich der Museumspfad Weg der Kohle, das Besucherzentrum der Route der Industriekultur, im ehemaligen von Norman Foster umgebauten Kesselhaus das Design-Zentrum Nordrhein-Westfalen, auf dem angrenzenden Gelände von Schacht 1/2/8 das PACT Zollverein (Choreographisches Zentrum Nordrhein-Westfalen, umgestaltet von Christoph Mäckler Architekten) sowie der Kunstschacht Zollverein und auf Schacht 3/7/10 das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne. Auch die Keramikwerkstatt Margarethenhöhe ist hier beheimatet. In der ehemaligen Kokerei sind Ausstellungsräume für Gegenwartskunst, dort befindet sich als Dauerausstellung die begehbare Rauminstallation Palast der Projekte von Ilya & Emilia Kabakov. Im Casino Zollverein befindet sich ein Restaurant, auf dem Gelände der Kokerei das Kokerei-Café/-Restaurant.
Im Herbst 2003 schrieb die Entwicklungsgesellschaft Zollverein zusammen mit der Essener Verkehrs-AG einen regionalen Designwettbewerb aus. Gesucht wurde ein entsprechendes „Zollverein-Design“ für die Straßenbahn-Linie 107, die von Gelsenkirchen in den Essener Süden fährt und auch am Zollverein-Gelände hält. Aus den besten zehn von insgesamt 44 Einsendungen wählten die Leser des Magazins ZOLLVEREIN 31/8 im Januar 2004 in Übereinstimmung mit der Jury den Entwurf des Büros FREIWILD - Büro für Kommunikationsdesign.
Im Sommer 2006 wurde der aufwändige Umbau der Kohlenwäsche (Entwurf von Rem Koolhaas/OMA und Heinrich Böll) nach mehreren Jahren abgeschlossen. Eine neue, gestalterisch an die bestehenden Bandbrücken angelehnte, 55 m lange verglaste Gangway führt die Besucher auf 24 m Höhe ins neue Besucherzentrum. Vom 26. August bis 3. Dezember 2006 war in der Kohlenwäsche die ENTRY2006 - Wie werden wir morgen leben zu sehen. In einer großen Ausstellung wurden 300 Objekte von Designern und Architekten aus 20 Ländern gezeigt. Im Herbst 2008 zieht das neue RuhrMuseum, bislang im Essener Süden als Ruhrlandmuseum ansässig, dauerhaft in die Kohlenwäsche ein.
Im Juni 2006 wurde außerdem der Bau des Zollverein-Kubus als Sitz der neu gegründeten Zollverein School of Management and Design abgeschlossen. Er steht zwar nicht auf dem ursprünglichen Zechengelände, sondern an dessen Eingang, wird aber zum Gesamtensemble gezählt.
Eine Außenbesichtigung der gesamten Anlage ist ständig möglich. Näher kennenlernen kann man Zollverein durch die zahlreichen vom Besucherzentrum angebotenen Führungen, die zum Teil von ehemaligen Bergleuten durchgeführt werden.
Quelle: Wikipedia

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