Ein Bartgeier in den Drakensbergen
Giants Castle Game Reserve, Südafrika.
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus), veraltet auch Lämmergeier genannt, ist ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae).
Der Bartgeier wurde aufgrund des Irrglaubens, er würde Lämmer erlegen, Lämmergeier genannt – eine Bezeichnung, die sich als Lammergeier auch im englischsprachigen Raum eingebürgert hat. Auf seine äußerliche Ähnlichkeit zu einem Adler weisen auch Namen wie Bartadler oder Greifadler hin. Goldgeier, Bartfalk, Berggeier, sowie aufgrund seiner Fähigkeit, Knochen zu brechen, Beinbrecher oder Knochenbrecher sind weitere Bezeichnungen, die der Volksmund dieser Geierart gegeben hat. Der spanische Name des Bartgeiers Quebrantahuesos („Der die Knochen bricht“) nimmt dieses Verhalten ebenfalls auf.
Auffällige borstenartige schwarze Federn hängen dem Bartgeier über den Schnabel. Sie sind für diese Art namensgebend gewesen. Die Augen sind von einem roten Skleralring umgeben; die Intensität des Rots spiegelt die Stimmung des Vogels wider. Je erregter er ist, desto leuchtender ist dieser Skleralring. Die Iris der Augen ist gelb.
G. b. meridionalis ist die afrikanische Unterart des Bartgeiers. Sie ist etwas kleiner als die Nominatform und hat kurze Federhosen sowie einfarbig helle Wangen. Diese Unterart ist in Afrika mit etwa 15.000 Individuen im Norden Tansanias, in Kenia, Uganda, Äthiopien, dem Sudan, Lesotho, Südafrika (Drakensberge) und im Südwesten Arabiens zu finden.
Seine Nahrung besteht zu etwa 80 % aus Knochen von gefallenen Tieren und Aas. Jungtiere sind noch auf Muskelfleisch angewiesen, erwachsene Tiere können sich fast ausschließlich von Knochen ernähren. Ein ausgewachsenes Tier benötigt täglich zwischen 250 und 400 Gramm Knochen. Bartgeier lassen die Knochen aus großer Höhe auf Felsen fallen, um sie zu zerkleinern und schlundgerechte Stücke zu erhalten.
Bartgeier verfügen über eine außergewöhnliche große Mundspalte. Ausgewachsene Vögel können bis zu 18 Zentimeter lange und 3 Zentimeter dicke Knochen unzerkleinert verschlucken. Noch größere Knochen werden jedoch vor dem Fressen zerkleinert. Im Unterschied zu anderen Geierarten verfügt der Bartgeier über recht bewegliche Greiffüße und spitze Krallen. Daher ist er in der Lage, die Knochen zu ergreifen, mit ihnen in die Luft zu steigen und sie aus einer Höhe von 60 bis 80 Meter fallen zu lassen. In einem Revier etablierte Bartgeier nutzen regelmäßig sogenannte Knochenschmieden, das sind Felsplatten von etwa 30 Quadratmeter Fläche. Auf diese Flächen lässt der Bartgeier den Knochen hinabstürzen, damit dieser zerbricht. Bartgeier sind dabei hartnäckig und lassen Knochen bis zu 40 Mal hinabfallen, bis sie endlich brechen.
Die Neigung, Knochen fallen zu lassen, ist Bartgeiern angeboren. Technische Fertigkeit erwerben sie jedoch erst im Laufe der Zeit. Sehr erfahrene Vögel lassen den Knochen erst nach dem Ansetzen zum Sturzflug los.
Die ausreichend zerkleinerten Knochentrümmer werden geschluckt und im Magen von der starken Magensäure des Geiers aufgelöst.
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