farbige Geschichten vom Reisen in Reisfeldern
Die Rikshaw von Akhaura in Bangla Desh kommend hatte mich zu Beginn des Weges absetzen müssen - der Pfad war zu schmal für das Gefährt geworden. Aber die Sonne schien, allgegenwärtige Vogelstimmen in der Luft und der Weg gesäumt von Kokospalmen - so marschierte ich auf die kleine und verlassen wirkende Barracke zu, welche die Grenze zwischen Bangla Desh und dem indischen Bundesstaat Tripura markieren sollte.
Erschrocken stob ein kleiner Junge bei meiner Annäherung davon und weckte mit lauten "Foreigner, foreigner!"-Rufen den unter einer Palme fest schlafenden Grenzbeamten.
Schnell war klar, daß dieser mit meiner Gegenwart an die Grenze seiner Flexibilität und Erfahrung gebracht und das nun notwendige Procedere ihm unvertraut schien.
Umständlich kramte er eine zerschlissene Kladde hervor, malte mit bedächtigen Bewegungen Linien auf das Papier - mehr und mehr, bis klar wurde, daß er damit Zeit zu schinden trachtete - Zeit zum Überlegen. Mein Reisepaß wurde dann einer gewissenhaften und äußerst sorgfältigen Inspektion unterzogen, incl. aller Leerseiten. Mittlerweile war, ich schwöre es!, die erste Stunde herum. Die Sonne schien noch immer, die Vögel jubilierten und die Palmen wogten sich.... aber das sagte ich ja bereits. Heute war ein guter Tag!
Dann ging ein Ruck durch den Mann und entschlossen begann er, unzusammenhängende Teile meines Ausweises herauszuschreiben (ihn interessierten dabei weder die Nr., noch der Nachname und nur am Rande die beiden gültigen Visas).
Dann der entscheidende Augenblick - mit bedächtigen Bewegungen begann er, einen geeigneten Platz für den unvermeidlichen und finalen Stempel zu suchen. Erst als er diesen mitten auf das Paßbild zu platzieren sich anschickte gewann meine eigene berufliche Sozialisation Überhand und unauffällig gelang es mir, seine Hand zum Vollzug auf einen neutraleren Platz zu dirigieren - dann, einen sichtlich mit sich zufriedenen Grenzer zurücklassend, trat ich wieder hinaus auf den Weg und in die Sonne, nicht ahnend, welche Geschichte mich nur wenige Schritte entfernt bald darauf erwarten sollte.......
mehr dazu dann hier, monochrom....
Claudio Micheli 11/12/2007 17:34
Bella foto, veramente!Heidi Zawko 14/07/2007 9:55
Ähhhmmm, ich weiß nicht wa sich besser finden soll, die Geschichte oder das Foto ;-)) Im Moment tendiere ich zur Geschichte, da das Foto für mich zu gestellt wirkt aber trotzdem ein schönes Motiv ergibt. Wann kommt dein Buch ;-) ??VG Heidi
Wiebke Q-F 13/07/2007 22:21
Ähnliche Situationen habe ich auch schon erlebt. "g"Großfamilie im Ernteeinsatz. Tolles Foto.
LG wiebke
Heidi Roloff 12/07/2007 18:07
Diese farbigen Geschichten gefallen mir in s/w fast noch besser. Und abends zu Hause hatten Deine Models dann Geschichten zu erzählen von einem baumlangen Fremden, der sie fotografiert hat. Begegnungen der Kulturen sind eben immer wieder spannend.LG Heidi
Philipp Waschulewski 12/07/2007 14:00
großartige geschichte...!so ähnlich ging es mir an der grenze von nardlaos nach vietnam, wo sie auch keine ahnung hatten, was sie mit mir anfangen sollten. sie schrieben sich dann auch so wichtige details wie den ausstellungsort ab und ließen mich nach einer stunde einreisen.
eine sehr schöne reisedoku!
lg, philipp
Chris Herzog 12/07/2007 12:26
Gefällt mir wie du die Leute aus einer noch etwas ursprünglicheren Welt hier zeigst.Gruss Chris
† Klaus Baum 11/07/2007 22:58
die arbeitende bevölkerung.Olaf Rocksien 11/07/2007 22:15
Die Kamera schlief noch tief im Rucksack - damit war nun beim besten Willen nicht zu rechnen..... ;-)Martin B.... 11/07/2007 22:13
schad das't vom grenzer kein bild hast- das wäre wahrscheinlich zuviel des guten gewesen ;-)