Leben mit dem Braunkohletagebau: "Wir bleiben hier" und wollen andere Wege gehen
Im Gebiet des s Garzweiler II begegnet man an den Ortseingängen neben dem Ortsschild den Schildern "Ja zur Heimat - Stop Rheinraun - Wir bleiben hier". Sie wurden bereits vor Jahren von Bürgerinitiativen aufgestellt, die sich zur Rheinische Bürgeraktion "Stoppt Braunkohlentagebaue" zusammen geschlossen haben. Tatsächlich wurde im Laufe vieler Jahre erreicht, dass das Gebiet des Tagebau Garzweiler II heute etwas kleiner genehmigt wurde als ursprünglich vom Bergbautreibenden geplant. So bleiben jetzt die Ortschaften Kaulhausen, Venrath, Terheeg, Wockerath, Wanlo und Kückerath verschont. D.h. für sie trifft das "WIr bleiben hier" tatsächlich zu.
Dieses Schild hier steht am Ortseingang von Kuckum, an der Straße nach Wanlo. Kuckum ist nur einen Kilometer von Kaulhausen bzw. Wanlo entfernt, aber Kuckum ist betroffen. Ca. 2022 wird die Abbaukante bis zum Ort reichen und ihn dann verschlucken. Es liegt ganz am nordwestlichen Rand des Abbaugebietes, und doch wird es nicht verschont. Auch die Ortschaft Holz konnte der Bergbautreibenden nicht abgetrotzt werden und wird wie Otzenrath und Spenrath derzeit zerstört.
Ein Teil der Diskussion um Garzweiler II entzündet sich an der Frage, ob der Braunkohleabbau in diesem eng besiedelten und bewirtschafteten Lebensraum tatsächlich so notwendig ist, wie der Energiekonzern es immer glauben machen möchte. Mittlerweile gibt es ja Gerüchte, dass der Berbautreibende selbst das Interesse verlieren könnte, weil er auf andere Weise im Zuge der Globalisierung mehr Gewinn machen kann als durch die Braunkohleverstromung. Die Energiekonzerne sind ja schließlich Aktiengesellschaften und dienen niemand anderem als den Erwartungen der Aktionäre. So oder so, bereits jetzt sind von diesem Pokerspiel viele Familien in ihrer Lebensplanung betroffen und die Leidtragenden.
An diesem Ortseingang von Kuckum ist ein Bewohner zuversichtlich und setzt auf sein eigenes kleines Sonnenkraftwerk auf dem Dach. In den umgesiedelten Orten sieht man wie in den meisten Neubaugebieten jedoch nur auf wenigen Dächern irgendwelche Einrichtungen zur Nutzung der Sonnenenergie.
In Erkelenz ist ein großer Anbieter für Windenergieanlagen ansässig und zahlreiche Anlagen stehen im Erkelenzer Raum. Erkelenz positioniert sich damit anders als die sich nun "Bundeshauptstadt der Energie" nennenden Stadt Grevenbroich. Diese ist seit Jahrzehnten abhängig und schwer geprägt durch die beiden Großkraftwerke Neurath und Frimmersdorf, den großen Anteil an den Tagebau Garzweiler verlorenen Flächen, der Abraumhalde Vollrather Höhe und den Energiegroßverbraucher der Aluminiumstraße. Dazu kamen die heute nicht mehr ansässigen Maschinenbaufirmen, die am Bau der gigantischen Schaufelradbagger bzw. Abraumabsetzer mitgewirkt haben. Der Strukturwandel in der Energiebranche ist auch in Grevenbroich sowie Bergheim mit dem Kraftwerk Niederaußem, dem bereits abgebaggerten Kraftwerk Fortuna und den geschlossenen Brikettfabriken und ebenfalls viel Tagebaufläche spürbar. Die Branche gibt längst nicht mehr so vielen Menschen Lohn und Brot (bzw. Deputatkohle) wie in früheren Zeiten. Dieser Wandel wird dann vom Energiekonzern gerne auf diejenigen geschoben, die andere, nachhaltige Wege der Energiewirtschaft einfordern. Verschleiert wird damit, dass schlichte Wirtschaftlichkeitserwägungen in einem internationalen Wirtschaftsgefüge dahinterstehen. Es geht um Gewinne und die lassen sich eben anders noch leichter erzielen.
(Aufnahme vom 19.04.2006)
Rolf Virnich 10/12/2009 20:51
Rheinbraun ist da ziemlich schmerzlos.Entweder Geld oder Enteignung.(Die Macht der Konzerne) Gruß RolfFranz-Josef Wirtz 28/09/2009 22:03
Vergleiche auch:Theophanu 21/04/2006 17:58
und auch die sonnenkollektoren werden ihnen nichts nützen, wenn andere ihre energie so nicht gewinnen können, aber welche brauchen. schlimm für die betroffenen.lg uta