R. M. Rilke: "Menschen bei Nacht"
Menschen bei Nacht
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so musst du bedenken: wem.
Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.
That´s Life 05/11/2011 8:23
Ich Banause muss wohl endlich mal Rilke lesen! Und Deine Fotos bleiben dazu in Erinnerung.lg That´s Lif
Joachim Irelandeddie 31/10/2011 21:47
Die Perspektive und die Bearbeitung sind genial, das Gedicht von Rilke kannte ich noch nicht.lg irelandeddie
Kein Grund 31/10/2011 15:08
Eins meiner Lieblingsgedichte von Rilke - freut mich, daß diese Serie weitergeht!LG Hanni