Rumänien 3: Wir sind uns so fremd...

Rumänien 3: Wir sind uns so fremd...

... und doch braucht es nur ein Lächeln und eine Berührung, um uns ein wenig näher zu bringen.
Wie oft vergessen wir das tagtäglich?

Die spastisch gelähmte Annamaria wartet darauf, daß ihre Zimmergenossin mit dem Essen fertig ist und sie füttert.

Ihr strahlendes Lachen als Antwort auf meine holprige, unsichere Freundlichkeit rührt mich noch heute zu Tränen.

Was mag sie alles mitgemacht haben?

In den Jahren nach 1970 wollte der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu sein Volk vergrößern und erließ ein Gesetz, das die Anzahl der Kinder pro Familie auf mindestens fünf festlegte. Verhütung und Schwangerschaftsabbruch wurden verboten. Selbst Not leidende oder kranke Mütter mussten ihren Nachwuchs gegen ihren Willen zur Welt bringen. Viele versuchten, mit Drähten oder Medikamenten abzutreiben. Kinder mit Geburtsschäden, Behinderungen und chronischen Erkrankungen wurden als „Unwiederbringliche“ bezeichnet und in Heime abgeschoben, die als "Kinder-Gulags" bezeichnet wurden, wo viele bereits nach wenigen Wochen an Hunger, Erfrierungen, Krankheiten und mangelnder Hygiene starben.
Manches Bergdorf wurde abgeriegelt und Behinderte dorthin wie Aussätzige verbannt, nahezu sich selber überlassen, zum Sterben abgeschoben.

Wenige Überlebende befinden sich heute in verschiedenen Heimen, u.a. auch in Alba Iulia.