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»Sabine Kleist, 7 Jahre«

»Sabine Kleist, 7 Jahre«

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

»Sabine Kleist, 7 Jahre«

[Evangelischer Friedhof der St.-Christophorus-Gemeinde Berlin-Friedrichshagen • 29. September 2023]

Helmut Dziuba (2. Februar 1933 Dresden – 19. April 2012 Berlin), Familiengrab E II-01-03

In der DDR wurde Zwischenmenschliches oft nur im Rahmen der sozialistischen Geborgenheit thematisiert.
Der Drehbuchautor und Filmregisseur Helmut Dziuba löste die Schicksale aus dieser Geborgenheit heraus.
Am Beispiel von Kindern und Jugendlichen zeigte er die entstehenden Konflikte und Missverständnisse.

»Sabine Kleist, 7 Jahre« (1982) ist ein nach wie vor erschütternder Film, der auch im Ausland gewürdigt wurde.
Dank der Regie sowie des Spiels der Hauptdarstellerin Petra Lämmel eine Perle des DDR-Kinos.
Dazu trägt auch die irrlichternde Musik von Christian Steyer (als Sprecher aus "Elefant, Tiger & Co." bekannt) bei.
Schnüffeltuchempfehlung: https://vk.com/video317581946_456239947

Ein Mädchen, das seine Eltern durch einen Verkehrsunfall verliert, kann den Verlust psychologisch nicht verarbeiten.
Im Heim sucht es in der Erzieherin Edith eine Ersatzmutter, aber die kann und will diese Rolle nicht ausfüllen.
Nach mehreren aggressiven Episoden läuft das Mädchen verzweifelt aus dem Heim davon.
In der Welt da draußen, Berlin, wird es jedoch immer wieder mit "Deine Mama wartet sicher schon" verletzt.

Mit »Erscheinen Pflicht« (1984) und »Verbotene Liebe« (1990) gelangen Dziuba weitere Erfolge.
Darin stellt er den ideologischen und wenig einfühlsamen Umgang der DDR mit ihren Jugendlichen dar.

Commenti 9

  • Eifelpixel 03/10/2023 7:40

    Wieder sehr gut die Geschichte vom Grab erzählt 
    Joachim
  • anne47 02/10/2023 12:20

    Die Namen sind mir leider nicht bekannt, auch den Film kenne ich nicht.
    Für die DDR stand vor allem die Erziehung zu politisch konformen Menschen im Vordergrund, da blieb die Menschlichkeit ziemlich auf der Strecke. Kinder wurden aus Familien gerissen, die nicht die "richtige" Gesinnung hatten, die Heimerziehung war sicher noch strenger, als es im Westen der Fall war. Hier werden zwar auch immer mehr Entgleisungen bekannt, vor allem aus kirchlichen Einrichtungen. Das hatte sich ab den 70er Jahren positiv verändert, als Heimerziehung mehr nach pädagogischen Erkenntnissen in Kleinfamilienstrukturen verwirklicht wurden.
    LG Anne
    • smokeonthewater 02/10/2023 19:34

      Das stimmt leider im Großen und Ganzen. Die DDR-Erziehungsheime für Problemkinder und -jugendliche hatten knastähnliche Bedingungen. Bei Waisenheimen natürlich nicht, aber es gab geheime Studien, dass "Heimkinder" später oftmals sozial auffällig werden.

      Schade, dass die guten und wichtigen DDR-Filme im Westen nicht bekannt sind. Passt aber zu der Feststellung, dass es keine Wiedervereinigung, sondern nur ein Beitritt war, und sich deshalb der Westen u.a. das verletzte Selbstwertgefühl der Ostdeutschen partout nicht erklären kann. Die alten Filme laufen regelmäßig im mdr und rbb, manche auf arte.
    • anne47 02/10/2023 23:04

      MDR und ARTE schaue ich eigentlich regelmäßig, RBB geht nur übers Internet. Ich schaue allerdings eher Dokus, weniger Filme. An DDR Filmen kenne ich einige Literaturverfilmungen und natürlich Paul und Paula, Spur der Steine...aber dann hört's schon auf
  • Dorothee 9 01/10/2023 17:39

    zur Zeit liest man immer wieder von Kinderverschickungsschicksalen in den 50ern und grausamen Erzieherinnen
    • smokeonthewater 01/10/2023 19:02

      Den Kindern wurde damals in den Heimen viel Unrecht angetan, pädagogisch regelrechte Entgleisungen und Verbrechen. Im Westen wie im Osten.

      Der Film zeigt zum Glück kein Unrecht, sondern "nur" ein kaum beeinflussbares Kinderschicksal, aber wie die Tristesse einer Waise auf den lebensfrohen Alltag von Familienkindern trifft, kann überall auf der Welt passieren. Das zu zeigen war in der DDR ein Stückweit Kritik (weil alle Kinder gefälligst glücklich aufwuchsen) und daher mutig, aber der Regisseur konnte sich diese Freiheit erlauben, weil er vorher politisch nie negativ aufgefallen war. Er wurde für mehrere Filme ausgezeichnet, auch für diesen und nachfolgende kritische. Das sagt viel über seine Ausnahmestellung in der restriktiven Kulturszene.
  • Dorothee 9 01/10/2023 17:39

    du kennst Filme, von denen ich noch nicht einmal gehört habe
    • smokeonthewater 01/10/2023 18:51

      Ich komme eben aus dem Osten. Wir waren schon damals durchs Westfernsehen wesentlich offener für die westdeutschen Nachbarn. Nach über 30 Jahren wird es nun Zeit, dass auch ihr eure ostdeutschen Nachbarn mal kennenlernt.

      Ich weiß nicht, ob der Film seinerzeit in ausgewählten Kinos im Westen lief, aber auf westlichen Festivals durchaus.
    • smokeonthewater 01/10/2023 20:37

      Habe noch mal nachgeschaut: Der Film hat den Kinderfilmpreis bei der Berlinale 1983, also in West-Berlin, gewonnen und wurde danach auch im Westen gezeigt. Nur würde ich den Streifen nicht unbedingt als Kinderfilm einordnen. Die "Blechtrommel" ist ja auch keiner.