. . . sich einen Korb holen . . .
Moin. In diesen Körben legten wir unsere Arbeitskleidung ab. Der Begriff
für diese Kleidung war "Pöngel". Pöngel hat umgangssprachlich aber
auch andere Bedeutungen.
"Püngel, "Pongel" 'Bündel, Habseligkeiten': "Pack dein Püngel un hau endlich ab. Ich mach daraus en Pöngel un trach die dreckige Wäsche innen Keller. Jeder hat sein Pöngel zu tragen. Wat is dat denn für en Pongel? (schlechtes Kleidungsstück) Der ganze Püngel jeht mich nix an. (Angelegenheit, Kram) Dat is ene fiese Pöngel (unsympathischer Mensch). Hier hasse en Pöngel Briefe (Stapel) Gib mir den Kraam em Pöngel, bitte, un nich en Häppchen (zusammen, gemeinsam). Wie dat tot war, ham-mer Pöngele von Schuhe bei ihm gefunden (große Mengen). Der hatte nen Pöngel Briefmarken jehortet (große Anzahl). Aus dem Bus kam en Pöngel Menschen rauß (Gruppe)."
Auch mundartnäher als "Jepüngels": "Da kom die puckelije Verwandschaff mit all edem Jepüngles aan (Kram, Gepäck)."
"Pöngelspack" abwertend für eine Gruppe Menschen
"pöngeln/püngeln" 'etwas mit sich herumtragen': "Püngel doch die Kleine ma, dann weint se nich mehr so viel. Dat krieg ich nich jepöngelt. (etwas schaffen)"
Im Ruhrgebiet (vor der Pampers-Ära) wurde das Baby "gepüngelt" (in Windeln legen). Auch als Substantiv 'Windeln'' gebräuchlich: "So, en trockenen Püngel haddet nu an, jetz noch schnell dat Breiken füttern!"
"Komm, lass Dich ma pöngeln!" (jemanden herzen, herzlich drücken).
"die Katze pöngeln" (ein Haustier bespaßen)
"verpüngeln/verpöngeln": "Ich habb-et Dich schon verpöngelt (gebündelt, zuammengelegt)."
"entpöngeln": "Kannse mir dat entpöngeln? (trennen, vereinzeln, in (gleiche) Komponenten zerlegen)."
"zusammenpöngeln" bei einem Umzug: "Och nää, dä hat sein Zeuch totaal übber kreuz un queer zosammenjepöngelt. (wildes Durcheinander)."
Roland Göhre 30/05/2024 23:35
Hallo Neydhart,das mit dem Pöngeln ist komplett an mir vorbeigerauscht. Nie gehört. Und das nach 67 Jahren Ruhrgebiet. Beschämend!
Positiv gesehen: Wieder was dazugelernt.
VG Roland
gabi44 10/05/2024 18:41
Ich sehe jetzt erst Dein filigranes Foto, was so gar nicht an schwere Zeiten erinnern mag.Es wirkt leicht und verspielt - und doch ahnt man bei dem massiven Konstrukt für Arbeits-
kleidung, daß es hier um mehr geht. Die Lautmalerei des Kohlenpotts hast Du klasse
überbracht - auch Dialekte geben Menschen ein Zusammengehörigkeitsgefühl - gefällt mir
sehr.
lg gabi 44
HJ.B. 02/05/2024 6:30
Das war die Garderobe für ganze Kerle.Herzliche Grüße
Hans Jürgen.
-ansichtssache- 29/04/2024 23:16
Danke für diese herrliche Lektion. Im Norden würde man in etwa sagen: dat mit den Pöngeln hest uns fein verklorfidelt!Dorför givt dat en Söten!
Rundhauber66 28/04/2024 19:00
Lieber Neydhart, das Bild wirkt so federleicht trotz der Ketten und der harten Arbeit, die damit verbunden war. Auch die Farbnuancenunterstreichen die bedeutsame Historie, die Du wieder einmal sehr anschaulich uns hier näher bringst. Dankeschön dafür.
KettenHemdGruss von der erstaunten Ina
peju 27/04/2024 14:30
Das Leben zwischen Ketten...Gruß
Peter
Maringe 27/04/2024 7:47
Pöngel.... mein Leben,festlich mit Schwerkraft als Sicherheit.
Ein sehr schönes Bild, vielen Dank für den Text.
Liebe Grüße, Karin
Conny11 26/04/2024 23:21
Starke Präsentation... und das haben die jeden Tag gemacht ;-)LG, hab ein schönes WE, Conny
Willi Thiel 26/04/2024 21:13
foto ist top aber der text dazu ist noch besserMarina Luise 26/04/2024 18:43
Ich mag das Feine, Filigrane, das man in diesem Zusammenhang gar nicht vermutet!Und ich finde den sprachlichen Exkurs interessant! ;)
juergi-p 26/04/2024 14:40
Dat Pölleken-Körbken hat sich da aber wohl vehakt, woll? Tolles Foto!vg von juergi
reibol 26/04/2024 10:09
Interessant, hatte ich so noch nicht gehört, obwohl ich aus dem tiefsten Ruhrgebiet stamme. Liegt wohl daran, dass ich nie Untertage war, sondern in einem Stahlwerk gearbeitet habe. Von daher kenne ich Klüngel, was wohl den gleichen Wortstamm hat.Prima Doku in Wort und Bild.
Glück auf
Reinhold
Marion Jäger 26/04/2024 10:07
Das Bild ist klasse. Und deine Erklärungen auch.