Sielzug Westerhever
Wenn die Deiche verhindern, dass das Meerwasser in das Land eindringt, dann verhindert sie aber auch gleichzeitig, dass das Oberflächenwasser wieder verschwindet. Wie eine Badewanne läuft dann die Halbinsel voll Wasser, wenn nicht der Mensch für eine Lösung sorgen würde: die Wasserlösung.
Eiderstedt ist von Gräben durchzogen, die als Grenze dienen. Aber auch für die Entwässerung der Landschaft sorgen. Die Fennen sind gegrüppelt, damit sie schneller trocknen, das Wasser sammelt sich in den Gräben, um von dort in die Sielzüge, und schließlich durch die Siele oder auch Schleusen ins Meer zurückgeführt zu werden. Teilweise sind die großen breiten Sielzüge auch Bootfahrten, d.h. Kanäle, gewesen, auf denen Waren transportiert wurden, so die Norderbootfahrt (Tönning-Tetenbüll) und die Süderbootfahrt (Katingsiel-Garding). Die Gräben strukturieren die Landschaft und an der Form kann man das Alter ablesen: gerade und lange Gräben sind Leistungen einer Kolonisation ab 12. Jh. und die krummen, kurzen Gräben sind natürliche Wasserläufe, die schon vor der ersten Eindeichung vorhanden waren, also vor 1100.
Was wie Natur aussieht, ist meistens Menschenwerk, denn die Gräben sind gegraben worden, um die Entwässerung zu erleichtern. Die ersten genossenschaftlichen Vereinigungen in dieser Landschaften waren aus der Not zur Entwässerung entstanden. Der trockene Siedlungsplatz war entscheidend für die Besiedlung dieser Region.
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