nein Wolf - ob es dich berührt oder nicht, eher nicht, sondern was du vermutest - was dich daran "imprägniert" was bleibt von diesem Bild mit dem wir uns intensiv mühen, es zu verstehen.
Traumbilder - aber auch Teile aus dem Spiegelartikel (Ryan-House) den ich las, sehe ich hier.
Was ich hier nicht sehe ist: Aufregung, Lebendigkeit, oder gar Streit der Geschlechter.
Alles ist in tiefster Ruhe und geradezu friedlich - wobei die erdige Tonung natürlich das unterstreicht
*
der fotografische Weg zu diesem Bild -
"Zitat:Die Bilder sind Originalsets, keine Composites. In der Postbearbeitung wurden lediglich Farb- und Kontrastwerte verändert."
ich sehe eher eine hohe Beteiligung von EBV- aber es ist mir grad egal, weil das Foto_Bild so wunderlich genug ist, dass die Schritte nicht erkennbar sind - es bleibt ein Bild
Frau Ke: "Der Gedanke an (...) ist ja nicht weg, Wolf. Es sind nur weitere hinzugetreten. Es denkt halt ständig vor sich hin und fabriziert und fabuliert. ;) ... "
:-) - nun, das haben künstlerische Bilder so an sich...
Mir kam auch sofort die Assoziation zu einem Kompsthaufen, - ist ja vielleicht keine schlechte Metapher für Leben, die hier träumerisch konkret umgesetzt ist.
Verträumte Grüße g.
Es wäre auch ohne eine Erläuterung zu Beginn dazu gekommen, dass die Betrachter versuchen, dem gegebenen Bild einen Sinn einzuhauchen, Janne. Der Mensch ist ein Erklärungstier.
Der Gedanke an die alte abgewetzte Kirchenbank ist ja nicht weg, Wolf. Es sind nur weitere hinzugetreten. Es denkt halt ständig vor sich hin und fabriziert und fabuliert. ;) ... Die hinterlegte Idee, da könntest Du Recht haben, ist vielleicht wirklich etwas hoch gelegt. Es würde den Bildern wahrscheinlich keinen Abbruch tun, sie von vorgefasster Bedeutung etwas zu befreien und statt dessen Vertrauen ihn ihre, keine mittelbare Erläuterung bedürfende Wirkung zu setzen. Andererseits interessiert es mich zu erfahren, welche Ideen dahinterstehen, wenn Leute so eine Serie machen. Darum freue ich mich über solche Erläuertungen.
Ich sehe vor allem die Farbe Braun, einige Tierköpfe (Krokodil, Reh, Dachs, Frosch, ...), eine Hand und einige Würmer/Schlangen. Das erinnert mich zunächst an die Beschreibungen der Unterwelt durch Eben Alexander, ein eher dunkler, feuchter Ort. Der Blick wandert letztendlich nach rechts unten, weil dort freundliche Augen und eine schützende Hand warten.
Mann, mann, die Diskussion nimmt ja wahrlich höchst akademische Züge an. Wirds den Bildautor freuen ? Mal sehen.
Ich will mich noch bei Ryan House
bedanken. Du beantwortest (3.11.2013 um 09:44) in schönster epischer Breite das, was ich oben versuchte zu fragen. Ich konnte ich nicht verstehen, was die Agora-Diskutanten hier diskutieren könnten. Das Foto von einem Kunstwerk oder das Kunstwerk selber. Nun ja, dass ich nicht so gerne nachdenke, das will ich mir nicht anhängen lassen. Eher, dass ich vernagelt war, weil ich keine Fotografin bin und mehr dem Composen anhänge. Beim ersten Betrachten dieser "Collage" war ich sicher; sowas kann man nur mit einer EBV fertigbringen.
Seis drum, eins stimmt wirklich: wer die Farb- und Kontrastwerte manipuliert (in diesem Sinn auch verfälscht), der möchte vom Betrachter Aussagen über diese Qualität bekommen.
Jetzt hab ichs verstanden und kann neu "einordnen".
Das somit erzeugte Bild gefällt mir nicht wegen der toten Farben.
Der erwähnte Hintergrund dieses Projekts aber erfordert scheinbar etwas Totes ....
Warum das so sein muss, erschließt sich mir nicht. Mir gehts da wie in einer Ausstellung. Wenn ich durch einen Erklärer erfahre, was sich der Maler dabei gedacht hat, dann konzipiere ich die Werke auf ganz andere Weise, kann mich mehr einlassen.
Die Anfangs-Erläuterungen hier in der Agora sind oft nicht wichtig, hier aber hätte ich mehr gebraucht ............ Erinnerungsfragmente .... Fantasmorgien .... Meta-Ebenen ...... ist mir alles zu kryptisch.
Und siehe da, was passiert ? Die Anmerker hier versuchen alle, dem gegebenen Bild einen Sinn einzuhauchen. Ist die Ikonografie, die Symbolik wirklich so einfach ? ......................... Schulterzucken, ich weiss es nicht.
Und ich kann immer noch nicht glauben, dass es sich um ausgestopfte Tiere handelt ............
Das Bild ist, je länger ich es betrachte, meinem Wohlbefinden abträglich. Irgendwie scheint sich dieses Gewusel in meinen Hirnwindungen einnisten zu wollen, kurz, es nervt. Dies wiederum bedeutet, dass ich mich nicht entschließen kann, weiterhin den entsprechend verschlungenen Pfaden der Interpretationen und Assoziationen mit der nötigen Konzentration zu folgen. Obwohl ich den Vergleich von W.Schroedax ("hoch getürmter Komposthaufen auf einem Friedhof") für sehr treffend halte. Möglicherweise gehöre ich aber, zumindest bei diesem Bild, zu der Personengruppe, von der Ryan House meint anmerken zu müssen "... Nachdenken - ich weiß, das tut man hier nicht so gerne, wenn man sich Fotos anschaut". Solche Pauschal-Sticheleien sind nicht gerade geeignet, mein ohnehin lädiertes Interesse an weiterer Teilnahme wachzuhalten.
- Betr.:Assoziation ::: - Schade, dass sich bei Dir, Frau Ke, der Gedanke an ein Relief aus schwerem dunklem Eichenholz nicht halten konnte. Ich meine nämlich, dass die durch die Farbgebung erzeugte stoffliche Nivellierung der Dinge der wichtigste primäre Bildeindruck ist, und finde, dass `Waldboden´ als Bezeichnung nicht hinreicht. Dann schon lieber hoch getürmter ´Komposthaufen´ auf einem Friedhof (siehe oben irgendwo) oder noch einfacher:
> Eine mit einer Sprühdose bronzierte Benjes-Hecke, welche der Schöpfer mit tierischen Accessoires bevölkert hat. < (Damit bin ich nicht mehr ganz im assoziativen sondern in den beschreibenden Bereich zurück gefallen).
Dem Betrachter ist es überlassen, wie er die toten Tiere in Beziehung setzt und welche Bedeutung er daraus zieht.
- Ich halte das aber für weniger wichtig, sondern glaube, dass wir es in diesem Bild mit dem Versuch zu tun haben, ein Traumbild zu (re)konstruieren. Diese haben mitunter die Eigenart, dass man ihren Nonsense beim besten Willen nicht in seiner eigenen bewußten Welt unterbringt. Was aber von einem Traumbild zurück bleiben kann, ist eine sehr nachhaltige Stimmung. Diese können wir aber unmöglich dem Schöpfer in gleicher Weise nachfühlen.
- Das hat einen einfachen Grund :::: Der Schöpfer hat die Latte zu hoch und wie ich meine noch höher gehängt. Er spricht nämlich von den ´letzten Bildern´, welche sein Protagonist hat, bevor er ´Raum und Zeit´ verlässt. Dieser Sachverhalt des präfinalen Erlebnises ist aber kasuistisch ganz gut erforscht ::: Da ist von viel Licht und von großartiger Musik die Rede, von zeitgeraffen Bildern (und Stimmungen ???) , welche das ganze Leben in Minuten vorbeiziehen lassen. - Es gibt unter uns (hoffentlich) noch niemanden, der ein solches Erlebnis hatte.
- Ich behaupte also auch hier wieder (wie beim vorigen Bild) , dass das Konzept des Schöpfers nicht aufgeht, d.h. viel zu romantisch naiv oder retro ist. Oder anders gesagt ::: Er kann selbst die Höhe nicht überspringen, die er aufgelegt hat.
@ Matthias von Schramm, 3.11., 17:32
„... lebensbejahend im sinne lebendiger tierblicke...“
Die menschliche Hand weist hier auf die menschliche Auffassung vom Tod hin, denn Tiere können mangels Sprache nur ,leblos = tot‘ erkennen; durch ihren eigenen Zustand der Lebendigkeit unterscheiden sie sich, und dann ignorieren sie die Überreste meistens. Die sterblichen Überreste von Mensch, Tier und Pflanze bilden einen Teil der Lebensgrundlage, den Nährboden für neues Leben.
Das Bild ,Magic Garden - Mimicry‘ symbolisiert durch das bergende Nestchen, dass das Gestorben sein für die Lebenden, eigentlich sogar nur für den in Begriffen ordnenden und denkenden Menschen, ein ,unangenehmer‘ Zustand ist - das Tote empfindet ihn doch gar nicht mehr! Der Autor zeigt mit dem Tod einen Zustand, in dem sich keine lebenden Wesen befinden - frei nach der Überlegung: Ich sehe, fühle, denke - also lebe ich!
Das ist befreiend, wie ich finde, denn dass wir nicht sterben, nicht tot sein wollen - das sollte nicht ständig so im Vordergrund stehen, weil das ein natürliches Bedürfnis ist, das ohnehin da ist.
Da es noch nicht erwähnt wurde - auch, wenn die Feinheit der Nadelgrannen, von Haaren und Zweigen diesem Eindruck eigentlich widerspricht: Meine erste Assoziation beim Anblick des Bildes war Holz, ich dachte an Schnitzereien z.B. an einer Kirchenbank.
Naürlich spielt die Farbe für diesen Eindruck eine Rolle. Die Farbe führte mich dann auch weiter zum Erkennen und Entdecken der Details, so dass schließlich der Eindruck Oberhand gewann, ich schaue auf einen Waldboden - Moos, Nadeln und Zweige decken sich mit meinen Erinnerungen heimischen Waldes, in weiten Teilen auch die Tiere, freilich nicht alle.
Es wirkt auf mich wie ein komprimiertes Stück Wald, in dem all die vergangenen Kreaturen nun wie durch einen Zauber plötzlich wieder sichtbar sind. Das Krokodil, oder was das ist, passt deshalb für mich nicht zum Bild.
Dass es teilweise durch die Bearbeitung eher wie eine feine Grafik wirkt als wie eine Fotografie, empfinde ich als passend.
Die Hand, die seitlich zur Rehnase hineingreift, steht vermutlich für den alten Mann, dessen Imaginationen ein Vorbote sind, selbst Teil dieses "Gemäldes" zu sein. Deshalb kann ich sie gedanklich einbinden. Sie wirkt auf mich allerdings ein wenig wie ein Fremdkörper, weil sie neben die Anschauung von "einfach" Gegebenem ein Symbol stellt.
Aber auch die anderen Gegenstände sind natürlich kulturell nicht frei von Symbolgehalt, allen voran die Schlange als Zeichen für Leben (Arzt) und Verführerin zum Tod (Eden), und als Teil der vorgestellten Geschichte, vielleicht gar als letztes Bild, passt die Hand wieder.
...
Ich hann nicht sagen, dass es mein Lieblingsbild wäre, dafür ist es mir zu "gemacht". Aber ich habe Respekt vor dieser Arbeit. Sie fasziniert mich, nicht nur wegen der morbiden Thematik, die per se auf mich ein gewisses Faszinosum ausübt, auch wegen des detailverliebten, stimmigen, handwerklich überzeugend umgesetzten Arrangements und der Zurückhaltung, die das Gezeigte erst dem zweiten Blick erschließt. Mich beeindruckt diese Reihe
Bei dem Wort 'Magic' übrigens geht es mir ähnlich wie Ryan House, ich empfinde es als "vernutzt" durch zu viele kindgerecht niedliche Merchandising-Produkte für Filme, Bücher und dergleichen - das kann ich bedauern, ist aber so. ... Darüber hinaus hat er eine Reihe Begriffe genannt, die ich mit diesem Bild auch gut in Einklang bringen kann.
(edit: Absätze gesetzt)
PS: Dieses Photo zeigt, wie in der Einleitung ja auch zum Ausdruck gebracht, gerade nicht Realität, sondern Imagination. Da diese aber nun einmal die Realität - was immer das im jeweiligen Fall sein könnte - zur Grundlage nimmt, ist es für mich völlig einleuchtend, wenn das Foto "reale" Dinge zeigt. Das Arrangement und zu einem (kleineren ?) Teil die fotografische Bearbeitung bringt erst den irrealen Aspekt, was ich in diesem Fall die künstlerische Leistung nennen würde.
Es ging auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um "Realitätsfotografie", was auch immer das Wort nun bedeuten soll. Außerdem steht hier nirgends, dass nur "Realitätsfotografie" erlaubt ist.
das motiv sagt mir nix, ist viel zu überladen, zu monochrom, zu abstrakt. sicher eine gute grafische arbeit, die in einem festen zusammenhang seine berechtigung findet, mehr nicht, das alles hier hat mit fotografie im engsten sinn keine berechtigung. für mich eine sinnlose darstellung die ich fotografisch als entartet einordnen möchte, da es keine fotografie ist...
Hier fehlt ein eindeutiger Hinweis, dessen Fehlen offenbar auch schon zu diversen Missverständnissen geführt hat: Handelt es sich bei den hier gezeigten Fotos um die Exponate oder handelt es sich lediglich um Fotos der Exponate?
Mit ein wenig Nachdenken - ich weiß, das tut man hier nicht so gerne, wenn man sich Fotos anschaut - ist die Frage allerdings recht eindeutig zu klären. Oben in der ersten Anmerkung steht Folgendes: "In der Postbearbeitung wurden lediglich Farb- und Kontrastwerte verändert". Und "verändert" heißt nicht "korrigiert" (im Sinne von "an den realen Seheindruck angepasst").
Warum sollte das jemand tun, wenn er seine Exponate fotografiert? Er würde damit die Wirkung verfälschen, weil die Fotos nicht den eigentlichen (sichtbaren) Zustand wiedergeben. Ganz abgesehen davon, dass der eigentliche Zustand dreidimensional wäre und auf einem Foto nur zweidimensional wiedergegeben werden kann.
Option A: Wir haben es hier mit einem intellektuell benachteiligten Künstler zu tun, der manipulierte Fotos seiner Exponate zur Diskussion stellt.
Option B: Die Fotos sind die Exponate.
Ich entscheide mich aus guten Gründen für Option B. Zumal diese Community das Wort "Foto" im Namen trägt und nicht "Kunstinstallation".
Vorwort Ende. Bildbetrachtung Anfang.
Auch mir fiel ziemlich spontan Hieronymus Bosch ein. Allerdings fiel mir noch spontaner ein Interview mit Lars von Trier ein (Spiegel Online, 31.8.2009).
Zitat: "Ich habe früher mal schamanische Reisen unternommen, bei denen man tief in seine Seelenwelt eintauchen soll. Schon damals sind mir diese ganzen Tiere begegnet. Wie drückt es der sprechende Fuchs in 'Antichrist' so treffend aus? 'Chaos regiert.' Ich denke, das sind die wahrhaftigsten Worte, die ein Fuchs so von sich geben kann."
Das trifft - auch wenn hier kein Fuchs zu sehen ist - ziemlich genau meinen Eindruck. Wobei mich allerdings das Wort "Magic" stört, das klingt so federleicht und verniedlichend. Trifft bei den anderen beiden Bildern - die ich übrigens eher langweilig finde - eher zu, aber nicht bei diesem hier.
Assoziativ: Opulent, ein wenig morbid, massiv und schwer. Ohne den Symbolgehalt jetzt haarklein analysieren zu wollen. Frei nach Lars von Trier (gleiches Interview wie oben): Wenn man so ein Bild macht, dann kommen die Symbole von ganz alleine.
Clara Hase 03/11/2013 22:21
PS - das Wörtchen: geordnet- das Tulpenbeet, die Federnwer stirbt, ordnet auch, so er kann. Sein Hab und Gut.
dieser Satz von "verlässt Zeit und Raum" erinnert mich arg an Tod im Zusammenhang dieser Bilder
Clara Hase 03/11/2013 22:06
nein Wolf - ob es dich berührt oder nicht, eher nicht, sondern was du vermutest - was dich daran "imprägniert" was bleibt von diesem Bild mit dem wir uns intensiv mühen, es zu verstehen.Traumbilder - aber auch Teile aus dem Spiegelartikel (Ryan-House) den ich las, sehe ich hier.
Was ich hier nicht sehe ist: Aufregung, Lebendigkeit, oder gar Streit der Geschlechter.
Alles ist in tiefster Ruhe und geradezu friedlich - wobei die erdige Tonung natürlich das unterstreicht
*
der fotografische Weg zu diesem Bild -
"Zitat:Die Bilder sind Originalsets, keine Composites. In der Postbearbeitung wurden lediglich Farb- und Kontrastwerte verändert."
ich sehe eher eine hohe Beteiligung von EBV- aber es ist mir grad egal, weil das Foto_Bild so wunderlich genug ist, dass die Schritte nicht erkennbar sind - es bleibt ein Bild
Frau Ke 03/11/2013 20:58
Pixelfärber hatte zuerst den Komposthaufen und im weiteren den Gedanken des Aufrechtstehens erwähnt. (Wozu gibt es eine Suchefunktion? ;-)Wolf Schroedax 03/11/2013 20:51
Wie schön ! Der Ordnung halber sei gesagt::: ´Komposthaufen´ ist nicht von mir, sondern von jemanden, den ich nicht wieder finde.Aber, was ich noch zeigen wollte :
Das bild berührt mich viel mehr.
((Wolltest Du das nicht wissen, Clara ?))
garudawalk 03/11/2013 20:41
Frau Ke: "Der Gedanke an (...) ist ja nicht weg, Wolf. Es sind nur weitere hinzugetreten. Es denkt halt ständig vor sich hin und fabriziert und fabuliert. ;) ... ":-) - nun, das haben künstlerische Bilder so an sich...
Mir kam auch sofort die Assoziation zu einem Kompsthaufen, - ist ja vielleicht keine schlechte Metapher für Leben, die hier träumerisch konkret umgesetzt ist.
Verträumte Grüße g.
Frau Ke 03/11/2013 19:39
Es wäre auch ohne eine Erläuterung zu Beginn dazu gekommen, dass die Betrachter versuchen, dem gegebenen Bild einen Sinn einzuhauchen, Janne. Der Mensch ist ein Erklärungstier.Der Gedanke an die alte abgewetzte Kirchenbank ist ja nicht weg, Wolf. Es sind nur weitere hinzugetreten. Es denkt halt ständig vor sich hin und fabriziert und fabuliert. ;) ... Die hinterlegte Idee, da könntest Du Recht haben, ist vielleicht wirklich etwas hoch gelegt. Es würde den Bildern wahrscheinlich keinen Abbruch tun, sie von vorgefasster Bedeutung etwas zu befreien und statt dessen Vertrauen ihn ihre, keine mittelbare Erläuterung bedürfende Wirkung zu setzen. Andererseits interessiert es mich zu erfahren, welche Ideen dahinterstehen, wenn Leute so eine Serie machen. Darum freue ich mich über solche Erläuertungen.
vitagraf 03/11/2013 19:18
Ich sehe vor allem die Farbe Braun, einige Tierköpfe (Krokodil, Reh, Dachs, Frosch, ...), eine Hand und einige Würmer/Schlangen. Das erinnert mich zunächst an die Beschreibungen der Unterwelt durch Eben Alexander, ein eher dunkler, feuchter Ort. Der Blick wandert letztendlich nach rechts unten, weil dort freundliche Augen und eine schützende Hand warten.Janne Jahny 03/11/2013 18:15
Mann, mann, die Diskussion nimmt ja wahrlich höchst akademische Züge an. Wirds den Bildautor freuen ? Mal sehen.Ich will mich noch bei Ryan House bedanken. Du beantwortest (3.11.2013 um 09:44) in schönster epischer Breite das, was ich oben versuchte zu fragen. Ich konnte ich nicht verstehen, was die Agora-Diskutanten hier diskutieren könnten. Das Foto von einem Kunstwerk oder das Kunstwerk selber. Nun ja, dass ich nicht so gerne nachdenke, das will ich mir nicht anhängen lassen. Eher, dass ich vernagelt war, weil ich keine Fotografin bin und mehr dem Composen anhänge. Beim ersten Betrachten dieser "Collage" war ich sicher; sowas kann man nur mit einer EBV fertigbringen.
Seis drum, eins stimmt wirklich: wer die Farb- und Kontrastwerte manipuliert (in diesem Sinn auch verfälscht), der möchte vom Betrachter Aussagen über diese Qualität bekommen.
Jetzt hab ichs verstanden und kann neu "einordnen".
Das somit erzeugte Bild gefällt mir nicht wegen der toten Farben.
Der erwähnte Hintergrund dieses Projekts aber erfordert scheinbar etwas Totes ....
Warum das so sein muss, erschließt sich mir nicht. Mir gehts da wie in einer Ausstellung. Wenn ich durch einen Erklärer erfahre, was sich der Maler dabei gedacht hat, dann konzipiere ich die Werke auf ganz andere Weise, kann mich mehr einlassen.
Die Anfangs-Erläuterungen hier in der Agora sind oft nicht wichtig, hier aber hätte ich mehr gebraucht ............ Erinnerungsfragmente .... Fantasmorgien .... Meta-Ebenen ...... ist mir alles zu kryptisch.
Und siehe da, was passiert ? Die Anmerker hier versuchen alle, dem gegebenen Bild einen Sinn einzuhauchen. Ist die Ikonografie, die Symbolik wirklich so einfach ? ......................... Schulterzucken, ich weiss es nicht.
Und ich kann immer noch nicht glauben, dass es sich um ausgestopfte Tiere handelt ............
LG
Rudolf71 03/11/2013 17:28
Das Bild ist, je länger ich es betrachte, meinem Wohlbefinden abträglich. Irgendwie scheint sich dieses Gewusel in meinen Hirnwindungen einnisten zu wollen, kurz, es nervt. Dies wiederum bedeutet, dass ich mich nicht entschließen kann, weiterhin den entsprechend verschlungenen Pfaden der Interpretationen und Assoziationen mit der nötigen Konzentration zu folgen. Obwohl ich den Vergleich von W.Schroedax ("hoch getürmter Komposthaufen auf einem Friedhof") für sehr treffend halte. Möglicherweise gehöre ich aber, zumindest bei diesem Bild, zu der Personengruppe, von der Ryan House meint anmerken zu müssen "... Nachdenken - ich weiß, das tut man hier nicht so gerne, wenn man sich Fotos anschaut". Solche Pauschal-Sticheleien sind nicht gerade geeignet, mein ohnehin lädiertes Interesse an weiterer Teilnahme wachzuhalten.Wolf Schroedax 03/11/2013 17:17
- Betr.:Assoziation ::: - Schade, dass sich bei Dir, Frau Ke, der Gedanke an ein Relief aus schwerem dunklem Eichenholz nicht halten konnte. Ich meine nämlich, dass die durch die Farbgebung erzeugte stoffliche Nivellierung der Dinge der wichtigste primäre Bildeindruck ist, und finde, dass `Waldboden´ als Bezeichnung nicht hinreicht. Dann schon lieber hoch getürmter ´Komposthaufen´ auf einem Friedhof (siehe oben irgendwo) oder noch einfacher:> Eine mit einer Sprühdose bronzierte Benjes-Hecke, welche der Schöpfer mit tierischen Accessoires bevölkert hat. < (Damit bin ich nicht mehr ganz im assoziativen sondern in den beschreibenden Bereich zurück gefallen).
Dem Betrachter ist es überlassen, wie er die toten Tiere in Beziehung setzt und welche Bedeutung er daraus zieht.
- Ich halte das aber für weniger wichtig, sondern glaube, dass wir es in diesem Bild mit dem Versuch zu tun haben, ein Traumbild zu (re)konstruieren. Diese haben mitunter die Eigenart, dass man ihren Nonsense beim besten Willen nicht in seiner eigenen bewußten Welt unterbringt. Was aber von einem Traumbild zurück bleiben kann, ist eine sehr nachhaltige Stimmung. Diese können wir aber unmöglich dem Schöpfer in gleicher Weise nachfühlen.
- Das hat einen einfachen Grund :::: Der Schöpfer hat die Latte zu hoch und wie ich meine noch höher gehängt. Er spricht nämlich von den ´letzten Bildern´, welche sein Protagonist hat, bevor er ´Raum und Zeit´ verlässt. Dieser Sachverhalt des präfinalen Erlebnises ist aber kasuistisch ganz gut erforscht ::: Da ist von viel Licht und von großartiger Musik die Rede, von zeitgeraffen Bildern (und Stimmungen ???) , welche das ganze Leben in Minuten vorbeiziehen lassen. - Es gibt unter uns (hoffentlich) noch niemanden, der ein solches Erlebnis hatte.
- Ich behaupte also auch hier wieder (wie beim vorigen Bild) , dass das Konzept des Schöpfers nicht aufgeht, d.h. viel zu romantisch naiv oder retro ist. Oder anders gesagt ::: Er kann selbst die Höhe nicht überspringen, die er aufgelegt hat.
-
elstp 03/11/2013 16:17
@ Matthias von Schramm, 3.11., 17:32„... lebensbejahend im sinne lebendiger tierblicke...“
Die menschliche Hand weist hier auf die menschliche Auffassung vom Tod hin, denn Tiere können mangels Sprache nur ,leblos = tot‘ erkennen; durch ihren eigenen Zustand der Lebendigkeit unterscheiden sie sich, und dann ignorieren sie die Überreste meistens. Die sterblichen Überreste von Mensch, Tier und Pflanze bilden einen Teil der Lebensgrundlage, den Nährboden für neues Leben.
Das Bild ,Magic Garden - Mimicry‘ symbolisiert durch das bergende Nestchen, dass das Gestorben sein für die Lebenden, eigentlich sogar nur für den in Begriffen ordnenden und denkenden Menschen, ein ,unangenehmer‘ Zustand ist - das Tote empfindet ihn doch gar nicht mehr! Der Autor zeigt mit dem Tod einen Zustand, in dem sich keine lebenden Wesen befinden - frei nach der Überlegung: Ich sehe, fühle, denke - also lebe ich!
Das ist befreiend, wie ich finde, denn dass wir nicht sterben, nicht tot sein wollen - das sollte nicht ständig so im Vordergrund stehen, weil das ein natürliches Bedürfnis ist, das ohnehin da ist.
Frau Ke 03/11/2013 11:03
Da es noch nicht erwähnt wurde - auch, wenn die Feinheit der Nadelgrannen, von Haaren und Zweigen diesem Eindruck eigentlich widerspricht: Meine erste Assoziation beim Anblick des Bildes war Holz, ich dachte an Schnitzereien z.B. an einer Kirchenbank.Naürlich spielt die Farbe für diesen Eindruck eine Rolle. Die Farbe führte mich dann auch weiter zum Erkennen und Entdecken der Details, so dass schließlich der Eindruck Oberhand gewann, ich schaue auf einen Waldboden - Moos, Nadeln und Zweige decken sich mit meinen Erinnerungen heimischen Waldes, in weiten Teilen auch die Tiere, freilich nicht alle.
Es wirkt auf mich wie ein komprimiertes Stück Wald, in dem all die vergangenen Kreaturen nun wie durch einen Zauber plötzlich wieder sichtbar sind. Das Krokodil, oder was das ist, passt deshalb für mich nicht zum Bild.
Dass es teilweise durch die Bearbeitung eher wie eine feine Grafik wirkt als wie eine Fotografie, empfinde ich als passend.
Die Hand, die seitlich zur Rehnase hineingreift, steht vermutlich für den alten Mann, dessen Imaginationen ein Vorbote sind, selbst Teil dieses "Gemäldes" zu sein. Deshalb kann ich sie gedanklich einbinden. Sie wirkt auf mich allerdings ein wenig wie ein Fremdkörper, weil sie neben die Anschauung von "einfach" Gegebenem ein Symbol stellt.
Aber auch die anderen Gegenstände sind natürlich kulturell nicht frei von Symbolgehalt, allen voran die Schlange als Zeichen für Leben (Arzt) und Verführerin zum Tod (Eden), und als Teil der vorgestellten Geschichte, vielleicht gar als letztes Bild, passt die Hand wieder.
...
Ich hann nicht sagen, dass es mein Lieblingsbild wäre, dafür ist es mir zu "gemacht". Aber ich habe Respekt vor dieser Arbeit. Sie fasziniert mich, nicht nur wegen der morbiden Thematik, die per se auf mich ein gewisses Faszinosum ausübt, auch wegen des detailverliebten, stimmigen, handwerklich überzeugend umgesetzten Arrangements und der Zurückhaltung, die das Gezeigte erst dem zweiten Blick erschließt. Mich beeindruckt diese Reihe
Bei dem Wort 'Magic' übrigens geht es mir ähnlich wie Ryan House, ich empfinde es als "vernutzt" durch zu viele kindgerecht niedliche Merchandising-Produkte für Filme, Bücher und dergleichen - das kann ich bedauern, ist aber so. ... Darüber hinaus hat er eine Reihe Begriffe genannt, die ich mit diesem Bild auch gut in Einklang bringen kann.
(edit: Absätze gesetzt)
PS: Dieses Photo zeigt, wie in der Einleitung ja auch zum Ausdruck gebracht, gerade nicht Realität, sondern Imagination. Da diese aber nun einmal die Realität - was immer das im jeweiligen Fall sein könnte - zur Grundlage nimmt, ist es für mich völlig einleuchtend, wenn das Foto "reale" Dinge zeigt. Das Arrangement und zu einem (kleineren ?) Teil die fotografische Bearbeitung bringt erst den irrealen Aspekt, was ich in diesem Fall die künstlerische Leistung nennen würde.
Ryan House 03/11/2013 10:41
Es ging auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um "Realitätsfotografie", was auch immer das Wort nun bedeuten soll. Außerdem steht hier nirgends, dass nur "Realitätsfotografie" erlaubt ist.bavare51 03/11/2013 10:31
das motiv sagt mir nix, ist viel zu überladen, zu monochrom, zu abstrakt. sicher eine gute grafische arbeit, die in einem festen zusammenhang seine berechtigung findet, mehr nicht, das alles hier hat mit fotografie im engsten sinn keine berechtigung. für mich eine sinnlose darstellung die ich fotografisch als entartet einordnen möchte, da es keine fotografie ist...Ryan House 03/11/2013 9:44
Hier fehlt ein eindeutiger Hinweis, dessen Fehlen offenbar auch schon zu diversen Missverständnissen geführt hat: Handelt es sich bei den hier gezeigten Fotos um die Exponate oder handelt es sich lediglich um Fotos der Exponate?Mit ein wenig Nachdenken - ich weiß, das tut man hier nicht so gerne, wenn man sich Fotos anschaut - ist die Frage allerdings recht eindeutig zu klären. Oben in der ersten Anmerkung steht Folgendes: "In der Postbearbeitung wurden lediglich Farb- und Kontrastwerte verändert". Und "verändert" heißt nicht "korrigiert" (im Sinne von "an den realen Seheindruck angepasst").
Warum sollte das jemand tun, wenn er seine Exponate fotografiert? Er würde damit die Wirkung verfälschen, weil die Fotos nicht den eigentlichen (sichtbaren) Zustand wiedergeben. Ganz abgesehen davon, dass der eigentliche Zustand dreidimensional wäre und auf einem Foto nur zweidimensional wiedergegeben werden kann.
Option A: Wir haben es hier mit einem intellektuell benachteiligten Künstler zu tun, der manipulierte Fotos seiner Exponate zur Diskussion stellt.
Option B: Die Fotos sind die Exponate.
Ich entscheide mich aus guten Gründen für Option B. Zumal diese Community das Wort "Foto" im Namen trägt und nicht "Kunstinstallation".
Vorwort Ende. Bildbetrachtung Anfang.
Auch mir fiel ziemlich spontan Hieronymus Bosch ein. Allerdings fiel mir noch spontaner ein Interview mit Lars von Trier ein (Spiegel Online, 31.8.2009).
Zitat: "Ich habe früher mal schamanische Reisen unternommen, bei denen man tief in seine Seelenwelt eintauchen soll. Schon damals sind mir diese ganzen Tiere begegnet. Wie drückt es der sprechende Fuchs in 'Antichrist' so treffend aus? 'Chaos regiert.' Ich denke, das sind die wahrhaftigsten Worte, die ein Fuchs so von sich geben kann."
Das trifft - auch wenn hier kein Fuchs zu sehen ist - ziemlich genau meinen Eindruck. Wobei mich allerdings das Wort "Magic" stört, das klingt so federleicht und verniedlichend. Trifft bei den anderen beiden Bildern - die ich übrigens eher langweilig finde - eher zu, aber nicht bei diesem hier.
Assoziativ: Opulent, ein wenig morbid, massiv und schwer. Ohne den Symbolgehalt jetzt haarklein analysieren zu wollen. Frei nach Lars von Trier (gleiches Interview wie oben): Wenn man so ein Bild macht, dann kommen die Symbole von ganz alleine.