Ein Schuß aus dem Abteil des stehenden Zuges auf den Bahnsteig. Der Fotograf wollte das Mäfchen erwischen, die war aber zu schnell - wie man an den wehenden Haaren sieht. Die Fenster des Zuges sind - wie jedermann weiß - 3-fach verglast und lassen eh' keinen wirklich zuverlässigen Durchblick zu, bei Wasserschlieren schon gar nicht! Der untere Teil des Fotos sieht aus wie mit einem Photoshop-Werkzeug, evtl. "Stempel", markiert und an falscher Stelle (Bein) wieder einkopiert. Außerdem sieht man einen Ghosting-Effekt, wie er bei einem Profi nicht vorkommen sollte. Die verwellten Kanten (Gehsteigplatten und Fahrkarten- oder was-auch-immer-Automat sind mit einem Filter bearbeitet ("Kräuseln" o.ä.). Schätz ich.
So'n bisschen Verarsche gehört bei einem Kunstwerk schließlich auch immer dazu. Ich würde sagen. Ein Foto mit Zutaten, mit "Mehrwert" sozusagen. ;-)
Oft und lange habe ich dieses Bild nun betrachtet und es kommen immer mehr Fragen.
Ein strahlender Himmel und das Wasser läuft in Strömen an der Scheibe herab.
Schlieren und Spiegelungen, die nicht zueinander passen wollen.
Lichtflecken, wo keine sein können — am linken Bildrand.
Ein Text, der auf ein unvermitteltes Auslösen, eine Intuition, hinweisen soll und sehr „unschuldig“ wirkt.
Ich glaube das nicht.
Ich denke, es sind verschiedene Bilder aus verschiedenen Situationen und Wetterbedingungen, die hier übereinanderlegt und zu diesem Bild gemacht wurden.
Das ist mein Eindruck.
Die Kunst ist das Vermischen und Verwirren des Betrachters und die ist gut gelungen.
Aber vielleicht ist es ja doch alles ganz anders...
Ein paar lieb gemeinte Stichworte: Lichtbrechung, Wasser an der Scheibe, Objektivaufbau, Sonnenschein nach Regenfall, Handyfotografie durch Regenscheibe. Menschen wie Max Berek würden sich vermutlich im Grabe umdrehen ob solcher Verschwörungstheorien übereinander gelegter Bilder lieber
@Jens Riesener
- nichts für ungut - aber gewisse Sachen sind wissentschaftlich belegt.
Ich möchte nun nicht, dass sich jemand wegen meiner Gedanken im Grabe umdrehen muss, dafür bin ich dort zu oft tätig, aber wetten möchte ich nun ganz bestimmt auch nicht, dass bei diesem Bild nicht die Möglichkeiten der digitalen Fotobearbeitung ausgeschöpft wurden.
Aber da gibt es hier weisere Bildbetrachter als mich.
Viel Freude weiterhin.
Jens.
@Jens Riesener
dann empfehle ich Dir nach dem Regen einfach mal durch ein Fenster zu schauen wenn die Sonne wieder scheint und der Himmel aufklart und jemand an dem Fenster vorbei geht. Dann werden Deine Augen Dir verraten, dass es für Deine konstruierte Annahme nicht ein einziges Indiz gibt.
Ich werde es sehr gerne ausprobieren. Ich lerne immer weiter.
Aber bitte, ich möchte nicht - auch nicht sprachlich oder im übertragenen Sinne - mit sogenannten „Verschwörungstheorien“ in Zusammenhang gebracht werden. Danke.
Nun, der Wert des Betrachteten liegt wohl im Auge des Betrachters, dennoch irritiert der ungleiche Bodenbelag, das zerstückelte Bein und fehlender eindeutiger Inhalt. Solche Bilder "gelingen" bei versehentlicher Auslösung nicht gesicherter Kamera ???? Zum Nach-Denken regt es aber immerhin an…
Die Weissen Noppen sind eine Art Ahctungsbelag -hier anhalten oder Gefahr oder wie auch immer - es ist an einem Bahnhof
Blinde müssen so was mit Füssen ertasten.
m.... ja Photographie ist Kunst. Und ein jeder der eine gestalterische Idee, Gedanke umsetzt ist somit ein Künstler. Davon bin ich überzeugt. Nur schreibt hier der Fotograf selbst, das er nun mal keine Idee hatte. Er hat nur mal so ausgelöst um zu sehen was passiert. Wenn das die Idee ist....?
Eine Momentaufnahme wie in der Streetfotographie mag ich hier nicht zuordnen wollen.
Man kann sich jetzt die Frage stellen: Was hätte ich zu dem Bild gesagt wenn ich den Eingangskommentar nicht gelesen hätte?
Oder ich halte es mit Beuys: "Wer nicht denkt, fliegt raus."
In dem gezeigten Bild sehe ich eine halbe Person, die offensichtlich aus dem Bild heraus schreitet. Gegenüber ein halber gelber Kasten, der in das Bild hinein will. Oben ein halber, schräger Horizont der nicht weiß was er will. Ein Thema, eine These kann ich nicht erahnen. Vielleicht ist es nur die Provokation an den Betrachter. Nun, damit ist dem genüge getan.Wer nicht denkt, fliegt raus.
Als erstes fiel mir auf, dass die arme ein amputiertes Bein haben muss. Oder ist der Fuß gebrochen? Die arme. Dann kann sie aber nicht so einfach rumspazieren. Also doch nicht arm.
Da musste ich erst mal nachdenken was passiert ist. Genau hinsehen was mir sonst noch auffällt. Dann fällt die orange Wand/Haus auf. Das ist ein Farbklecks? Die Haare wehen im Regen. Regen und Wind? Gibt es das? Schief ist es auch noch.
Wind und Regen der dann stichweise in eine Richtung fällt gibt es -
aber die minimal-Pfütze im schwarzen Bodenbelag hat de Wind vom Wasser her - also von hinten im Bild. Danach fliegen die HAare falsch und die Scheibe ist von aussen zu trocken
Fotografieren ist aus meiner Sicht Kunst, Kunst ein Motiv umzusetzen.
Ob es dabei eine Aussage geben muss oder nicht, das würde ich jedem selber überlassen. In der Tat spielen bei mir auch Emotionen eine Rolle, ich finde ein Motiv schön und möchte es daher ablichten. Ob es dann jemanden anderen gefällt oder nicht, das lasse ich mal dahin gestellt sein und ist mir persönlich auch egal.
Oder um es anders auszudrücken, Kunst ist relativ. Der eine kann damit was anfangen, der anderen nicht.
Diese Aufnahme kann sicherlich polarisieren, weil sie vielen gängigen Vorstellungen zuwiderläuft.
-Nicht perfekt "gerade" ausgerichtet.
-Kein dominantes "Hauptmotiv".
-Kein "besonders" erscheinender Moment.
Wenn man aber von diesen "Grundvoraussetzungen" für ein gelungenes Foto absieht lässt sich einiges interessantes entdecken.
Man hat mehrere Ebenen: Die Reflektionsebene (alles was sich in der gelben Fläche rechts spiegelt, auch das "l" auf dem Rücken der Frau),
die Aufsichtebene (die hier besonders clever ausfällt weil sie optisch mit der Durchsichtebene verschmilzt und so z.B. das "versetzte Bein"erzeugt, aber auch die "gekrüsselten Linien" des gelben Kastens und andere optische Irritationen) und die Durchsichtebene, das was man klar sieht.
Nichts davon ist für sich genommen spektakulär, aber alles zusammen genommen ergibt für mich eine in sich stimmige Komposition.
Ja, Komposition.
Selbst wenn es auf viele wie "zufällig auf den Auslöser gekommen" wirkt.
Was aber auch egal wäre.
Aber die Austarierung der Bildkomponenten spricht in meinen Augen für eine bewusste Gestaltung, auch dass das Foto hochkant aufgenommen wurde,
da wurden die Frau und der gelbe Kasten gegeneinander in Bezug gesetzt.
Der/die Fotograf*in macht laut eigener Aussage die allermeisten Bilder aus einem Gefühl heraus. Das scheint mir hier auch der Fall gewesen zu
sein. Insofern aus seiner/ihrer Sicht bestimmt ein gelungenes Foto.
Jetzt ist das Foto aber aus dem rein privaten Raum in den öffentlichen der fotocommunity gelangt und stellt sich der Kritik.
Man merkt anhand der bisherigen Kommentare dass viele der Rezipienten Sehgewohnheiten haben denen das zu sehende dieser Aufnahme zuwiederläuft.
Gerade "solche" Fotos bieten aber jedem die Gelegenheit sich dahingehend zu hinterfragen.
Man kann ein solches Bild auch als Antithese nehmen zur Flut an ewig gleichen Aufnahmen die das Galerievoting bestimmen und die einen einzigen,
ganz eng definierten Blick ausschliesslich bedienen, der allerdings im Gegensatz zu diesem hier "common sense" ist.
Das war aber sicher nicht die hauptsächliche Absicht des Bildautors, also etwas Gegensätzliches zu den Votingvorschlagsbildern zu erschaffen.
Es ging um s Gefühl...
...und da glaube ich das das Foto diejenigen stärker erreicht die "sowas" auch schon mal zumindest ausprobiert haben oder selbst machen.
Spielerisch UND ambitioniert gleichzeitig zu sein ist kein Widerspruch, auch wenn das dem Ethos der meisten "ernsthaften" Fotografen entgegen
zu stehen scheint. Lee Friedlander war möglicherweise nicht der erste, aber im Rückblick gesehen sicherlich der heutzutage prominenteste Fotograf
der sogenannte "Bildfehler" ABSICHTLICH produzierte. In diesem Foto hier ergeben sich die "Bildfehler" rein aus der optischen Situation die aber
intuitiv , gefühlsmäßig, erfasst und festgehalten wurde.
"Bleibt die Frage: Bedarf es einer Idee? Oder einfach der Lust am Fotografieren, Ausprobieren und sich auch mal auf den Zufall einlassen?"
Es bedarf zumindest eines Instinkts, eines "Thrills" der eine/n veranlasst JETZT den Auslöser zu drücken. Ansonsten: Ja doch, gerne :-)
In jedem Falle spannender als das was man gemeinhin zur Ansicht geboten bekommt.
Lieber
@Dieter Nießner
Gerhard ist ein ausgezeichneter Fotograf, der in der Lage ist über Fotografie zu sprechen, während andere sich gar nicht zum Foto selbst inhaltlich äußern und nur darüber äußern wollen, was sie augenscheinlich gar nicht interessiert. Nämlich Kunst. Es ist mir ein Rätsel, wenn einem dieses Foto schon nichts sagt, dann denen, die das Bild und seine historisch stilistische Einordbarkeit verstehen, als Kunstverkäufer zu diffamieren. Ich weiss nicht was mit diesen Leuten los ist. Macht das Spaß? Bei der Bildbesprechung geht es doch nicht um das persönliche: gefällt mir oder gefällt mir nicht - dieses Daumenhoch oder runter. Dafür gibt es doch zu genügend die Social Networks. Muss ich denn auch hier immer wieder ohne Begründung schreiben, dass das Bild ein Unfall ist und das man es löschen würde? Ist das diesen Autoren nicht selbst ein wenig zu eindimensional? Vermutlich gehöre ich zu denen, die diesen Reflex nie verstehen werden. Das geht jetzt nicht alles gegen Dich, aber die Vielzahl von Bemerkungen ohne sich zum Foto inhaltlich zu äußern ist hier schon bemerkenswert.
So sehe ich das auch. Diese kontrovers und darüber hinaus emotional und teilweise verletzend geführte Diskussion reiht sich ein in den derzeitigen Trend in unserer Gesellschaft von Intoleranz und Recht-haben-wollen. Hier geht es offenbar nicht mehr um offenen Austausch und Bilddiskussion, sondern eher um Selbstdarstellung und Diffamierung anderer Ansichten.
Diesen "Trend in unserer Gesellschaft" beobachte ich einerseits auch mit Sorge, zunehmend werden aber andererseits sogar gut begründete Meinungen als "Selbstdarstellung und Diffamierung" gebrandmarkt. Eine klares Kopfschütteln gegenüber diesem Fotostil ist IMHO noch nichts böses ...
Dieter Nießner : Um deine Fragen zu beantworten: Nein, ich bin kein Kulturwissenschaftler. Ich meine aber etwas von Fotografie zu verstehen.
Meine rein rhetorische Gegenfrage : Tut das was zur Sache bei der Besprechung dieses Fotos ? Der Einfachheit halber gebe ich die Antwort selbst : Nein, tut es nicht.
Also, Dieter, fordere ich dich höflich auf anstatt inhaltslos zu polemisieren lieber konstruktiv und fundiert zur Diskussion beizutragen.
Um es mit Loriot zu sagen: Das Bild hängt schief.
Durch eine regennasse Scheibe fällt der Blick auf einen gelben Kasten und eine rasch nach links aus dem Foto gehende Gestalt mit wehenden Haaren. Dazu noch: ein Stück Gehweg (wahrscheinlich Bahnsteig), eine etwas verdorrte Grünfläche (der tut der Regen sicher gut), ein Stück Straße mit provisorisch aufgestelltem Verkehrsschild und wieder eine Grünfläche. Dahinter noch eine Straße, die in den Hintergrund führt und ich meine so etwas wie einen Zaun zu erkennen. Darüber wölbt sich ein zumeist blauer Himmel. In der Spiegelung eine halbe Hand des Autors und dessen Fotografiergerät.
Das Ganze wirkt oder soll so wirken, wie zufällig auf den Auslöser gekommen. Oder wie der Autor schreibt: Mal sehen, was dabei herauskommt. So ganz vermag ich das nicht zu glauben. Dazu ist bei aller Zufälligkeit der Moment ein wenig zu gut abgepasst.
Ich mag diese Art der Fotografie nicht. Ich gehöre wohl zu denen, denen die "Weitsicht" fehlt, wie es die ABi so treffend ausdrückt. Auch nach längerer Betrachtung finde ich hier nichts Spannendes, keine Geschichte, die sich lohnt, erzählt zu werden. Eine Person steigt aus dem Zug und geht weg - banal.
Ich weiß nicht mehr, wo ich folgendes einmal gelesen habe und bin mir auch des genauen Wortlautes nicht mehr sicher : Das Gute am Internet ist, das jeder seine Meinung veröffentlichen kann. Das Schlimme, das es auch jeder tut.
Je nach Standpunkt darf dies jeder hier auf das Bild oder meinen kleinen Beitrag beziehen :)
VG Helge
Die Nässe an der Außenseite der Scheibe gibt eine schlierige Durchsicht aufs Jenseitige - eine fliehende Frau. Die trockene Innenseite spiegelt zart und scharf konturiert aber schwer zu entziffern das Diesseitige ..... Hat das mit April zu tun ?
Es ist völlig unmöglich, dass dieses Bild plan- und ideenlos entstanden ist. Niemand steht bei Schlechtwetter an Haltestellen herum, hält sein Handy sinnlos in die Luft und bekommt zufällig eine solche Komposition als Ergebnis. Hier zeigt sich etwas ganz anderes: ein großartiges Gefühl von Raum- und Situationserfassungsvermögen und Sehfähigkeiten. Uiuiui...kann sein, dass ich's schon mal sagte irgendwo, macht ja nichts.
Bei mir ist der Ausschuss in diesen Gefühlsfällen relativ gering, würde mich interessieren, ob das bei Dir tatsächlich anders ist.
ich kann da nichts finden was mir gefällt
der Zug war schneller als die Kameraeinstellung, die Haare wurden mitgerissen, das Bein fast abgerissen
der Durchblick ist schief
die Farbwechsel dkl Blau Orange (komplementär) soll ja was tolles sein aber von jemandem der kaum noch im Bild ist?
Es gab glaub ich mal eine Fotobewegung, da wurde völlig unmotiviert und zufällig abgedrückt. Kausale Belichtung, bewusst ungesteuert vom Verstand. Ist das schon ohne Idee? Eher nee, die bewusste Abwesenheit der Idee ist ja schon eine solche. Jetzt vom Gefühl heraus? Jedes Bild wird irgendwie gefühlsmäßig angesteuert, ohne dass man sich dessen bewusst wird. Eine scheinbare Emotion, durch eine Farbe erzeugt, führt doch gleich zu dem Einfall oder der Idee, dass dies schön sei. Es ist sicher einfacher, scheinbar nur Gefühle walten zu lassen, so ganz bleibt es doch aber nicht dabei, denn dann wäre die Idee nicht geboren, was damit anzustellen, hier z.B. ein Foto zu machen. Jedenfalls hat hier der 'April' durch sein stürmisches und regnerisches Auftreten gewiß an der Idee mitgewirkt, den Eindruck, das Gefühl, mitzunehmen und kausal den Auslöser zu drücken. Die wehenden Haare und die ansonsten gleichmäßig verteilten Flächen bilden das Thema mit der nassen Scheibe auch gefühlsmäßig treffend ab. Die Idee, das halbwegs ausbalanziert abzulichten war glaub ich schon da. Aus dem Gefühl heraus zu fotografieren ist sicher eine gute Idee.
Ich benötige eine Idee. Der Tag besteht aus unzähligen Augenblicken. Um einen Augenblick festzuhalten brauche ich meine innere Überzeugung. Bei diesem Bild hätte ich persönlich keinen Drang gehabt. Um dieses Foto in eine Diskussion zu stellen muß der Fotograf einen Grund gehabt haben. Eventuell war es der eigene Zweifel ob ein Foto eine Idee braucht.
Zufall? Abfall? Genialer Einfall! Seht ihr die große gespiegelte Hand im unteren Bereich der gelben "Wand", die gerade fotografiert? Und darüber den Schalter (auch gelb), der auffordert "bitte drücken". Und der/die Fotograf*in folgt dem und drückt aufs Handy. Manchmal komponiert dann "der Zufall" selbst genial (wenn es nicht doch der/die Fotograf*in war).
Darüber hinaus rätsele ich, wohin dieser Schalter eigentlich gehört. Ich kann die Ampel (Bahnübergang?) nicht sehen, nur diesen Schalter. Ich kann die Bahn (Tür?) nicht sehen, nur diesen Schalter. Plötzlich völlig verschwommen: Wo beginnt eigentlich draußen? Dies Abbild verzerrt und verwirrt das Alltägliche. Absichtslos?
Anfänglich vom Titel und den wetterwehenden Haaren der bestimmt gleich regennassen Frau beeindruckt, wird das Bild immer rätselhafter. Genialer Einfall! Diese Verwirrung, die bei mir entsteht, spiegelt sprichwörtlich den Titel "April" (der "April macht, was er will" - ebenso macht es der Zufall mit dem Bild)
Wenn die Frage gestellt wird, ob es eine Idee beim Fotografieren braucht, dann gehe ich für mich selbst davon aus, dass ich sie brauche um live zu antizipieren. Das Foto benötigt die Idee aber sicher nicht - jedoch meistens der Fotograf. Die Vorgangsweise entspricht den Ideen der Lomographie, deren Gemeinde kleiner geworden ist - scheinbar die gleiche "Absichtslosigkeit" mit Handyfotografen teilt. Dieses Bild ist dabei grafisch gelungen. Die hinter dem Scheibenwasser verwischte Person und die orange Wand ergänzen sich als Randelemente. Dass man nur die Haare und nicht das Gesicht der Person sieht, hilft hier der Grafik. Die Ecke unten unter der orangen Wand ist etwa gleich groß zum unteren Bildrand, wie der Abstand vom Kopf der Person zum oberen Bildrand. Obwohl nur spontan abgedrückt und die Frau scheinbar ungünstig aus dem Bild läuft, wirkt das Bild auf mich sehr ausgewogen und beinahe harmonisch. Die nasse Scheibe, durch die fotografiert wurde, sehe ich als Nachteil an. Es ist ein ziemlich klarer Aufbau und die Wellen von Wasser und Glas machen es diffus, finde ich. Aber ein hoch interessantes Foto.
wittebuxe 12/05/2021 0:57
Ein Schuß aus dem Abteil des stehenden Zuges auf den Bahnsteig. Der Fotograf wollte das Mäfchen erwischen, die war aber zu schnell - wie man an den wehenden Haaren sieht. Die Fenster des Zuges sind - wie jedermann weiß - 3-fach verglast und lassen eh' keinen wirklich zuverlässigen Durchblick zu, bei Wasserschlieren schon gar nicht! Der untere Teil des Fotos sieht aus wie mit einem Photoshop-Werkzeug, evtl. "Stempel", markiert und an falscher Stelle (Bein) wieder einkopiert. Außerdem sieht man einen Ghosting-Effekt, wie er bei einem Profi nicht vorkommen sollte. Die verwellten Kanten (Gehsteigplatten und Fahrkarten- oder was-auch-immer-Automat sind mit einem Filter bearbeitet ("Kräuseln" o.ä.). Schätz ich.So'n bisschen Verarsche gehört bei einem Kunstwerk schließlich auch immer dazu. Ich würde sagen. Ein Foto mit Zutaten, mit "Mehrwert" sozusagen. ;-)
Jens Riesener 11/05/2021 20:42
Oft und lange habe ich dieses Bild nun betrachtet und es kommen immer mehr Fragen.Ein strahlender Himmel und das Wasser läuft in Strömen an der Scheibe herab.
Schlieren und Spiegelungen, die nicht zueinander passen wollen.
Lichtflecken, wo keine sein können — am linken Bildrand.
Ein Text, der auf ein unvermitteltes Auslösen, eine Intuition, hinweisen soll und sehr „unschuldig“ wirkt.
Ich glaube das nicht.
Ich denke, es sind verschiedene Bilder aus verschiedenen Situationen und Wetterbedingungen, die hier übereinanderlegt und zu diesem Bild gemacht wurden.
Das ist mein Eindruck.
Die Kunst ist das Vermischen und Verwirren des Betrachters und die ist gut gelungen.
Aber vielleicht ist es ja doch alles ganz anders...
Foto_Bilderpaul 11/05/2021 19:38
Nun, der Wert des Betrachteten liegt wohl im Auge des Betrachters, dennoch irritiert der ungleiche Bodenbelag, das zerstückelte Bein und fehlender eindeutiger Inhalt. Solche Bilder "gelingen" bei versehentlicher Auslösung nicht gesicherter Kamera ???? Zum Nach-Denken regt es aber immerhin an…wdick 11/05/2021 19:04
m.... ja Photographie ist Kunst. Und ein jeder der eine gestalterische Idee, Gedanke umsetzt ist somit ein Künstler. Davon bin ich überzeugt. Nur schreibt hier der Fotograf selbst, das er nun mal keine Idee hatte. Er hat nur mal so ausgelöst um zu sehen was passiert. Wenn das die Idee ist....?Eine Momentaufnahme wie in der Streetfotographie mag ich hier nicht zuordnen wollen.
Man kann sich jetzt die Frage stellen: Was hätte ich zu dem Bild gesagt wenn ich den Eingangskommentar nicht gelesen hätte?
Oder ich halte es mit Beuys: "Wer nicht denkt, fliegt raus."
In dem gezeigten Bild sehe ich eine halbe Person, die offensichtlich aus dem Bild heraus schreitet. Gegenüber ein halber gelber Kasten, der in das Bild hinein will. Oben ein halber, schräger Horizont der nicht weiß was er will. Ein Thema, eine These kann ich nicht erahnen. Vielleicht ist es nur die Provokation an den Betrachter. Nun, damit ist dem genüge getan.Wer nicht denkt, fliegt raus.
Engel 11/05/2021 18:29
Als erstes fiel mir auf, dass die arme ein amputiertes Bein haben muss. Oder ist der Fuß gebrochen? Die arme. Dann kann sie aber nicht so einfach rumspazieren. Also doch nicht arm.Da musste ich erst mal nachdenken was passiert ist. Genau hinsehen was mir sonst noch auffällt. Dann fällt die orange Wand/Haus auf. Das ist ein Farbklecks? Die Haare wehen im Regen. Regen und Wind? Gibt es das? Schief ist es auch noch.
Thomas Stange 11/05/2021 17:08
Fotografieren ist aus meiner Sicht Kunst, Kunst ein Motiv umzusetzen.Ob es dabei eine Aussage geben muss oder nicht, das würde ich jedem selber überlassen. In der Tat spielen bei mir auch Emotionen eine Rolle, ich finde ein Motiv schön und möchte es daher ablichten. Ob es dann jemanden anderen gefällt oder nicht, das lasse ich mal dahin gestellt sein und ist mir persönlich auch egal.
Oder um es anders auszudrücken, Kunst ist relativ. Der eine kann damit was anfangen, der anderen nicht.
Gerhard Körsgen 11/05/2021 16:27
Diese Aufnahme kann sicherlich polarisieren, weil sie vielen gängigen Vorstellungen zuwiderläuft.-Nicht perfekt "gerade" ausgerichtet.
-Kein dominantes "Hauptmotiv".
-Kein "besonders" erscheinender Moment.
Wenn man aber von diesen "Grundvoraussetzungen" für ein gelungenes Foto absieht lässt sich einiges interessantes entdecken.
Man hat mehrere Ebenen: Die Reflektionsebene (alles was sich in der gelben Fläche rechts spiegelt, auch das "l" auf dem Rücken der Frau),
die Aufsichtebene (die hier besonders clever ausfällt weil sie optisch mit der Durchsichtebene verschmilzt und so z.B. das "versetzte Bein"erzeugt, aber auch die "gekrüsselten Linien" des gelben Kastens und andere optische Irritationen) und die Durchsichtebene, das was man klar sieht.
Nichts davon ist für sich genommen spektakulär, aber alles zusammen genommen ergibt für mich eine in sich stimmige Komposition.
Ja, Komposition.
Selbst wenn es auf viele wie "zufällig auf den Auslöser gekommen" wirkt.
Was aber auch egal wäre.
Aber die Austarierung der Bildkomponenten spricht in meinen Augen für eine bewusste Gestaltung, auch dass das Foto hochkant aufgenommen wurde,
da wurden die Frau und der gelbe Kasten gegeneinander in Bezug gesetzt.
Der/die Fotograf*in macht laut eigener Aussage die allermeisten Bilder aus einem Gefühl heraus. Das scheint mir hier auch der Fall gewesen zu
sein. Insofern aus seiner/ihrer Sicht bestimmt ein gelungenes Foto.
Jetzt ist das Foto aber aus dem rein privaten Raum in den öffentlichen der fotocommunity gelangt und stellt sich der Kritik.
Man merkt anhand der bisherigen Kommentare dass viele der Rezipienten Sehgewohnheiten haben denen das zu sehende dieser Aufnahme zuwiederläuft.
Gerade "solche" Fotos bieten aber jedem die Gelegenheit sich dahingehend zu hinterfragen.
Man kann ein solches Bild auch als Antithese nehmen zur Flut an ewig gleichen Aufnahmen die das Galerievoting bestimmen und die einen einzigen,
ganz eng definierten Blick ausschliesslich bedienen, der allerdings im Gegensatz zu diesem hier "common sense" ist.
Das war aber sicher nicht die hauptsächliche Absicht des Bildautors, also etwas Gegensätzliches zu den Votingvorschlagsbildern zu erschaffen.
Es ging um s Gefühl...
...und da glaube ich das das Foto diejenigen stärker erreicht die "sowas" auch schon mal zumindest ausprobiert haben oder selbst machen.
Spielerisch UND ambitioniert gleichzeitig zu sein ist kein Widerspruch, auch wenn das dem Ethos der meisten "ernsthaften" Fotografen entgegen
zu stehen scheint. Lee Friedlander war möglicherweise nicht der erste, aber im Rückblick gesehen sicherlich der heutzutage prominenteste Fotograf
der sogenannte "Bildfehler" ABSICHTLICH produzierte. In diesem Foto hier ergeben sich die "Bildfehler" rein aus der optischen Situation die aber
intuitiv , gefühlsmäßig, erfasst und festgehalten wurde.
"Bleibt die Frage: Bedarf es einer Idee? Oder einfach der Lust am Fotografieren, Ausprobieren und sich auch mal auf den Zufall einlassen?"
Es bedarf zumindest eines Instinkts, eines "Thrills" der eine/n veranlasst JETZT den Auslöser zu drücken. Ansonsten: Ja doch, gerne :-)
In jedem Falle spannender als das was man gemeinhin zur Ansicht geboten bekommt.
Helge Jörn 11/05/2021 9:35
Um es mit Loriot zu sagen: Das Bild hängt schief.Durch eine regennasse Scheibe fällt der Blick auf einen gelben Kasten und eine rasch nach links aus dem Foto gehende Gestalt mit wehenden Haaren. Dazu noch: ein Stück Gehweg (wahrscheinlich Bahnsteig), eine etwas verdorrte Grünfläche (der tut der Regen sicher gut), ein Stück Straße mit provisorisch aufgestelltem Verkehrsschild und wieder eine Grünfläche. Dahinter noch eine Straße, die in den Hintergrund führt und ich meine so etwas wie einen Zaun zu erkennen. Darüber wölbt sich ein zumeist blauer Himmel. In der Spiegelung eine halbe Hand des Autors und dessen Fotografiergerät.
Das Ganze wirkt oder soll so wirken, wie zufällig auf den Auslöser gekommen. Oder wie der Autor schreibt: Mal sehen, was dabei herauskommt. So ganz vermag ich das nicht zu glauben. Dazu ist bei aller Zufälligkeit der Moment ein wenig zu gut abgepasst.
Ich mag diese Art der Fotografie nicht. Ich gehöre wohl zu denen, denen die "Weitsicht" fehlt, wie es die ABi so treffend ausdrückt. Auch nach längerer Betrachtung finde ich hier nichts Spannendes, keine Geschichte, die sich lohnt, erzählt zu werden. Eine Person steigt aus dem Zug und geht weg - banal.
Ich weiß nicht mehr, wo ich folgendes einmal gelesen habe und bin mir auch des genauen Wortlautes nicht mehr sicher : Das Gute am Internet ist, das jeder seine Meinung veröffentlichen kann. Das Schlimme, das es auch jeder tut.
Je nach Standpunkt darf dies jeder hier auf das Bild oder meinen kleinen Beitrag beziehen :)
VG Helge
Wolf Schroedax 10/05/2021 22:29
Die Nässe an der Außenseite der Scheibe gibt eine schlierige Durchsicht aufs Jenseitige - eine fliehende Frau. Die trockene Innenseite spiegelt zart und scharf konturiert aber schwer zu entziffern das Diesseitige ..... Hat das mit April zu tun ?Sag mal Micha 10/05/2021 21:53
Es ist völlig unmöglich, dass dieses Bild plan- und ideenlos entstanden ist. Niemand steht bei Schlechtwetter an Haltestellen herum, hält sein Handy sinnlos in die Luft und bekommt zufällig eine solche Komposition als Ergebnis. Hier zeigt sich etwas ganz anderes: ein großartiges Gefühl von Raum- und Situationserfassungsvermögen und Sehfähigkeiten. Uiuiui...kann sein, dass ich's schon mal sagte irgendwo, macht ja nichts.Bei mir ist der Ausschuss in diesen Gefühlsfällen relativ gering, würde mich interessieren, ob das bei Dir tatsächlich anders ist.
Clara Hase 10/05/2021 20:27
ich kann da nichts finden was mir gefälltder Zug war schneller als die Kameraeinstellung, die Haare wurden mitgerissen, das Bein fast abgerissen
der Durchblick ist schief
die Farbwechsel dkl Blau Orange (komplementär) soll ja was tolles sein aber von jemandem der kaum noch im Bild ist?
Ein Affront gegen plakative Fotos?
framebyframe 10/05/2021 19:03
Es gab glaub ich mal eine Fotobewegung, da wurde völlig unmotiviert und zufällig abgedrückt. Kausale Belichtung, bewusst ungesteuert vom Verstand. Ist das schon ohne Idee? Eher nee, die bewusste Abwesenheit der Idee ist ja schon eine solche. Jetzt vom Gefühl heraus? Jedes Bild wird irgendwie gefühlsmäßig angesteuert, ohne dass man sich dessen bewusst wird. Eine scheinbare Emotion, durch eine Farbe erzeugt, führt doch gleich zu dem Einfall oder der Idee, dass dies schön sei. Es ist sicher einfacher, scheinbar nur Gefühle walten zu lassen, so ganz bleibt es doch aber nicht dabei, denn dann wäre die Idee nicht geboren, was damit anzustellen, hier z.B. ein Foto zu machen. Jedenfalls hat hier der 'April' durch sein stürmisches und regnerisches Auftreten gewiß an der Idee mitgewirkt, den Eindruck, das Gefühl, mitzunehmen und kausal den Auslöser zu drücken. Die wehenden Haare und die ansonsten gleichmäßig verteilten Flächen bilden das Thema mit der nassen Scheibe auch gefühlsmäßig treffend ab. Die Idee, das halbwegs ausbalanziert abzulichten war glaub ich schon da. Aus dem Gefühl heraus zu fotografieren ist sicher eine gute Idee.Günter Richter Paderborn 10/05/2021 10:05
Ich benötige eine Idee. Der Tag besteht aus unzähligen Augenblicken. Um einen Augenblick festzuhalten brauche ich meine innere Überzeugung. Bei diesem Bild hätte ich persönlich keinen Drang gehabt. Um dieses Foto in eine Diskussion zu stellen muß der Fotograf einen Grund gehabt haben. Eventuell war es der eigene Zweifel ob ein Foto eine Idee braucht.Augenblickerin 09/05/2021 23:30
Zufall? Abfall? Genialer Einfall! Seht ihr die große gespiegelte Hand im unteren Bereich der gelben "Wand", die gerade fotografiert? Und darüber den Schalter (auch gelb), der auffordert "bitte drücken". Und der/die Fotograf*in folgt dem und drückt aufs Handy. Manchmal komponiert dann "der Zufall" selbst genial (wenn es nicht doch der/die Fotograf*in war).Darüber hinaus rätsele ich, wohin dieser Schalter eigentlich gehört. Ich kann die Ampel (Bahnübergang?) nicht sehen, nur diesen Schalter. Ich kann die Bahn (Tür?) nicht sehen, nur diesen Schalter. Plötzlich völlig verschwommen: Wo beginnt eigentlich draußen? Dies Abbild verzerrt und verwirrt das Alltägliche. Absichtslos?
Anfänglich vom Titel und den wetterwehenden Haaren der bestimmt gleich regennassen Frau beeindruckt, wird das Bild immer rätselhafter. Genialer Einfall! Diese Verwirrung, die bei mir entsteht, spiegelt sprichwörtlich den Titel "April" (der "April macht, was er will" - ebenso macht es der Zufall mit dem Bild)
Matthias von Schramm 09/05/2021 16:09
Wenn die Frage gestellt wird, ob es eine Idee beim Fotografieren braucht, dann gehe ich für mich selbst davon aus, dass ich sie brauche um live zu antizipieren. Das Foto benötigt die Idee aber sicher nicht - jedoch meistens der Fotograf. Die Vorgangsweise entspricht den Ideen der Lomographie, deren Gemeinde kleiner geworden ist - scheinbar die gleiche "Absichtslosigkeit" mit Handyfotografen teilt. Dieses Bild ist dabei grafisch gelungen. Die hinter dem Scheibenwasser verwischte Person und die orange Wand ergänzen sich als Randelemente. Dass man nur die Haare und nicht das Gesicht der Person sieht, hilft hier der Grafik. Die Ecke unten unter der orangen Wand ist etwa gleich groß zum unteren Bildrand, wie der Abstand vom Kopf der Person zum oberen Bildrand. Obwohl nur spontan abgedrückt und die Frau scheinbar ungünstig aus dem Bild läuft, wirkt das Bild auf mich sehr ausgewogen und beinahe harmonisch. Die nasse Scheibe, durch die fotografiert wurde, sehe ich als Nachteil an. Es ist ein ziemlich klarer Aufbau und die Wellen von Wasser und Glas machen es diffus, finde ich. Aber ein hoch interessantes Foto.