0815 Zweckgebundene Bauweise
Ich bin den kleinen Hügel hinaufgestiegen. Das dort stehende Langhaus hat bestimmt eine Länge von gut 20 Metern. Das ist für die damaligen Verhältnisse schon eine ordentliche Größe. Der Blick zeigt, dass wohl als Schutz vor der Witterung nochmals ein Vorbau, der unter dem Hauptdach mit einbezogen ist, vor dem eigentlichen Gebäude errichtet wurde. Dieser Vorbau zieht sich etwa über die Hälfte der linken Breitseite des Langhauses. Die Außenwände des Vorbaus zwischen den mächtigen Stützbalken und dem Querbalken die das Dach tragen, hat man mit verflochtenen dicken Ästen versehen.
Langhäuser der unterschiedlichster Art und Bauweise findet man weltweit aus etlichen zeitlichen Epochen als Überbleibsel der verschiedensten Kulturen. Ob europäische Langhäuser in Nord- oder Südeuropa, Langhäuser der Indianer in Amerika inklusive der Häuser der indigenen Rassen im dichten Dschungel Südamerikas oder in Ländern Asiens wie Korea, Borneo, Vietnam oder Taiwan hatte Sie alle eines gemeinsam: je nach Status wohnten in Ihnen eine oder mehrere Familien. Man unterschied hier schon sehr frühzeitig zwischen Ein- und Mehrfamilienwohnhaus. Als Vorläufer unserer heutigen Reihenhäuser waren bei diesen „Mehrfamilienhäusern“ die Wohneinheiten unter einer gesamten einheitlichen Dachkonstruktion aneinandergereiht. Innen wurden die „Wohnungen“ durch Trennwände abgeteilt. Meist bildete solch ein Langhaus eine politische und/oder gesellschaftliche Einheit, die durch einen Familienclan oder einer Dorfgemeinschaft gegeben war. Sie wurden auch oft als Wohnstallhaus genutzt, indem die Haustiere der Familie dort mit untergebracht waren. Nicht selten wohnten in einem Langhaus 20 bis 30 Personen.
Je nach Klima und Art des Baumaterials haben sich unterschiedliche Bauweisen entwickelt. Ich bleibe auf Island: Da das isländische Klima vom Golfstrom bestimmt ist, sind die Winter mit Tagestemperaturen zwischen 0°und 3°Celsius im Mittel ziemlich mild. Die Sommertemperaturen muten dagegen mit 12° bis 15° am Tag im Mittel recht kühl an. Viele der früheren Häuser waren aus Stein, Torf und Grassoden gebaut, da es auf Island wenig Holz gab und immer noch wenig gibt. Baute man mit Holz, wurde oft das Holz alter Schiffe verwendet, oder man importierte Holz aus Norwegen. Eine traditionelle Bauweise auf Island ließ die Häuser bis auf die dem kalten Wind abgewandte Giebelseite fast vollständig von Erde bedeckt und in den Boden übergehend erscheinen. Eine für die damalige Zeit fast perfekte Isolation.
Bei Haukadalur im Nordwesten Islands stand um das Jahr 1000 das Haus Eriks des Roten. Den Entdecker Grönlands hatte man wegen verschiedener Morde aus Norwegen verbannt. Nach dortigen Ausgrabungen in den 50er Jahren hat man die Fundamente eines Langhauses aus dem 10. Jahrhundert freigelegt. Heute steht an dieser Stelle eine Rekonstruktion eines Langhauses, das als archäologisches Museum dient.
Langhäuser gibt es in den verschiedensten Größen: das bislang größte gefundene steht in Norwegen mit Maßen von 9x83 m. Einfache kleine Häuser hatten eine Fläche von etwa 4x10 m. Für die Klassifizierung als Langhaus ist jedoch das Zusammenleben und dessen Organisation maßgeblich, nicht wie oft fälschlich angenommen, die Länge des Gebäudes. Es gab Dörfer oder Siedlungen mit bis zu 30 Langhäusern.
Der Nachbau des Viking Village nahe Stokksnes zeigt wohl vier Langhäuser unterschiedlicher Größe.
Burkhard Jährling 06/08/2021 14:58
Sehr gut dokumentiert.VG Burkhard
Matteo70 06/08/2021 14:13
ein klasse Einblick Wilhelm. LG, matteo70Marije Aguillo 06/08/2021 13:02
Bonito encuadre de este peculiar edificio. Un cordial saludo.,thomson w 05/08/2021 6:34
Um frei zu leben musten die Wikinger nach Island gehen . Hier bauten sie Häuser dem rauhen Klima entsprechend an gepasst. VG ThomasHeribert Fischer 04/08/2021 20:12
trotzt Wind und WetterVitória Castelo Santos 04/08/2021 20:07
Eine feine Aufnahme.LG Vitoria
W.H. Baumann 04/08/2021 18:15
Wenn die Winterstürme braußen, ist so ein ungewöhnlicher Vorbau gewiss von Nutzen. Gut gezeigt und erklärt.VG Werner