1504 • Die Madonnen des Michelangelo
Ein Mann als Modell für eine Madonnen-Figur mag reichlich
ungewöhnlich erscheinen. Michelangelos weibliche Aktfiguren
in der zwanzig Jahre später begonnenen Medici-Kapelle
haben allerdings auch recht eindeutig maskuline Proportionen,
ihr »weiblicher Mehrbesitz« erscheint da eher wie angeklebt.
Da von Michelangelo zahlreiche männliche Aktstudien,
jedoch keine originär weiblichen überliefert sind und man heute
ziemlich sicher ist, dass er mit dem schönen Geschlecht
nicht nur als Bildhauer und Maler wenig anzufangen wusste,
darf bezweifelt werden, ob er überhaupt jemals einen
nackten weiblichen Körper zu Gesicht bekommen hat.
Roma, 18. Mai 2003
Brugge, 25. März 2010
Das Foto der Mouscron-Madonna hat mir freundlicherweise
Lucy Trachsel
aus ihrer Sammlung zur Verfügung gestellt.
va bene 13/04/2011 10:25
Danke, das war wieder ein interessantes Blatt. Das M. männliche Modelle für weibliche Figuren verwendet hat erklärt vieles - bei den Plastiken und auch bei den Fresken (wie ist die korrekte Mehrzahl?)Gruß Vera
Wolfgang Bazer 11/04/2011 22:16
Erstaunlich ist der missmutige Gesichtsausdruck der Mouscron-Madonna (die mir übrigens bisher völlig unbekannt war).Interessante, fast schon brisante Infos bringst Du da!
LG Wolfgang
Lucy Trachsel 11/04/2011 19:36
Ob das heute möglich ist, bezweifle ich. 1963 allerdings durfte man noch ganz nahe an die Pietà. In Erinnerung ist mir die eindrückliche Wiedergabe des menschlichen Körpers Jesu geblieben.