(5) Koprophagie bei Raupen???

(5) Koprophagie bei Raupen???

1.) Beobachtung einer Raupe der Gattung EUPITHECIA (BLÜTENSPANNER) aus der großen Familie der Spanner (Geometridae):
(1) (Sekunde null) Die Raupe wendet sich gezielt und schnell ihrem Hinterende zu.
(2) (Sekunde null + 5) Das deutlich beweglichere und schmalere Vorderende der Raupe ist auf dem Weg zum gerade ausgeschiedenen Kot.
(3) (Sekunde null + 22) Die Raupe erreicht den Kotballen, packt ihn mit Kiefern und Brustbeinen und ...
(4) (Sekunde null + 32) ... nimmt ihn in die ursprüngliche Lage mit. Ob die Raupe daran gefressen hat, sieht man nicht.
(5) (Sekunde null + 44) Der Kot wurde fallengelassen oder weggeworfen; er bleibt auf einem Kelchblatt des Blütenstandes liegen (rechts unten zu sehen). Gleich danach frißt die Raupe offenbar an einem Blütenblatt der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
Daß es sich um ein reines "Entsorgen" der Ausscheidungen (zum Sauberhalten der Fraßstelle - gerade bei Regenwetter - oder zum Nichtanlocken von Freßfeinden) handelt, glaube ich nicht - denn der Kot würde ja am Rand der Blüte eh von selbst herunterfallen. Auf unteren Blattetagen von Raupenpflanzen wird man beim Suchen der Tiere oft erst auf diese aufmerksam - so manche Entdeckung wurde allein dadurch auch von uns schon gemacht ...

Über Koprophagie (Fressen der eigenen Ausscheidungen) bei Schmetterlingsraupen - erst recht in der Natur - ist im Internet praktisch nichts zu finden.
Bei Kaninchen z.B. ist die Koprophagie lebenswichtig, da nur dadurch genügend Vitamin B12 aufgenommen werden kann, das durch die Darmflora produziert wird.
Die hier gesehene - doch recht aufwändige und instinktbedingte (?) - Verhaltensweise ist zumindest rätselhaft; ich habe sie nie gesehen. Vielleicht hat jemand von Euch eine Idee ...???

2.) Bitte weiterhin um Bestimmungshilfe der Art. Nach einer ähnlichen Aufnahme im lepiforum könnte es EUPITHECIA ABSINTHIACA sein. Die meisten Raupen der Gattung sind allerdings vom Erscheinungsbild allein her nicht bis zur Art zu bestimmen und müßten weitergezüchtet werden, um den Falter zu sehen und zu bestimmen.

Danke für eventuelle Ideen, die beiden Fragen betreffend!

Fund und Fotos: Wiesenwegrand nahe der Bergstation des Schnifisbähnles in ca. 1400 m Höhe - bei begonnenem stärkeren Regen - am 16.7.2021 um halb eins mittags MESZ.

28.7.2021 f