Abschied

Abschied

Wir schreiben Sonntag, den 10.Oktober1982. Ein durch den "Tag der Republik" am vorangegangenen Donnerstag verlängertes Wochenende liegt hinter den DDR-Bürgern, ein Wochenende, mehr als sonst dazu genutzt, Verwandte und Freunde zu besuchen oder auch einmal einfach auszuspannen. So ist der Andrang auf dem Dessauer Hbf groß, kurz bevor der nur freitags und sonntags verkehrende E 947 von Magdeburg nach Dresden pünktlich um 19.09 Uhr den Bahnhof verlassen wird. Der Zug hat hier "Kopf" gemacht, die Nossener 35 1113 wird ihn mit 100 km/h Streckengeschwindigkeit nach Riesa befördern. Kinder oder Partner werden, mit dem Trabbi oder Wartburg zum Bahnhof gebracht, für eine ganze Woche, vielleicht auch länger, zum Studium, zum Arbeiten oder zur Lehre entschwinden.
Der Ansager hat gerade zum Einsteigen und Türenschließen aufgefordert, und ich werde, so leid es mir tut, doch langsam die Pfeife herausholen müssen, um diese Ansage noch einmal zu bekräftigen. Und dann geht alles sehr schnell: Stativ und Kamera in eine Hand, mit der anderen die Lampe für die Fertigmeldung in Richtung der herbeigeeilten Aufsicht gehoben, steige ich schnell in die erste Tür, bitte einen verdutzten Reisenden, doch schnell einmal alles zu halten. Und während ich kurz darauf die letzte Tür schließe, ertönt auch schon ein Achtungspfiff der Lok, und mit einigen kräftigen Auspuffschlägen ruckt die nicht sehr schwere Fuhre an. Verrückte Zeiten waren das damals......!