Allzweckwaffe
Die Lokomotiven der Baureihen 1016 und 1116 haben nach ihrem Start bei den Österreichischen Bundesbahnen (nur hier dürfen sie aus markenschutzrechtlichen Gründen auch "Taurus" genannt werden) mittlerweile viele Anhänger in Form weiterer Staats- und Privatbahnen erhalten. Und auch die Eisenbahnfreunde erfreuen sich am gefälligen Design der jungen Drehstromer.
Die bis zu 230 km/h schnellen und 6400 kW (kurzzeitig sogar 7000 kW) leistenden Lokomotiven werden bei den ÖBB für alle erdenkliche Traktionsaufgaben verwendet: Schnellen Fernverkehrszügen (Inter- und EuroCity oder railjet), Nahverkehrszüge im Bezirksverkehr und Güterzügen unterschiedlichster Längen und Gewichte sind für die Loks der Bauart ES 64 U2 (so die offizielle Typenbezeichnung des Hersteller Siemens) das "täglich Brot".
Mit der Weiterentwicklung, der Reihe 1216, stoßen die ÖBB in weitere Länder vor in denen die Reihe 1116 bisher nur unregelmäßig bzw. in den Grenzbahnhöfen anzutreffen war: So werden die Mehrsystem-Tauri (dies ist übrigens die korrekte Mehrzahl des lateinischen Begriff Taurus) unter Anderem auch in Tschechien im Durchlauf zwischen Dresden und Wien über Prag eingesetzt. Zudem haben sie vor einiger Zeit neben Güterzugleistungen auch die eine Weile von München ausgehenden Kooperations-Eurocity nach Norditalien von Loks der Baureihe ES 64 F4 (ähnlich der Baureihe 189) übernommen.
Innerhalb Deutschlands können die Baureihen 1016 und 1116 hauptsächlich in den alten Bundesländern beobachtet werden und erreichen mit Reise- und Güterzüge auch die Nordseeküste.
Zwar zählen auch Nacht- und Autoreisezüge zum Bespannungsportfolio der schnellen Österreicherin, welche sich allerdings in meiner / unserer Gegend immer nur mit einer gewissen Portion Glück in den Hochsommertagen rund um den 21. Juni ablichten lassen.
Umso größer war dann an einem Septemberabend 2008 die Freude über die Bespannung des AZ 1371 Hamburg-Altona - Narbonne [FR] durch 1016 006-7. Die meisten der in Hamburg-Altona beginnenden Züge haben ihren eigentlich, für den normalen Fahrgast allerdings nicht nachvollziehbaren Start im Betriebsbahnhof Hamburg-Langenfelde von wo es, zumindest bei den Zügen die nicht über einen Steuerwagen verfügen, als "geschobene Zugfahrt" bis zum Bahnsteig geht.
AZ 1371 nahm an jenem Herbsttag seinen weiteren Laufweg über Hildesheim nach Karlsruhe wo die 1016 gegen eine 181 ausgetauscht wurde, welche den Zug über Kehl nach Frankreich brachte.
Aufnahmedatum: Freitag, 26. September 2008 - 17:26 Uhr || Aufnahmeort: bei Ludwigsau-Mecklar [Nord-Süd-Strecke / KBS 610 „Fuldatalbahn“ / nördlich Bad Hersfeld] || Verwendete Kamera: Nikon D80
72 Minuten vorher kam das hier vorbei
"Private" ES 64 U2
Christopher Nolte 04/02/2011 19:34
Mmh, was für eine tolle Aufnahme von dieser tollen Lok. Ich bin zugegebenermaßen ein absoluter Taurus-Fan, was man an meinen Fotos sicherlich auch gut erkennen kann.Hier gefällt mir der Bildaufbau, das Licht und die Umgebung. Klasse!
VG
Christopher
Thomas Reitzel 03/02/2011 12:11
Viele größere Bahnhöfe in Deutschland haben ihren vor- bzw. nachgelagerten Abstellbahnhof, wie zB Hmb-Langenfelde, Köln Betriebsbahnhof resp. Köln-Deutzerfeld, München mit seinen Vorstellgruppen und Mü-Pasing/Neuaubing oder Dortmund Betriebsbahnhof, Hannover-Pferdeturm etc. etc.Dort werden die Wagen gereinigt, untersucht und Züge zusammengestellt, dann zum eigentlichen verkehrlichen Ausgangspunkt gebracht: In Hamburg seit jeher als geschobene Rangierfahrt(mit Ausnahmen), in München wegen des weiten Weges von Pasing her als Leerzug, aus den Vorstellgruppen aber auch geschoben. In Köln rollen die Züge je nach Fahrtrichtung aus Deutzerfeld bzw. Betriebsbahnhof mit der Zuglok an den Bahnsteig.
Ein interessantes Betriebsgeschehen, das für Außenstehende manchmal schwer zu durchschauen, aber von den betrieblichen Erfordernissen diktiert wird.
Das ist es, was den Eisenbahnbetrieb ja so interessant macht, neben den eigentlichen Zugfahrten und ihrer Bespannung.
Der Taurus macht sich vor dem Autoreisezug mit seiner etwas abweichenden Farbgebung ausgesprochen gut.
Leider darf die 181.2 ab Karlsruhe - umlaufbedingt - nur den Lückenbüßer spielen und wird bereits in Straßburg den Zug an eine SNCF-Lok abgeben, sehr wahrscheinlich wieder an eine Zweistromlok wie zB. die Baureihe BB22200, Depot Dijon-Perrigny oder Marseille-Blancarde, weil Frankreichs Süden weitgehend mit 1500 V Gleichstrom elektrifiziert ist, der Rest allerdings mit 25 KV, 50 Hz.
und bei selber Gelegenheit
Dein Bild regt förmlich dazu an, sich die Fahrt dieses Zuges durch die unterschiedlichen Landschaften vorzustellen, die er durchfährt. Man könnte die Reisenden beneiden...
VG Tom