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Ausstellung - Tag X der Stasi

Ausstellung - Tag X der Stasi

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Peter Biastoch


Free Account, Callenberg

Ausstellung - Tag X der Stasi

Titel: Geheime Verschlusssache
Ort: Augustusburg (Sachsen)

Es war ein sonderbares Gefühl, als ich nach Karten für die Sonderausstellung fragte. Die Frau an der Kasse tat so, als hätte ich nach etwas gefragt, das es nicht gibt. Doch schließlich erklärte sie mir, dass sich diese Ausstellung im Schlossturm, unterm Dach befindet. Einen Fahrstuhl dort hinauf würde es nicht geben.
Ich beriet mich kurz mit meiner Frau und wir entschlossen uns, dass ich allein dort hinauf gehen soll. Also erstand ich für 3 € eine Eintrittskarte und fragte gewohnheitsmäßig, ob ich für diese Ausstellung auch eine Fotoerlaubnis brauche. Wieder wurde ich so angesehen, als wäre ich von einem anderen Planeten, doch nein, fotografieren dürfe ich dort auch so.
Also ließ ich meine Frau allein und begab mich diagonal über den Schlosshof vom Kassenraum zum Turm. Dort musste ich erst einmal suchen, welcher Eingang zur Treppe in besagten Turm führen würde. Diesen Eingang fand ich dann, nicht im Turmgebäude, sondern daneben. Doch, wenigstens gab es da ein Schild, mit der Aufschrift „Turmgalerie“.
Dann begann mein Aufstieg. Zugegeben, es war wirklich beschwerlich und meine Frau hätte mit Sicherheit unterwegs aufgeben müssen. Ich schaffte es und fragte mich, warum eine Ausstellung von solchem Interesse, so weit oben untergebracht werden muss? Es war ja schon dieses abweisende Verhalten der Frau an der Kasse, das mich auf den Gedanken brachte, dass wohl gar nicht gewollt ist, dass eine solche Ausstellung von vielen angeschaut wird. Schließlich sind viele Zeitzeugen der damaligen Geschehnisse nicht viel jünger als meine Frau und ich.
Als ich schließlich den Ausstellungsraum erreichte, war ich erst einmal etwas enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet! Es gab eine Tafel, auf der das Thema zu lesen ist: „Geheime Verschlusssache – Schlösser als Internierungs- und Isolierungslager des Ministeriums für Staatssicherheit“, mit einer angedeuteten Karte der DDR, auf der in Sachsen rot und blau markierte Orte gekennzeichnet sind.
Die Legende sagt aus, dass die roten Orte „Internierungslager“ und die in blau gehaltenen „Isolierungslager“ geworden wären. In Rot standen da: Markkleeberg; Mittweida; Homersdorf; Johanngeorgenstadt; Rammenau; Tharandt; Papstdorf; Rosenthalt-Bielatal; Gaussig; Reinhardtsdorf-Shöna und Oybin. In Blau gedruckt: Espenhain; Augustusburg; Annaberg-Buchholz und Hohstein.
Neben dieser Tafel befinden sich noch lediglich vier Aufsteller, die aus jeweils zwei, über Kreuz befestigten stabilen Pappen bestehen. Diese präsentieren großflächig, mit Fotos und Text, was man wohl noch über die Vorbereitungen eines „Tag X“ in Erfahrung gebracht hat. Wenig genug, um den ohnehin wenigen Platz nicht auch noch mit leeren Flächen zu verschenken.
Es gab darüber hinaus noch lediglich 2 (in Worten: Zwei) Stühle. Wer sich also all die Stufen, bis in diesen Raum abgequält hat – ich bin ja, trotz überlebten Herzinfarktes noch recht fit -, durfte nicht mit mehreren anderen dort oben angekommen sein.
Da ich meine Frau nicht endlos auf dem Schosshof warten lassen wollte, machte ich das, was ich als Hobbyfotograf schon oft gemacht habe, ich fotografierte die 32 Seiten der Aufsteller, machte Detailaufnahmen der darauf gedruckten Dokumente und Beweismittel – unter anderem die handgeschriebene Verpflichtung des ehemaligen Museumsleiters der Augustusburg, Rudi Gränitz – und zu guter Letzt noch eine Aufnahme der oben beschriebenen Thementafel. Noch ein paar Aufnahmen aus den Turmfenstern und dann machte ich mich an den Abstieg.
Inzwischen sind wir wieder zuhause angekommen und ich habe meine Fotos der Ausstellung gesichtet, sie bearbeitet (Helligkeit, Kontrast, Schärfe, stürzende Linien usw.) und schließlich bin ich sie Tafel für Tafel durchgegangen, habe das darauf Geschriebene in Word-Dateien übertragen und die entsprechenden Beweisfotos und Bilder der Internierungs- und Isolierungslager eingefügt. Es sind 23 Din A4-Seiten geworden. Doch, mir stellt sich immer noch die Frage, warum sollen diese Ausstellung möglichst wenige sehen?

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