Beim Bahnbau-Trupp
Auf unserer Reise von Cairns südwärts machten wir in jedem größeren Ort Halt, um in der Pub ein Bier zu trinken und dabei nach Arbeit zu fragen. Pubs sind in Australien die besten Informations-Börsen.
In Rockhampton erfuhren wir, dass 150 km landeinwärts eine Ausweich-Schienentrasse zum Kohlenbergwerk Moira gebaut wird. Unser Geld war ohnehin schon fast aufgebraucht, so fuhren wir dort hin und trafen auch gleich drei junge Deutsche, die dort auch in der Arbeiter-Brigade, arbeiteten. "Wie ist die Arbeit denn so ?" - "Ach, gut !". Wir entschlossen uns anderntags anzufangen.
Am nächsten Morgen standen die Drei im besten Gewand da. - Sie hatten ihren Dienst quittiert ! !
Die "Gang" bestand aus ca. 20 Arbeitern, davon etwa ein Drittel Aborigines. Gearbeitet wurde von morgens 6 Uhr bis mittags 12 Uhr und dann nochmals von 15 bis 18 Uhr. In den heissesten Nachmittags-Stunden lag man in den Hütten und ruhte sich aus. Das war schon nötig, denn die Temperaturen stiegen bis zu 40 Grad Celsius. Im Schatten wohlgemerkt ... aber da war nirgendwo Schatten (siehe Foto).
Der Arbeitsablauf: Erst wurden die Schwellen aus schwerem Eukalyptusholz ausgelegt, dann die Schienen darüber-gelegt. Hierzu waren immer 16 Männer gleichzeitig gefordert. Dafür gab es spezielle große Zangen, mit Hebegriffen auf beiden Seiten. Dann wurden Klammern eingeschlagen, die die Schiene mit den Schwellen verband.
Dann kam ein Güterzug mit Kies, das darüber ausgelassen wurde. Anschließend wurde mit ganz normalen Wagenhebern der Schienenstrang samt Schwellen angehoben - der Polier schielte durch, ob es auch gerade sei - und dann folgte das "Stopfen". Mit ganz normalen Spaten musste der Kies unter die Schwellen gestoßen werden - und zwar so, daß der Gleiskörper nicht nachgibt, wenn später die beladenen Kohlenzüge drüber-fahren.
Damit die Truppe nicht Durst leiden musste, gab es da einen etwa 14-jähriger Burschen, der nur damit beschäftigt war, in einer großen Kanne Wasser heran-zu-schaffen. Hatte man Durst, so schrie man einfach "Nipper" und er kam und reichte einem einen Schöpflöffel mit Wasser.
Die brutalste Arbeit war das Entleeren des Kieszuges. Damit genügend Kies aus den geöffneten Klappen der Wagons lief, musste man mit langen Eisenstangen darin stochern. War der Kies etwas feucht und es blieben Körner an der Stange kleben, so waren die Handflächen in kürzester Zeit aufgeschürft und blutig. Es gab keine Arbeitshandschuhe. Wir benützten unser Taschentuch, das wir uns notdüftig um die Hand banden ...
Nach drei Wochen Schufterei hatten wir jeder wieder 70 Pfund in der Tasche, wir quittierten diesen Wahnsinns-Job und fuhren wieder weiter gen Süden ...
Wolfgang Kölln 13/03/2008 11:00
Wieder sehr informativ und spannend! Dein Foto könnte auch aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen... ;-)Gruß Wolfgang