Der Fährmann vom Kühkopf 01
Das zweite Mal bereits hatte ich das Glück, auch dieses Jahr im August eine der ganz schnell ausverkauften Vorstellungen des Theaterstücks „Der Fährmann vom Kühkopf“ von Martin Winklbauer im Schafstall des Hofguts Guntershausen in Stockstadt am Rhein besuchen zu können. 2010 war es erstmals verboten, während der Vorstellung zu fotografieren – was ich als Nichtblitzerin zwar sehr schade fand, aber natürlich akzeptieren musste. Mein „legales“ Foto zeigt einen kleinen Teil aus dem großen Bühnengemälde des großartigen Stockstädter Malers Hans Pehle. Hans Pehle hatte wochenlang alte Schriften studiert, um sich über Bildnisse der Pestzeit schlau zu machen. Viel Zeit hat es ihn schließlich auch noch gekostet, die Bilder auf Stoff zu malen – wie ich finde, hat sich dies sehr gelohnt. Da sich die Bühnengemälde in einem engen, dunklen Zugang zum Zuschauerraum des als Theaterraum genutzten alten Schafstalls befanden, bin ich fotografisch eigentlich daran gescheitert. Dennoch sind diese Art Aufführungen im Hofgut Guntershausen – und nun auch noch mit den Bildern von Hans Pehle – mir so wichtig, dass ich meine unzureichenden Fotos hierzu dennoch zeigen möchte.
„Zum Inhalt des Stücks:
Die Abendglocken läuten … in der Scheune des Hofguts Guntershausen wird die letzte Fuhre Getreide eingefahren. Die Ernte ist nicht schlecht ausgefallen im Jahr 1627 und die vom Krieg geschundenen Bewohner des Rieds schöpfen Hoffnung für die Zukunft. Doch die große Prüfung der Pest steht ihnen noch bevor.
Die lachenden Mägde und Knechte laden das Getreide ab und bitten den alten blinden Balthes die alte Geschichte zu erzählen – Ja damals als es stockfinster auf dem Kühkopf war und kein Kauz hat geschrien, da rief eine Stimme über den Rhein: „Fährmann, hol über ...!“
Ein unheimlicher Mann steigt in die Fähre, bekleidet mit einem feinen schwarzen Mantel. Seine Begleiterin spielt auf der Geige eine merkwürdige Melodie. Der Fährmann bekommt als Lohn eine kleine Kugel von seinem Fahrgast – der aber ist die leibhaftige Pest, die von nun an die Leute im Ried dahinraffen wird. Der feine Herr mischt sich unter die Leute und jeder will mit ihm ein Geschäft machen, denn er gibt sich großzügig. Als das Sterben beginnt, wird ein armer, verlumpter Spielmann verdächtigt, der gerade durch die Dörfer zieht. „Das Gesindel gehört fortgejagt!“ sagt auch der Wächter Kilian. Bald darauf ist es aber seine Frau, die der Seuche erliegt. Der Pfarrer versucht, die Leute beim Glauben zu halten, ein Mönch ruft zur Buße auf, doch die Totengräber karren immer mehr Leichen zum Kirchhof – und eine alte Bäuerin gleich mit, die nur eingeschlafen war. Der Wächter Kilian erkennt zu spät, dass er die falschen gejagt hat – erst, als er selbst Opfer der Krankheit wird. Schließlich zieht der Tod weiter. Jetzt ist es Sache des Spielmanns wieder Freude und Musik zu den Menschen zu bringen.“
Zitat aus „Pest, Ablass und Stockstädter Fährgeschichte“ von Jörg Hartung.
Herausgegeben vom Förderverein Hofgut Guntershausen e.V.
Stockstadt am Rhein 2010.
Wie bereits bei anderen „Fährmann – Aufführungen“ und auch dem Stück „Der Fluss und seine sieben Gäste“ war nach Abschluss der Vorstellung der kaum enden wollende Applaus für die Mitwirkenden aus den Reihen des Männergesangsvereins 1921 und des Evangelischen Kirchenchors Stockstadt am Rhein mehr als berechtigt. Ich jedenfalls freue mich bereits riesig auf die nächsten Aufführungen – vermutlich 2012.
Nikon D300, Nikkor AF 2.8/20-35 bei 23mm, Blende 2.8 bei 1/640stel Sekunden, ISO 1600, Belichtungskorrektur minus 0.3, aus der Hand.
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