Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Die Sexsklavin 1

Foto vom 4.12.08

Die Sexsklavin 1

Die Sekretärin schiebt ihre runde Brille auf die Nasenwurzel. Mit der Zunge umwickelt sie gekonnt einen Kugelschreiber. Ihr Busen bebt. Die Männerstimme aus dem Off sagt: „Wir haben keine Zeit zu verlieren!“

Lulu wendet sich vom Video ab und geht in die Küche. Sie macht sich einen Tee. Den kitschigen Sound und die schlecht gespielten Geräusche aus dem Videofilm übertönt sie mit Schlagermusik aus dem Radio.

Sie hat heute ihren freien Tag. Sie schaltet den Videorekorder aus und lässt das Radio laufen, bevor sie das Haus verlässt. Sie kann einfach keine Stille ertragen, wenn sie wieder heim kommt. Obwohl heim? Heim? Es ist nicht ihr Haus und sie heißt auch nicht Lulu. Er nennt sie so.

Sie geht in den Park. Sie hat dort ihre Bank für ihre Zigarette. Jeden Dienstag sitzt sie da gegen zehn Uhr morgens. Dienstag ist ihr freier Tag. Kleine Jungen spielen Fußball. Sie schreien laut, sie werfen sich in Pfützen. Ungezogen sind sie. Nur einer setzt sich immer wieder zu ihr. Er gibt von seinen Bonbons ab.

„Haben Sie geweint?“, fragt er dann und wischt ihr mit seinem schmutzigen Taschentuch über die helle glasige Wange. Sie lächelt dann.
„Ich weine nie!“

Am schlimmsten ist es, wenn ihr Meister seine Geschäftsfreunde einlädt. Sie muss sich dann für den ganzen Abend bereit halten und es geschieht doch nichts. Die Arschlöcher sind nach einer halben Stunde immer so besoffen, dass sie nichts mehr von ihr wollen. Manchmal tanzt sie dann noch für die Herren im schwarzen Abendkleid. Die Männer sehen weg oder kotzen.

Der kleine Junge verabschiedet sich von ihr. Er muss wieder zu seinen Freunden. Sie greift dann zum Handy und ruft Marion und Ute an. „Es ist alles gut“ – sagen und ein bisschen Lachen über früher und blöde Kerle.

Der Minister ist ein sehr gebildeter und sehr netter Mann. Er ist höflich und riecht gut. Er besucht ihren Meister selten, denn er hat natürlich wenig Zeit. Im Bett ist er allerdings nur deutscher Durchschnitt. Aber er macht immer Komplimente dabei. Er ist halt ziemlich dick und ziemlich alt und phantasielos. Ein Bürokrat eben.

Gegen Mittag geht sie ins Museum. Bilder sind für sie eine andere Welt. Sie versteht nichts von Kunst. Sie mag Kunst. Sie stellt sich Malerhände vor. Hände die so etwas unglaublich Schönes schaffen können. Hände in denen sie zum Kunstwerk werden würde.

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