Die Uhr

Johann Gabriel Seidl (1804-1875)

Ich trage, wo ich gehe,
Stets eine Uhr bei mir;
Wieviel es geschlagen habe,
Genau seh ich an ihr.

Es ist ein großer Meister,
Der künstlich ihr Werk gefügt,
Wenngleich ihr Gang nicht immer
Dem törichten Wunsche genügt.

Ich wollte, sie wäre rascher
Gegangen an manchem Tag;
Ich wollte, sie hätte manchmal
Verzögert den raschen Schlag.

In meinen Leiden und Freuden,
In Sturm und in der Ruh,
Was immer geschah im Leben,
Sie pochte den Takt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters,
Sie schlug an des Freundes Bahr,
Sie schlug am Morgen der Liebe,
Sie schlug am Traualtar.

Sie schlug an der Wiege des Kindes,
Sie schlägt, will's Gott, noch oft,
Wenn bessere Tage kommen,
Wie meine Seele es hofft.

Und ward sie auch einmal träger,
Und drohte zu stocken ihr Lauf,
So zog der Meister immer
Großmütig sie wieder auf.

Doch stände sie einmal stille,
Dann wär's um sie geschehn,
Kein andrer, als der sie fügte,
Bringt die Zerstörte zum Gehn.

Dann müßt ich zum Meister wandern,
Der wohnt am Ende wohl weit,
Wohl draußen, jenseits der Erde,
Wohl dort in der Ewigkeit!

Dann gäb ich sie ihm zurücke
Mit dankbar kindlichem Flehn:
Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben,
Sie blieb von selber stehn.

Commenti 13

  • Foto Fant 23/03/2007 20:10

    sehr schön
  • Wolfgang Weninger 23/03/2007 14:23

    sicherlich ein wertvolles Stück :-)
    Servus, Wolfgang
  • Elisabeth Schiess 23/03/2007 12:22

    Kochen ist gut zum Nachdenken, klar Peter, du hast auf die UIhr geschaut...also es sind genau 36 Sek. und es liegt noch ein Bild dazwischen, ich habe mit dem Selbstauslöser gearbeitet, so hatte ich die Hände frei zum einstellen...
    Danke dir!
    Lieben Gruss
    Elisabeth
  • Elisabeth Schiess 23/03/2007 12:08

    wie siehst du das Peter??
  • Peter Katzlinger 23/03/2007 11:04

    Du bist ja sehr schnell bei einer neuen Einstellung...
    vom ersten zum zweiten Bild sind, wenn ich es richtig sehen, nur 35 Sekunden vergangen ;-))
    Servus, Peter
  • Elisabeth Schiess 23/03/2007 10:11

    @Güther: der ganze Schärfebereich ist doch verschoben!
    Und ein Polfilter ist auf diesem Objektiv, immer!
    Also, ich habe jetzt die Dateiinfo. studiert: beim linken Bild habe ich
    1/3sek. und F19 bei 80mm
    und beim rechten
    1/10sek und F 6.7
    Lieben Gruss
    Elisabeth
  • Günter Noack 23/03/2007 9:58

    Ach ja... wie kommt es zur Unschärfe auf dem Aufzieher der rechten Uhr? Auf der gleichen Höhe ist die Nachbaruhr doch scharf!?

    Günter
  • Günter Noack 23/03/2007 9:56

    Schönes Foto, keine Frage. Mir persönlich ist aber unten zu viel Luft und da wo die Uhren aufliegen, fehlt mir ein wenig Zeichnung. Auch die Spiegelung auf dem Uhrenglas ist etwas dominant (kann man ja leider nur mit Polfilter entgegenwirken).

    Beste Grüße, Günter
  • Hans Huldi 22/03/2007 23:23

    Jaja, die Zeit... Sehr schönes Foto und noch schöneres Gedicht. Wenn man so langsam aber unaufhaltsam ein bitzeli älter wird geht's einem schon etwas tiefer.
    LG, Hennes
  • Just my pix 22/03/2007 12:13

    Ja, ist mir bekannt ...
  • Elisabeth Schiess 22/03/2007 12:10

    @ja, kennst du es?
    Ich habe jetzt schon die ganze Zeit den Ohrwurm...
    das steht innen drin
    kann das jemand übersetzen?
    kann das jemand übersetzen?
    Elisabeth Schiess
    .
  • Just my pix 22/03/2007 12:08

    Loewe ;-)
  • Elisabeth Schiess 22/03/2007 11:44

    Heute Morgen bekam ich die Aufgabe, die Schrift auf der Uhr zu fotografieren, da habe ich gleich noch mehr Aufnahmen gemacht. Und weil das Lied (wer vertonte es?) eines meiner Lieblingslieder ist, zeige ich euch jetzt das!