Ein Pionier auf saurem Sandboden: Die Braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus)
Auf kalkfreien, nährstoffarmen, feuchten Sandböden findet man zuweilen die kleinen Lager aus graugrünlich-weißlichen, warzig-körnigen Elementen, die zu dezimetergroßen, unregelmäßig geformten Flecken zusammenfließen können. Unter der Lupe zeigt sich, dass die weißlichen Bereiche aus feinen Soralen gebildet werden. Die oft zahlreich vorhandenen Apothecien sind anfangs hell berandet und flach, später gewölbt und randlos, hell- bis dunkelrosa oder bräunlich gefärbt, gelegentlich sogar dunkelbraun. Funde aus dem norddeutschen Flachland haben oft fast sitzende bis undeutlich gestielte Apothecien, was mich anfangs zur Fehlbestimmung als Trapeliopsis granulosa veranlasste. Die konstant gelblich-grüne Thallusfarbe mehrerer inzwischen gelungener Funde lässt aber nur Baeomyces rufus zu.
Auch die Körnige Trapelie gilt als nicht selten, ist aber in allgemein verbreiteter Literatur erstaunlich wenig und zudem meist ohne Apothecien abgebildet, was die Bestimmung natürlich erschwert. Der Thallus muss aber im Ggs. zu B.rufus blass grau bis grünlich-grau sein.
Das auffällige, neben dem Flechtenthallus wachsende Urnentragende Filzmützenmoos (Pogonatum urnigerum) gilt ebenfalls als typisch für lichte Stellen auf kalkfreien, lehmig-sandigen Böden.
Fotografiert Ende August 2014 in einer ehemaligen Kiesgrube am Rande Hamburgs.
Ulrich Kirschbaum 28/01/2015 0:18
@Peter, bei Ulrich sehe ich im Bild unten eindeutig einen Fruchtkörperstiel; also sicher B. rufus. Wenn Du keine Stiele bei Dir gefunden hast, würde ich diese Art ausschließen (ich habe immer gestielte Exemplare dabei gefunden).mfg Ulrich
MykoPeter 27/01/2015 21:40
@ Ulrich und Ulrich: Zwischen Baeomyces rufus und Trapeliopsis granulosa nach Bildern zu unterscheiden ist wirklich nicht einfach, zumal Letztere, wie oben erwähnt, in der Literatur wenig abgebildet wird. Dein angehängtes Bild vom 28.9.12 stimmt mit meinem so gut überein, dass es kaum eine andere Art darstellen dürfte. Meine bisherige Vorstellung von B.rufus gründet allerdings darauf, dass die Apothecien wenigstens in ihrer Mehrzahl deutlich gestielt sein müssten, wie ich dies bei Funden aus den Mittelgebirgen und dem Schwarzwald sah. Leider sind auch die Sporen nur bedingt zur Unterscheidung geeignet, da sie mit 9-14x4-6 µm (T.granulosa) vs. 8-11(-14)x3-4(-5) µm (B.rufus) nah beieinander liegen. Beim vorgestellten Fund enthielten die Schläuche zudem keine reifen Sporen. Bliebe die KOH-Reaktion des Thallus, die bei T.granulosa negativ, bei B.rufus +gelb sein soll, ein Test, den ich bislang versäumt habe.Danke und viele Grüße - Peter
Ulrich Kirschbaum 27/01/2015 18:47
Aus dieser Entfernung könnte man wirklich an Baeomyces rufus denken :-). Wenn man aber näher heran geht, so sieht man bei Trapeliopsis die Sorale auf den Schüppchen die bei Baeomyces fehlen. Außerdem sind die Apothecien von Trapeliopsis granulosa nicht gestielt. Das weiß ich aber nur aus der Literatur - gesehen habe ich mit Bewusstsein noch keine :-(Danke, Peter, für diese Erstansicht.
mfg Ulrich
P.S. Auf den ersten Blick hätte das für mich übrigens auch Icmadophila ericetorum sein können (mit etwas vergammelten Apothecien).
Ulrich Schlaugk 27/01/2015 17:57
Ich hätte sie für die Braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus) gehalten.MfG Ulrich
Karl Böttger 27/01/2015 17:43
Danke, wieder habe ich was gelernt. Sehr klar und gut zeigst du diese Flechte.LG Karl