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Große Beute, aber unerreichbar: Grabwespe und Fleischfliegen

Große Beute, aber unerreichbar: Grabwespe und Fleischfliegen

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Große Beute, aber unerreichbar: Grabwespe und Fleischfliegen

Auch wenn bei den Grabwespen im Aussehen und im Verhalten einiges darauf hindeuten könnte, dass es sich tatsächlich um Wespen handelt, stehen sie systematisch den Bienen näher als den – echten – Wespen; sie werden mit den Bienen und Hummeln in der Überfamilie Apoidea zusammengefasst.
Eine der häufigsten und fast unverwechselbaren Grabwespen ist die Kotwespe Mellinus arvensis. Sie siedelt auf allen sandigen Flächen, solange diese nicht vollständig von der Vegetation eingenommen werden, vorzugsweise zwar auf solchen mit Hangneigung, ist aber auch im völlig flachen Land zu finden. Entscheidend ist offenbar die Verfügbarkeit von Beute, und daran fehlt es i.d.R. nicht. Das Beutespektrum „beschränkt“ sich auf die Fliegen, die nicht ausschließlich räuberisch leben. Das sind vor allem die obligaten und fakultativen Blütenbesucher, die koprophagen (kotfressenden) und die nekrophagen (aasfressenden) Fliegen. Man findet sie häufig auf den Kothaufen von Rindern und anderen Säugern, wo sie gezielt Jagd auf die Fliegen machen. Sie lauern aber auch an allen anderen Orten, die Fliegen aufsuchen, etwa sonnenbeschienen Zaunlatten zum Aufwärmen, solitären Bäume oder freiliegendem Totholz. Das Innere von Wäldern meiden sie grundsätzlich.
Die erbeuteten Fliegen sind ausschließlich für die Larven bestimmt; erwachsene Tiere ernähren sich selbst wohl nur von Nektar und Pollen. Das Weibchen gräbt bis zu 1 m tiefe Gänge in den Boden, an deren Ende mehrere seitlich abführende Brutkammern angelegt werden. Dort platziert sie je Kammer ein Ei und beschafft anschließend das Futter für die schlüpfenden Larven.
Die gefangene Fliege legt sie sich so zurecht, dass sie mit den Mandibeln den Rüssel der Fliege greifen kann und presst den Fliegenkörper mit den Beinen zusammen, bis ein Flüssigkeitstropfen aus dem Rüssel tritt; den nimmt die Kotwespe als Zwischennahrung auf und transportiert die Fliege anschließend zu ihrem Nest, landet jedoch nicht direkt davor, sondern läuft das letzte Stück.
Dem einen hängen die Trauben zu hoch, dem anderen ist die Beute zu groß. Obwohl sie es mehrfach versucht - die Fleischfliegen (Sarcophagidae) der Gattung Sarcophaga lassen sich von den Angriffsversuchen der schlanken Grabwespe wenig beeindrucken und tupfen scheinbar gelassen die Kotsäfte auf. Sie sind wie einige andere Fliegengruppen zeitweise auf tierische Eiweiße angewiesen, damit ihre Eierstöcke reifen können (anautogene Fliegen). Während sich einige Arten in dieser Phase als Räuber betätigen, begnügen sich Fleischfliegen mit Exkrementen, hier mit dem, was ein Waschbär hat fallen lassen.
An den Ameisen und Käfern, die hier auch zugange sind, hat die Kotwespe kein Interesse, erstaunlicher Weise auch nicht an ganz kleinen Fliegen; offenbar muss die potenzielle Beute schon eine gewisse Größe haben. Goldfliegen (Schmeißfliegen, Calliphoridae) der Gattung Lucilia dagegen passen perfekt. I.d.R. benötigt eine Kotwespe nur zwei oder drei Versuche für einen erfolgreichen Überfall.

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