Hoch spezialisiert: Wegwespe mit erbeuteter Radnetzspinne
Alle Wegwespen, aber nicht nur sie, erbeuten Spinnen, mit denen sie ihren Nachwuchs versorgen; auch die Grabwespen der Gattung Trypoxylon kann man dabei beobachten. Leider fehlt es weitgehend an (publizierten) Beobachtungen, wie und wo sie dies tun. Bei den spärlichen Meldungen in der wissenschaftlichen Literatur kann man sich nicht immer sicher sein, denn die Angaben dazu sind in manchen Fällen in sich widersprüchlich.
Aus der Gattung Agenioideus sind in Europa etwas mehr als 20 Arten beheimatet, von denen 6 in Deutschland und 2 in Mecklenburg Vorpommern vorkommen (Stand 2008). Da das Bild eine vollkommen schwarze Art zeigt und die Beine keinen Rotschimmer aufweisen, sollte es sich um A. sericeus handeln, andernfalls käme noch A. cinctellus in Betracht.
Agenioideus sericeus gilt als fakultativ synanthrop, die geeignete Standorte in der Nähe von oder mitten in menschlichen Siedlungen aufsucht; daneben ist sie aber auch in gestörten Lebensräumen wie Truppenübungsplätzen zu finden. Die Wegwespe scheint im Gegensatz zu vielen anderen Arten dieser Familie keine eigenen Nester anzulegen, sondern lediglich bestehende Hohlräume, Spalten und Zwischenräume unverkleidet zu nutzen; es gibt aber auch abweichende Angaben.
Im Bild hat sie ein juveniles Männchen der Gewöhnlichen Sektorspinne (Zygiella x-notata) erbeutet. Diese sehr häufige Radnetzspinne lebt (fast) ausschließlich in der Nähe des Menschen, meistens spinnt sie ihre Netze an nischenreichen Hauswänden, in Fensterecken und unter Fenstervorsprüngen, unter Dächern und in Holzstapeln. Das ermöglicht der Wespe eine relativ leichte Jagd, bei der sie nicht einmal fliegen muss. Denn die Spinnennetze sind meistens flach an / über dem Grund gewoben und die Spinnen lauert tagsüber in einem Schlupfwinkel (Retraite). Dort lässt sie sich recht leicht überwältigen, zumal die Wespe selbst an glattem, senkrechtem Material, wie hier einer Kunststofftür, problemlos laufen kann. Der untere Türspalt ist (noch) nicht abgedichtet, und genau dort hat die Wespe ihr Versteck. Die mit einem Stich gelähmte Spinne kann sich zwar noch bewegen, ist aber nicht mehr zu koordinierten Bewegungen in der Lage, erst recht nicht zum Laufen. Die Wespe nimmt noch eine kurze Inspektion ihres Opfers vor, dann ergreift sie ein Bein und zieht die Spinne geschwind unter die Tür. Anschließend legt sie auf der Spinne ein Ei ab, nach dem Schlüpfen wird die Spinne von der Wespenlarve gefressen.
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