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Egbert Radine


Premium (Pro), Ense-Niederense

Im Schuhpark

Blickachsen 2017 Bad Homburg vor der Höhe.


Wiederholungen bilden ein prägendes Prinzip im Werk des Objektkünstlers Wolfgang Becksteiner. Seine häufig aus Beton gefertigten Serien und Akkumulationen enthalten jedoch nicht identische Kopien, sondern stets Variationen eines Motivs. Die zweiteilige Arbeit bei „Blickachsen 11“ besteht aus Betonabgüssen von Schuhen, deren größter Teil zu einem riesigen ungeordneten Haufen aufgetürmt ist, während 220 Schuhpaare auf niedrigen Podesten aufgereiht und namentlich gekennzeichnet sind. Alle Schuhe sind mit Beton ausgegossen und repräsentieren als individueller Abdruck vor allem die Träger selbst, nicht nur die äußere Form. Und so legen auch die mehr als 2.500 unterschiedlichen Schuhe auf dem anonymen Haufen jeweils eine ganz persönliche Spur zu ihren früheren Besitzern. Die Einzigartigkeit eines jeden Menschen steht hier in einer Spannung zur massenartigen und anonymen Aufhäufung, die zudem Erinnerungen an historische Bilder von Flucht und Genozid aufruft. Die in den Reihen alphabetisch nach Namen sortierten Schuhpaare dagegen verweisen auf konkrete Personen, die sich am Projekt beteiligt haben. Diese geordnete Präsentationsweise hat archivarischen Charakter: Die einzelnen Objekte und die in ihnen enthaltenen sehr persönlichen Informationen werden dokumentiert und bewahrt.

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