Liebe macht glücklich und endet auch nicht mit dem Tod
Fotos, die bewegen Nr. 13
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,
Sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn die Flügel dich umhüllen,
Gib dich ihr hin.
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert
Dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht,
Glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme deine Träume
Zerschmettern kann
Wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt.
kreuzigt sie dich.
(Aus "Der Prophet" von Khalil Gibran)
Okay, ich habe nun angefangen mit einer Serie, was glücklich macht, dann gehört dazu natürlich auch die Liebe. Wobei ich damit nicht nur die Liebe zu einem Partner meine, sondern allumfassend = zu sich, der Natur, anderen Menschen, der Welt und zu einem Partner. Ich habe nur lange nicht so richtig gewusst, mit welchem Bild ich das ausdrücken kann. Und gestern wusste ich es auf einmal.
Ich war vor gut drei Wochen bei den ersten Frühlingstemperaturen auf dem Friedhof in Worpswede.
An einem Grab habe ich mich lange mit einer alten Dame unterhalten, die mit großer Liebe! das Grab ihres Mannes gepflegt hat. Sie hat mir erzählt, dass ihr Mann Gartenarbeit geliebt! hat und sie aber nicht. Erst nach seinem Tod ist sie zur Gärtnerin geworden und hat das Grab wunderbar gestaltet. Und dann hat sie mir dieses Grab auf einer anderen Ecke des Friedhofs gezeigt. Ich stand zunächst nur fassungslos davor und konnte es kaum glauben, wie viele liebevolle Details darauf sind und was es dort alles zu sehen gab. Unglaublich. Der Mann ist seit mehreren Jahren tot und in jedem Frühling sieht es wieder so aus wie hier.
Seit gestern ist mir klar, dass dieses Friedhofsfoto für mich das perfekte Foto ist. um auszudrücken, dass Liebe glücklich macht - auch nach dem Tod!
Und zu dem Thema Liebe könnte ich jetzt 100 Lieder (Musik macht ja auch glücklich) einstellen, aber es ist nur ein einziges:
http://www.youtube.com/watch?v=Tw38QFU7y-w&feature=related
Franz Josef Dorn 10/12/2015 21:34
Tatsächlich sind "Memento mori" und " Memento vivere " keine Gegensätze, sondern zwei Seiten desselben. Unser Leben ist eine ständige Metamorphose , sagte der französische Philosoph Pierre Hadot einmal, weil es unlöslich in jedem Augenblick mit dem Tod verbunden ist. Beide Aussagen, „Bedenke, dass du sterben wirst!“ und „Gedenke des Lebens!“, sind seit Menschengedenken fest miteinander verbunden sind. Beide weisen uns auf eine sehr eindringliche Weise darauf hin, dass unser Leben irgendwann einmal vorbei ist, das es kostbar ist. Was gilt es zu tun? Antwort: L(i)eben! Und zwar im Hier und Jetzt. Die Vergangenheit kann ich nicht zurückholen und auf den neuen Morgen kann ich nur hoffen. Auch wenn ich keine Macht über die Zeit habe, so kann ich sehr wohl darüber entscheiden, wie ich sie nutze. Vielleicht sollte man sich einfach an Wilhelm von Humboldt halten. Er schrieb vor rund 200 Jahren: „Das Leben leicht tragen und tief genießen ist doch die Summe aller Weisheit.“ Kein schlechtes Lebensmotto wie ich finde.Danke für dieses Grabfoto und die Gedanken.
LG
Franz Josef
Doris H 11/03/2014 7:09
danke jochen, das du mich auf brombeerfink hingewiesen hast, die mir hier leider noch nie begegnet ist....nun ist sie tot und ihre worte hier unter dem bild geben mir so viel in meiner derzeitigen lebensituation, das ich das bild auf favoriten setze...manchmal ist man einfach müde und resigniert und dann fällt es schwer sich selbst aber auch andere zu lieben...dann diese worte lesen und wieder die kraft bündeln weiterzumachen und nicht aufzugeben trotz allem....und nicht so.....
lg doris
ich habe deine worte mit der alten frau und dem grab ihres mannes jetzt erst gelesen. und sie haben mich berührt. trotzdem glaube ich auch das man einen menschen im herzen bewahren kann ohne aufwendige grabgestaltung (die für die alte frau sicher auch ein stück trauerarbeit ist und deshalb ist es auch gut so) mein mann liegt auf seinen eigenen wunsch hin unter einem langsam wachsenen baum im friedwald. ich gehe immer wieder gerne dorthin, setze mich auf eine bank und halte zwiesprache, auch wenn man dort nicht schmücken darf. ab und zu eine blume hinlegen, die verrottet in der natur das darf man schon....
Lichtmagie 04/05/2013 16:43
Lieber Jochen....Das ist ein berührendes Bild...
eines das so viel... sagt...
ohne zu sprechen...
Ich denke...
Lieben zu können.. ist wichtiger... und beglückender
als geliebt zu werden... und es gehört zu den Dingen...
die die Wichtigsten.. sind.. in einem Leben...
Das höchste.. Glück...
das zu erreichen ist...
Weißt Du... ich schreibe... Gedichte..
und ich habe eines gefunden... das hier passt....
Glück
Habe geliebt
soll auf meinem Grabstein
stehen
irgendwann.
Das höchste Gut
hab es gefunden.
Es liegt auf keinem Konto
bringt dennoch Ertrag
Tausendfach
Habe geliebt
soll auf meinem Grabstein stehen
das Leben
die Menschen...
und wenn man Glück hat...
ein ....Dich...
.. Karin Dederichs....
Liebe Grüße
Karin
Carin St. 19/03/2012 12:00
Da hat jemand aber noch sehr viel Liebe übrig!Beeindruckend!
Gruss, Carin
Jochen aus Bremen 15/03/2012 23:12
r@Marlen,genau das hat mich auch berührt. Früher wäre ich da auch daran vorbeigegangen und hätte mir angemaßt, das zu bewerten. Heute kann ich die Liebe dahinter sehen und das ist eine schöne Lebenserkenntnis. Die Erkenntnis, die wichtigsten Dinge im Leben verstanden zu haben. Liebe Grüße in die Eifel.
MarlenD. 15/03/2012 23:08
Hallo Jochen,das ist schon spannend mit dir und dass du dieses Bild ausgewählt hast, zeigt, wie sehr dich dieses immer wiederkehrende Herzsymbol wohl beeindruckt hat und du die Überfülle und den nicht zu übersehenden Kitsch doch nicht überbewertest und stattdessen die Liebe erkennst und zeigen möchtest, die da wohl in jedem Detail steckt.
Ich hab mich lange mit Bild und Text beschäftigt und hab wohl auch etwas dabei gelernt, nicht allzu schnell zu urteilen, sondern mit viel mehr Gefühl den Sinn zu suchen, der hier wohl auf überwältigende Weise zum Ausdruck kommt.
ein lieber Gruß zu dir
Marlen
Jochen aus Bremen 15/03/2012 22:54
@AlleDanke für die wunderbaren Kommentare, die mir sehr gut gefallen. Dies ist auch für mich ein Foto, welches mich bewegt, seitdem ich erkannt habe, was dahinter steckt. Ein Bild sagt manchmal wirklich mehr als 1000 Worte.
HerbertKpn 15/03/2012 14:54
Jeder hat seine eigene Art mit Trauer umzugehen. Ich würde da nicht von Kitsch sprechen, auch wenn ich es selbst anders gestalten würde. Aber ohne Frage ein Ausdruck der Liebe über den Tod hinaus, wenn ein Grab mit so viel Hingabe gepflegt und geschmückt wird. Da ist nichts zufällig an seinem Platz, und das Ordnungsprinzip kennt nur der Pflegende (=Liebende).Lg Herbert
Klaus Zeddel 15/03/2012 14:36
Da bin ich vollauf Deiner Meinung. Liebe und Wissen ist das einzige, was unsterblich ist und nach dem Tode übrig bleibt. Denke auch, daß dieses Motiv gut zu dem Thema passt, hier spürt man diese liebevollen Emotionen.LG Klaus
Kugelbauchi 15/03/2012 8:46
Berührende Geschichte! Schöne Serie!!LG Susanna
Simone Hoffmann 14/03/2012 20:51
Ich wäre wahrscheinlich an dem Grab ohne ein Foto zu machen vorübergegangen und hätte es, wie Rolf schon schrieb, als Kitsch abgetan. Aber zum Glück drückt jeder seine Gefühle und Gedanken anders aus und gestaltet so seine Bilder, so bleibt das Leben spannend.Deine Worte passen prima zum farbenfrohen Bild.
LG Simone
Mara-Felicita 14/03/2012 18:56
Die alte Dame drückt damit die große Liebe zu ihrem verstorbenen Mann aus - ob Kitsch oder nicht - ist hier überhaupt nicht die Frage, oder? Eine Beurteilung steht ja hier überhaupt nicht im Raum - sondern es drückt Innigkeit Liebe und auch Schmerz aus....jeder wie er empfindet, nicht wahr?Schön, wenn ein Mann wie Du - ohne Vorurteile auch solche Empfindungen ausdrücken kann - und sogar eine schöne "Liebesgeschichte" daraus entsteht......Mit glG Mara
Dirk Schlender 14/03/2012 18:32
Ich bin sprachlos!! Das Bild sagt mehr als tausend Worte! Das muss wahre liebe sein!Dein Text ist ebenfalls wieder sehr einfühlsam und ergänzt das Bild perfekt!
Ein würdiger Abschluss deiner grandiosen Serie!!
VG Dirk
wasanico 14/03/2012 17:06
ein echter Jochen...von der Farbgebung her betrachtet.Das Thema als solches macht nachdenklich....aber es sollte keine Traurigkeit aufkommen, die dann zur Belastung wird.
Irgendwann wird man sich wieder sehen...ansonsten hätte das Leben keinen Sinn!
LG Walter
Brombeerfink 14/03/2012 13:56
Den ganzen Morgen auf meiner Arbeitsstelle hatte ich Muße nochmals über das Thema nachzudenken.Im ersten Kommentar habe ich nur geschrieben, was meine ureigensten Empfindungen dazu sind. Nun möchte ich darauf eingehen, was Du schreibst - die Liebe zu uns selbst.
Das, und nur das ist der Schlüssel zur allumfassenden Liebe. Erst wenn wir uns selbst mit unserem ganzen Wesen angenommen haben, uns selbst lieben können, erst dann sehen wir den Anderen in uns und uns im Anderen. Erst dann sind wir Eins mit Baum und Strauch, mit Wald und Wiese, Berg und Tal, der Tierwelt und allem, was uns die Schöpfung schenkt zum Glücklichsein.
In den vergangenen Glücksbotschaften hast Du uns gezeigt, was alles in Dir dieses Glücklichsein auslöst..
Musik, Kunst und Farbe, Bewegung, Kontemplation u.u.u.
Also bist Du ein Mensch, der allumfassend zu lieben vermag, weil Du Dich selbst angenommen hast.
Damit hast Du den Reigen nahezu abgeschlossen, lieber Jochen. Und die Liebe, die wir empfinden und weiter verschenken, kehrt immer auch ins eigene Herz zurück.
Lieben Gruß von der Brombeerfink