Na Drini Cuprija........die brühmte Brücke über die Drina
diese Brücke in Visegrad, wurde Ende des 16. Jahrhunderts unter dem Grosswesir Mehmet Pascha erbaut, und hat einiges an politischen Stürmen überdauert.
Der serbische Schriftsteller Ivo Andric hat dies in seinem gleichnamigen Buch sehr spannend beschrieben
chekki 03/11/2009 15:20
Hallo Erich,danke fuer Deine Antwort. Ich wollte Dir in keinster Weise unterstellen, dass Du hier etwas unterschlägst. Meine Intention war einfach, die juengsten Ereignisse auf dieser Bruecke einfach mal zusammenzufassen, gerade weil genau diese Bruecke ein Brennpunkt besonderer Grausamkeiten gewesen ist.
Die Paralysierung die Du beschreibst trifft es sehr genau. Denn 2/3 der "Ureinwohner" sind weg, jene die diese 2/3 auffuellen haben ihre Ortschaften auch nicht weniger dramatisch verlassen. Zum Beispiel wurden Serben aus Sarajevo nicht durch Bosniaken vertrieben, sondern durch Serben. Als nach dem Daytoner Abkommen die Stadtteile Ilidza, Grbavica und Vogosca an die Föderation gegangen sind, hat die Partei des heute vor dem ICTY befindlichen mutmasslichen Kriegsverbrechers Karadzic eine Direktive erlassen, wonach sich die Serben umzusiedeln haben. Nichts wäre fuer ihn schlimmer gewesen als die Möglichkeit, dass Serben und Bosniaken in Sarajevo friedlich miteinander leben können. Mit dieser Direktive hat er letzteres verhindert, den Exodus in Szene gesetzt und diese armen Menschen an Orte verfrachtet die sie selbst zuvor als "Dorf" wahrgenomment haben...das Resultat hast Du gut beobachtet: Die Zwangsheimat wird nicht angenommen, Visegrad ist heute mehr oder weniger Tot.
Bitte entschuldige wenn ich Dein Foto so volltexte, ich empfand es als wichtig dass die Leute wissen, wozu der Mensch auch in juengster Zeit faehig ist.
Viele Grüsse
† Erich Wucher 03/11/2009 12:40
Hallo Chekki,das was du über die jüngste Geschichte in Visegrad schreibst, ist dramatisch. Leider sind mir die von Dir geschilderten Erreignisse nicht so bewusst gewesen und wollte auch in keinster Weise derartige Geschehnisse unterschlagen, zumal das Buch von Andric mit dem 1. Weltkrieg endet.
Aufgefallen ist mir allerdings bei meinem Besuch , dass das im Buch beschriebene lebhafte Treiben auf der Brücke nicht mehr stattfindet, ich hatte das Gefühl dass die Stadt irgendwie paralysiert ist. Den Zusammenhang kann ich nun mit diesen grausamen Geschehnissen, und dam damit verbundenen Exodus eines Grossteils der angestammten Bevölkerung in Verbindung bringen.
Ich hoffe sehr, dass Du, und Deine Landsleute in Ihrem jetzigen Lebensraum weit angenehmere Existenzbedingungen schaffen konnten. Doch die Heimat wird niemand ersetzen können.
Hinweisen möchte ich noch auf folgendes, dass ich in weiten Teilen Bosniens, Albaniens, Macedoniens und im Kosovo eine einmalige Gastfreundschaft erleben durfte.
LG Erich
chekki 03/11/2009 11:01
Nicht nur politische Stürme. Man schätzt das zwischen April und Juni 1992 mehrere hundert Bosnier hier von extremistischen Serben ermordet und anschliessend in die Drina geworfen wurden. Wer es ueberlebt, wurde anschliessend an der nächsten Bruecke (knapp 1km tiefer) im weiteren Flussverlauf erschossen. Von dort aus trieben die Leichen bis zu einem weiteren Staudamm (Bajina Basta) und sorgten fuer Aufregung. Nicht etwa weil es so schrecklich war was da im Fluss trieb, sondern schlicht weil die Turbinen durch abgerissene Leichenteile ueberhitzten oder beschädigt wurden.Von einem der schlimmsten serbischen Kriegsverbrecher aus dieser Region, Milan Lukic, wurde diese Bruecke 1992 als symbolischster als Orte ausgewählt, um Menschen buchstäblich abzuschlachten. Vielen Menschen in dieser Region fehlt nach wie vor jegliches Unrechtsbewusstsein dazu, gerne relativiert man mit Dingen die vor ueber 60 Jahren (Nazi-ähnliche Herrschaft) oder von 600 Jahren (Türken) an Serben verübt wurden.
Von ca. 14.000 sind villeicht an die 200-300 zurückgekehrt. 3000 Menschen gelten als Ermordet und Vermisst, der Rest lebt heute in weiter Welt verstreut. Ein Paradebeispiel das ethnische Säuberungen heute nicht nur moeglich sind, sondern auch erfolgreich sein koennen.
Zurück zur Brücke:
Vom Konvertiten Mehmed Pasa Sokolovic, vorher Orthodox und Bruder des orthodoxen Patriarhen von Pec, erbaut, sollte sie eine symbolische Verbindung zwischen Orient und Okzident darstellen. Leider hat in dieser Region immer wieder der Hass gesiegt und auch Ivo Andric, Nobelpreisträger, bedient sich in seinen Werken gezielter Ressenteiments um diesen Hass immer wieder gewinnen zu lassen.
Fuer den Touristen ein interessantes Bauwerk. Fuer Einwohner der Stadt die heute weit in der Welt vereteilt sind, ein im wahrsten Sinne des Wortens blutiges Stück Mauerwerk...