Noch 136 Kilometer bis Leipzig
An einen noch kühlen Sonntag Vormittag, die Sonne kam langsam hoch, nutzte ich den Weg zur Arbeit um bei der Gelegenheit schnell noch den E 802 einzufangen.
Also rechts runter von der 281 beim Bullenkloster (Wohnheim für die Maxhütte) auf eine Feldweg und zu Fuß dann auf einen Hügel neben den Bahndamm geklettert.
Der Blick durch den Sucher der Kamera bestätigte mir, kein schlechtes Motiv”. Überaus erfreulich war zudem auch noch das ich der einzige war dort oben auf dem erhöhten Standpunkt. Der Stellung bezogen hatte um den nun bald kommenden Eilzug ins Visier zu nehmen.
Etwas abwartend herumgestanden hörte man in der Ferne schon den langsam lauter werdende Dampfsound. Auch am Horizont war bedingt durch die noch herrschende Kühle des frühen Morgens immer mal wieder mehr oder weniger stark eine mitunter blütenweiße Abdampffahne zu entdecken. Beides kam unweigerlich näher, die Blasrohrmusik wurde ständig kräftiger und die erwähnte Abdampffahne zunehmend sichtbar größer.
Genau so fuhr der E 802 an dem sonnigen Sonntag Morgen mir nun ins Bild. Drei mal betätigte ich den Auslöser um die Stimmung festzuhalten. Wobei so was wie eine innerliche Erregung bei dem Gesamterlebnis in einen derart aufsteigt das man aufpassen muss die Kamera nicht zu verwackeln.
Mir kam es nie alleine nur auf ein gutes Bild an sondern zugleich wollte ich die Vorbeifahrt genauso voll genießen.
Was hier in der Situation voll der Fall gewesen ist.
Sicher in nachhinein ist festzustellen das so 100% die Aufnahme mir nicht gelungen ist. Die Sonne stand zu der Tageszeit linksseitig noch sehr tief sodass die Rauchkammertür der 01 2118 und der Zug fasst absäuft.
Etwas verbessert rausgerissen extra betont wird dafür die Lok in dem sie vom umgebenden weißlichen Dampfwolken
fasst eingehüllt wird.
Gut zu erkennen an den Dächern der Wagen das der erste Teil mit der 95er aus Sonneberg kam. Die immer noch mit weißen Dächern daherkommenden 5 Wagen sind der Saalfelder Verstärker- Train. Der zwar gut vorgeheizt wurde, innen gemütlich warm war, was aber zu ein abschmelzen der Dachflächen bisher nicht reichte.
Nun werden vielleicht einige von Euch am Schluss sogar die V 100 noch erspäht haben ?
Was bei anderen Bildern mit der Diesellok auch gleich die Frage aufwarf.
“Was macht/soll die denn dahinten dran”?
Die Frage will ich hier gleich beantworten, dies war in der Regel immer Sonntags und nach Buchfahrplan der Fall. Hierbei handelt es sich um eine Lok der Außenstelle Triptis des Bw Saalfeld die zum tanken nach Saalfeld musste. Nun als Llzz 18065 hinten am E 802 mitlief .
Auf ihren Laufweg nach Leipzig ist die 01 2118 eben mal mit gefahrenen 4 Kilometern noch beim Aufwärmen sozusagen.
Alles im Kasten führte mich nun mein Weg schnurstracks ins Bw.
Wo 11.00 Uhr spätestens mit vollen Artistengepäck ich mich beim Lokleiter zu melden hatte. Natürlich wurde es ein wenig knapp doch es ging gerade so.
Mit der anderen bekannten Altbau 01 2204 aus dem P 3003 gekommen an der Drehscheibe abgelöst und einen Medizinstudenten der in den Ferien als Heizer im Bw Saalfeld fuhr begann unsere Tour.
Es war mein lieber “Doktor” Heizer H.J. Löffler, dessen Nachnahme in dem Falle einen schon allein zum schmunzeln bringt .
Wir beide hatten sehr viel Spaß zusammen daran denke ich gern zurück.
Nebenbei erwähnt heut ist mein Heizer wirklich “Dok” mit den Zusatz “Löffeldok” wird er von seien Freuden heute noch genannt.
Denn inzwischen kann und darf er selbst Lok fahren. Nimmt Tauglichkeitsuntersuchungen für die Lokpersonale ab und ist im Hubschrauber- Rettungsdienst tätig.
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Festzustellen ist das nicht nur Güterzüge auf der Rampe eine fesselnden guten Eindruck hinterlassen auch Fensterzüge (Einsbahnsprache = Personenzüge) dem nicht nachstehen.
Auch möchte ich widerlegen das meine Bilder nicht nur bei der Arbeit entstanden sind. Sozusagen von der DR mit bezahlt wurden.
Allerdings die Ironie wäre gewesen, wenn mir bei meinen Treiben auf dem Hügel etwas passiert z.B. den Fuß verstaucht oder ähnliches konnte man das sogar als Betriebsunfall einordnen.
Aber es ging alles glatt ohne das ich hätte schwindeln müssen.
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Eine hochinteressante Ergänzung zu E 802
Euer Ralf
Erhard Pitzius 17/03/2012 17:18
Was ist schon vollkommen?Ein wunderschönes Photo und eine tolle Dokumentation.
Gruß Erhard
Hartmut Wohlfarth 02/03/2012 16:03
Eine Grossohrige auf den Weg nach U born so was hat man Früher oft gesehen. Leider war ich auf dieser Strecke nie soooo Aktiv gewesen. Top Aufnahme !!LG Hartmut
Steffen°Conrad 26/02/2012 9:24
Da arbeitet man gerne nach der Robinsonmethode...( warten auf Freitag...)
Herrlich dynamisch wirkt das Bild- und so vertraut aus alten Tagen!!
vgconni
Klaus-Henning Damm 25/02/2012 19:49
Ich schließe mich den Vorkommentatoren gerne an: ein eindrucksvolles Zeitdokument mit spannender Geschichte !!Grüße
KHD
Geri Trofimoff 25/02/2012 17:13
Hallo Ralf,80 oder 90% - was spielt das bei so einem starken Zeitdokument schon für eine Rolle?
Auf jedem Fall ist es ein wunderbares Foto:
Warme Farben, blauer Himmel, Telegraphenmast und Kilometerstein schön drin - was will man mehr!
LG Gerald
Roni Kappel 25/02/2012 16:39
Hallo!Wunderbar! :-)
lg,
Roni
Jan-Henrik Sellin 25/02/2012 8:38
... da kommt Wehmut auf, habe oft dort bei den großen Plandampfveranstaltungen der 90er gestanden.Viele Grüße an Dich, Jan
Klaus Kieslich 24/02/2012 15:59
Wieder eine klasse PräsentationGruß Klaus
Michael PK 24/02/2012 13:35
Lieber Ralf,eigentlich ist zu Deinem Bild alles gesagt.Da fange ich mal mit dem Heizer von Dir an,kannst ja richtig Stolz darauf sein,was er alles bei Dir gelernt hat.Heli und Dampflok-das hört sich richtig spannend an.
Traurig sieht es leider um die andere Altbau 01 aus...
Ein gutes Wochenende
Michael
Thomas Reitzel 24/02/2012 12:41
Ja, was will man machen?Die Züge verkehren nicht zum optimalen Sonnenstand, sondern eben nach dem Fahrplan, der unser eisenbahnfotgrafisches Leben seit jeher bestimmt hat.
Und genau deswegen, weil wir nie zufrieden sind, stellen wir uns immer wieder neben die Strecke und riskieren oft genug zerrissene Klamotten, Plateauschuhe durch Schlamm, verstauchte Gelenke und und ...
...aber auf die Dramatik des Augenblicks kommt es eben doch viel mehr an, das sind Eindrücke, die keine Kamera, aber unser Gedächtnis speichert. Das kann zwar auch etwas verblassen, aber sowas bleibt wenigstens im Langzeitgedäcchtnis!
Schönes WE!
Tom
CyranoPuschkin 24/02/2012 11:55
Auch bei mir war's der "Freitag-Blick NACH "Göhls BILD-Geschichte" ... - und ich wurde glatt fündig :-) !Natürlich kann man "hinterher" immer noch Gedanken verschwenden an: "Was wäre gewesen wenn...!?!"
Die Kamera ein Stück höher drehn, hätte mehr von der Abdampfwolke abgebildet. Na und ... !?!?!?
Wunderbar war, daß Du selbst Deinen Weg zur Arbeit noch genutzt hast, um "DAMPF-Eisenbahn" zu geniessen!
Und SUPER is es ..., daß Du uns HEUTE Dein Werk zeigst ...
... und Dir die ZEIT nimmst, UNS ...
... von "damals" zu ERZÄHLEN ... .
DANKE - einmal mehr !!!
Man kann sich schier vorstellen, wie er damals dort am Bahndamm stand ...
... und mit allen Sinnen GENOSS ...
... was da so auf ihn zu kam ... - der Ralf :-) ... .
Für Vogelgezwitscher war's damals wohl noch zu kalt, oder.
Aber 'n paar Monate später, könnte man derlei "Details" glatt noch rausHÖREN ... aus Deinen "Geschichten zum (Freitags)Bild" - wunderbar, einfach wunderbar, Ralf .
Am Bild gefällt mir besonders, daß man es sofort als "altes Farb-Foto" erkennt;
und man schier augenblicklich "in längst vergangne Zeiten" "eintauchen" kann.
Auch der Bild-Aufbau ist gut gelungen;
vom grau-braun-gelb-grünen "Grünzeug" über den "OrientierungsPunkt 136 komma Eins" bis zur herrlichen Telegraphen-Leitung ist "ALLES da" ...
... was des "EisenbahnNarren (nach K-E.Maedel)" Herz - und Auge - erfreut .....
Dieter Jüngling 24/02/2012 11:20
Ja, genau so ist das. Immer wieder warten wir auf den nächsten Freitag.Diese Frontalfahrt durch den Bogen kann man sich lange anschauen.
Schön deine Erzählung dazu.
Noch schöne, dass es diese Maschine noch gibt.
Mach weiter, Ralf.
Gruß D. J.