nur 16 Jahre jung - Feldgrab in Solingen-Höhrath
Seit dem 15. April 1945 ist hier die Ruhestätte eines sechzehnjährigen, der dem Wahnsinn des zweiten Weltkrieges in letzter Minute sinnlos zum Opfer fiel.
Im März 1945 wurde Lothar Thieves in seiner Heimatstadt Köln zu einer schnell zusammengestellten Formation der Deutschen Wehrmacht eingezogen. Die Kampfhandlungen verschlugen ihn am 15. April 1945 mit seiner Einheit in das Sengbachtal untehalb von Höhrath. Zur gleichen Zeit rückten die US-amerikanischen Truppen über die nahegelegene Reichsautobahn (heute BAB A1) vor. Die gesprengte Autobahnbrücke im Bruchermühlental erwies sich nicht als ein entscheidendes Hindernis für die Amerikaner.
Am Zusammenfluß von Sengbach und Unterwinkelhauserbach wollte der junge Soldat Thieves seinen Durst stillen. An dieser Stelle wurde er von der Autobahn her beschossen und durch einen Oberschenkelschuß verwundet. Seine Kameraden haben ihn in der Eile des Rückzuges verbunden und in den nach Oberwinkelhausen führenden Hohlweg gelegt.
In Höhrath erzählten die Soldaten von dem Verletzten, um den sie sich bei der Flucht nicht weiter kümmern konnten. Einige beherzte Männer des Ortes machten sich auf die Suche. Sie kämmten den Wald an der Stelle ab, die nach den ungenauen Beschreibungen der Soldaten als Lageplatz des Verwundeten in Frage kamen.
Tatsächlich fanden sie auch einen verletzten Soldaten und sorgten für seine Einlieferung in ein Lazarett. Aber sie wußten nicht, daß zwei Verwundete im Wald lagen. In dem guten Glauben, den Gesuchten gerettet zu haben, unterblieben weitere Nachforschungen.
Am nächsten Tag fand man die Leiche von Lothar Thieves. Er war inzwischen seiner Verletzung erlegen. Erst zu diesem Zeitpunkt trat der tragische Irrtum um den Tod dieses jungen Menschen zu Tage. Wahrscheinlich hätte sein Leben am Tage zuvor erhalten werden können. So aber konnten die Männer nur noch den Toten in die Nähe des Dorfes holen und ihn zur letzten Ruhe betten.
Nur wenige Wochen später, am 8. Mai 1945, ging mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches die zwölfjährige Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes und der zweite Weltkrieg in Europa zu Ende.
Als in den Nachkriegsjahren die gefallenen Soldaten aus den zerstreut liegenden Gräbern auf Sammelfriedhöfe umgebettet wurden, erwirkte die Mutter von Lothar Thieves für sein Grab eine Ausnahmegenehmigung. So blieb dieses Soldatengrab bei Höhrath erhalten, zum Gedenken an einen jungen Menschen, dessen hoffnungsvolles Leben durch einen erbarmungslosen und sinnlosen Krieg zerstört wurde.
Ruhe in Frieden ! Nie wieder Krieg !
Quellenangabe:
Legendentafel
Anmerkung:
Nicht die Männer sondern Höhrather Frauen haben die Soldaten geborgen, denn Männer waren keine da, so berichtete mir eine alte Höhratherin.
Margareta St. 19/11/2008 15:18
Ich weine so sehr!Dieser Wahnsinn d a r f sich nie wiederholen.
Es gibt in meiner Herkunftsfamilie Parallelen.
Herzliche Grüße
Margarete
Till Brammer 19/11/2008 9:06
Die traurige Geschichte hast Du gut beschrieben.Das geht einem schon sehr nahe.
Mit dem Bild dazu ist es wirklich gut dokumentiert.
LG Till
CAurelia 18/11/2008 21:12
Hallo Dieter,Du hast Dich an dieser Stelle und uns mit Deinem Foto an eine schreckliche Geschichte in einer schrecklichen Zeit erinnert. Es ist gut, dass die Geschichte dieses jungen Menschen nicht in Vergessenheit gerät. Er fiel ja einem schrecklichen Schicksal zum Opfer und wenn man diese Zeilen liest, ist man sehr betroffen. Du hast mit Deinem Foto und Deinen Zeilen das Leben dieses jungen Soldaten uns noch mal vor Augen geführt und man wird sich der Unsinnigkeit dieses Krieges wieder bewusst. Und der junge Mensch gerät somit nicht ganz in Vergessenheit. Eine gute Botschaft in Zeiten, wo die wahrhaften Werte doch wieder etwas in Vergessenheit geraten. Danke Dir dafür.
LG CAurelia