Schaue nicht in den Spiegel...schaue hindurch...
Ein jegliches hat seine Zeit, ...geboren werden
hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit, ... töten
hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit, ... weinen
hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, ... klagen hat
seine Zeit, tanzen hat seine Zeit, ...
(Prediger 1. Buch, 3. Kap. Vers 4)
Diese Worte...
- Ein jegliches hat seine Zeit -
können wir alle aus eigener Erfahrung bestätigen...
insbesondere dann, wenn wir - im fortschrei-
tenden Alter - hin und wieder zurückschauen...
Doch mag man auch hinsichtlich der „Zeit“ fragen:
Wenn alles seine Zeit hat, in welcher Weise „besitzen“
die Dinge und Ereignisse das, was man Zeit nennt?
Ist Zeit i n den Dingen und Ereignissen
oder sind
die Dinge und Ereignisse i n der Zeit?
Kann man der Zeit an sich begegnen...los-
gelöst von den Dingen und Ereignissen?
Mit der gleichen Frage darf man
sich auch dem „Raum“ zuwenden:
Ist Raum i n den Dingen und Ereignissen
oder sind
die Dinge und Ereignisse i n dem Raum?
Kann man dem Raum an sich begegnen...
losgelöst von den Dingen und Ereignissen?
Die Dimensionen Raum und Zeit empfinden
wir in unserem ganz normalen Alltagsleben
ganz gewiss n i c h t als „Dimensionen“.
Dieser Begriff scheint allenfalls für Mathe-
matiker und theoretische Physiker als eine
abstrakte Funktion „praktikabel“ zu sein.
Doch fragt man sie - die Forscher und Philosophen -
nach dem Wesen von Raum und Zeit, oder auch nach
dem Wesen von Materie und Energie, müssen sie passen.
Selbst Albert Einstein - der anerkannt
größte Raum-Zeit-Forscher der Neuzeit -
soll einmal auf die Frage: „Was ist Zeit?“,
entwaffnend geantwortet haben:
„Zeit ist, was die Uhr anzeigt.“
Die „Wirklichkeit“, die wir wahrnehmen, scheint von
Geburt, Wachstum, Entwicklung, Tod und Auflösung
der Dinge und Ereignisse gekennzeichnet zu sein.
Um der gesamten Erscheinungsvielfalt n o c h
mehr Wirklichkeitssubstanz zu verleihen, neh-
men wir auch an, dass eine Verknüpfung von
Ursache und Wirkung - Kausalität genannt - existiert,
die ununterbrochen - kontinuierlich - ein Ding mit
dem anderen, ein Ereignis mit dem anderen, verbindet.
Diese lineare Darstellung und Vorstellung er-
scheint aber tatsächlich nur als eine W i d e r -
s p i e g e l u n g des linearen D e n k e n s .
Nun kann es geschehen, dass sich der Gedanken-
fluss eines wahrnehmenden Bewusstseins verän-
dert, z. B. verlangsamt oder zum Stillstand kommt.
Infolgedessen wird g e s e h e n :
Nichts von den bisherigen Wahrnehmungen und
Annahmen ist wirklich existent.....das sind alles
vielmehr bloße Erscheinungen und Phänomene,
inklusive Raum und Zeit, Materie und Energie,
sowie die Kausalität.
Alle Vorstellungen und Annahmen, alle Konzepte
und Beschreibungen - auch d i e s e - haben nichts
mit der Wirklichkeit gemeinsam - sie können besten-
falls darauf hinweisen.
Das einzige Problem, das d e r Erkenntnis im Wege
steht, scheint zu sein, dass „wir“ annehmen, wir sind
wer...wir sind - als eine Person...als ein Wesen - existent.
In d e m „Moment“
- oft ist es der „Todes“- Moment -
wenn ge s e h e n wird, da ist n i e m a n d
- der sieht... da ist n i c h t s , das sieht...
e s sieht und geschieht tatsächlich alles einfach so, ohne
irgendjemand und ohne irgendetwas...ohne Grund und
Ursache...ohne Willen und Wollen -
dann wird auch zugleich gesehen, es gab nie
etwas anderes...auch wenn es den Anschein hat.
Es gab nie etwas anderes, als...Freiheit...Frieden...Freude...
das ist das, was ges e h e n wird...von n i e m a n d . . .
(geschrieben, am 31. Januar 2010)
© Helmut Winkel
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