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Richard Schult


Premium (World), Lübeck

Schottland 09/49

Schottische Bestattungskultur (1)

Friedhöfe, zumal alte Friedhöfe haben in Schottland ihren Reiz an sich. Oft schon wegen ihrer exponierten Lage auf Hügeln oder am Meer, aber auch wegen der romantischen Stimmung, die ihre moosüberzogenen, uralten verwitterten Steine erzeugen, z.T. schon umgesunken, die zugehörigen Grabflächen eingefallen, die Inschriften längst unleserlich. Man muss aufpassen, nicht in eine verborgene Kammer einzubrechen, wenn man zwischen den Steinen umherstreift. Selbst Schafe habe ich als lebende Rasenmäher schon auf solchen alten Friedhöfen angetroffen.

Am Loch Linnhe fand ich an der A 828 einen Friedhof, der noch in Nutzung ist.
Erstaunlich, wie stark doch im Stil die Inschriften hier in Schottland von unseren Gepflogenheiten in Deutschland abweichen. Während hierzulande in der Regel nur die Namen und exakaten Daten zu Geburt und Tod eingraviert werden, die Stifter des Steins, die familiären Verhältnisse des Toten ganz im Dunkel bleiben, machen die Schotten aus ihrer Trauer um die verstorbenen Angehörigen kein Hehl, treten als Familie indirekt in die Öffentlichkeit. Natürlich haben sich entsprechende Wendungen formelhaft durchgesetzt, auch Hausdrachen haben Anspruch auf ein "beloved wife" und stieselige Patrone auf ein "beloved husband".

Wenn Angehörige vorzeitig, als Kinder oder Jugendliche, etwa in Folge eines Unfalls sterben, dann werden solche Gründe zuweilen genannt, ich habe mehre solcher Fälle gefunden.

Hier hat man der zerstörten Maschine zugleich mit dem verstorbenen Biker ein Denkmal gesetzt. - Nur auf den ersten Blick bizarr.

Commenti 6

  • Katarina Simat 07/12/2009 22:40

    Die Inschriften sind uns auch aufgefallen und haben uns auf fasziniert. Interessant finde ich auch, dass die Berufe genannt werden. Eigentlich gefällt mir dies wesentlich besser als "unsere" Grabsteine.
    Toll aufgenommen.
  • ruepix 06/12/2009 19:20

    Gedenken einerseits, gleichzeitig aber auch den Lebenden zur Warnung - also der Versuch, dem sinnlosen Tod doch noch etwas Sinn zu verleihen.
    LG Detlef
  • Richard Schult 06/12/2009 6:45

    Danke für Euer Interesse!
    VG Richard
  • Annette He 04/12/2009 17:13

    Ich finde es überhaupt nicht bizarr. Ich kann mit solchen Friedhöfen ziemlich viel anfangen, sie regen meine Fantasie an. Besonders die irischen fand ich beeindruckend. Da gibt es sogar Haustierfriedhöfe. Und wenn das steht: beloved beyond any imagination, dann weiß ich nur zu gut, was damit gemeint ist und daß das dann auch erhlich ist, im Gegensatz zu manch menschlichen Wesen. Toll, daß Du das so schön festgehalten hast.

    LG Annette
  • Gerd Frey 04/12/2009 12:16

    ja, sie sind verhältnismäßig konkret und im stil des textes über jahrhunderte weg ähnlich geblieben.
    das beispiel von wolfgang übertrifft alles, was ich bisher gesehen habe :-))
  • Wolfgang F.K. Schlick 04/12/2009 8:09

    ... und auf so einem alten Grabstein steht dann sinngemäß:
    "Der arme Tropf liegt hier nur, weil der Idiot von Apotheker aus dem Nachbardorf das gewünschte Abführmittel mit dem Kupfervitriol verwechselte ... "
    ... nachzulesen auf dem Friedhof von Eshaness, Nordwest-Mainland, Shetland ...
    lg W