Sommerloch

Sommerloch

So ein Sommer ist schon eigenartig. Mal zu heiß, dann wieder zu kalt,
dann wieder zu wechselhaft. Und dann diese Sommerlöcher, die sich
zunehmend und nahezu überall auftun. So einen Tag mit einem riesi-
gen Sommerloch hatte ich neulich erlebt. Fürchterlich ! Also mußte für
die Folgetage eine Lösung her, um nicht in eine Sommerdeprie zu ge-
raten. Nur was ? Was könnte mir da helfen ? Ich fuhr hilfesuchend in
meinen Lieblingswald, ins Niendorfer Gehege. Wie ich so sinnend her-
umstapfe, läuft mir doch tatsächlich Rotkäppchen über den Weg. Ich:
hallo Rotkäppchen, was machst du denn hier? Rotkäppchen: ach, mir
ist so langweilig. Dieses Sommerloch, fürchterlich. Der Wolf macht Ur-
laub in den Karpaten. Die Oma macht eine Kur. Der Weinhändler be-
sucht die Winzer und der Jäger macht eine Kreuzschifffahrt. Alle weg!
Ich: he, dann geht es dir ja genau so wie mir! Wir könnten ja zusamm-
en etwas unternehmen. Du könntest mir z.B. Model stehen. Ich mache
von dir schöne Bilder die du dir dann zuhause aufhängen kannst, als
Erinnerung. Rotkäppchen: oh, das klingt gut. Tolle Idee. Ich bin dabei.

Ich mußte ihr dann erklären was ein Fotoapparat ist und auch, was es
bedeutet, für mich Model zu stehen . . . oder zu sitzen. Schließlich war
sie davon so begeistert, das sie selber fotografieren wollte, um einige
Erinnerungen festzuhalten. Ich war damit einverstanden, bestand aber
darauf, dass sie ihr rotes Käppi ablegt. Sonst würde jeder sie sofort er-
kennen und dann ging garnichtsmehr. Also legte sie ihr rotes Käppi ab
und schon ging es los, ab in die Weltstadt. Wir hatten dann einen wirk-
lich schönen Tag und viel Spaß dabei. Von einem Sommerloch keine
Spur mehr. O.k., die Leute in der Stadt rieben sich manchmal die Aug-
en, weil Rotkäppchen ja nicht alles abgelegt hatte. Aber ihnen war klar,
nur gucken, nicht anfassen; wurden auch nicht aufdringlich.Ein Erinner-
ungsbildchen will ich hier zeigen, sonst denkt Ihr noch, ich schwindle.