Thomas Lebkücher ™


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Das Geheimnis der Matrosen von Pisa

Überraschung: Dass der schiefe Turm auf weichem Boden steht, ist bekannt. Jetzt aber entdeckten Archäologen, was sich darunter einst befand: ein Hafen der Antike. Und etwas, das den Menschen Furcht einflößte . . .

Pisa - Die Männer, die vor etwa 2000 Jahren im Morgengrauen an einem Strand im Norden der heutigen Toskana einen Kahn bestiegen, litten offenbar Todesangst, als sie ablegten. Sie hatten Fackeln dabei, um sich zwischen den kleinen Inseln, die der Küste vorgelagert waren, orientieren zu können. Irgendetwas fürchteten die Männer so sehr, dass sie viel Geld ausgegeben hatten, um sich mit Dolchen und Schwertern zu bewaffnen. Auch hatten sie Schilde und Verbandszeug dabei. Sie waren Matrosen, trugen die auf Schiffen üblichen Lederschuhe, hatten Holzteller und Holzlöffel im Gepäck - und wollten mit einem Schiff, das vor der Küste ankerte, auf große Fahrt gehen.

Erst jetzt haben Archäologen - wie so oft durch Zufall - nicht nur das Geheimnis ihrer Furcht gelüftet, sondern gleich eine ganze Reihe überraschender Entdeckungen gemacht. Bei Bauarbeiten nahe des weltberühmten schiefen Turms legten Bagger etwas frei, das die Forscher als Sensation betrachten. "Wir haben das Pompeji der Schiffe entdeckt", frohlockt Angelo Bottini, Chef der Archäologischen Behörde der Toskana in Pisa, gegenüber dem Abendblatt. Denn bei den Grabungen kam ein nahezu intaktes Hafenbecken ans Licht, in dem Schiffswracks aus etwa 1000 Jahren ruhen. Wahrscheinlich um das Jahr 600 vor Christus hatten etruskische Siedler das Hafenbecken angelegt, das bis zum Jahr 450 nach Christus ununterbrochen genutzt wurde.

Das Hafenbecken gibt Aufschluss über eine Phase in der Geschichte der Schifffahrt, über die man bisher nur wenig weiß. "Es ist, als hätten wir ein Foto aus dem Alltagsleben in einem Hafen der Antike entdeckt. Weil der Schlamm ausgerechnet hier so viel Tonerde enthält, konnte er die Fundstücke gut erhalten, hermetisch abgeriegelt von der Luft. Wir können mit der Hand anfassen, was die Schiffe damals transportierten, was die Menschen aßen, wie sie sich kleideten", sagt Angelo Bottini. Der Hafen am schiefen Turm ist die erste Anlage dieser Art von etruskischen Baumeistern, die je entdeckt wurde. Bisher kannte man nur etruskische Gräber.

Was die Archäologen zunächst nicht begreifen konnten, war die Lage des Hafenbeckens, mitten im Land, viel zu weit entfernt von der damaligen Küstenlinie, vom Fluss Arno oder einem Kanal. Es war bekannt, dass sich durch die Ablagerungen des Arno der Küstenstreifen verbreitert hatte. Jede Tonne Schlamm, die der Arno an die Küste spülte, sorgte dafür, dass Pisa sich weiter vom Meer entfernte. Doch der antike Hafen lag viel zu nah an der Altstadt von Pisa. Die Küste musste vor 2000 Jahren mindestens acht Kilometer weiter westlich gelegen haben.

Wieso bauten die Etrusker einen Hafen im Inland? Die Archäologen untersuchten das freigelegte Becken und machten die entscheidende Entdeckung: Pisa war eine Insel wie Venedig gewesen. Die Stadt lag inmitten eines Systems von Kanälen und Lagunen, die nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches versandeten.

Die Baumeister des Mittelalters, die im Jahr 1173 begannen, die Fundamente des Doms von Pisa zu legen, wussten nicht, dass sie auf einer ehemaligen Insel standen. Sie glaubten auf dem Festland zu sein und auf normalem Untergrund zu bauen. Sie platzierten die Fundamente des Campanile exakt an den Rand einer kleinen Insel. Die Folge war, dass der Turm zum ehemaligen Kanal hin langsam abrutschte - und so zum schiefen Turm wurde.

Bisher konnten die Archäologen erst einen Bruchteil des Hafenbeckens freilegen. "Noch wissen wir nicht, wie groß es war", sagt Bottini. Immerhin aber entdeckten sie bereits einen besonders interessanten Teil: den Schiffsfriedhof. "An einer Stelle des Beckens konnten wir bei Probebohrungen im Schlamm das erste jemals in einer Hafenanlage entdeckte etruskische Schiff teilweise freilegen. Doch seltsamerweise lagen darüber im Schlamm gestapelt römische Schiffe aus den Jahren 300 vor Christus bis 450 nach Christus", so Bottini. Die Archäologen fanden bald die Erklärung: Wenn sich während eines Sturms ein Schiff losgerissen hatte, dann trieb es im Hafen zwangsläufig in einen entlegenen Teil. Dort türmten sich im Laufe der Jahre nach Schätzungen der Archäologen Dutzende, vielleicht Hunderte Schiffe übereinander.

Bisher konnten drei Schiffe völlig freigelegt werden, sie werden bald in Pisa in einem neuen Museum zu sehen sein. Im Schlick kamen auch zahlreiche Fundstücke zu Tage. "Manche Vorstellung vom Leben in der Antike müssen wir wohl korrigieren", glaubt Bottini. So galt es bisher als sicher, dass in der Antike die Römer vor allem Gemüse aßen - Linsen, Bohnen und Zwiebeln insbesondere -, aber nur wenig Fleisch. Dieses ließ sich nun einmal nicht konservieren, es musste sofort verzehrt oder mit großen Mengen des kostbaren Salzes eingepökelt werden.

"Erklären kann ich es auch nicht, aber wir haben auf den Schiffen große Mengen an Überresten von Schinken gefunden, richtigem Schinken, wahrscheinlich nicht sehr verschieden von unserem Schinken. Die Menschen in der Antike haben demnach wohl doch häufiger Fleisch gegessen."

Aber eine Entdeckung in dem Hafenbecken blieb den Archäologen zunächst weiter rätselhaft. Bottini: "Die Schiffe, die wir gefunden haben, waren beladen, zum Teil mit wertvollen Waren wie seltenen Vasen. Sie waren nicht sofort gesunken, sondern nur in eine Ecke des Hafens abgetrieben worden. Aber offenbar hat sich seinerzeit niemand dorthin getraut, um die wertvolle Fracht zu bergen." Aber warum nicht?

Schließlich fanden die Forscher menschliche Skelette, auch die Überreste jener Matrosen, die hier nachts auf dem Weg zu den Schiffen an der Küste vorbeigefahren waren. Doch was hatte ihnen so viel Furcht eingeflößt, und wie waren sie zu Tode gekommen? Im Schlick entdeckten die Archäologen schließlich die Antwort. Einige der Schiffe hatten große Käfige an Bord gehabt. Und: "Dann haben wir etwas sehr Seltsames gefunden", sagt Bottini - Gebisse von Löwen. Und das mitten in Pisa. Der Hafen war, so sind die Forscher sicher, ein Umschlagplatz für wilde Tiere aus Afrika, die in den Arenen des römischen Imperiums bei Gladiatorenspielen getötet werden sollten. Und offenbar konnten sich immer wieder Löwen aus den Käfigen befreien. Dann strichen auf den Inseln umher und lauerten hungrig auf Beute . . .

erschienen am 16. Juni 2004 in Kultur / Medien /von Andreas Englisch

Commenti 18

  • Björn U.. 20/09/2006 20:19

    der Tom war bestimmt in Sachen Pisa-Studie unterwegs !

    @Tom: nett drohen ! Ich hab da auch noch das ein oder andere nette Bildchen und ich weiß das du dich ab Samstag erst einmal nicht wehren kannst ;-)))
  • ReMo-49 20/09/2006 18:31

    Hab ichs mir doch gedacht, dass du dich mal wieder in fernen Ländern rumgetrieben hast, anstelle was vernünftiges zu arbeiten.
    Aber wenn du schon in Pisa warst hätte ich zumindest erwartet, dass du dieses seltsame Bauwerk endlich einmal gerade rückst.
    Gut aber der Text, hat mir wieder zu etwas Bildung verholfen.
    Gruß Reiner
  • Nils der Knipser 20/09/2006 17:18

    Tom, Tom, Tom,


    hast du wie randalliert, nur um ein Foto machen zu können? Am Turm darf man sich doch nicht anlehnen... dass man dir aber auch alles immer wieder sagen muß :-)

    Hast du dein Stativ in die drei Löcher gesteckt, die dort sind?

    Gruß, Nils.
  • Jeanette Th. 20/09/2006 14:50

    Thomas drohst du schon wieder?..:o)))
    aber ich sag zu dem foto lieber auch nichts mehr....und lache ganz heimlich*duw*
  • Thomas Lebkücher ™ 20/09/2006 9:11

    He ihr zwei, macht ihr euch nur weiter lustig :-)

    Björn,
    nicht vergessen, ich habe da auch noch paar delikate Bilder von so einem vorder Pfälzer!
    also, uffbasse!! :-))
  • Karsten Schade 20/09/2006 0:01

    oops, jetzt sach ich nix mehr!
    ;-)))
  • Björn U.. 19/09/2006 23:59

    @Karsten: beim Tom weiß man nie !!!
    kein Wunder bei so ner Type


    ;-))
  • Karsten Schade 19/09/2006 23:48

    @ Thomas: ich korrigiere:
    Jedoch sieht man an Deiner Version, dass Du etwas zu viel entzerrt hast, da der Dom nach oben hin optisch breiter wirkt.

    @Björn: Die Flagge zeigt Pisas Stadtwappen: http://de.wikipedia.org/wiki/Pisa

    VG Karsten
  • Thomas Lebkücher ™ 19/09/2006 23:26

    @Björn,
    wo bekommt man den die Roten....sind die nicht zu teuer?
    Die Fahne sieht nur so aus, das Kreuz, ist wie das Malteserkreuz geformt! also nix SCHWEIZER Hoheitsgebiet!
  • Thomas Lebkücher ™ 19/09/2006 23:23

    @Jean,
    den Text fand ich total abgefahren!

    @Karsten,
    na da seh ich ein wenig anders, durch die Absätze im Dom und die Zentralperspektive wirkt das so, würde der Dom nach oben breiter werden könnten die vertikalen Linien nie gerade sein.
  • Björn U.. 19/09/2006 23:19

    haben die Schweizer eigentlich Pisa erobert ??
    oder haben'ses gar erfunden ??
    zumindest ihre Flagge scheint auf dem Turm zu wehen

    ;-)

    ach und wegen deinem Objektivring.....probier doch mal Siemens Lufthaken (rote eher als blaue) !

    :-))
  • Karsten Schade 19/09/2006 23:10

    Dieses Motiv "richtig" in dieser Perspektive darzustellen ist wirklich sehr schwierig! Die stürzenden Linien bewirken erstmal, dass der Turm "sich aufrichtet". Zum Entzerren sucht man sich dann Referenzlinien. Diese gibt es aber Dom auch nicht unbedingt, da er auch schief ist.
    Jedoch sieht man an Deiner Version, dass Du etwas zu viel entzerrt hast, da der Dom nach oben hin breiter wird.
    VG Karsten
  • Jeanette Th. 19/09/2006 22:59

    ich würde ja sagen das ist ganz schlecht entzerrt:-)))

    da hast du ja noch eine menge text zusammengesucht:-)))
    lg
    jeanette
  • Thomas Lebkücher ™ 19/09/2006 22:55

    @M.
    ... dein Monitor! :-))

    @Niels,
    jo, echte Postkarte halt! :-)

    @Björn,
    ich glaube mein Objektivring ist schepp....