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Werner Braun


Premium (Pro), Wien

Transfer

Canon EOS 20D
Sigma 70 - 300 mm DG APO MACRO
Belichtungszeit: 1/640 sec.
Blende: 9.0
ISO: 100
Brennweite: 119 mm

Commenti 8

  • Werner Braun 06/07/2006 1:18

    @Alex und Herbert: Zunächst nochmals besonders herzlichen Dank, dass Ihr Euch nochmals mit dem Bild auseinandersetzt, dem Ihr ja doch eher ablehnend gegenübersteht. Trotz dieser Ablehnung wertet Eure Aufmerksamkeit das Bild auf.
    Zu den Anmerkungen: Alex, es ist Dein gutes Recht, die Personen lieber etwas seitlich sehen zu wollen - und dass Dich das Fehlen dieser Seitlichkeit an dem Bild stört - auch das kann Dir niemand absprechen. Aber im Rahmen einer bloßen Feststellung bleibt es ein subjektiver Eindruck. Ich hätte Dich gerne dazu animiert, etwas zur Objektivierung dieses Eindrucks beizutragen, ein Argument, wodurch er (der Eindruck) auch für andere nachvollziehbar wird, also genau nicht: " ... da sie mir seitlich lieber wären." Das unterstreicht nur den subjektiven Charakter. Ein guter Einwand ist hingegen der Vorwurf der Inhomogenität. Den muss ich mir wohl gefallen lassen, wobei ich vermute, dass Du vor allem den Bildteil unter der Brücke in seiner gesamtem Ausstrahlung als Bruch zu der Ausstrahlung des Bildes als Gesamtheit. Mir geht es auch so, aber vermutlich gewichte ich diesen Sachverhalt anders als Du. Aus meinem Empfinden habe ich schon durch die Helligkeitsverteilung klar gemacht, was wichtig und was unwichtig ist. In gewisser Weise bestätigst Du auch die Richtigkeit dieser Maßnahme mit der Bemerkung, dass die beiden Personen den Blick sofort auf sich ziehen. Schön (im Sinne von wirkungsträchtiger) wäre es natürlich gewesen, den Raum unter der Brücke mit dem gleichen fahlen Himmel füllen zu können wie den Raum darüber. Über die Sachzwänge, die das verhindern, brauche ich Dich, der Du die Ortsverhältnisse kennst, nicht aufzuklären. Aber ich will und werde nicht ein Bild, das ich selbst für schlecht halte, mit Sachzwängen rechtfertigen. Jedoch ich schieße kaum ein Bild, bei welchem ich keine Kompromisse eingehen muss. Die immer wiederkehrende Frage für mich ist nicht, ob ich den Kompromiss eingehen soll, sondern ob das Bild den Kompromiss wert ist - und ob es ihn wettmachen kann. Nachdem ich das Bild hochgeladen habe, dürfte - in diesem Fall - meine Antwort klar sein.
    Die Kritik an dem konturlosen Himmel könnte ich auch verstehen, käme sie nicht zugleich mit der Forderung nach mehr Homogenität. Leere verstärkt immer auch den Eindruck des Ausgesetztseins (so ein solcher überhaupt entsteht). Meinen Intentionen wäre etwa eine dekorative Puschelwolke im Hintergrund vor einem mittelgrauen Himmel zu lieblich gewesen - und hätte vermutlich auch zur Inhomogenität noch beigetragen.
    Ich bin mir - trotz meiner Einwände - dessen durchaus bewusst, dass es vom Betrachter sehr viel verlangt ist, ein Bild emotional zu erfassen und den gewonnenen Eindruck dann rational zu begründen. Unter diesem Aspekt hast Du mir schon - mit der Inhomogenität vor allem - sehr viel gesagt. Vielen Dank noch einmal dafür. Ich werde sicher meine Kompromisse in Zukunft noch sorgfältiger auf ihre Werkverträglichkeit prüfen - aber ich werde sie nach wie vor eingehen.
    Wundert es Dich, Herbert, dass Deine Kritik (in hohem Maße) vorhersehbar ist? Im Ernst: erstaunt hat mich nur, dass Dir der helle Himmel den Zugang zum restlichen Bild erschwert (während auf der anderen Seite Alex' Blick sofort von den beiden Personen angezogen wird). Dass Du Dich dann durch den dunklen Bereich zum Hintergrund "vorarbeitest" (!), um dort dann helle Eckerln und angeschnittene Autos an Stelle von Interessantem zu entdecken, erfüllt hingegen ganz meine Erwartungen. Wenn Du Dich durch einen Eisbecher bis zum Boden durchwühlst, wirst Du dort auch wenig Schmackhaftes finden. Ist der Eisbecher deswegen schlecht? Warum also kämpfst Du Dich tapfer zu den angeschnittenen Autos durch, statt dem Deine Aufmerksamkeit zu schenken, was Dir den Zugang dorthin zu verwehren sucht? Diese polemische Darstellung etwas einschränkend gebe ich eines zu - dass ich mir die beiden Personen auch etwas weiter links gewünscht hätte. Aber schwer wiegt diese Mittigkeit meines Erachtens nicht. Die Argumente gegen diese Platzierung, die ich schon in meiner ersten Anmerkung angeführt habe, greifen hier nach meinem Dafürhalten nicht: das Bild wird nicht statisch, weil das mittige Objekt selbst nicht statisch ist. Und um den Blick des Betrachters aus dem Bild herauszuführen, gibt es zu viel leeren Raum (vor allem rechts). Weitere Argumente wurden weder von Alex noch von Dir angeführt, denn "... finde ich nicht optimal" fällt doch bestimmt in die gleiche Kategorie wie "... da sie mir seitlich lieber wären".
    Zum Thema Bildaussage: Alex' Bemerkung, dass er hier eine klare Aussage vermisst, die er sonst an meinen Bildern schätzt, hat mich auch etwas verwundert. Einer näheren Erläuterung würde ich auch mit großem Interesse entgegensehen.
    Das Thema "Bildaussage" generell hier und jetzt erschöpfend - oder auch nur einigermaßen zufriedenstellend - zu behandeln, scheint mir nicht möglich - vor allem in Hinblick auf die aktuelle Uhrzeit.

    lg Werner
  • Herbert Schueppel 05/07/2006 19:12

    @Werner: Verstehe ich Dich richtig: Du hast beim Fotografieren schon gedacht, das und das und das wird dem Herbert aber nicht gefallen? ;-)
    Was die Uploadzeit betrifft, war das nur so eine Idee, weil es ziemlich schwierig sein dürfte, zufällig High Noon zu erreichen. Never mind.
    Ich frage mich eigentlich immer wieder, warum bei Bildern so oft nach der Aussage gefragt wird; bin mir auch nicht so ganz sicher, ob das Wort "Aussage" in der Fotografie das Gleiche bedeutet wie zB im Roman. Wenn ich hier eine Aussage erkennen müsste, würde ich auf den Übergang von einem Ort/Situation/Lebensabschnitt/was auch immer zum anderen tippen. Ok, damit habe ich für mich eine Aussage gefunden, die aber noch gar nicht mit der Aussage übereinstimmen muss, die der Fotograf bezweckt hat. Wenn ich zB Objekte fotografiere, wo der abstrakte Charakter überwiegt (ob Du das jetzt auch so siehst, dass der abstrakte Charakter überwiegt, sei dahingestellt), dann mache ich das aufgrund der (ästhetischen) Bildwirkung, aber nicht unbedingt, um damit etwas auszusagen (es kann natürlich passieren, dass ich gleichzeitig etwas aussage, ohne dass das von mir beabsichtigt war, oder sogar, dass es von mir beabsichtigt war, aber zusätzlich ein ästhetischer Effekt entsteht). Oder hat zB das Abbilden einer Fassadenstruktur oder einer Spiegelung mit abstraktem Muster eine Aussage? Ist die ästhetische Wirkung bereits die Aussage? Bitte um Aufklärung ;-)
    lg Herbert
  • Alexander Schifter 05/07/2006 17:48

    Werner, tolle Antwort, hier meine:

    Ob das Bild Wien zeigt oder was anderes, ist für mich egal. das ist es nicht.

    Die beiden Personen in der Mitte stören mein Empfinden, da sie mir seitlich lieber wären...insofern ein Kritikpunkt.
    Sie ziehen sofort den Blick auf sich, erst danach entdecke ich das ganze Bild.
    Meine spontane Reaktion ist: etwas passt nicht, mir fehlt da was. ist es der himmel, der (fast) keine konturen hat. der schwarze balken in der mitte (brücke). unten ein resterl bild. irgendwie inhomogen.

    genial oder fad: oftmals sieht man bilder in ausstellungen, museen, galerien, die teuer sind, von tollen fotografen usw. bei denen ich also nicht weiss, was der künstler damit aussagen wollte.
    klar, dem fotografen wird die eigene aussage in das bild legen bzw. wird er aus seinem blickwinkel sehen.

    mir vollzieht sich nachwie vor nicht die aussage des bildes....

    LGAS


  • Werner Braun 05/07/2006 2:26

    @Alex: Du hast in Vielem Recht: Es handelt sich sowohl (links) um den Ringturm als auch (rechts) um das IBM-Gebäude. Aber ist es das, was Dir das Bild darzustellen scheint? Weckt das in Dir die Erwartung auf eine Wiener Vedute? Dann verstehe ich Deine Enttäuschung. Keine Frage, es gibt sicher Bilder, die bessere und informativere Darstellungen des Ringturms zeigen und auch des IBM-Gebäudes.
    Du hast auch Recht damit, dass die beiden Figuren beinahe mittig sind. Aber disqualifiziert dieser Umstand an sich schon das Bild? Ich weiß, dass ich selbst schon oft zwei Situationen nicht unkritisch festgestellt habe: dass ein statisches Hauptmotiv in der Bildmitte die formale Spannung des Bildes beeinträchtigt; und auch, dass eine Bewegung aus dem Bild hinaus auch den Blick aus dem Bild führt - was natürlich auch eine Irritation bedeutet und der Grundstimmung leicht eine negative Note gibt. Ich kann nur vermuten, dass Deine Kritik an der Mittigkeit sich auf einen der beiden Punkte stützt (oder auf beide(?)) oder auch auf etwas anderes. Ich weiß nicht einmal, ob es Kritik im engeren (negativen) Sinn ist, denn Du stellst ja bloß fest, dass die beiden Personen mittig sind. Was dieser Umstand für Dich bedeutet, diese Frage drängt sich mir auf - und deren Beantwortung wäre wichtig: Nur dann könnte ich mich damit auseinandersetzen.
    Auch in der Frage, ob Du das Bild genial findest oder fad, müsstest Du Dich doch selbst entscheiden - und diese Entscheidung vielleicht auch mit Argumenten untermauern. Ich werde mich sicher nicht erkühnen, meine eigenen Bilder zu interpretieren, aber vielleicht ist es hilfreich, zunächst gar nicht auf Details zu achten, sondern die eigene spontane Reaktion auf das Bild zu hinterfragen. Dass es Deine Erwartungen nicht erfüllt, ist offenbar. Aber welche Gefühle, welche Emotionen löst es aus? Wenn es Dich durch und durch kalt lässt, dann hat es seine Bestimmung wahrscheinlich verfehlt. Wenn es aber doch eine - irgendeine - Gemütsregung bewirkt, dann ist es vielleicht noch zu retten.
    Wäre es denn nicht auch möglich, dass sich die Aussage über die durch das Bild hervorgerufene Emotion vermittelt, teilweise wenigstens, oder muss die Aussage am Sichtbaren klar abzulesen sein?
    Schade, dass über solche Fragen kaum Diskussion aufkommt.
    Meine Titel bräuchtest Du gar nicht zu lesen. Meiner Meinung nach kommt ihnen nur die Funktion der sprachlichen Identifikation eines Bildes zu, also wähle ich sie mit Vorliebe so, dass sie bloß etwas bezeichnen, das ohnehin auch klar aus dem Bild hervorgeht. Klarerweise bezieht sich daher "Transfer" auf die Brücke. Nur hin und wieder entschlüpft mir ein Titel, der in Relation zum Bild auch Bedeutungsträger ist.
    Herzlichen Dank aber jedenfalls für Deine eingehende Auseinandersetzung mit dem Bild.
    @Herbert: Auch Dir vielen Dank! Ich war mir der meisten Deiner Kritikpunkte schon bei der Aufnahme sicher und bedaure, Dir nichts besseres präsentieren zu können. Dass ich das Bild genau um 12h hochgeladen habe, ist reiner Zufall - was nicht bedeutet, dass mir das Bild nicht wichtig wäre. Nur dass sich diese Wichtigkeit durch den Zeitpunkt des Hochladens dokumentieren lässt habe ich nicht gewusst.
    @Wolfgang: Danke vielmals! Mich freut sehr, dass Du auch die Kabel (in erster Linie Oberleitungsdrähte der Straßenbahn und Trageseile für die Straßenbeleuchtung) als wirkungsverstärkendes Element in Spiel bringst.
    @ Der Biege: Herzlichen Dank! Ich hätte natürlich unten schneiden können und hätte damit den oberen Teil des Bildes verdichtet. Ich hätte aber damit der Brücke die Kenntlichkeit als solche genommen. Indem ich darauf nicht verzichtet habe, habe ich auch den Hintergrund in Kauf genommen, obwohl ich - im Prinzip - auch dafür bin, Störendes nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Entscheidung zu diesem Kompromiss ist mir leicht gefallen, da ich den Wert einer erkennbaren Brücke mit all der daran geknüpften Symbolhaftigkeit deutlich höher eingeschätzt habe, als den Vorteil der (meiner Meinung nach nicht so gravierenden) Ablenkungsvermeidung.

    lg Werner
  • Der Biege 04/07/2006 22:52

    Der Gedanke ist in Ordnung, ich hätte nur den unteren Teil weggeschnitten, da er nur ablenkt.
    Gruss Biege
  • Wolfgang Weninger 04/07/2006 20:19

    hmmm, ein interessanter Versuch, alles scherenschnittartig zu präsentieren und durch das Gewirr von Kabeln zu verdichten :-)
    lg Wolfgang
  • Herbert Schueppel 04/07/2006 18:10

    Ich muss gestehen, ich habe hier auch gewisse Probleme - der helle Himmel macht den Zugang zum Rest des Bildes extrem schwer; und wenn man sich dann über den dunklen Bereich zum Hintergrund vorgearbeitet hat, dann ist dort mehr Störendes (die angeschnittenen Autos, der helle Gebäudeteil) als Interessantes zu entdecken (die Parallele der sich dort befindlichen Figuren geht praktisch unter). Die Mittigkeit der Personen finde ich auch nicht optimal.

    Aber Dir scheint das Bild wichtig zu sein, da Du es gerade Punkt 12 Uhr hochgeladen hast - oder ist das reiner Zufall? ;-)
    lg Herbert
  • Alexander Schifter 04/07/2006 13:31

    Transfer, hm.
    Mit dem Titel kann ich nichts anfangen, ausser, er bezieht sich auf die Brücke...

    Ich weiss leider, auch bei längerem Betrachten, nicht, ob das Bild genial oder fad ist.
    Ich seh die Brücke, den Ringturm und das IBM Haus (?), aber dann? Die beiden Personen sind genau mittig. Unten verliert sich das Bild im Nichts, im Anschnitt. Dahinter die zweite Brücke, ebenfalls mit Person.

    Mir fehlt hier die Aussage, die ich bei Deinen Bildern so schätze. Oder ich sehe es einfach nicht, sorry!

    LGAS